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Barocker Hochaltar der St.Marien-
Für den hölzernen, bis an das Gewölbe reichenden Altaraufsatz wird Hans Petzold in Altenburg als Verfertiger bezeichnet. Es ist aber zur Seite des Altars, ganz hoch und darum kaum erkennbar angeschrieben, daß ein Günther aus Ehrenhain ihn 1670 angefertigt habe. Vielleicht war Petzold der Meister und Günther der Geselle. Vielleicht hat der eine den Aufsatz gefertigt, der andere ihn aufgestellt? An dem Altaraufsatz ist die ganze heilige Geschichte dargestellt. Zunächst über dem eigentlichen Altar ist ein Abendmahlsbild, dann folgt als erstes Mittelstück die Geburt Christi, flankiert durch zwei Seitenflügel, die Darstellung Jesu im Tempel und seine Anbetung durch die Waisen. Außerdem stehen wie zwei Hüter zu den Seiten fast in Lebensgröße Moses mit dem Stabe, mit dem er Wasser aus dem Felsen geschlagen hat und Aaron mit Gesetzbuch und Opferlamm. Das zweite Mittelstück ist Christus der Auferstandene mit dem Kreuz, zu seinen Füßen die erschrockenen Kriegsknechte. Abermals zwei Seitenflügel, Geißelung und Kreuzigung. Aber noch tiefer als das zweite Mittelstück sieht man zu den Seiten zwei Propheten, die auf Christum hinweisen und neben ihnen je einen Engel, mit Bändern und Inschrift darauf, der eine mit dem Spruch: "Er ist um unserer Missetat willen verwundet", der andere: "Lasset uns aufsehen auf Jesum." Der Abschluß nach oben folgt durch die dem himmelfahrenden Herrn nachschauenden Jünger und Jüngerinnen. Diese erhalten durch zwei Engel die Auskunft: "Dieser Jesus, welcher ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren." Der Himmelfahrende selbst aber ist in realistischer Weise so dargestellt, daß nur der Unterkörper sichtbar ist und man annehmen soll, daß der Oberkörper schon in den Wolken entschwunden ist -
(Stand: Januar 2023)
Das Bild links ist die älteste Fotografie des Altars. Sie stammt aus dem Jahre 1903. Ein Leipziger Fotoatelier bekam den Auftrag, vor Beginn der Umbauarbeiten an der Kirche 1903 bis 1904, den alten Zustand auf Fotoplatten zu sicheren. Einige Abzüge sind erhalten geblieben, darunter dieses Altarbild. Interessante Zusatzdetails sind zu sehen. Die Fenster sind noch schmucklose Einfachverglasungen. Ein Gegenbeispiel zeigt das Bild oben. Man sieht die farbigen Bemalungen. Ein weiteres Detail ist links die alte, nicht mehr vorhandene Empore, welche bis zum Abriß 1903 der Sakristei vorgelagert war.
Detail-
Was verbindet den Flügelaltar der Kirche zu Schlunzig mit Ziegelheim`s Kirche?
Der unten in geschlossener und offener Variante gezeigte geschnitzte Flügelaltar stellt eine Besonderheit dar und ist in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ziegelheimer Kirche zu sehen. Im geöffneten Zustand wird die Gottesmutter von den Heiligen Margarethe, Barbara, Katharina und Magdalena flankiert. Die Tafelbilder sind im Originalzustand erhalten und zeigen die Heiligen Laurentius, Petrus, Sebastian und Bartholomäus. Die Krippe in der Predalla ist leider verloren gegangen und wurde seinerzeit durch eine derbe bäuerliche Schnitzerei ersetzt. Worin liegen nun die Besonderheiten und die Verbindung zur Ziegelheimer Kirche? Die erste Besonderheit ist das noch vorhandene spätgotische Gesprenge (der spitze Aufsatz) mit dem Ritter Georg. In der Reformationszeit wurden im Raum Glauchau unzählige Flügelaltäre aus den Kirchen entfernt und vernichtet, wie andere, an papistische Kirchen erinnernde Inventarien auch. Bei den wenigen Flügelaltären, die diese Zeit überstanden, sind die Gesprenge fast immer verloren gegangen. Die zweite Besonderheit ist die Symbolik auf eben diesem Gesprenge. Sie zeigt neben dem Schönburgischen auch das Wappen derer von Rieneck. Im Gegensatz zur Schlunziger Angabe der Enstehungszeit des Altars noch zu Lebzeiten Ernst I.von Schönburg (gefallen 1489 in Flandern und nicht erst 1498 wie in der Schlunziger Chronik genannt), datiere ich den Altar auf die Zeit zwischen 1512 und 1534. Warum? Es ist bekannt, das des Ernst I. von Schönburg`s Witwe, Anna "Gratiosa" von Schönburg, geborene Gräfin von Rieneck, mit Ende ihrer Regentschaft als Vormund für ihre beiden Söhne im Jahre 1512 eine rege Stiftungstätigkeit begann. Viele Schönburgische Kirchen und Kapellen wurden mit neuen Inventarien, Altären und auch Reliquien ausgestattet, welche Anna aus ihrer Privatschatulle mitfinanzierte. Durch eine Pilgerfahrt im Jahre 1493, an der Anna "Gratiosa`s" Schwager Johann von Schwarzenberg an der Seite des sächsischen Churfürsten Friedrich des Weisen ins Heilige Land zog, gelangten unzählige Reliquien ins Land. Beide wurden auch von Anna "Gratiosa`s" Vasallen Wolf von Weißenbach begleitet, der mittlerweile zu den Räten des Churfürsten gehört. Die von Friedrich dem Weisen mitgebrachten Reliquien bilden den Grundstock seiner umfangreichen Sammlung. Sicher haben alle Mitreisenden auch Reliquien mitgebracht und sicher sind viele davon in Anna`s Hände gelanget / wurden von ihr angekauft. Allein aus dem Jahre 1523 ist überliefert, daß Anna von Schönburg dem Hauptaltar St.Johannis Baptistae in Lößnitz ein Kästchen mit 39 verschiedenen Reliquien schenkte. Wie auch in der Ziegelheimer Kirche, versah Anna ihre Stiftungen mit ihrem Rieneck`schen Hauswappen (während ihrer Regentschaft von 1489 bis 1512 zusätzlich mit dem Schönburgischen Wappen). Anna von Schönburg starb 1525. Aus Dankbarkeit und Stolz versah ihr Sohn Ernst II. von Schönburg bis zu seinem Tode 1534 noch weitere kirchliche Stiftungen aber auch Gebäude sowohl mit seinem Schönburgischen als auch mit dem mütterlichen Rieneck`schen Wappen -
(Stand: Januar 2023)
Das Bild oben zeigt die Reliquien-
Das Bild links zeigt das Rieneck`sche Wappen am Türbogen des Schlosses Hinterglauchau. Dieses hatte Ernst II. von Schönburg links unterhalb des Schönburgischen Wappens anbringen lassen. Rechts unterhalb des Schönburgischen ist zudem das Wappen der Burggrafen von Leißnig zu sehen. Es ist das Hauswappen von Amalia/Amabilia, geborene Burgräfin von Leißnig, der Ehefrau des Ernst II. von Schönburg. Nach dem Tod von Ernst II. im Jahre 1534 verheiratete sie sich 1536 mit Graf Philipp von Mansfeld, nahm ihre zwei Töchter mit und überließ ihre drei Söhne einer von Chursachsen dominierten Vormundschaftsregierung.