St.Marien Wallfahrtskirche Ziegelheim

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Glocken

Historisches

Die Kirchenglocken von Ziegelheim

Das Bild ganz oben zeigt die originale Große Glocke vor dem Reparaturversuch. Der Riß wurde mit Kreide markiert. Die Schweißnaht hielt letztlich leider nicht. Die defekte Glocke wurde dem Glockenmuseum in Apolda übereignet und gilt heute als verschollen.
Das Bild darunter zeigt den Neuguß der Großen Glocke, basierend auf einem Abguß des Originals, in der Glockengießerei Schilling, Apolda.
Das Bild unten links zeigt die originale Mittlere Glocke mit dem durch Kreide markierten Riß. Der Schaden wurde als irreparabel eingestuft. Die Glocke wurde nach Anfertigung eines Abgusses eingeschmolzen und aus dem Eigenmaterial neu gegossen, ebenfalls in der Glockengießerei Schilling in Apolda.
Das Bild unten rechts zeigt die im Original erhaltene kleine Glocke, welche vom Alter her schon in der hölzernen Vorgängerkirche gehangen haben kann.

1. Die Große Glocke, gegossen 1501 (Inschrift: O rex gloriae, veni cum pace! Ave, maria, gratia plena, dominus tecum! Anno Domini 1501)- war die zweitälteste Glocke. Sie sprang 1958, wurde 1959 geschweißt und nach erneutem Sprung 1960 neu gegossen. Die originale, gesprungene wurde dem Glockenmuseum Apolda übereignet und ist heute verschollen.
2. Die Mittlere Glocke, Entstehung 1642 (Inschrift: Wenn ihr Pfarrkinder hört meinen Klang, so nehmt zu Kirchen euren Gang, hört Gottes Wort mit Gebet und Dank! Christoph Crell Pfarrer bestellt mich, Johann Berger von Weimar goß mich, das Gotteshaus Z. bezahlt mich, Gott der Allmächtige behüt mich, zu dessen Dienst man läut mich! 1642 /Symbole: Wappen und Namen des Herzogs und Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen sowie Hugo`s von Schönburg), wurde 1644 umgegossen in Gera für mehr als 300 Thaler, da wahrscheinlich kaputt. Sie sprang 1958 ebenfalls, wurde 1959 eingeschmolzen und neu gegossen (aus dem Originalmaterial).
3. Die Kleine Glocke, Entstehung unbekannt (Inschrift: maRiA Berot viz got /Symbole: Relieffigur eines Crucifizus sowie einer Maria mit Christus auf dem Arm; Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes werden durch die Symbole Mensch, Löwe, Stier und Adler dargestellt), wurde durch Sachverständige 1917 und 1940/41 auf ca.1430 - 1450 geschätzt. Im Original vorhanden. War entweder in der Vorgängerkirche bereits vorhanden oder wurde durch die religiöse Erbauerin der Kirche, Anna von Schönburg, aus ihrer alten Heimat Lohr mitgebracht.
4. Die "kleine Uhrschlag-Glocke", Gewicht 26,5 kg, aus Bronze. Herstellung unbekannt. Die Glocke war um das Jahr 1900 (wahrscheinlich beim Umbau 1903/04) überflüssig geworden und wurde im Archiv des Ziegelheimer Pfarramtes eingelagert. Sie wurde 1942 der Metallspende zugeführt. Die letzte Nachricht datiert auf den 9.Januar 1942. Der Bauhof Waldenburg teilt mit, daß sich die Glocke dort befindet und beim nächsten Glockentransport mit weitergeleitet wird.

In den Schönburgischen Urkundbüchern wird folgendes erwähnt: „1519 erhielt eine neue Glocke die Kirche zu Ziegelheim.“ Ebenso wird dort erwähnt: „1518 wurde die Ziegelheimer Kirche eine steinerne.“
Dies würde bedeuten, daß die neue Glocke im Rahmen der Kirchen-Weihe gestiftet wurde. Ob es sich dabei um die erstgenannte, noch relativ neue Glocke von 1501 handelt, die andernorts beschafft wurde oder vielleicht um eine Vorgängerglocke der 1642 gegossenen mittleren Glocke handelt, kann nicht mehr geklärt werden. Es wäre vorstellbar, daß im 30jährigen Krieg neben dem ganzen Inventar 1633 auch eine Glocke zu Schaden oder abhanden kam und 1642 nur minderwertiges Material und wenig Vermögen zur Verfügung stand, was den Umguss 1644 erklären würde. Belege als Beweis dafür existieren nicht.



Spektakulärer Fund einer weiteren historischen Glocke !

Die Arbeiten an der Kirchturmspitze und das dazu nötige Einrüsten derselben machten es erforderlich und auch möglich, die Uhrschlagglocke in Augenschein zu nehmen und auszubauen. Das hier ein kleiner historischer Schatz entdeckt wurde, kommt nicht von ungefähr. Bisher war man davon ausgegangen, das die 1942 zur Metallspende abgegebene Uhrschlagglocke irgendwann nach dem 2.Weltkrieg ersetzt wurde und ein ähnlich kleiner Guß, gebraucht oder neu, in die Turmlaterne eingebaut wurde. Leider fehlten aber jegliche Aufzeichnungen dazu. Anfang 2018 fand der Autor nun ein Schreiben des Pfarrers Ranft von 1940, in dem es heißt, daß die kleine Uhrschlagglocke schon seit ca. 40 Jahren überflüssig geworden sei und sich im Archiv des Pfarramtes befände. Das bedeutet, das die (große) Uhrschlagglocke die Kirchturmspitze nie verließ. Es bedeutet aber auch, daß die (große) Uhrschlagglocke nie erfasst wurde, niemand sie zu Gesicht bekam, eine Abgabe weder im 1.Weltkrieg noch im 2.Weltkrieg zur Debatte stand. Ebenfalls erst kürzlich erforschte Baunachrichten besagen tatsächlich, das bei anfallenden Arbeiten an Glocke, Anschlaghammer, Strom und ähnlichem, die Schlosser oder Elektriker aufgrund der Höhe lieber Dachdecker und Zimmerleute in die Aufträge einwiesen und diese dann von diesen höhentauglichen Spezialisten ausgeführt wurden. Das führte dazu, daß nur ein sehr kleiner Kreis von Menschen die Glocke überhaupt zu sehen bekam - bis zum 4.Mai 2018. Zum ersten Male konnte die Glocke von Fachleuten inspiziert werden und durch einen Sachverständigen in das Glockenverzeichnis aufgenommen werden.

Was ist nun das besondere an dieser Glocke? Es handelt sich um einen gedrungenen Glockenkörper aus Bronze, ca. 120 bis 150 kg schwer. Der Bauart nach ist diese Glocke als Uhrschlagglocke konzipiert worden, ohne Klöppel. Da eine Turmspitze ja nicht in Schwingungen versetzt werden darf, wird diese Glockenart von außen mit einem Schlaghammer angeschlagen, der bis zur Elektrifizierung per Seilzug von unten bedient wurde. Die Aufschrift auf der Glocke verrät viel und stellt das besondere dar:

"UNTER DER REGIERUNG.F.A.ZU.SACHSZEN.
HERZOGS.U.CHURFUIRSTENS.U.OTTO.CARL.F.
GRAFEN.U.H.V.SCHOENBURG-STEIN.
J.G.GRAEFE.GOSMICH.IN.GLAUCHAU.
ANNO:1782."
(Unter der Regierung Friedrich Augusts zu Sachsen, Herzogs und Churfürstens und Otto Carl Friedrich, Grafen und Herrn von Schönburg-Stein. Johann Gottlieb Gräfe goss mich in Glauchau anno 1782.)

Der Aufhängung und dem Holz-Alter nach hängt die Glocke tatsächlich seit ende des 18.Jahrhunderts auf dem Ziegelheimer Kirchturm. Sie zeigt auf der Rückseite das "Firmenlogo" der Gießerei Graefe in Glauchau, die offenbar auch Kanonen gießen konnte (im Wappen eine Glocke und ein Kanonenrohr).
Graf und Herr Otto Carl Friedrich von Schönburg-Stein trat 1779 die Regierung über die Herrschaft Stein und die Hälfte der Herrschaften Waldenburg und Lichtenstein an. Ab 1786 vereinigte er als einziger Stammhalter der Oberen Linie des Hauses Schönburg deren sämtliche Besitzungen (Waldenburg, Lichtenstein, Hartenstein und Stein) unter seiner Hand. 1797 kaufte er von der Unteren Linie die Herrschaft Remse hinzu. Otto Carl Friedrich ließ in Waldenburg in den 1780er Jahren den Grünfelder Park anlegen. Er wurde 1790 in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben.

Das Bild oben links zeigt Pfarrer Becker bei der Glockeninspektion am 17.5.2018. Das Bild oben rechts zeigt die Konstruktion des Schlaghammers. Das Bild unten links zeigt zwei mit eingegossenen alte chursächsische Münzen. Das Bild unten rechts zeigt das Wappen der Gießerei Graefe zu Glauchau. Man erkennt deutlich eine Glocke über einem Kanonenrohr.



Dokumentation der Glockenabnahme mit Handseilwinde 1959



(Stand: Juli 2018)

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