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Beichtstuhl aus dem 17.Jahrhundert
Wie auch das überlebensgroße Kruzifix, fand der alte Beichtstuhl im Herbst 2015 nach 111 Jahren im Waldenburger Heimatmuseum den Weg zurück in seine alte Ziegelheimer Heimatkirche (ausführliches dazu unter "Christusfigur").
Die Recherchen zum Beichtstuhl ergaben, daß er ein Produkt aus der ersten Erneuerungsphase unserer Kirche in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts ist. Wie anderen Orts schon erwähnt, wurde das Kircheninnere im 30jährigen Krieg, besonders 1633, fast vollständig geplündert und zerstört. In der Folge wurden 1657 die Kanzel und 1670 der Altar neu geschaffen. Da ja praktisch gedacht das Gestühl zur Grundausstattung gehört, um Gottesdienste abhalten zu können, datiere ich die Anschaffung des neuen Sitzinventars einschließlich des Chorgestühls noch vor 1670, da der Altartisch mit Reliquie und auch figürliche Reste des alten Schnitzaltars noch vorhanden waren. Bei dem Beichtstuhl handelt es sich der Bauweise nach um ein Teil des neu angeschafften Chorgestühls. Zu bemerken ist jedoch, daß er nie als Chorgestühl eingesetzt war, sondern bereits als Beichtstuhl konzipiert war. Dazu wurden innen getrennte und verschieden gestaltete Sitze für Pfarrer und Beichtenden eingebaut. Das optisch bedeutendere war allerdings die originale Gestaltung mit Ornamenten und Sprüchen. Diese sind leider in den 1970er Jahren im Waldenburger Museum verloren gegangen. Ein dortiger Restaurator hatte in falschem Ehrgeiz bei einer Restauration versucht, den Beichtstuhl in einfaches Chorgestühl zurückzuverwandeln. Zum Glück gibt es, wie unten aufgeführt, textliche und fotografische Überlieferungen zum originalen Zustand des Beichstuhles. Er soll nun seinen originalen Standort hinter dem Altar zurückbekommen.
M.Etzold
Stand: Februar 2016
Das Bild oben zeigt den Beichstuhl im Waldenburger Museum in den 1930er Jahren. Bei genauem Hinschauen sind die originale Bemalung und Beschriftung noch zu erkennen.
Quellen zum Beichtstuhl:
1903 im April in der Sonntags-
Dieselbe Beziehung und Hinweisung auf die evangelische Lehre, wie sie sich in der Ausschmückung der Kirche zu Ziegelheim kund gibt, findet man auch an dem übrigen ganz einfachen, aus zwei Sitzen bestehenden Beichstuhle. Auf der Seite, wo der Geistliche in den Stuhl ging, stehen für ihn zwei mahnende Bibelworte an der Wand. 1.Thim.4,16: „Hab Acht auf dich selbst, und auf die Lehre, beharre in diesen Stücken; denn wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen und die dich hören.“ und Jes.58,1: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige einem Volk ihr Uebertreten, und dem Hause Jakob ihre Sünde.“ Auf der anderen Seite ruft dem zur Beichte erscheinenden zu Lukas 15, 18 und 19.: Ich muß mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: „Vater, ich habe gesündigt in dem Himmel und vor dir und bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße,“ sowie das rechte Vertrauen auf Begnadigung Ap.5,31: „Gott hat durch seine rechte Hand Jesum erhöhet zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden.“ Auf der Hinterseite des Sitzes des Beichtenden steht die Bedingung, die zur Erlangung der Sündenvergebung das Wort Gottes an ihn macht, Spr.Sal.28,13: „Wer seine Missetat leugnet, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen.“ An der Außenseite des Beichtstuhles befindet sich ein kleines Gemälde aus Holz von schöner symbolischer Bedeutung: Eine zwischen zwei Baumstämmen ihre alte Haut abstreifende Schlange, mit der Stelle Ez.4,22: „So leget nun ab von euch den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbt.“
Die Sächsische Kirchengallerie von 1909 berichtet über Ziegelheim: Ein alter Beichtstuhl, der aber schon zu evangelischer Zeit, nämlich auch bei der ersten Erneuerung errichtet war, soll früher hinter dem Altar gestanden und dem Pfarrer als Sakristei gedient haben, während er, als durch Pfarrer Hoffmann (Pfarrer in Ziegelheim zwischen 1877 und 1900) die eigentliche Sakristei wieder in Benutzung genommen wurde, mit in diese kam und dort bis zur Erneuerung der Kirche verblieb (1903/04). Er ist nun … in das Altertumsmuseum zu Waldenburg gegeben worden, aber im Eigentum der Kirche verblieben.
Die „Beschreibende Darstellung der älteren Bau-