St.Marien Wallfahrtskirche Ziegelheim

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Anna Gratiosa

Wer war Anna "Gratiosa"?

Ihr Titel lautet: Die Edle Frau, Frau Anna, verwitwete Frau von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg, geborene Gräfin von Rieneck. Selbst unterschrieb sie Dokumente so: "Anna von Schonburgk geborn von Rieneck Fraw Zu Glauchaw, Witwe". Sie war von 1489 bis 1512 Regentin über die Schönburgischen Herrschaften Glauchau und Waldenburg. Sie regierte für ihre minderjährigen Söhne Wolf und Ernst II. unter Obervormundschaft Herzog Albrechts von Sachsen und unter Aufsicht ihres Bruders Graf Reinhart von Rieneck und ihres Schwagers Graf Siegmund II., der Jüngere von Gleichen-Tonna. Sie gilt als Patronin und Erbauerin der Ziegelheimer Kirche zwischen 1484/85 und 1518. Das Vorwerk und die Dorfschaft Ziegelheim wurden ihr 1480 zur Hochzeit zum Leibgedinge gegeben. Als Vorwerk des halben Schlosses Hartenstein wurde Ziegelheim ab 1489 Teil von Anna`s offiziell zugewiesenen Witwensitz, den sie aber nie bewohnte. Anna hat bis zu ihrem Tode auf Schloss Hinterglauchau bei ihrem Sohn Ernst II. gewohnt. Nachweislich hat sie in Vertretung ihrer Söhne noch bis 1518 (nach Ende ihrer Regentschaft) Regierungsgeschäfte getätigt. Siehe dazu auch die Anmerkungen ihrer Tochter Margarethe von Gleichen von 1534 im unteren Textfeld dieser Seite.

Die Bilder zeigen links oben den östlichen Abschlußstein des  Ziegelheimer Kirchen-Chores, der die Jahreszahl 1518 trägt. Links unten ist der westliche Abschlußstein des Kirchen-Chores zu sehen. Er zeigt das Rieneck`sche Hauswappen der Anna von Schönburg. Das Bild rechts zeigt das Rieneck`sche Hauswappen im Torbereich des Schlosses Hinterglauchau. Es wurde von Ernst II. von Schönburg zum Andenken an seine Mutter Anna dort angebracht.

(Stand: Januarr 2023)

  • 1428 - Geburtsjahr des Grafen Philipp II. des Jüngeren von Rieneck - Vater der Anna.

  • 1435 - Geburtsjahr der Gräfin Anna von Wertheim, 2.Ehefrau des Grafen Philipp II. des Jüngeren von Rieneck.

  • 1445 - wahrscheinliches Geburtsjahr der Freifrau Margarethe von Eppstein-Königstein, Mutter der Anna.

  • 1460 - am Samstag, dem 7.Juni Vermählung zwischen Graf Philipp II. der Jüngere von Rieneck und Freifrau Margarethe von Eppstein-Königstein vermutlich anläßlich der jährlich stattfindenden Pfingst-Turniere und Feiern des Adels. Graf Philip II. war auf Drängen seines Bruders Graf Philipp I. der Ältere extra aus dem geistlichen Stand zurückgekehrt um zu heiraten und mit männlichen Erben das Geschlecht vor dem Aussterben zu bewahren. Sein Bruder hatte nur eine Tochter.

  • 1461 - Anna, Gräfin von Rieneck geboren.

  • 1463 - Geburtsjahr von Graf Reinhard von Rieneck, Bruder von Gräfin Anna. Kurz darauf verstirbt am 27.Oktober im Alter von etwa 18 Jahren beider Mutter Gräfin Margarethe, geborene von Eppstein-Königstein. Graf Philipp II. der Jüngere wird aus Dankbarkeit für seine Dienste vom Mainzer Erzbischof und Churfürsten Adolf II. von Nassau in das Amt des Vizedoms in Aschaffenburg eingesetzt. Dieses Amt bekleidet er bis 1482. In dieser Amtszeit hat Graf Philipp II. der Jüngere von Rieneck größtenteils in der Mainzer Nebenresidenz Asschaffenburg residiert.

  • 1465 - Vermählung von Witwer Graf Philipp II. von Rieneck mit Gräfin Anna von Wertheim.

  • 1479 - im Dezember Verlobung zwischen Freiherrn Ernst von Schönburg und Gräfin Anna von Rieneck.

  • 1480 - Vermählung zwischen Freiherrn (dem Edlen Herrn) Ernst von Schönburg, Herr zu Glauchau und Waldenburg und Gräfin Anna von Rieneck.

  • 1481 - Anna, Gräfin von Schauenburg-Holstein-Pinneberg, geborene Freifrau von Schönburg-Waldenburg, wird als erstes Kind und erste Tochter des Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner Gattin Anna, geborene Gräfin von Rieneck, geboren. In offiziellen sächsischen Texten wird 1479 als Geburtsjahr genannt. Dies ist aber unmöglich, da sich die Eltern vor der verabredeten Verlobung nicht kannten und der offizielle Beischlaf erst 1480 nach der Vermählung gehalten wurde, als Anna, geb. von Rieneck in den Schönburgischen Landen eintraf.

  • 1482 - Freiherr Wolf von Schönburg-Waldenburg wird als 1.Sohn des Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner Gattin Anna geboren.

  • 1484 - Elisabeth von Schlik, Gräfin von Bassano und Weisskirchen, Burggräfin von Eger, geborene Freifrau von Schönburg-Waldenburg wird als 2.Tochter des Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner Gattin Anna geboren.

  • 1488 - Freiherr Ernst II. von Schönburg-Glauchau wird als 2.Sohn des Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner Gattin Anna geboren.

  • 1489 - am 26. oder 27.Januar stirbt Freiherr Ernst I. von Schönburg nach einer Kriegsverletzung in Flandern und wird in Antwerpen beigesetzt. Witwe Anna, Freifrau von Schönburg wird als Regentin und Vormund ihrer Söhne Wolf und Ernst II. sowie ihrer 3 Töchter eingesetzt. Im selben Jahr wird als jüngstes Kind Margarethe, Gräfin von Gleichen-Tonna, geborene Freifrau von Schönburg-Waldenburg, als 3.Tochter des seeligen Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner Witwe Anna, Freifrau von Schönburg, geboren.

  • 1512 - Witwe Anna, Freifrau von Schönburg legt auf eigenen Wunsch die Regentschaft nieder.

  • 1522 - Elisabeth von Schlik, Gräfin von Bassano und Weisskirchen, Burggräfin von Eger, geborene Freifrau von Schönburg-Waldenburg , 2.Tochter des Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner Gattin Anna, stirbt.

  • 1525 - am 13.Dezember stirbt Witwe Anna, Freifrau von Schönburg, geborene Gräfin von Rieneck (nach schönburgischen Angaben im Alter von 67 Jahren, wohl eher aber mit 65 Jahren – lt. Rieneck`schen Angaben des Geburtsjahres).

  • 1529 - Freiherr Wolf I. von Schönburg-Waldenburg, ältester Sohn des seeligen Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner seeligen Gattin Anna, stirbt im Kloster Chemnitz.

  • 1533 - Anna, Gräfin von Schauenburg-Holstein-Pinneberg, geborene Freifrau von Schönburg, Tochter des seeligen Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner seeligen Gattin Anna, stirbt.

  • 1534 - am 13./14.September stirbt Freiherr Ernst II. von Schönburg-Glauchau. Laut einem Schreiben in den Schönb. Urkundbüchern vom 14.September soll „ Vor die Seele des Edlen und wohlgebornen Herren, Herrn Ernst (II.) von Schönburg, vor einen Herren Ernst (I.), der sein Vater gewesen ist und vor eine Frau Anna, geborene Gräfin von Rieneck, die seine Mutter gewesen ist. Vor einen Herren Wolffen von Schönburg, der sein Bruder gewesen ist. Vor eine Frau Anna von Schönburg und Elisabeth Schlick, die seine Schwestern gewesen sind. Vor einen Herren Friederichen von Schönburg und Frau Elisabeth, die da Großeltern des Herren Ernsten von Schönburg gewesen sind. Vor Frau Anastasia von Schönburg, die Äbtissin dieses Klosters Geringswalde gewesen ist. Vor einen Herren Veyten, Herren Dietrich von Schönburg, vor Frau Katharina von Schwarzburg, Frau Margareta Birka von Duba (Byrgkin), alle Geschwister Herren Friedrichs von Schönburg. Vor zweene Herren, haben beide Herman geheißen, sind gewesen die ersten Stifter dieses Gotteshauses Geringswalde. Vor Herren Vycken von Schönburg und vor alle, die aus dem Geschlecht verschieden sind. –  im Kloster Geringswalde gebetet werden." Am 11./12.Oktober finden die Feierlichkeiten zum Begängniß (Trauerfeierlichkeiten, Bestattung) Ernst II. von Schönburg in Glauchau statt. Am 9.Dezember zeigt Ernst II. Schwester Margarethe, Gräfin von Gleichen bei Herzog Georg von Sachsen im Rahmen eines Erbstreites an: „daß meine Mutter (Anna von Schönburg, geb. von Rieneck, gest. 1525) in meines Vaters beider selig nachgelassenen Gütern und Erbschaft mit ihren Kindern unertheilt gesessen und ihr Leben lang den Gebrauch und Beseß daran gehabt."

  • 1535 - Margarethe, Gräfin von Gleichen-Tonna, geborne Freifrau von Schönburg-Waldenburg stirbt als jüngstes und zugleich letztes Kind des seeligen Freiherrn Ernst I. von Schönburg und seiner seeligen Gattin Anna.


(Stand: Oktober 2018)



Anna „Gratiosa" von Schönburg, Herrin zu Glauchau und Waldenburg, geborene Burggräfin von Rieneck
- Suche nach ihrer Grabstätte -

Als langjährige Regentin (bis 1512) in den Schönburger Herrschaften bekanntgeworden, junge Witwe ihres 1489 in Flandern gefallenen Gemahls Ernst (I.) von Schönburg und Vormund ihrer Kinder Anna, Elisabeth, Wolf (I.), Ernst (II.) und Margarethe, gilt sie als eine wichtige Ahnfrau des Glauchauer und Waldenburger Gesamthauses der Schönburger. In ihrer Kindheit in Lohr und Aschaffenburg wurde sie streng katholisch erzogen, der Wallfahrtsort Mariabuchen befand sich in Heimatnähe, der Vater stand in Diensten des Mainzer Erzbischofs und ihr Halbbruder Graf Thomas von Rieneck ging als Domgraf von Köln in die Geschichte ein. Anna wurde mir erst durch die Erforschung der Ziegelheimer St.Marien Wallfahrtskirche bekannt. Ihr Wappen ziert gegenüber dem Abschlußstein von 1518 das Deckengewölbe des Kirchenschiffes. 1480 wurden Dorfschaft und Vorwerk Ziegelheim der jungen Anna als Leibgedinge übertragen. Bereits 1479 hatten die Väter von Ernst I. und Anna die Ehe ausgehandelt. Für Ziegelheim begann eine selten stabile Zeit. Bis zu ihrem Tod 1525 verblieb Ziegelheim persönlicher Besitz von Anna – ganze 45 Jahre! Diese Zeit nutzte sie zum Kirchenbau, welcher bereits in den 1480er Jahren begonnen haben muß, was Analysen von Deckenbalken-Holz ergaben. Einzigartig dabei ist, dass nur das Rieneck`sche Wappen eingemeißelt wurde, kein Schönburger Wappen.
Die große Frage stellt sich nun nach dem Verbleib von Anna`s Gebeinen nach ihrem Tod 1525. Viele Jahre war ich auf Spurensuche, besuchte Orte und durchforstete alle auffindbaren schriftlichen Quellen. Heute kann ich sagen – eine abschließende Lösung des Rätsels ist nicht möglich. Das Grab kann nicht mehr gefunden werden. Was es aber gibt, sind Indizien, die nach Geringswalde führen.

Geringswalde
Was spricht dafür: seit 1233 war Kloster Geringswalde die Familiengrablege aller Schönburger. Lediglich einzelne, wie z.B. Ernst I. von Schönburg fanden den Weg aus der Ferne nicht zurück. Ernsts Überführung aus Flandern war zu jener Zeit nicht machbar – obwohl sein testamentarischer Wunsch die Beisetzung bei den Ahnen in Geringswalde war. Die Besonderheit des Klosters ist tatsächlich seine Funktion – es wurde nicht in kirchlichem Auftrag gebaut und diente auch nicht der Missionierung. Nein, es wurde von den Schönburgern ausschließlich als zentrale Grablege aller Familienangehörigen gestiftet, deren Einflußbereich sich zu dieser Zeit auf die Rochlitzer Pflege konzentrierte. 300 Jahre beteten die Nonnen für das Seelenheil der Schönburger und kümmerten sich um die Grabstätten. Dazu war das Kloster reich mit Ländereien und Abgaben beschenkt worden. Eine solche Einrichtung diente auch der Repräsentation, der Darstellung eigener Macht und Unabhängigkeit – gerade gegenüber Sachsen. Nach dem Tode Ernst II. von Schönburg 1534 wurden die Schönburger Lande unter seinen 3 Söhnen geteilt (Erbvergleiche 1553 und 1556). Einzig Geringswalde wurde gemeinschaftlich weiterverwaltet. Erst 1538 fand in den herzoglich-sächsischen Gebieten und damit in den schönburgischen Lehensherrschaften die Reformation Einzug (in den schönburgischen Stammlanden erst 1542). Die letzte Äbtissin des Klosters Geringswalde schließt in ihrer Funktion noch 1551 und 1552 Verträge und wird 1554 im Kloster beerdigt. Einige Nonnen haben noch lange nach Einführung der Reformation im Kloster gelebt (nachweisl. bei einer Visitation 1564). Offiziell gilt das Kloster spätestens seit 1542 als aufgehoben. Da es aber in den Schönburger Besitz zurückfällt, ist es nur logisch, dass diese eine schützende Hand über ihre Familiengrablege halten. Um die Bedeutung gegenüber Sachsen zu erhalten oder zu heben, gründet man 1567 eine Landesschule (eine Art Miniatur-Fürstenschule), die aber 1569 von Sachsen gewaltsam geschlossen wird – die Flacianische Auslegung des Glaubens war Sachsen ein Dorn im Auge. Damit beginnt der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Das Kloster wird in ein Rittergut umgebaut und wird nach Verhandlungen, welche bereits 1587/88 beginnen, schließlich 1590 an Churfürst Christian I. von Sachsen verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man davon ausgehen, dass sich um die Familien-Grablege gekümmert wurde. Für mich bedeutet dies, das Anna als katholische Schönburgerin nach ihrem Tod 1525 von Glauchau nach Geringswalde überführt wurde, wie alle vor ihr auch. Ernst II. und Wolf (im Kloster Chemnitz 1529 gestorben) wurden in der Glauchauer Pfarrkirche beigesetzt als nachweislich erste hiesige Schönburger. Der evangelische Glaube verbat das Lesen von Seelenmessen und Klöster waren offiziell säkularisiert. Interessant ist jedoch, daß anlässlich des Todes von Ernst II. 1534 im Kloster Geringswalde Messen gelesen werden sollten: „…Vor die Seele des Edlen und wohlgebornen Herren, Herrn Ernst (II.) von Schönburg, vor einen Herren Ernst (I.), der sein Vater gewesen ist und vor eine Frau Anna, geborene Gräfin von Rieneck, die seine Mutter gewesen ist. Vor einen Herren Wolffen von Schönburg, der sein Bruder gewesen ist. Vor eine Frau Anna von Schönburg und Elisabeth Schlick, die seine Schwestern gewesen sind. Vor einen Herrn Friederichen von Schönburg und Frau Elisabeth, die da Großeltern des Herren Ernsten von Schönburg gewesen sind. Vor Frau Anastasia von Schönburg, die Äbtissin dieses Klosters Geringswalde gewesen ist. Vor einen Herren Veyten, Herren Dietrich von Schönburg, vor Frau Katharina von Schwarzburg, Frau Margareta Birka von Duba (Byrgkin), alle Geschwister Herren Friedrichs von Schönburg. Vor zweene Herren, haben beide Herman geheißen, sind gewesen die ersten Stifter dieses Gotteshauses Geringswalde. Vor Herren Vycken von Schönburg und vor alle, die aus dem Geschlecht verschieden sind. – im Kloster Geringswalde gebetet werden." (Urkunde vom September 1534)
Was spricht dagegen: Es sind keine Nachrichten über die Beisetzung von Anna in Geringswalde überliefert.
Aber: Geringswalde wurde 1547 und im 30jährigen Krieg mehrfach zerstört, die Peste rottete den Ort mehrfach fast aus. So geriet die Grablege langsam in Vergessenheit. Erst um 1737 fand man bei Ausgrabungen auf dem ehemal. Klostergelände Kellerreste und viele Stücke von Grabplatten. 6 konnten abgezeichnet werden, weil sie fast komplett waren. Die meisten waren aber nur noch Trümmerteile, viele waren als Mauersteine verarbeitet worden. Es kann also nichts ausgeschlossen werden. Für mich ist Kloster Geringswalde die Nummer 1 des wahrscheinlichsten Grabstandortes.


(Stand: Januar 2023)


In Anna`s Heimatschloß in Lohr am Main fand am 7.Juni 1460 die Vermählung ihrer Eltern statt. Das Wandgemälde im Schloß zeigt noch heute die "Liebesheirat" zwischen Graf Philipp II. (der Jüngere) von Rieneck und Freifrau Margarete von Eppstein-Königstein. Der junge Graf führt seine Angebetete heim. Das Bild rechts zeigt das Allianzwappen Rieneck-Eppstein. Anna "Gratiosa" erblickte dort 1461 das Licht der Welt. Bereits 1463 endete die "Liebes-Allianz" tragisch. Kurz nach der Geburt des Stammhalters Graf Reinhart verstarb Margarete. Der Witwer vermählte sich 1465 mit Gräfin Anna von Wertheim.

(Stand: Januar 2023)

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