St.Marien Wallfahrtskirche Ziegelheim

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Orgel

Historisches

Die Kreutzbach-Orgel zu Ziegelheim
Gebaut von Urbach Kreutzbach aus Borna anno 1865.
Zuletzt restauriert 2003/2004. Wiederweihe der Orgel am 25.September 2004.

Das Bild oben zeigt die Orgel vor den Umbauarbeiten 1903/04. Der Standort war ursprünglich dichter an der Empore. Beim Umbau wurde die Orgel weiter nach hinten versetzt. Für den Orgelbalg war kein Platz mehr hinter der Orgel. Er wurde eine (Turm-) Etage höher eingebaut. Die Orgel erhält seitdem ihre Luft von oben durch die Decke.

Die Brüder Markus und Pascal Kaufmann spielen Weihnachten 2015 ein Konzert auf der Ziegelheimer Kreutzbach-Orgel.


Im Jahre 1859 erstellte Urban Kreutzbach folgendes Angebot für die Ziegelheimer Kirchgemeinde:


Disposition und Kostenanschlag zu einer neuen Orgel mit zwei Manualen, Pedal und 19 klingenden Stimmen für die Kirche in Ziegelheim.

Disposition zum Hauptmanual
1.) Principal - 8 Fuß - von reinem Zinn, ein Prospect stehend, mit aufgeworfenen und eingelöteten Labien.
2.) Bordun – 16 Fuß – von Holz, die drei oberen Octaven doppelt labiert.
3.) Rohrflöte – 8 Fuß – von 14löthigem Zinn, die tiefe Octave von Holz.
4.) Viola di Gamba – 8 Fuß – von 14löthigem Zinn, von Gan die 7 tiefen Töne von Holz.
5.) Gedackt – 4 Fuß – von 14löthigem Zinn, von Gan die 7 tiefen Töne von Holz.
6.) Octave – 4 Fuß – von 14löthigem Zinn.
7.) Octave – 2 Fuß – von 14löthigem Zinn.
8.) Cornet – 3fach – von 14löthigem Zinn von a an.
9.) Mixtur – 3fach – von 14löthigem Zinn, repetiert durch alle Octaven.

zum Obermanual
10.) Salicional – 8 Fuß – von 14löthigem Zinn, vom tiefen Gan die 7 tiefsten Töne von Holz.
11.) Flöte – 8 Fuß – von Holz.
12.) Gedackt doppelt labiert – 8 Fuß – von Holz.
13.) Geigenjprincipal – 4 Fuß – von 14löthigem Zinn.
14.) Rohrflöte – 4 Fuß – von 14löthigem Zinn.
15.) Gemshorn – 2 Fuß – von 14löthigem Zinn.

zum Pedal
16.) Violen-Bass – 16 Fuß – von Holz.
17.) Sub-Bass – 16 Fuß – von Holz.
18.) Cello – 8 Fuß – von Holz.
19.) Posaunen-Bass – die Zungen, Krücken und Blätter von Messing, die Füße und Körper von Zink.
20.) Coppel – zu den Manualen, welche sich während des Spiels ohne Störung, mittelst angelegter Mechanik durch einen Registerzug an- und abkoppeln läßt.
21.) Coppel, vom Pedal in das Manual, wie oben und mit angelegten Ventilen.
22.) Kalcanten-Klingel.

Ferner:
A) Ein der Kirche entsprechendes gut und dauerhaft gearbeitetes Gehäuse, mit Verzierungen geschmackvoll decoriert, welches das ganze Werk umschließt und mit einem verschließbaren Clavierschrank versehen ist.
B) Zwei Stück Windladen zum Hauptmanual, nebst den dazu gehörigen Schleifen, Dämmen und Pfeifenstöcken von gutem, trockenem Eichenholz. Die Ventile werden dreifach und die Schleifen einfach beledert. Die Lanzellen werden möglichst groß eingetheilt, so daß in den tiefsten Tönen, wenn alle Stimmen angezogen sind, der Ton rein und kräftig bleibt. In den Windkasten werden Drahtoesen, durch Metallplatten gehend, angebracht und alle Ventilfedern von gehärtetem Messingdraht. Die Windkasten werden durch Verschläge verschlossen, welche sich sowohl bei trockener als bei feuchter Witterung leicht abnehmen lassen und stets winddicht sind.
C) Zwei Stück dergleichen zum Obermanual.
D) Zwei Stück dergleichen zum Pedal.
E) Zwei Claviaturen zu den Manualen im Umfange von C Cis bis dreigestrichen c. Die Untertasten werden mit weißem Lein belegt, die Obertasten von schwarzem Ebenholz. Die Tasten werden von geradädrigen Fichtenholz mit messingenen Schrauben versehen.
F) Eine Claviatur zum Pedal von gutem festen Eichenholz, im Umfange von C Cis bis mit eingestrichen e.
G) Die Registerzüge werden von hartem Holze mit eisernen Winkeln versehen, gut und bequem abgetheilt und so wie die ganze Mechanik und Abstractur, tüchtig, schnellwirkend, leichtgehend und alle dazu gehörigen Schrauben und Angehänge von Messing. Die Wellen bewegen sich in Kapseln von federhartem Messing, welches viel dauerhafter ist, als die gewöhnlichen hölzernen Döckchen, sich auch viel leichter und geräuschloser bewegen und wodurch zugleich das öftere Hängenbleiben bei feuchter Witterung vermieden wird. Alle Aermchen, Winkel und Wippenhebel werden von hartem Holze. Die Wellen und Abstrakten von geradädrigem Fichtenholz.
H) Die Benennungen der Register werden auf porcellainen Plättchen deutlich geschrieben und in schwarz polierte Knöpfe eingefaßt.
I) Die Windkasten, Canäle und Windführungen werden hinreichend groß angelegt und so berechnet, daß der Wind bei den größten Accorden vollkommen ausreicht, ohne das der Ton windstößig wird, selbige werden von gutem, trocknem Fichtenholze winddicht zusammengefügt und wo sie zusammengefügt werden, doppelt beledert und wie alle innern Theile der Windladen und hölzernen Pfeifen mit Leim stark ausgestrichen, um das Durchdringen des Windes durch die Holzporen zu verhindern.
K)  Drei Stück Kastengebläse á 34 Kubikfuß Inhalt, von guten trocknen Pfosten,     innwändig mit Leimfarbe gut ausgestrichen und mit starkem Schafleder verdichtet, selbige werden mit Klobenzügen leicht zu treten und so wie die dazugehörigen Kröpfe, Kropf- und Saugventile winddicht und dauerhaft gearbeitet.
Sämmtliche Zinnpfeifen werden nach vorstehender Legierung von gutem Zinn hinlänglich stark, des besseren Tones wegen durchgängig durch Polieren gehärtet, sauber gearbeitet und festgelöthet. Die hölzernen Pfeifen von gutem trocknen Holze, die Vorschläge von hartem Holz und mit eisernen Schrauben aufgeschraubt.

Alle Stimmen werden ihrem verschiedenen Toncharakter gemäß sicher schnell und kräftig ansprechend intoniert und gleichmäßig temporiert, in Kammerton eingestimmt.

Ein Orgelwerk nach vorstehender Disposition in allen Hinsichten gut und solid gearbeitet, könnte ich unter
    1248 Reichsthaler        (mit Bleistift 3744 Mark)

zu erbauen nicht unternehmen.

Für Tüchtigkeit des Werks im Ganzen und namentlich für alle, aus der Wahl eines nicht vollkommenen geeigneten Materials, Construction und Arbeiterwachsenen Mängel und Fehler, hafte ich nach der Uebergabe noch volle fünf Jahre. Ausgenommen von dieser Haftsverbindlichkeit sind alle Fehler und Schäden, welche durch Wetterschaden, Gewaltthätigkeit oder erweislich unrichtiger Behandlung entstehen.
Borna, den 8.Mai 1859.
Urban Kreutzbach, Orgelbauer.


Das Bild oben zeigt das Originalschild des Meisters Urban Kreutzbach, Borna.



Der Orgelbalg


Das linke Bild zeigt den Orgelbalg mit seinen 3 großen Luftkammern, welcher dort 1903/04 eingebaut wurde. Das rechte Bild zeigt die Sitzbank auf der bis 1954 die "Bälge-Treter", meist Schulkinder, für ausreichend Druckluft sorgten. Der Orgelbalg ist heute indirekt in Betrieb. Im Jahre 1954 wurde etwas seitlich ein Elektro-Ventilator eingebaut (Bild unten links). Die von ihm erzeugte Luft wird über einen Holzkanal in die hintere Kammer des Orgelbalges eingeleitet (Bild unten rechts). Die Orgel erhält weiter ihre Luft über die alten Wege durch die Decke nach unten.

Der Umbau und die Zurücksetzung der Orgel 1903/04 - Chronik einer Bornaer Orgelbauer-Dynastie

Interessanterweise kann man anhand der Bau- und Wartungsaktivitäten an der Ziegelheimer Orgel die Geschichte der Orgelbauer-Dynastie Kreutzbach aus Borna praktisch nachvollziehen. Den öffentlich zugänglichen Quellen kann man die Lebensdaten des aus Dänemark eingewanderten Firmengründers Urban Kreutzbach entnehmen. Dieser lebte von 1796 bis 1868. Er hatte sich 1828 in Borna selbstständig gemacht (Firmengründung wird laut Firmenstempel aber mit 1830 angegeben). Er war unter anderem Lehrer der späteren Orgelbauer Friedrich Ladegast und Gotthilf Bärmig. Urban`s Sohn Richard übernahm mit Bruder Bernhard nach des Vaters Tod die Werkstatt und wurde 1875 Alleininhaber. Er war verheiratet und hatte eine Tochter. Am 21.Juni 1903 starb Richard Urbach. Die Firma wurde von den Werkführern Schmidt und Berger übernommen. Diese bauten 1911 die letzte Orgel in Gnandstein. In der Folge wurden nur noch Reparaturen durchgeführt. Die letzte ist 1942 nachweisbar. Der Tod von Richard Urbach fiel genau in die Zeit des Umbau-Beginns in Ziegelheim und führte zu Verzögerungen beim Beginn des Orgelausbaus. Merkwürdigerweise weist keines der Schreiben aus Borna die Unterschrift von Richard Kreutzbach auf. Unterzeichnet ist stets mit "U.Kreutzbachs Sohn senior", welches der auch im Briefkopf verwendete offizielle Firmenname zu der Zeit war. Da die überlieferten Schreiben alle aus dem Jahre 1903 datieren, ist anzunehmen, das Richard Kreutzbach mit der Geschäftsführung auch die Unterschriftsberechtigungen in andere Hände gelegt hatte (im März wird Herr Walcker aus Ludwigsburg genannt, später die Werkführer Schmidt und Berger). Warum nun aber gar keine Unterschriften vorhanden sind, ist für den Autor unverständlich.


Hier nun der chronologische Ablauf des Orgelaus- und Umbaus 1903 anhand vorhandener Quellen:


Schreiben vom 21.Mai 1902.
Seine Hochwürden, Herrn Pfarrer C.Redlich in Ziegelheim!
Wie mir mitgetheilt wurde, soll die von uns erbaute Orgel der Kirche zu Ziegelheim einer Umgestaltung unterzogen werden.
Zur Uebernahme und Ausführung dieser Arbeit bin ich gern bereit, an Ort und Stelle das Nähere anzubahnen und zeichnet
Hochachtungsvoll ergebenst
U.Kreutzbachs Sohn, Orgelbaumeister.




Borna, den 15.März 1903.
Seiner Hochehrwürden, Herrn Pfarrer Redlich, Ziegelheim.
Aus dem Kreise meiner Fachgenossen wird aus der Zeitschrift für Instrumentenbau eine Annonce gegen mich verwertet, inwelcher ich einen Mitarbeiter suche, um mich später aus meinem Geschäft zurückziehen zu können. Falls auch Ew. Hochwohlgeboren davon gehört haben sollten, so darf ich zur Klarstellung mitteilen, daß ich meine Firma nach wie vor weiterführe, daß ich aber als Geschäftsleiter Herrn H.Walcker, ein Glied der auch Ihnen vielleicht bekannten, angesehenen Orgelbauerfamilie Walcker-Ludwigsburg engagiert habe, der, wenn er später meine Firma einmal übernehmen sollte, eine Weiterführung meines Geschäfts in meinem Sinne gewährleisten dürfte.
Hochachtungsvollst!
U.Kreutzbachs Sohn sen.
Kirchen-Orgelbauanstalt
Borna, Bez. Leipzig. Gegründet 1830.

Eingang 17.4.03.

An den geehrten Kirchenvorstand.
Seine Hochwürden Herrn Pfarrer C.Redlich in Ziegelheim.
Der geschätzten Aufforderung zur Besprechung über die Zurücksetzung dortiger Kirchenorgel bin ich gern bereit nachzukommen und gedenke Donnerstag den 23.April über Narsdorf mit dem in Boderitz 11.33 Uhr ankommenden Zug in Ziegelheim vorzusprechen.
1. Die Kosten der Reinigung, Intonation und Reinstimmung der 24 Register enthaltenden Orgel betragen wie schon früher in Erwähnung gebracht pro Register 10,00 Mark wenn die Orgel an Ort und Stelle stehen bleiben kann.
2. Sobald eine Verrückung des Werkes nach hinten erfolgen soll, dann müssen die Gebläse auf den Kirchboden zu stehen kommen. Somit macht sich eine besondere Windführung nach unten zum Werke nöthig. Der Abbruch und Niederlegung des Werkes erfordert pro Register 5,00 Mark. Wiederaufbau, Intonation und Reinstimmung pro Register 25,00 Mark. Sollte das Orgelwerk nach hier überführt werden, dann würden weitere 60,00 Mark für Her- und Rücktransport erforderlich sein, was erspart werden könnte, wenn sich dort ein geeigneter Raum zur Niederlegung vorfindet.
Das Weitere durch persönliche Rücksprache
gewärtigend zeichnet Hochachtungsvoll ergebenst
U.Kreutzbach`s Sohn sen., Orgelbaumeister
Borna am 16.April 1903

Schreiben vom 23.April 1903 an die Königliche Kircheninspektion für Ziegelheim.
Der Königlichen Kircheninspektion meldet der unterzeichnete Kirchenvorstand gehorsamst, daß er, nachdem auf seine unter dem 11.März gestellte Antrag wegen der nöthigen Vorarbeiten zum Kirchenbau eine Antwort nicht erfolgt ist, den Beginn derselben infolge seiner gestern abgehaltenen Sitzung für nächsten Montag den 27.April festgesetzt hat. Es soll, worüber ebenfalls gestern, und zwar zunächst mit Herrn Orgelbaumeister Kreutzbach an Ort und Stelle in der Kirche und dann in der darauf folgenden Sitzung verhandelt worden ist, zunächst die Orgel abgetragen werden. Hierauf würde die Entfernung der Emporen und des anderweiten Gestühls erfolgen und dann soll das Gerüste gesetzt werden.
Es wird also an diesem Sonntage, den 26.April, voraussichtlich der letzte Gemeindegottesdienst in der unerneuerten Kirche stattfinden, während bereits in der Sitzung am 23.März diesen Jahres der Antrag des Pfarrers, den wirklichen Baubeginn mit einem Gottesdienst unter Teilnahme des Kirchenvorstandes und der Baugewerken zu eröffnen, einstimmige Annahme gefunden hatte. Dieser Eröffnungsgottesdienst wird von nächstem Monatg ab an dem Tage gehalten werden, den Herr Kreutzbach für Beginn der Niederlegungsarbeiten der Orgel zusagt.
Nach Schluß des Gotteshauses für die Gemeindegottesdienste sollen diese, was die Vormittagsgottesdienste anlangt, wie bereits gelegentlich der Kirchenvisitation .. .. mitgeteilt worden ist, in dem Adam Mahnschen Gasthofsaal gegen entsprechende Vergütung für Überlassung desselben stattfinden, während die Nachmittagsgottesdienste, wenigstens die Un..  voraussichtlich im Schulraum I stattfinden werden. Eben ferner ist auch für Taufen und Trauungen, für die Communionen, soweit diese letzten nicht ausnahmsweise einmal im Pfarrhause stattfinden, gedacht.
Zu größter Ehrerbietung
Der Kirchenvorstand zu Ziegelheim, Redlich, Pfarrer.
Nachtrag: Der Antrag eines Mitglieds für gelegentliche Gottesdienste auch im Freien fand einstimmige Annahme.
 
Schreiben vom 25.April 1903.
Sehr geehrter Herr Kreutzbach!
Dem unterzeichneten Kirchenvorstand liegt, wie auch in der unser neulichen Besichtigung unmittelbar folgenden Sitzung zum Ausdruck kam, dringend an baldigem Anfang der Vorarbeiten für unsern Kirchenbau. Es ist deshalb der Königlichen Kircheninspektion mitgetheilt worden, daß der Kirchenvorstand von nächstem Montag (26.April) ab den Beginn dazu festgesetzt hat. Der Kirchenvorstand richtet deshalb an Sie die Bitte, thunlichst Anfang oder Mitte nächster Woche, allerspätestens aber Montag den 4.Mai mit der Abtragung der Orgel zu beginnen. Wegen Unterbringung der Orgeltheile hat der Kirchenvorstand eingehend berathen und mehreres in Aussicht genommen, so daß die Unterbringung gesichert erscheint. Der Kirchenvorstand bittet um definitive rechtzeitige Benachrichtigung des für Sie möglichen Tages zum Beginn des Abbruchs, weil an diesem Tage, womit ja dann die Arbeiten überhaupt begonnen werden, beschlußgemäß noch ein Eröffnungsgottesdienst zum Bau stattfinden soll, wozu Kirchenvorstand und alle mitwirkenden Gewerken geladen werden.
Sollte, was jetzt kaum mehr zu erwarten ist, durch Einspruch der Königlichen Behörde noch der Anfang des Baus verzögert werden, so würden Sie umgehend Nachricht erhalten. Andernfalls bleibt es bei der Bitte an Sie um Beschleunigung.
Der Vorstand hat beschlossen, Ihnen noch gelegentlich einen Vertrag zur Unterschrift zugehen zu lassen. Einstweilen sehen wir außer Ihnen mündlich angegebenen Zusagen und Bedingungen die schon in Ihrer Zuschrift vom 16.März angegebenen Preise etc. als eine Bindung auch Ihrerseits dazu an.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
Der Kirchenvorstand zu Ziegelheim. Redlich, Pfarrer, Vorsitzender.

Schreiben vom 5.Mai 1903.
Geehrter Herr Kreutzbach!
Zufolge Ihrer Ankündigung vom 28.April für 4.Mai, Montag, erwartet der Kirchenvorstand nunmehr bestimmt Ihre Arbeiter und indem er voraussetzt, daß dieselben wohl über Narsdorf (mit dem) Zug um 8 Uhr in Boderitz eintreffen werden, theilt er Ihnen mit, daß um 9 Uhr noch der Baueröffnungsgottesdienst stattfinden wird, wozu auch Ihre Arbeiter, wie die anderen Gewerken, welche zugegen sein können, eingeladen werden.
Zur Unterbringung der Orgel ist im Gasthof des Herrn Heinke gesorgt.
Die Zimmerleute werden gleichzeitig mit Ihnen beginnen, jedoch die Empore noch zu Ihrer einstweiligen Benutzung belassen.
Hochachtungsvoll!
Der Kirchenvorstand, Redlich, Pfarrer.

Schreiben, eingegangen am 2.Juli 1903.

Borna, Bezirk Leipzig.
P.P.
Die ergebenst Unterzeichneten, die 20 bez. 13 Jahre in der Kreutzbach`schen Orgelbauanstalt in Borna unter der bewährten Leitung des Herrn Orgelbaumeisters Kreutzbach beschäftigt gewesen sind und in dieser Stellung und infolge ihrer umfassenden Kenntnisse im gesamten Orgelbauwesen des öfteren selbständig Stimmungen und Umbauten von Orgelwerken vorgenommen haben, gestatten sich nach Auflösung obiger Firma an Ew. Hochwohlgeboren die höfliche Bitte zu richten, ihnen gegebenen Falls die Behandlung der ihnen wohlbekannten Orgelwerke auch fernerhin zu überlassen.
Indem wir noch darauf hinweisen, daß wir dieses Unternehmen unter der ausdrücklichen Zustimmung des nunmehr verstorbenen Herrn Kreutzbach beginnen, betonen wir besonders, daß wir stets bestrebt sein werden, die uns gütigst erteilten Aufträge in derselben gewissenhaftester und solider Weise wie zu Zeiten der Firma R.Kreutzbach auszuführen und bitten um gütiges Vertrauen.
Hochachtungsvoll, Schmidt und Berger.

Transkript des handschriftlichen Vertrages vom 19.12.1903.
Vertrag.
Die Nachfolger des verstorbenen Herrn Orgelbaumeister Kreutzbach – Borna,
die Herren Schmidt und Berger, verpflichten sich, die von Herrn Kreutzbach am 22.April diesen Jahres für hiesige Orgel übernommenen Arbeiten fortzusetzen und zu vollenden und die gesammte Arbeit nach dem von Herrn Kreutzbach unter dem 16.April diesen Jahres aufgestelltten Voranschlag und zu den darin befindlichen Preisen auszuführen, nämlich Abtragung der Orgel pro Register 5 Mark, Hinterschiebung, Wiederaufbau, Reinigung, Intonation und Reinstimmung pro Register 25 Mark, das ergiebt zusammen bei 23 Registern – 23 x 30 Mark = 690 Mark.
Der Kirchenvorstand zu Ziegelheim hat die am 22.April diesen Jahres Herrn Kreutzbach übertragenen Arbeiten auf Anführende Nachfolger desselben, der Herren Schmidt und Berger unter dem 23.Juli diesen Jahres diesen unter denselben Bedingungen zu übertragen beschlossen und verpflichtet sich auch seinerseits, die in dem Anschlag vom 16.April von Herrn Kreutzbach verlangten Zahlungen seinen Nachfolgern zu leisten.
Dieser Vertrag ist in 2 Exemplaren aufgestellt worden, die wörtlich gleich lauten und erhielt jeder der beiden Vertrag schließenden 1 Exemplar, das eine die Herren Schmidt und Berger, das andere der Kirchenvorstand.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
Ziegelheim, den 19.December 1903.
Der Kirchenvorstand zu Ziegelheim. Redlich, Pfarrer.
Schmidt und Berger, Orgelbaugeschäft, Borna.


1.Weltkrieg - Rohstoffreserve Orgelpfeifen

Verlauf der Beschlagnahme der zinnernen Orgelpfeifen:

Meldung vom 12.Februar 1917 über vorhandene Prospektpfeifen aus Zinn von Orgeln gemäß Bekanntmachung vom 10.Janaur 1917, betreffend Beschlagnahme, Bestandserhebung und Enteignung von Prospektpfeifen aus Zinn von Orgeln und freiwillige Ablieferung von anderen Zinnpfeifen, -schalleitern usw. von Orgeln und sonstigen Musikinstrumenten: Die der Kirchgemeinde Ziegelheim eigentümlich gehörige, im Gewahrsam der Kirche zu Ziegelheim befindliche Orgel enthält folgende Prospektpfeifen aus Zinn - es folgt eine Einzelaufzählung, welche endet mit der Summe von 33 zinnernen Prospektpfeifen zu insgesamt 68 Kilogramm.

Transkript eines handschriftlichen Schreibens aus Leipzig, vom 24.März 1917.
An den Hochwohllöblichen Kirchenvorstand in Ziegelheim.
Betrifft Beschlagnahme und Enteignung der Zinn-Prospektpfeifen von Orgeln.
Nachdem die gesetzliche Frist zur Anmeldung der Zinn-Prospektpfeifen abgelaufen ist, bin ich von der Metall-Mobilmachungsstelle in Berlin als Sachverständiger angehalten worden, nunmehr unverzüglich an den Ausbau der beschlagnahmten Orgelpfeifen zu gehen. Um mit dem Ausbau derselben planmäßig innerhalb der gesetzlichen Frist (bis 31.Juli diesen Jahres) fertig zu werden, ersuche ich an mich zu stellende Aufträge bis spätestens 5.April einzusenden.
Hochachtungsvoll, Gottfried Hildebrand, Orgelbaumeister.

Anordnung vom 30.März 1917, betreffend Eigentumsübertragung auf den Reichsmilitärfiskus.
Auf Grund des §1 der Bundesratsverordnung über die Sicherstellung von Kriegsbedarf vom 24.Juni 1915 in Verbindung mit den Ergänzungsbekanntmachungen vom 9.Oktober 1915 und 25.November 1915 und vom 14.September 1916 wird im Auftrage des Kriegsministeriums und unter Bezugnahme auf §7 der Bekanntmachung vom 10.Januar 1917 betreffend Beschlagnhame, Bestandserhebung und Enteignung von Prospektpfeifen aus Zinn von Orgeln und freiwillige Ablieferung von anderen Zinnpfeifen, -schalleitern usw. von Orgeln und sonstigen Musikinstrumenten, das Eigentum an den in Ihrem Besitz befindlichen, aus Zinn bestehenden Prospektpfeifen hiermit auf den Reichsmilitärfiskus übertragen. Das Eigentum geht auf diesen über, sobald Ihnen diese Anordnung zugegangen ist. Die Zinnprospektpfeifen sind aus der Orgel zu entfernen und in der Zeit vom 1.April 1917 bis 31.Juli 1917 an die Sammelstelle abzuliefern.
...

Hilfeersuchen vom 30.März 1917 an Kirchenmusikdirektor Meinel in Chemnitz.

Herrn Kirchenmusikdirektor Meinel, Chemnitz, St.Markus.
Hierdurch erlaubt sich der ergebenst unterzeichnete Kirchenvorstand, anzufragen, ob Sie bei Gelegenheit der Orgelrevisionen in Altstadtwaldenburg etc. am 7.April sich auch die Orgel der hiesigen Kirche auf eventuelle Zurückhaltung einzelner Prospektpfeifen hier zu untersuchen Zeit finden können. Ziegelheim ist mit Wagen von Waldenburg aus in 3/4 Stunde zu erreichen.
Ihrer gütigen Rückantwort gewärtig
mit aller Hochachtung
Der Kirchenvorstand zu Ziegelheim
Benke, Pfarrer

Antwortpostkarte des Kirchenmusikdirektors G.Meinel aus Chemnitz vom 1.April 1917.
Hochgeehrter Herr Pfarrer!
Für Ihren freundlichen Auftrag bestens dankend teile ich Ihnen mit, daß es am 7.April mir leider nicht möglich ist, nach Ziegelheim zu kommen, da ich Dienstes halber 3 Uhr ab Waldenburg zurückfahren muß, die Zeit aber von 9.00 Uhr bis zur Abfahrt ausgefüllt ist durch die Prüfung der 4 Orgeln in Altstadtwaldenburg, Grumbach, Ober- und Niederwinkel und die Wagenfahrt von Ort zu Ort. - Ich muß aber einige Tage später nach Langenchursdorf, vielleicht ließe sich das verbinden? Ich gebe Ihnen auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch genauer Bescheid.
Hochachtungsvoll, G.Meinel, K.M.D.
Als Ergänzung vermerkt die Rückseite: Voraussichtlich kann ich Mittwoch, den 11.April kommen. Ich würde mich von Langenchursdorf (wenn es so das richtige ist) nach Waldenburg fahren lassen und dort am Bahnhof oder einem Platz, den Sie bestimmen können, Ihren Wagen erwarten.
Als Zusatz ist mit Bleistift vermerkt: Bitte den Bälgetreter zu bestellen.

Transkript des handschriftlichen Gutachtens, betreffend die Kirche zu Ziegelheim, den 11.April 1917 (basierend auf den am 7.4.17 erfolgten Vorortbesuch).
Gutachten.
Die Orgel in dieser Kirche hat 33 sprechende Prospekt-Zinnpfeifen. Das Werk zählt 22 Register auf 2 Manualen und Pedal. Die größere Zahl der Manualstimmen sind Oberton-Register (9), die kleinere Zahl (6) Grundtonstimmen. Trompete ist ganz ausgehängt, wegen des plärrigen Klanges nicht brauchbar. Von diesen 8-Füßern sind 5 schwach intonierte Solo- bzw. Charakterstimmen, Gambe, Rohrflöte, Gedackt, Salicional, Geigen-Prinzipal.
Prinzipal 8-Fuß, von dem die meisten Pfeifen (C bis d1, das sind 27) im Prospekt stehen, ist die einzige kräftige Hauptstimme, ohne die die feste Führung des Gemeindegesanges ganz unmöglich ist, zumal gerade die Töne der Prospektpfeifen beim Choralspiel am meisten gebraucht werden. Auch würde, wenn diese Töne fehlten, den oben zuerst bezeichneten Obertonregistern der Grundton mangeln, auf dem sie sich erst aufbauen können.
Für die 27 Prospektpfeifen des Prinzipal 8 liegt demnach ein zwingender Grund vor, sie zu behalten, bis Ersatz vorhanden ist.
Bei den 6 Prospektpfeifen der Oktave 4 ist dies jedoch nicht der Fall. Hier sind es nur die tiefsten Töne des Registers C-F, welche bei dem Choralspiel nicht so in Frage kommen. Sie sind auch durch die anderen Register und besonders durch die Pedalstimmen einstweilen genügend vertreten.
Ich fordere den verehrten Kirchenvorstand auf, gemäß der Verordnung des Evangelisch-Lutherischen Landeskonsistoriums vom 20.Februar 1917, bezugnehmend auf §9 Absatz 3 der Bekanntmachung des stellvertretenden Generalkommandos XII und XIX vom 10.Januar diesen Jahres, den Antrag zu stellen, daß bis zur Beschaffung der Ersatzpfeifen die Ablieferung der 27 Prospektpfeifen des Prinzipal 8`zurückgestellt werde.
G.Meinel, Kirchenmusikdirektor, Chemnitz, verpflichteter Orgelsachverständiger.

 

Transkript eines handschriftlichen Briefes des Gemeindevortandes an den Herrn Pastor vom 4.Mai 1917.
Sehr geehrter Herr Pastor!
Anbei der Meldeschein über Prospekt-Orgelpfeifen mit dem Ersuchen, selbigen dann mit den Orgelpfeifen wieder zurückgeben zu wollen.
Sie werden selbst auch Verfügung bekommen haben, woraus Sie ersehen, daß der Ausbau zu beschleunigen und die Pfeifen (abzuliefern) im Juli diesen Jahres zu geschehen hat.
Mit deutschem Gruß.
Ihr ergebener Kirsten, Gemeinde-Vorstand.
Vielleicht wird der Krieg bald beendet, daß alles in seiner Ordnung bleiben kann.

Postkarte des Orgelbaumeisters Schmeisser, Rochlitz, vom 11.Mai 1917.
Hochgeehrter Herr Pfarrer!
Für gütige Übertragung der Ausbau-Arbeiten des dortigen Orgelprospektes spreche ich Ihnen und Ihrem geehrten Kirchenvorstand besten Dank aus.
Ich bin gern bereit, Ihrem Wunsch zu entsprechen und den Ausbau gegebenfalls erst im Juli auszuführen und sehe Ihrer gefl. Nachrichten über den Erfolg Ihrer Reklamation entgegen.
Mit ergebenster Begrüssung, Ihr Alfred Schmeisser, Orgelbaumeister.

Transkript eines handschriftlichen Schreibens der Königlichen Superintendentur Glauchau vom 29.Mai 1917.
Den Kirchenvorständen der Ephorie Glauchau wird umstehend eine Generalverordnung des Evangelisch-Lutherischen Landeskonsistoriums Nr.217 vom 16.April 1917 zur Kenntnisnahme und Nachachtung abschriftlich zugefertigt.
Diejenigen Kirchenvorstände, welche auf Grund der Verordnung vom 20.Februar 1917 einen Antrag auf Zurückstellung sprechender Orgelprospektpfeifen durch die Superintendentur bei der Metall-Mobilmachungsstelle in Berlin gestellt haben, wollen mit dem Ausbau der beschlagnahmten Prospektpfeifen zögern, bis der Entscheid dieser amtlichen Stelle eingetroffen sein wird.
Die Königliche Superintendentur, Neumann.

Schreiben des Kriegsministeriums/Kriegsamt/Kriegs-Rohstoffabteilung/Metall-Mobilmachungsstelle vom 13.Juni 1917.
An den Kirchenvorstand Ziegelheim.
Betrifft: Orgelpfeifen.
Zum Schreiben vom 16.April 1917, gerichtet an die Königliche Superintendentur, Glauchau.
Dem Antrage auf Zurückstellung von der Ablieferung der fraglichen Prospektpfeifen kann mit Rücksicht auf die Dringlichkeit der Zinnbeschaffung nicht entsprochen werden.
Alle verfügbaren Fachleute müssen sich zurzeit mit dem Ausbau der Zinnpfeifen beschäftigen; erst nachdem der Ausbau beendet ist, kann an die Ersatzbeschaffung herangegangen werden.
Es wird anheimgestellt, sich später wegen Lieferung von Ersatzpfeifen an den Syndikus des Vereins der Orgelbaumeister Deutschlands, Herrn Dr.A.Marquard, Berlin W, Marburger Straße 6, zu wenden.

Postkarte des Orgelbaumeisters Schmeisser, Rochlitz, vom 16.Juli 1917.
Hochgeehrter Herr Pfarrer!
Für gütige Übertragung des Ausbaues der dortigen zinnernen Orgelprospektpfeifen danke (ich) Ihnen und Ihrem geehrten Kirchenvorstand bestens. Voraussichtlich Dienstag, den 24.Juli, vormittags 8 Uhr, denke ich einen bewährten Gehilfen nach dort zu senden und darf Sie wohl bitten, die Bestellung der vorgeschriebenen beiden Helfer und einer Dezimalwaage mit der ausreichenden Zahl von Gewichten gütigst veranlassen zu wollen.
Ihr sehr ergebener Alfred Schmeisser, Orgelbaumeister.

Transkript des Protokolls vom 24.Juli 1917, handschriftlich verfasst von Pfarrer Benke.
Am heutigen Vormittag erschien auf Ansuchen ein Arbeiter der Orgelbaufirma Schmeisser-Rochlitz und nahm die Prospektpfeifen aus der Orgel heraus.
Das Gewicht derselben war in der an die Königliche Amtshauptmannschaft Glauchau zu ertsattende Meldung auf 68 Kilogramm gemäß der dem gedruckten Meldebogen beigefügten Berechnungsmaße angegeben. Es stellte sich aber heraus, daß die Zinnpfeifen in bezug auf die Stärke ihrer Wandungen sehr schwach waren.
Beim Wiegen der 33 Pfeifen in 4 Gruppen, welches der Glöckner Benndorf vornahm und dem außer dem Unterzeichneten noch Herr Gemeindevorstand Kirsten und der obengenannte Arbeiter beiwohnten, stellte sich aber heraus, daß das Gesamtgewicht nur 59 Kilogramm betrug. Am 25.Juli wurden die Pfeifen nach Glauchau zur Sammelstelle gebracht.
Nachrichtlich, Benke, Pfarrer.

1.Gruppe = 9,2 Kg / 2.Gruppe = 32,8 Kg / 3.Gruppe = 9,4 Kg / 4.Gruppe = 8,3 Kg

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Damit war letztlich der Versuch, die zinnernen Prospektpfeifen zu retten, vergeblich. Wie in unzähligen anderen Kirchgemeinden auch, verlor die Ziegelheimer Orgel einen großen Teil ihrer Seele.

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Die Geschichte der Ziegelheimer Kreutzbach-Orgel nach Ende des 1.Weltkrieges

Schreiben an den Kirchenvorstand der Kirchgemeinde Ziegelheim vom 11.Februar 1920.
In höflicher Beantwortung der geehrten nfrage vom 10.2.20 hierdurch zur gefälligen Mitteilung, daß Zinkpfeifen mit Aluminium lieferbar in etwa 2 Monaten nach Bestellung lt. Verbandpreis deutscher Orgelbaumeister, dem momentanen Preise des Zinkes und der Löhne entsprechend, einschließlich Aufstellung, Intonation und Stimmung pro Quadratmeter 620 Mark kosten. Sobald eine Zeichnung des Prospektes und Maßangabe der Pfeifen (Ausbau-Zeichnung vom derzeitigen Ausbau der Zinnprospektpfeifen) vorliegt, kann eine genaue Veranschlagung unverbindlich erfolgen.
Stets gern zu Diensten, zeichnet
Hochachtungsvoll, Johannes Jahn
(Briefkopfstempel des Absenders: Jahn und Sohn, Inhaber Johannes Jahn, Orgel- und Harmoniumbau-Anstalt, Dresden-A., Josephinenstraße 18, gegründet 1750.)

Schreiben an den Kirchenvorstand Ziegelheim vom 5.März 1920.
Aufgrund der Angaben vom 1.März 1920 offerieren wir freibleibend bis zur Lieferung, 2 -3 Monate nach Bestellung: 33 Stück Prospektpfeifen aus Zink mit Aluminiumbronze überzogen, Stimmrollen, Labiums, Kerne und Fochsspitzen (?) aus Zinn, bestehend aus Principal 8`C - d1 und Octave 4` C -F
= 5,2 Quadratmeter für 3640 Mark + 185 Mark Grundgebühr = Gesamtbetrag 3825 Mark.
Stets gern zu Diensten, zeichnet Hochachtungsvoll
J.Jahn und Sohn, Inhaber Johannes Jahn.
(Ergänzung: Einschließlich Montage, Intonation und Stimmung. Jedoch ausschließlich Verpackung und Transport.)

Schreiben vom 13.April 1920 aus Rochlitz an den Herrn Pfarrer (Gegenangebot der Firma Schmeisser, Rochlitz).
Hochgeehrter Herr Pfarrer!
Ein neuer Prospekt aus Zink mit Aluminiumbronze überzogen, an Stelle des von mir am 24.Juli 1917 ausgebauten aus Zinnlegierung, bestehend aus Principal 8` C - d1 und Octave 4` C - F, zusammen 33 Pfeifen mit 5,162 Quadratmeter = 3592 Mark. Ab Fabrik. Preis freibleibend bis zur Lieferung! Aufstellung, Intonation und Einstimmung inbegriffen.
Hochachtungsvoll ergebenst
Alfred Schmeisser, Orgelbaumeister

Orgelbau-Anstalt, Gegründet 1844, Rochlitz in Sachsen.

Schreiben vom 3.Mai 1920 an den Herrn Pfarrer (Gegenangebot der Firma Schmeisser, Rochlitz)..
Hochgeehrter Herr Pfarrer!
Infolge des Einsetzens neuer Prospekte in Stützgrün, Rautenkranz und Landwüst komme ich erst heute zur Erledigung Ihres Schreibens vom 26.April.
Die Fertigstellung Ihres neuen Prospektes ist infolge des Vorliegens vieler gleicher Aufträge und der schwierigen Materialbeschaffung erst in zweieinhalb bis drei Monaten möglich, der entgültige Preis lässt sich erst dann festsetzen, eine Bindung an einen solchen ist in jetziger Zeit unmöglich, da Material, Löhne, Transportspesen u.s.w. fortwährend schwanken respektive steigen.
Garantie laut Verbandsbeschluss: 3 Jahre!
Hochachtungsvoll ergebenst, Alfred Schmeisser, Rochlitz.

Schreiben vom 3.Mai 1920 an den Pfarrer Ranft in Ziegelheim.
Firmenbriefkopf: J.Jahn und Sohn, Inhaber Johannes Jahn, früher Königlich Sächsischer Hoforgelbauer, Gegründet 1750. Neubauten von Kirchenorgeln und Harmoniums aller Systeme. Pneumatische und elektrische Anlagen. Umbauten, Reparaturen und Stimmungen. Kostenanschläge und Zeichnungen.
Seine Hochwürden, Herrn Pfarrer Ranft, Ziegelheim.
In höflicher Beantwortung Ew. Hochwürden geehrten Zuschrift vom 26.April hierdurch zur gefälligen Mitteilung, dass wir seit März einen Lohnaufschlag von 80% zu verzeichnen haben, desgleichen ist das Zink von 1200 Mark auf 1450 Mark pro Kilogramm gestiegen.
In unserem Anschlage vom 5.März ist der Preis pro Quadratmeter mit 700 Mark eingestellt, heute beträgt derselbe pro Quadratmeter 800 Mark. Der Anschlag stellt sich nunmehr bei solidester Berechnung wie folgt: 5,2 qm, pro qm 800 Mark = 4160 Mark + Grundpreis von 185 Mark = Gesamtpreis von 4345 Mark.
Bei baldiger Bestellung ist jedoch sicher anzunehmen, dass dieser Preis auf die Lieferzeit (2 bis 2,5 Monate spätestens) fest bestehen bleibt, indem wir vergangene Woche einen Posten Zink zum Tagespreise von 1450 Mark eingekauft haben und die Löhne auf längere Zeit feststehen werden, sodass der Anschlag bis zur Lieferung nicht mehr überschritten würde.
Laut Bestimmung des Verbandes deutscher Orgelbaumeister darf jedes Angebot nur freibleibend abgegeben werden. Ein Lieferungsvertrag ist nicht direkt erforderlich, die Bestellung dürfte genügen, wonach seitens der Firma die Bestätigung unter nochmaliger Angabe des Preises und der Lieferzeit erfolgt.
Stets gern zu Diensten, zeichnet
Ew. Hochwürden Hochachtungsvoll ergebener!
J.Jahn und Sohn, Inhaber Johannes Jahn.

Mitteilung des Kirchenvorstandes vom 6.Mai 1920 an Herrn Orgelbaumeister Jahn in Dresden.
Sehr geehrter Herr! Für Ihre Antwort vom 3.diesen Monats dankend, bitten wir Sie heute noch um umgehenden Bescheid, ob Sie bzw. ein von Ihnen beauftragter Fachmann Ihrer geschätzten Firma zur Besichtigung der hiesigen Orgel hierherkommen müßte, ehe Sie die Herstellung der neuen Prospekte (33 Pfeifen) in Angriff nehmen können. Bei einem Gesamtpreis von 4345 Mark, wie Sie ihn zuletzt berechnet haben, sind wir geneigt, Ihnen den Auftrag zu erteilen. Sollte eine vorherige Besichtigung der Orgel Ihrerseits nötig sein, so könnte doch vor der Abschließung eines ganz einfach gehaltenen Lieferungsvertrages noch eine mündliche Rücksprache mit Ihnen stattfinden, die uns lieb wäre, zumal wir auch gern wüßten, ob ....noch Reparaturen an der Orgel notwendig wären.... . Uns liegt daran, daß Sie die Herstellung der neuen Prospekte (Zink mit Aluminiumbronze) so bald als nur irgend möglich ausführen. Wie wir hörten, haben Sie auch in Meerane zu tun. Vielleicht können Sie einen Besuch dort und hier, falls er hier überhaupt notwendig sein sollte, verbinden. Benötigen Sie noch weitere Angaben über die seinerzeit ausgebauten hiesigen Prospektpfeifen?
Um umgehende Erledigung unseres heutigen Antrages besonders bittend!
Hochachtungsvollst, der Kirchenvorstand.
Johannes Ranft, Pfarrer, Vorsitzender.

Schreiben vom 27.Mai 1920 an das Ev.-luth. Pfarramt Ziegelheim, Bezirk Leipz.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Indem durch Mangel an Arbeitskräften, seit Anfang Mai geschäftlich auswärts gewesen, ist mir das Schreiben des geehrten Kirchenvorstandes nachgesandt worden, jedoch erst heute in meine Hände gelangt. Indem ich bezüglich der Verzögerung der Antwort höflichst um Entschuldigung bitte, teile hierdurch ergebenst mit, dass wir vorläufig an einem Gesamtpreis von etwa 4500 Mark festhalten können, sobald eine Auftragserteilung baldigst erfolgt. Die Lieferung könnte in reichlich 2 Monaten erfolgen. Indem zur Zeit in der Universitätskirche St.Pauli zu Leipzig mit Einbau neuer Prospektpfeifen beschäftigt, könnte ab da eine Besichtigung der Orgel, sowie Abschluss eines einfachen Lieferungsvertrages, erfolgen und bitte um gefl. Bescheid, nach Leipzig - Reichsstrasse 37 III. - da wir bis 5.Juni in Leipzig beschäftigt sind.
Stets gern zu Diensten, zeichnet
hochachtungsvoll, Johannes Jahn

Schreiben vom 7.Juni 1920 an das Ev.-luth. Pfarramt Ziegelheim, Bezirk Leipzig.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Im Besitze Ew. Hochwürden geehrten Zuschrift vom 1.Juni, teile ich hierdurch ergebenst mit, dass ich Mittwoch den 9.Juni, von Leipzig kommend, 8.14 Uhr in Boderitz eintreffe und gegen 9.00 Uhr in der Kirche zu Ziegelheim anwesend sein werde. Alles Nähere kann an Ort und Stelle sodann festgesetzt werden und wäre mir daran gelegen, den Zug ab Boderitz 12.15 Uhr zurück nach Leipzig, benutzen zu können.
Stets gern zu Diensten, zeichnet
mit vorzüglicher Hochachtung
Johannes Jahn

Rückseitigiges Ergänzungsschreiben zum obigen Schreibens, datiert vom 8.Juni 1920.
An die Herren Kirchenvorsteher.
Wenn Herr Orgelbaumeister Jahn morgen Mittwoch vormittags von 9 bis 10 Uhr unsere Orgel sich auch im Innern näher angesehen haben wird, wird eine Aussprache mit ihm für den Kirchenvorstand unter Umständen sehr wünschenswert sein.
Ich bitte deshalb die Herren Kirchenvorsteher, soweit es Ihnen möglich ist, um 10 Uhr morgen vormittag zu einer Beratung in die Kirche zu kommen.
Es soll ja auch ein Lieferungsvertrag abgeschlossen und unterzeichnet werden.
Mit freundlichem Gruß, J.Ranft, Pfarrer
Zu behändigen sind: Herr Gemeindevorstand Kirsten, die Herren Gutsbesitzer L.Mahn, O.Mehner, P.Bauch, L.Winter, E.Schmidt und O.Speck.

Transkript des handschriftlichen Lieferungsvertrages vom 9.6.1920.
Zwischen der Firma Jahn und Sohn in Dresden und dem Kirchenvorstand zu Ziegelheim wird am heutigen Tage folgender Lieferungsvertrag abgeschlossen: Herr Orgelbaumeister Jahn sagt die Lieferung, Aufstellung, Intonation und Stimmung der benötigten 33 Orgelprospektpfeifen aus Zink mit Aluminiumbronze bis spätestens zum 5.September 1920 zu.
Der Gesamtpreis wird 4500 Mark betragen ab Orgelbauanstalt. Es werden nur noch die Transportkosten für die mit der Eisenbahn als Eilgut zu befördernde Kiste mit den Pfeifen hinzukommen. Ein Drittel der Zahlung erfolgt am heutigen Tage.
Der Kirchenvorstand, Ranft, Pfarrer, Vorsitzender.
J.Jahn und Sohn, Inhaber Johannes Jahn, Orgelbaumeister.

Schreiben vom 7.Juli 1920 an den Pfarrer zu Ziegelheim.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Leider war ich verreist und teile Ihnen nunmehr höflichst mit, daß eine Möglichkeit der Lieferung der Aeoline noch vorhanden wäre, falls die Bestellung bis etwa Mitte Juli erfolgen würde. Kann dieser Einbau gleichzeitig mit den Prospektpfeifen erfolgen, so würden die Kosten, welche bei späterer Einzellieferung in Höhe von wenigstens 350 Mark - bis 400 Mark - entstehen würden, gespart werden können.
Stets gern zu Diensten, zeichnet mit freundlichem Gruss
Hochachtungsvoll
Johannes Jahn.

Transkript der handschriftlichen Mitteilung des Kirchenvorstandes vom 13.Juli 1920 an Herrn Orgelbaumeister Jahn.
Sehr geehrter Herr Orgelbaumeister! Unter der bestimmten Voraussetzung, daß die Kosten der Lieferung und des Einbaus einer Aeoline in die hiesige Orgel die von Ihnen bei Ihrem Hiersein uns genannte Summe von 2400 Mark nicht übersteigen werde, haben wir in unserer heutigen Sitzung beschlossen, die Aeoline nunmehr bei Ihnen noch zu bestellen. Wir tun das, indem wir 2. voraussetzen, daß der Einbáu der Aeoline gleichzeitig mit dem Einbau der Prospektpfeifen also bis spätestens zum 5.September diesen Jahres erfolgt. Da wir als Korporation im Auftrag einer Gemeinde handeln, verübeln Sie es uns nicht, wenn wir Sie um eine ganz kurze schriftliche Mitteilung resp. Zusicherung darüber bitten, daß Sie unsern heutigen Auftrag erhalten haben und .... der Gemeinde auch die Aeoline bis spätestens zum 5.September für nicht mehr als 2400 Mark liefern und aufstellen wollen.
Mit freundlichem Gruß
Hochachtungsvollst
Der Kirchenvorstand, Joh. Ranft, Pfarrer, Vorsitzender.

Postkarte vom 23.Juli 1920 an das evangelisch-lutherische Pfarramt zu Ziegelheim, Bezirk Leipzig.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Unter verbindlichsten Dank bestätige hierdurch den unter dem 13.Juli 1920 gütigst erteilten Auftrag auf Aeoline 8`.
Wir werden liefern: Aeoline 8`C-f3 = 54 Pfeifen.
..-h Zink mit Aluminium, c1 - f3 Zinn, Intonation sehr zart, sanft streichend, zu dem festen Preise von 2400 Mark. Lieferung und Einbau erfolgt gleichzeitig mit den Prospektpfeifen und zwar bis spätestens 5.September 1920.
Stets gern zu Diensten, zeichnet, mit freundlichem Gtuß
Ew. Hochwürden Hochachtungsvoll ergebener Johannes Jahn.

Schreiben der Firma J.Jahn und Sohn an den Herrn Pfarrer vom 24.August 1920.
Sehr geehrer Herr Pfarrer!
Im Besitz Ew. Hochwürden geehrten Zuschrift vom 20.8.20 teile hierdurch ergebenst mit, dass die Fertigstellung des neuen Prospekts erfolgt und derselbe noch vor Eintreffen Ihres werten Schreibens zum Versand gekommen ist.
Zur gefälligen Aufklärung teile ich Ihnen mit, dass wir, indem sehr viele Aufträge für Orgelprospekte vorliegen, die Fabrikation derselben im grossen betreiben müssen und auf Ausnutzung von Maschinen angewiesen sind, welche wir in unserem Betriebe in Dresden momentan nicht bekommen und aufstellen konnten, in Folge dessen haben wir uns geschäftlich mit einer befreundeten Firma verbunden, welche über alle erforderlichen, technischen modernen Maschinen und Hilfsmittel für die Spezialfabrikation von Zinkprospektpfeifen verfügt, das ist die Firma Giesecke und Sohn, Fabrik für Orgelpfeifen und Zungenstimmen in Göttingen, dortselbst arbeiten jetzt ständig zwei unserer besten Pfeifenmacher speziell für uns, wodurch wir hinsichtlich prompter, zuverlässiger und äußerst sauberer, sowie schneller und billiger Lieferung sehr leistungsfähig sind. Aus diesem Grunde erfolgt auch der Versand der Prospektpfeifen direkt ab Göttingen und zwar, weil es die Zeit gestattete, der Billigkeit halber als Frachtgut.
Die Verpackung umfasst zwei Kisten, C.G.&S. 13584/85.
Die Aeoline 8` ist noch in Arbeit und folgt baldigst nach.
Nun ist die Möglichkeit vorhanden, dass der Prospekt schon dieser Tage in Boderitz - Ziegelheim eintrifft und wäre sodann, falls direkt erwünscht, die Möglichkeit vorhanden, denselben noch in dieser Woche eventuell einzubauen, angenommen, Sie würden uns sofort nach Eintreffen telefonisch oder telegrafisch Nachricht geben, sodass ich spätestens am Freitag von Dresden abreisen könnte, so würde der Einbau am Sonnabend Abend vollendet sein, die Aeoline würde ich dann nach Eintreffen ab Leipzig, woselbst ich nächstens geschäftlich zu tun habe, gelegentlich mit einbauen.
Obgleich nun die Möglichkeit der eventuellen Fertigstellung noch vor dem Erntefeste von dem Bahntransporte abhängig ist, bitte ich doch immerhin um gefällige Äußerung Ew. Hochwürden geehrten Ansicht in dieser Angelegenheit. Unter freundlichen Grüßen zeichnet, stets gern zu Diensten,
Ew. Hochwürden Hochachtungsvoll ergebener Johannes Jahn.

Transkript einer Postkarte vom 8.September 1920 an den Herrn Pfarrer.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Wie wir kalkulieren können, kommt, eventuell ist die Aeoline 8`schon als Eilgut zum Versand gekommen. Wir bitten  um gefälligen sofortigen Bescheid nach Eintreffen in Ziegelheim, ich komm alsdann direkt, um den Einbau vorzunehmen, sodaß die Arbeit in einigen Tagen erledigt ist. Eventuell kann alsdann die Wiedereinweihung der Orgel am 19.September erfolgen, spätestens wäre der 26.September anzunehmen. Eines umgehenden Bescheides nach Ankunft der Pfeifen gewärtig, grüßt bestens
Ew. Hochwürden Hochachtungsvoll ergebener!  Johannes Jahn.

Schreiben der Firma J.Jahn und Sohn an den Herrn Pfarrer vom 15.Oktober 1920.
Sr. Hochwürden, Herrn Pfarrer Ranft, Ziegelheim.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
In höflicher Beantwortung Ew. Hochwürden geehrten Zuschrift freue ich mich, dass die Gefahr nunmehr im Entschwinden ist und der Einbau des Prospektes baldigst erfolgen kann. Obgleich uns der erwünschte Einbautermin äußerst ungelegen kommt, indem wir Anfang November auch andernwärts dringende Arbeiten zu erledigen haben, will ich angesichts der Verhältnisse und hinsichtlich des auf den 7.November festgesetzten Kirchweihfestes entgegenkommen und werden wir bestimmt in der Woche vorher, also 1.-6. November den Einbau der Prospektpfeifen und der Aeoline vornehmen. Anbei noch eine ergebene Bitte. Um die Pfeifen rechtzeitig fertig zu stellen, haben wir zur Zeit andere Lieferungen in der Arbeit zurückgestellt. Indem nun in der Lieferung beträchtlicher Materialwert und Arbeitslöhne enthalten sind, ausserdem wir in den nächsten Tagen für Rohmaterial grössere Zahlungen zu leisten haben, wäre ich dem geehrten Kirchenvorstand für eine weitere Zahlung von etwa 3000 Mark recht dankbar, zudem der Wert durch die lagernden Pfeifen vollkommen gedeckt ist.
Einer recht baldgefälligen Erledigung seiner erg. Bitte gewärtig,
zeichnet, stets gern zu Diensten,
mit vorzüglicher Hochachtung, Johannes Jahn.

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Der Einbau der neuen Prospektpfeifen und der Aeoline scheint dann rechtzeitig vor dem Kirchweihfest am 7.11.1920 erfolgt zu sein. Genaueres gibt die Aktenlage dazu nicht her.

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Die Orgel in den 1930`ern :

Postkarte an den Kirchenvorstand vom 26.April 1933.
An den geehrten Kirchenvorstand zu Zioegelheim.
Ich gestatte mir die ergebene Anfrage, ob gelegentlich der Stimmung mehrerer Orgeln in der dortigen Gegend im Laufe des nächsten Monats auch eine Durchsicht und Stimmung Ihres Orgelwerkes erwünscht ist und bitte Sie höflich um Ihre geschätzte Rückäußerung auf angebogener Karte. Den Tag des Kommens werde ich Ihnen dann noch rechtzeitig mitteilen.
Hochachtungsvoll ergebenst, Alfred Schmeisser, Orgelbaumeister, Rochlitz.

handschriftlich ist die Antwort protokolliert: Eine Durchsicht und Stimmung der hiesigen Kirchenorgel ist zur Zeit nicht dringlich. Sollte Sie Ihr Weg in der nächsten Zeit über Ziegelheim führen, so würde Herr Kantor Stenker Ihnen die Orgel zeigen, unverbindlich. Die Durchsicht der Frankener Orgel muß aus finanziellen Gründen verschoben werden!

Postkarte an das evangelisch-lutherische Pfarramt vom 6.September 1933.
An das evangelisch-lutherische Pfarramt Ziegelheim.
Für die Kirche zu Lobsdorf haben wir ein neues Orgelwerk gebaut und sind zur Zeit mit der Intonation beschäftigt. Wir erlauben uns daher höflichst anzufragen, ob wir bei dieser Gelegenheit anschliessend das dortige Orgelwerk mit durchsehen und stimmen können. Der Preis würde infolge geringer Unkosten sehr mässig sein und eine streng solide Arbeit sichern wir zu. Über einen baldgefälligen Bescheid auf beiliegender Karte wären wir sehr dankbar und empfehlen uns, stets zu Diensten, mit vorzüglicher Hochachtung
Gebrüder Jehmlich Orgelbauanstalt, Dresden-N.

1.Kostenanschlag der Firma Alfred Schmeisser vom 15.Juni 1934 über nötige Arbeiten.
Kostenanschlag über die an der Orgel zu Ziegelheim nötigen Arbeiten.
Reinigung: das gesamte Pfeifenwerk (über 1300 Stück) ist abzutragen, zu reinigen, soweit nötig zu reparieren, Vorschläge, Kernspalten und Spunde sind zu regulieren, Pfeifenstöcke, Kondukten und Schleifen anzunehmen, zu reinigen, zu glätten und leicht gehend wieder einzurichten. Die Klaviaturen, Wellen, Winkel und Wippen sind in den beweglichen Achsen zu glätten und zu ölen. Nach der Reinigung des Orgelinneren ist das gesamte Pfeifenwerk registerweise wieder einzusetzen, zu intonieren und einzustimmen. Ein neues Registerschild "Aeoline 8 Fuss" ist herzustellen und einzuleimen.
Reichsmark 390,00.
Ich sehe einer geschätzten Auftragserteilung gern entgegen und zeichne
mit detuschem Gruss
Heil Hitler
Alfred Schmeisser

2.Kostenanschlag der Firma Alfred Schmeisser vom 15.Juni 1934 über wünschenswerte Arbeiten.
Kostenanschlag über die an der Orgel zu Ziegelheim wünschenswerten Arbeiten.
1. Ein Elektroventilator-Orgelgebläse Fabrikat "Ventus", Grösse 4, bestehend aus aus einem Ventilator besonderer Konstruktion, direkt gekuppelt mit einem Spezial-Drehstrom-Kurzschlussankermotor von 0,74 PS Leistung, 0,7 PS Kraftbedarf, bei ca. 1400 Umdrehungen minutlich 13 Kubikmeter Luft von 120 mm Winddruck erzeugend; einschließlich Hebelschalter, Drossel- und Rückschlagklappe, elastische Verbindung, Kanal und Anschluss an die Windleitung; Verpackung, Bahntransport, Aufstellung - ohne die elektrischen Leitungen.
Reichsmark 418,00.
2.Einbau eines 4füßigen Pedalregisters zur Hervorhebung der Melodieführung: "Choralbass 4`" anstelle des unbrauchbaren Trompetenbass 8` unter Annahme der Pfeifen. C - `e = 29 Pfeifen aus Zink mit Aluminiumbronze überzogen; C = 90 mm Durchmesser - kräftig, klangreich. Preis einschließlich neuem Bänkchen und Verdopplung, Registerschild, Verpackung, Bahntransport, Einpassung, Intonation und Einstimmung.
Reichsmark 213,00.
Die Kirchgemeinde stellt wie üblich eine Beihilfe bei der Reinigung, die elektrischen Leitungen und den Strom während der Einstimmung und die Transporte zwischen Bahnhof und Kirche; wenn der elektrische Antrieb nicht beschafft wird, den Bälgetreter während der Einstimmung.
Ich sehe einer geschätzten Auftragserteilung gern entgegen und zeichne
mit deutschem Gruss Heil Hitler
Alfred Schmeisser, Orgelbaumeister.

Postkarte vom 20.März 1935 an den Kirchenvorstand.
An den Kirchenvorstand zu Ziegelheim.
Am 15.Juni vorigen Jahres habe ich einen Kostenanschlag über die Instandsetzung der dortigen Orgel eingereicht, aber seitdem nichts wieder über die Angelegenheit gehört. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir auf angebogener Karte mitteilen würden, ob nun in diesem Jahr mit der Ausführung gerechnet werden kann.
Heil Hitler!
Alfred Schmeisser, Orgelbaumeister.

handschriftlich ist die Antwort vom 7.Oktober 1935 protokolliert: Instandsetzungsarbeiten aus finanziellen Gründen dieses Jahr leider nicht möglich. Ihr Kostenanschlag kann nächstes Jahr dem Kirchenvorstand von mir wieder mit vorgelegt werden. Ranft, Pfarrer.

Transkript des handschriftlichen Kostenanschlages von Paul Näßler vom 14.06.1935.
An den Kirchenvorstand zu Ziegelheim.
Ich erlaube mir Ihnen einen Kostenanschlag zur Instandsetzung der Kirchenorgel zu überreichen. Bei Besichtigung des Werkes haben sich Mängel herausgestellt, deren Behebung zur Erhaltung der Kirchenorgel unerläßlig sind.
1. Die Staubansammlung ist so bedeutend, daß das gesamte Werk gereinigt werden muß.
2. Sämtliche Register müssen nachgestimmt werden, besonders hat das Oberwerk in der Stimmung sehr gelitten.
3. Im Pfeifenwerk sprechen eine Reihe Pfeifen nicht mehr an. Register-Trompetenbaß versagt vollständig. Register-Posaunenbaß ist in der bestehenden Verfassung unbrauchbar.
Die Kosten für oben aufgeführte Instandsetzungen würden sich auf 150 Mark belaufen und es wäre sehr zu empfehlen, das Werk in seiner Klangfülle zu erhalten. Um Unkosten zu ersparen, müßte bei Ausführung der Arbeiten von der Gemeinde ein Mann zum Bälgetreten gestellt werden.
Heil Hitler!
Paul Näßler, Orgelstimmer.
Altenburg, Thüringen, Wenzelstraße 29.

Transkript eines Schreibens vom 17.8.1935 an den Herrn Pfarrer.
Sehr geehrter Herr Pfarrer,
ich überreichte Ihnen vor einiger Zeit einen Kostenanschlag zur dortigen Kirchenorgel-Instandsetzung. Ich hoffe, daß mein Kostenanschlag in Bezug des angesetzten Betrages Anerkennung gefunden hat, und wäre ich Ihnen für Mitteilung, ob die Instandsetzung in Aussicht genommen ist, .. dankbar.
Heil Hitler!
P.Näßler
Altenburg, Wenzelstraße 29.

Im Zweiten Weltkrieg findet sich lange wenig Interesse an Orgelpfeifen. Das mag daran liegen, daß in den 1920er Jahren die ehemals zinnernen Orgelpfeifen durch minderwertigere Zink-Orgelpfeifen ersetzt wurden. Ein einziges Dokument findet sich vom 23.Juni 1944. Es ist dies ein handschriftliches Konzept zum Meldebogen für Orgeln. Zu amtlichen Meldungen und damit zu staatlichen Erfassungen von Orgeln scheint es bis Kriegsende 1945 nicht mehr gekommen zu sein.
Siehe dazu das Original-Konzept von 1944 auf der rechten Seite.

1949 bis 1954 - Der lange Weg zur Generalinstandsetzung der Ziegelheimer Orgel
(Im Gedenken an den überaus geduldigen und hartnäckigen Pfarrer Theodor Friedrich Thermann)

Die wichtigsten Ergebnisse der mehrjährigen Bemühungen des Pfarrers Thermann, unsere Orgel zu retten, sehen Sie hier. Ich habe mir jedoch die Mühe gemacht, den extrem schwierigen Verlauf anhand der Aktenlage detailliert darzustellen. Ich hoffe, damit Historikern, Orgelforschern und sonstigen Interessierten eine Daten-Grundlage geschaffen zu haben. Es handelt sich hier um ein interessantes Abbild Sächsischer Orgelbaugeschichte mit all ihren positiven wie negativen Begleiterscheinungen.

Zum Lesen der ausführlichen Instandsetzungsgeschichte bitte hier klicken!


Schreiben vom 15.6.1954 an das Ev.-Luth. Bezirkskirchenamt Glauchau.
Da nunmehr die Elektrifizierung des Gebläses abgeschlossen ist und der Kirchenvorstand berichten sollte, wird gemeldet, daß die bisher von den Mitteln der Baubeihilfe gezahlten Gelder insgesamt 1214,27 DM betragen.
Der Kirchenvorstand.
Thermann, Vorsitzender.

Schreiben vom 15.6.1954 an die Firma Gebrüder Jehmlich, Orgelbaumeister, Dresden.
In Erhalt Ihres Schreibens teilen wir Ihnen mit, daß wir nach dem Einbau des elektrischen Gebläses nun erst recht dringend darauf warten, daß die eigentliche Instandsetzung des Werkes gemäß Ihrem Vorschlag erfolgt.
Mit ergebenem Gruß,
Thermann, Vorsitzender.

Schreiben vom 20.Dezember 1954 an das Ev.-Luth. Bezirkskirchenamt Glauchau.
Mit großer Freude und Genugtuung kann heute berichtet werden, daß am vergangenen Sonnabend, den 18.12.54, die Orgelinstandsetzung nach dreiwöchiger Arbeit beendet werden konnte.
Der Kirchenvorstand zu Ziegelheim.
Thermann, Vorsitzender.

Orgelgutachten vom 30.12.1954.
An den Ev.-Luth. Kirchenvorstand zu Ziegelheim über Altenburg.
Im Auftrage des Herrn Pfarrer Thermann bin ich am 16. und 18.Dezember in Ziegelheim gewesen, um die Arbeiten an der dortigen Orgel zu besichtigen und schließlich die fertiggestellte Orgel anzunehmen.
Günter Metz, Domorganist, Zwickau.

Schreiben vom 13.Januar 1955 an das Ev.-Luth. Bezirkskirchenamt Glauchau.
Anbei folgt die verlangte Abschlussrechnung über die Instandsetzung der Orgel. Die Arbeiten konnten nach wiederholtem Drängen des Kirchenvorstandes bei der Firma Gebr. Jehmlich nun endlich - wenigstens noch vor Weihnachten - abgeschlossen werden. Das Nähere geht aus dem beiliegenden Gutachten des abnehmenden Organisten Metz hervor.
Der Kirchenvorstand.
Thermann, Vorsitzender.





Einen Abriß aller an Kostenanschlägen, Reparaturen, Umbauten u.ä. beteiligten Orgelbaufirmen finden Sie chronologisch geordnet hier:

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Stand: Februar 2016

 
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