St.Marien Wallfahrtskirche Ziegelheim

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Chronik

Kirchenchronik

Die Tatsache, das in der Ersterwähnungsurkunde Ziegelheims vom 23.März 1254 von einem „Hugo plebanus de cygilheim“ - also von „Hugo, Pfarrer von Ziegelheim“ die Rede ist, ist insoweit von Bedeutung, da es im Orte also sowohl eine Kirche als auch einen eigenen Pfarrer gab. Da selbst Jahrhunderte später nur größere Gemeinden eigene Kirchen und längst nicht jede Gemeinde einen eigenen Pfarrer hatten, muss Ziegelheim eine bedeutendere Gemeinde gewesen sein.

1158
> westlich der Mark Meißen entfaltet sich seit diesem Jahr unter Kaiser Friedrich I. das Pleißenland als Reichsterritorium mit Zentrum Altenburg. Auch zur Absicherung des Gebietes findet eine intensive Rodungswirtschaft statt, die Herrschaften Waldenburg, Rabenstein, Stollberg, Wolkenstein und Zschopau entstehen. Die Mark Meißen selbst befindet sich in wettinischer Hand. Die Wettiner können ihrem Territorialkomplex bereits erste Konturen geben. Bereits zu dieser Zeit entsteht hier ein regionales Spannungsfeld zwischen Reichsgewalt / Königtum und den Wettinern. Mitten in dieser brisanten Zone schaffen sich die Schönburger mit der Herrschaft Glauchau eine (Reichs-)Ministerialenbesitzung.
1165 –1172 wird die Burg Waldenburg errichtet, zur gleichen Zeit wie das Bergerkloster in Altenburg. Bauherr ist der erste Richter des Pleißenlandes, Hugo von Wartha, enger Gefolgsmann und Vertrauter Kaiser Friedrichs I., zusammen mit dem kaiserlich-altenburgischen Marschall Rudolf von Brand. Die Nachkommen des Hugo von Wartha nennen sich fortan nach dem neuen Stammsitz des Geschlechts „von Waldenburg“. Vermutlich zur selben Zeit, als Absicherung des reichsunmittelbaren Gebietes gegen die Mark Meißen und das noch zu kolonialisierende Erzgebirge wird auch der Rittersitz Ziegelheim errichtet.
1254
> nach diesem Jahr befindet sich das Pleißenland im Besitz des Wettiners Heinrich III. des Erlauchten.
- am 23.März wird eine Urkunde ausgestellt, die für viele Orte die Ersterwähnungsurkunde darstellt, darunter Waldenburg (Waldinberc), Ziegelheim (Cygilhem) und Hinteruhlmannsdorf – das heutige Engertsdorf (Alhamsdorph). Der Inhalt lautet in etwa: „…Hugo von Waldinberc, Vogt des Klosters zu Remse verpfändet in Gegenwart und mit Zustimmung seines Sohnes Unarg dem Propste Dietrich und seinem Kloster in Remse für 45 (Gewichts-Mark ?) Silber die Einkünfte seiner Vogtei über das Kloster unter der Verpflichtung, dem Kloster beim Verkaufe der Vogtei das Vorkaufsrecht zu gewähren, wobei die hierbei gegenwärtigen - Isenhard, Abt von Chemnitz / Günther von Crimmitschau / Sigfried von Ehrenberg / Jercho, Bruder des Ausstellers / Tudo von Gößnitz – Taxatoren sein sollen; läßt mitbesiegeln den Bischof (Dietrich II.) von Naumburg, den Burggrafen (Albert) von Altenburg und die vorher genannten Taxatoren. Zeugen: Konrad und Andreas, Mönche / Hugo, Pfarrer von Cygilhem / Heinrich, Pfarrer von Kaufungen / Otto, Pfarrer von Winkel / Friedrich von Ponitz / Hugold von Alhamsdorph / Rudolf und Konrad, Gebrüder von Brande / Ulrich von Kurbitz / Otto von Lom / Heinrich und Peregrin, Ritter von Wernsdorf / Eberhard von Kyowe / Konrad von Alhamsdorph.“
1289
> vom 3.Mai und 29.Juli datieren die letzten urkundlichen Nachweise über Heinrich von Ziegelheim als Rittergutsbesitzer und Vasall des Burggrafen von Altenburg. Besagter Heinrich taucht bereits 1261, 1273 und 1282 in Urkunden als Zeuge in unserer Region auf. Er wird in den Urkunden als „miles“, also als Ritter bezeichnet, in der 1273er Urkunde sogar als „senior miles terrae“, das heißt als ältester oder in einem Vorrang stehender Ritter des Pleißener Landes. Nach dem Lokalhistoriker Carl Anton Tobias soll Heinrich um 1301 gestorben sein.
1300 > um diese Zeit erfolgt der Übergang Ziegelheims auf die Schönburger. Als Grund anzunehmen sind der Tod des Ritters Heinrich von Ziegelheim (siehe 1289), der Rückfall des Rittergutes an die Altenburger Burggrafschaft, welche wiederum um diese Zeit aufgelöst wird, da die Wettiner Herren des Pleißnerlandes werden. Von diesen werden fortan die Schönburger mit der Ziegelheimer Grundherrschaft belehnt. Das Geschlecht der edelfreien Ritter oder Herren von Ziegelheim hat sich zu diesem Zeitpunkt aus unbekannten Gründen bereits in Wettinische Dienste als Ministeriale begeben oder bekleidet kirchliche Ämter. Der letzte seines Geschlechts ist Caspar von Ziegelheim, dem Kurfürst Moritz von Sachsen 1543 das Gut Oberau bei Meißen verleiht und der 1550 stirbt. Ein schlesischer Familienzweig überlebt bis ins 17.Jahrhundert, taucht in der 2.Auflage von Siebmachers Wappenbuch im Jahre 1612 als schlesisches Adelsgeschlecht auf und stirbt erst mit Barbara von Ziegelheim und Tieffenfurth auf Seidenberg im Jahre 1662 aus. Barbara ist die Gattin Christians von Nostitz.
1320
> In einem Abschätzungsbericht der Diözese Naumburg vom Juni diesen Jahres werden unter anderem die in dieser Zeit herrschenden Zustände, die Leiden der Landbewohner und Ackerbautreibenden durch beständige Verheerungen und Raubzüge benachbarter Grafen und Herren beleuchtet. Durch den Druck, der in dieser Zeit auf den einzelnen Orten liegt, erklärt es sich, daß bei weitem nicht soviel aufgebracht werden kann, wie man erwartet. … Für Ziegelheim und ähnlich für Glauchau liegen die Gründe einer geringeren Ablieferung nicht in den anderwärts vielfach beklagten Raubzügen, sondern darin, daß für den umfangreichen kirchlichen Dienst wenigstens 3 Priester nötig werden. Die Einkünfte der Kirche zu Ziegelheim werden auf 10 damalige (Gewichts-)Mark für das Jahr taxiert und die Vakanz derselben besteht im zweiten Jahr jener päpstlichen Verordnung, d.h. es sind dort nicht alle Stellen besetzt (und deshalb mußt der Lohn für die vakante Stelle an den Papst abgeführt werden). Laien – also nicht Geistliche, auch nicht ein Kloster – haben in Ziegelheim das Kollationsrecht, d.h. das Recht, dem Archidiakonus des Sprengels einen geeigneten für die Stelle vorzuschlagen. Statt fünf Schock Prager Groschen hat der Pfarrer in diesem Jahr nur ein Schock entrichtet. Es konnte nicht mehr herausgepresst werden. Der ganze Ertrag des Vakanzjahres beläuft sich auf 14 Mark, davon gehen aber trotz der einen Vakanz die Besoldungen für die übrigen amtierenden Priester ab. Die drei Priester, also außer dem Pfarrer zwei Kapläne oder Vikare, deuten auf keine gewöhnliche Pfarrkirche hin, oder doch auf eine solche, die einen sehr großen Sprengel abzudecken hat. Außer Ziegelheim werden in der Urkunde nur noch in Lucke, Profen bei Pegau, St.Nicolaus in Zeitz und in Wählitz bei Mölsen mehrere Priester erwähnt ...– Diese Informationen zeigen, das Ziegelheim nicht dem Kloster Remse unterstand. Möglicherweise kann das Kloster für einige Flächen des Kirchenlehens bis zur Reformation als Lehnsherr gegenüber der Kirchgemeinde Ziegelheim aufgetreten sein, die 100 Köngshufen, die das Kloster Remse einst zur Gründung reichsunmittelbar erhielt, mögen bis an die Ziegelheimer Fluren herangereicht haben – ein Nachweis darüber ist allerdings schwierig.
1335 > wahrscheinlich in diesem Jahr wird Mechthild, Witwe Hermanns von Schönburg, mit ihrem unmündigen Sohne Fritz (Friedrich) mit dem Ort Ziegelheim, außer(-dem) (mit) etlichen andern dort gelegenen Dörfern belehnt vom Markgrafen Friedrich dem Ernsthaften von Meißen. (Aufgrund vieler Schönburge gleichen Namens ist die Zuordnung nicht ganz einfach, es kann aber angenommen werden, daß es sich um Hermann V. von Schönburg-Glauchau, seine Ehefrau Mechthild, geborene von Wildenfels und ihren Sohn Friedrich IX. von Schönburg-Glauchau handelt.)
1337
> in diesem Jahre verbietet Friedrich von Schönburg (eher Friedrich V. von Schönburg) die sorbische Sprache in Gerichtsverhandlungen.  
1349
> in einem, in diesem Jahre begonnenen Verzeichnis der land- und markgräflichen Lehen heißt es: … Item Friedrich und H.(ermann) von Schönburg, Herrn zu Gluchow, haben die Dörfer Czygelheim, Arnoldsdorf (Niederarnsdorf), Albrechtsdorf (Uhlmannsdorf), Kyan, Wyra … ; (Aufgrund der Häufigkeit der Vornamen und weniger Quellen kann nur vermutet werden, das es sich um Friedrich IX. und Hermann VII. von Schönburg zu Glauchau handelt, den Söhnen Hermanns V. von Schönburg zu Glauchau und seiner Gattin Mechthild von Wildenfels.)
1370 > Der Abt von Bürgel, dem das Kloster Remse untersteht, wendet sich in diesem Jahr an Friedrich IX. von Schönburg wegen einer Beeinträchtigung des Klosters durch den Pfarrer zu Ziegelheim. Es handelt sich hierbei um den einzigen Nachweis, das Ziegelheim unter dem Patronat des Klosters Remse gestanden haben könnte.
1373 > Ziegelheim ist Leibgedinge der Katharina, geb. Burggräfin von Dohna, Gemahlin Friedrich IX. von Schönburg.
1375
> Die Herren von Schönburg werden in Nachfolge der Herren von Waldenburg Klostervögte über das Kloster Remse. In dieser Zeit soll angeblich das Kloster Remse kurzzeitig das Patronat über Ziegelheim gehabt haben. Dies ist nach Annahme des Autors ein Irrtum. Vielmehr zeigen die Besitzverhältnisse des Klosters bei seiner Gründung, das seine Felder und Wälder bis nach Ziegelheim reichten. So ist es möglich, daß das heutige Kirchenland und der kirchliche Anteil des Ziegelheimer Wäldchens „Höckigt“ bis zur Reformation dem Kloster gehörten und dieses formale Patronatsrechte hatte, welche aber schon zu dieser Zeit von den Kloster-Vögten, den Herren von Schönburg, mit ausgeübt wurden. Bekannt ist, das um 1560, nach der Säkularisation des Klosters Remse (Beginn des Ziegelheimer Kirchenlehnsbuches) mindestens ein Drittel der Dorfschaft Ziegelheim Kirchenbesitz war und der Pfarrer das Lehnsherrenrecht ausübte.
1379
> bei der Teilung der Gebrüder Landgrafen von Thüringen erhält Friedrich das Osterland und das Pleißnerland, Balthasar Thüringen, Wilhelm Meißen und von Friedrich überdies noch Zschillichau (evtl. Züllichau im damaligen Kreis Bautzen?), die Oberherrlichkeit über die Meißnischen Besitzungen der Burggrafen von Leisnig, der Herren von Schönburg und von Waldenburg (dadurch Trennung vom Altenburger Gebiet / Pleißen).
1380
> mögliches Erbauungsjahr einer Vorgängerkirche zu Ziegelheim. Beim Turmbau der Nachfolgerkirche wuird neben Tannenholz der Winterfällung 1530/31 auch Fichtenholz der Winterfällung 1379/80 verwendet, welches beim Abriss der Holzkirche für gut befunden worden sein könnte und wiederverwendet wurde.
1385
> Die Herren von Schönburg erklären sich zu Vasallen der Könige von Böhmen.
1388
> Siffrid, Pfarrer zu Czigilheym, wird am 24.April 1388 als Zeuge in einer Schönburgischen Urkunde genannt.
1390
> Eine Anzahl in Eid genommener, einflußreicher und angesehener Leute zu Ziegelheim, wie in anderen Orten der Umgegend (Waldenburg, Glauchau, Jerisau, Weidensdorf, Wickersdorf, Pfaffroda, Kertzsch, Chursdorf, Neukirchen, Reinholdshain und Schönberg) werden als Helfershelfer Veits von Schönburg, ihres Herren, mit dem Kirchenbann belegt, weil Veit das Kloster Remse mit Raub und Brandschatzung belegt hatte. Zum Glück halten sich die Auswirkungen in Grenzen, es bleibt bei Drohungen. Veit von Schönburg, der eigentliche Hauptschuldige und Angeklagte, beeilt sich, Frieden mit der Kirche zu schließen.
1405, 08.04. – „.. Wir Vit I. von Schonenburg Herr czu Gluchow und all unszer Erben bekennen in dissen unszin offin Briffe allen den, die in (ihn) sehin oddir horin lezzin, daz wir durch vlyssiger Bete und sunderlichir Gnaden und Gunst willen gunnen und gegunst habin den Snydern in unszer Stad czu Waldinberg ein Ynnunge czu habinde also, datz kein odir uzwendig Snyder, der in orr (eurer / ihrer) Innung nicht ist, nyndirt (nirgends) uff dem Lande in unszern Gerichtin by einir Mile Wegis noch in der Stad czu Waldinberg keine Wergstad nicht sal habin noch erbeitin uzgeslossin unszer Dorff czu Czigelheim…“ = Es handelt sich um einen Innungsbrief für die Waldenburger Schneider. Gleichzeitig handelt es sich um einen (Zunft-)Freiheitsbrief für die Ziegelheimer Schneider. Interessant: Ein Zunftzeichen (Wappen mit Schere aus Porphyr) befindet sich im Inneren der Ziegelheimer Kirche.
1426
> In diesem Jahr setzt Friedrich XII. von Schönburg Ziegelheim zum Leibgedinge für seine Gemahlin Sophie, geborene Burggräfin von Leisnig aus. Eher handelt es sich um den tatsächlichen Erbfall, Friedrich stirbt am 15.06. in der Schlacht bei Aussig im selben Jahr. Das Leibgedinge / der Witwensitz wurde üblicherweise vor der Verlobung ausgehandelt. Tatsächlich sind die Erbverhandlungen mit Sophie`s Söhnen erst 1435 abgeschlossen (siehe 1435).
1430 - 1450
> In diesem Zeitraum wird die Entstehung der heute noch vorhandenen Kleinen Glocke geschätzt.
1435, 03.06. > es bekannte Sophie von Schönburg, Frau von Glauchaw (geborene Burggräfin von Meißen, Witwe Friedrichs XII. von Schönburg und Großmutter Ernst I. von Schönburg), daß Herr Heinrich von Waldenburg, Herr zu Wolkenstein, ihr lieber Oheim und die ehrbaren und gestrengen Bernhard von Miltitz, Hans von Schönberg, Walram und Michel Stange auf einer und die ehrbaren und gestrengen Jost von Koufungen, Hilbrand Trueczler ihrer Söhne Hauptmann, Gottschalk von Ulrsdorf, Hans von Maltitz und Cunz von der Mosel auf der anderen Seite zwischen ihr und ihren Söhnen Veit II., Friedrich XV. und Dietrich von Schönburg, Herrn zu Gluchow, am Sonntag Lätare (27.03.) in der Stadt Kemnitz bethändigt hätten von ihres Leibgedings wegen und sie dann gütlich entsetzt und entschieden hätten, also, daß ihre Söhne sie sollten lassen leihen und bedingen von den Herzögen von Sachsen mit diesen hernach geschriebenen Dörfern Czigelheym (Ziegelheim), Nider-Arnsdorf (Niederarnsdorf) und Unter-Uwersdorf (vermutlich ist Uhlmannsdorf gemeint, das vordem Albrechtsdorf hieß) und nemlich mit dem Vorwerk, das zu Ziegelheim gelegen ist, mit allen Aeckern, Wiesen, Hölzern, mit 3 Teichen, Geldzinsen, Getreidezinsen, Hühnerzinsen, Schulden und allen andern Gerechtigkeiten, wie die in denselben Dörfern gelegen sind, so daß sie die haben sollte zu ihrem Leibe, dieweil sie lebte mit allen Nutzen, Würden, Freiheiten und allen Gerichten, Rechten und Hofdiensten, nichts ausgenommen, sondern in aller Maß als ihr lieber Herr Friedrich XII., ihr Gemahl seeligen Gedächtnisses und seine Eltern das auf seine Söhne und Erben geerbt und gebracht hätten und das sie denn bis daher besessen hätten. Auch ward bedingt, daß ihre Söhne den Hof Ziegelheim sollten lassen bauen und ein Haus und eine Stube darauf setzen und auch Kammern machen lassen als das möglich und gewöhnlich ist. Wenn sie darauf ziehen wollte, sollten ihre Söhne das über Winter und Sommer säen. Auch sollten sie ihr in dem Vorwerk Rindvieh, Schweine, Gänse, Enten, Hühner so viel, als das zu den Zeiten darin ist, geben. Auch sollten sie ihr Brennholz und Bauholz geben, so viel sie des bedarf zu ihrer Nothdurft, wie sie das am nächsten haben. (Nach diesem Jahre 1435, erst mit dem Tode der Sophie von Schönburg, geb. Burggräfin von Meißen, könnte das Patronat über Ziegelheim bis höchstens 1478 (Eheverabredung für Ernst I. von Schönburg und Anna, geb. von Rieneck) an das Kloster Remse übergegangen sein. Die Beweise dafür sind spärlich, lediglich zwei Dokumente von 1465 und 1470 lassen eine solche Verbindung erkennen. Die Neue Sächsische Kirchengalerie schreibt dazu: Das Patronat der Herren von Schönburg, das heute noch besteht, ward jedoch von ihnen einmal zu Gunsten des Klosters Remse abgetreten. Eine Urkunde, wie oder warum dies geschehen, ist nicht bekannt. Das das Kloster nicht irgendwelche Dokumente zu seinen Gunsten geltend gemacht hat, läßt von vornherein auf ein loseres Verhältnis schließen. Ein Schritt auf dem Wege dazu war vielleicht, daß im Jahre 1375 die Herren von Schönburg Klostervögte für Remse wurden, wie es vor ihnen die Herren von Waldenburg gewesen waren. Bönhoff vermutet, daß vielleicht Veit II. und sein Bruder Friedrich XV. zu Ehren ihres Großvaters Veit I. – desselben, den wir unter dem Bannstrahl sahen – und seines in der Schlacht bei Aussig 1426 gefallenen Sohnes Friedrich XII., ihres Vaters, Ziegelheim dem Kloster als Schenkung überlassen haben; und zwar konnte dies nur nach dem (unbekannten) Tode von Friedrichs XII. Gattin, der es ja als Leibgedinge gegeben war, geschehen. „Friedrich XII. aber war der Großvater des Ernst I. von Schönburg, der, als das Kloster Remse evangelisch und vom Landesherrn, dem damaligen Kurfürsten Johann dem Beständigen, eingezogen wurde, Ziegelheim wieder an sich riß.“ – diese Aussage ist jedoch falsch, Ernst starb bereits 1489. Sein Sohn Ernst II. erwarb noch kurz vor seinem Tod 1534 das säkularisierte Kloster Remse. Ernst I. Gattin Anna, geborene von Rieneck hatte Ziegelheim bereits 1478 zugesprochen bekommen – siehe oben. Wie an anderer Stelle schon bemerkt, muß bei Ziegelheim wohl zwischen dem Patronat einerseits und der Lehnsherrlichkeit über das Kirchlehen (nicht das Dorf) unterschieden werden. Lehnsherr über zumindest Teilflächen des Ziegelheimer Kirchlehens scheint bis zur Säkularisierung 1534 tatsächlich das Kloster Remse, vertreten durch seinen Propst, gewesen zu sein (siehe dazu 5.1.1534 und 12.05.1535). Die Flächen mögen von den 100 Königshufen herrühren die das Kloster einst zu seiner Gründung vom Reich geschenkt erhielt und die aufgrund der Entfernung und ursprünglichen Bewaldung vom Kloster nicht selbst bewirtschaftet werden konnten und daher frühzeitig weiterverliehen wurden.)
1450
> Um diese Zeit Entstehung der Marienstatue. Sie stammt damit aus der hölzernen Vorgängerkirche und könnte das Ziel der Wallfahrer gewesen sein.
1457, 16.06. – „ Wir Vit (Veit II.) von Schonnburgk Herr zu Gluchaw und alle unnser Erben bekennen in dieszem unsirm offen Brieffe vor Jedermenniglich, das wir durch fleysziger Bethe und sunderlicher Gnaden und Gunst willen gonnen und gegunstet haben den Sneydern in unser Stad Waldinberg eyne Innung zu haben also, das keyn ander uszwendiger Sneyder, der in orer Innunghe nicht ist, nyndert auff dem Lande in unsern Gerichten, die eyner Milen Wegs noch in der Stad Waldinburg keyne Wergstad nicht sal haben noch erbeyten ausgeslossen unser Dorff Zcigilheym…“ - Es handelt sich hierbei um die Erneuerung des Inningsbriefes für die Waldenburger Schneider von 1405 und gleichzeitig einen Freibrief für die Ziegelheimer Schneider.
1461
> Geburtsjahr der Anna, Gräfin von Rieneck. Sie erblickt "kurz nach dem 29.September" auf Burg Rieneck das Licht der Welt.
1463
> Geburtsjahr von Anna`s Bruder und späterem Regentschafts-Vormund - Reinhart, Graf von Rieneck.
1479
> Am 10. Dezember ist der Ehevertrag "unter Dach und Fach" = Verlobung zwischen dem Freiherrn Ernst (I.) von Schönburg und Gräfin Anna von Rieneck.
1480
> Anna, geborene Gräfin von Rieneck erhält das halbe Schloß Hartenstein mit Vorwerk und Dorfschaft Ziegelheim anläßlich ihrer Hochzeit mit Ernst (I.) von Schönburg zum Leibgedinge und Teil Ihres künftigen Witwensitzes. Die Hochzeit findet am 11. und 12.01. in Meiningen statt.
1485
> In diesem Jahr werden der steinerne Chor und die Apsis der Kirche zu Ziegelheim fertiggestellt.
1486
> Der Dachstuhl über dem Kirchen-Chor wird eingebaut. Das Holz wird im vorherigen Winter 1485/86 geschlagen und direkt verbaut. Das Chor-Dach und der Chorreiter werden aufgesetzt, in Folge muß eine Kirchenweihe für den Chor stattgefunden haben, um die anlehnende Holzkirche entweihen und abtragen zu können. Die Einwölbung im Inneren des Chores  fehlt noch. (Dentrochronologisch wurde das Alter der Dachbalken auf die Winterfällung 1485/86 bestimmt.) Als Patronin dürfte Anna zur Weihe in Ziegelheim gewesen sein. (Der Autor sieht hier die Weihe zur St.Marien-Wallfahrtskirche inklusive Reliquien.) / In der großen Politik ist die Leipziger Teilung vom Vorjahr soweit fortgeschritten, die Bürokratie soweit getrennt, daß am 08.06. Herzog Albrecht in Wolkenstein seinen Hofdiener Ernst von Schönburg mit dessen Besitzungen belehnen kann: „.. der Grafschaft Hartenstein, der Stadt Geringswalde, dem Dorf Ziegelheim mit dem Vorwerk, Aeckern, Wiesen, Teichen, dem Dorf Albrechtsdorff (Uhlmannsdorf), dem Dorf Arnsdorff (Niederarnsdorf), dem Dorf Goßnitz (Gähsnitz) mit allen Zinsen, Gerichten über Hals und Hand, als die 4 Dörfer in ihren 4 Rainen gelegen sind, 1 Bauerngut zu Fornnßdorf (Frohnsdorf), das jetzund Michel Firey inne hat, und 1 Bauerngut zu Heynersdorff (Heiersdorf), das jetzt Georg Uebeler inne hat, nichts ausgenommen, in aller Maßen die vormals von Kurfürst Ernst und ihm, Herzog Albrecht von Sachsen iin sammt zu Lehen redlich hergebracht und nun nach gehabter Erbtheilung in seinen, Herzog Albrecht Theil gefallen waren, zu rechtem Mannlehen.“
1489 > Die Edle Frau, Frau Anna, verwitwete Frau von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg, geborene Gräfin von Rieneck tritt als Regentin und Vormund ihrer Söhne die Herrschaft über die Schönburgischen Herrschaften Glauchau und Waldenburg an. Ihr Gatte Ernst I. von Schönburg starb in diesem Jahr im Krieg in Flandern. Sie gilt als Patronin und Erbauerin der Ziegelheimer Kirche zwischen 1485 und 1518. Als Vorwerk des (halben) Schlosses Hartenstein wurde Ziegelheim ab 1489 Teil von Anna`s offiziell zugewiesenen Witwensitz, den sie aber nie bewohnte. Anna hat bis zu ihrem Tode auf Schloss Hinterglauchau bei ihren Söhnen gewohnt. Nachweislich hat sie in Vertretung ihrer Söhne noch bis 1518 (nach Ende ihrer Regentschaft 1512) Regierungsgeschäfte getätigt.
1499
> die neue Kirche in ihrem (Anna`s) Leibgedinge, dem Dorf Ziegelheim, soll eine Aufwertung erfahren. Anna plant den weiteren Verlauf der Bauarbeiten. Derzeit ist der alten Holzkirche ein moderner, neuer Chor mit Apsis angesetzt und das Chordach mit einem Chorreiter, einem schmalen Glocken-Türmchen, versehen. Von Geldknappheit ist zu dieser Zeit keine Rede ..
1501
> Die Große Glocke des künftigen Ziegelheimer Geläuts wird gegossen. (Siehe 1519!)
1502
> Anna kümmert sich wieder vermehrt um ihre Ziegelheimer Kirche. Sie investiert einen enormen Betrag in eine Aufwertung des Kirchen-Inneren und läßt ein lebensgroßes Kruzifix von Peter Breuers  Meisterhand anfertigen, welches in Zukunft einmal zwischen Chor und noch zu erbauendem Schiff aufgehängt werden würde. (Peter Breuer gründet in diesem Jahr in Zwickau seine eigene Werkstatt. Mehrere Jahre hatte er in Würzburg und Ulm bei Tilman Riemenschneider gelernt und gearbeitet. Hier, im sächsisch-schönburgischen Einflußbereich sieht er seine Chance, aus dem Schatten Riemenschneiders herauszutreten. Vielleicht folgte er gar dem Ruf der Anna von Schönburg? Riemenschneiders Werkstatt führte und führt - siehe 1503! - auch für die Grafschaft Rieneck Auftragsarbeiten aus.)
1506
> Anna`s Vormundschaft-Regentschaft über ihre Söhne Wolf und Ernst II. endet am 28.06.1506 –  
Herzog Georg  von Sachsen verleiht „.. den edelen unsern lieben Getreuen, Herrn Wolfen und Herrn Ernsten von Schönburg, Herrn zu Glaucha und Waldenburg, Gebrüdern und ihren rechten Leibeslehenserben.. die Grafschaft Hartenstein, die Stadt Geringswalde, das Dorf Ziegelheim mit dem Vorwerk, das Dorf Albrechtsdorf (Uhlmannsdorf bei Ziegelheim), das Dorf Arnsdorf (Niederarnsdorf bei Ziegelheim) und Dorf Gessenitz (Gähsnitz bei Ziegelheim) mit allen Zinsen, Gerichten über Hals und Hand und einem Bauerngut zu Fronstorf (Frohnsdorf bei Ziegelheim), das Michel Pirey inne hat und einem Bauerngut, das Georg Ubeler inne hat, in aller Massen ihr Vater Herr Ernst von Schonburgk seeliger Gedechtniss dieselben Güter vormals von Albrecht weiland Herzog zu Sachsen, unserm Vater zu Lehen redlich hergebracht (wie 8.Juni 1486), dazu das Dorf Wittichendorff (Wittgensdorf) in der Pflege Rochlitz gelegen mit aller Gerechtigkeit und Zinse..“ – Es fallen mehrere Umstände zu diesem Zeitpunkt zusammen: Ernst II. von Schönburg hat in diesem Jahr sein 18. Lebensjahr vollendet, beide Herren sind also nicht mehr minderjährig. Nach dem Tod des alten Lehnsherren Herzog Albrecht im Jahr 1501 war es nur eine Frage der Zeit, wann sein Erbe Herzog Georg seine Unterthanen auf sich einschwören, die Treue-Eide einfordern und die Lehnsverhältnisse erneuern würde. Erstmals werden die Schönburger nun unbefristet auch mit dem Dorf Wittgensdorf belehnt. (Wir erinnern uns – im Jahre 1492 hatte Anna von Schönburg das Dorf erworben und war von der damaligen Besitzerin der Rochlitzer Pflege, Amalia von Sachsen, damit persönlich belehnt worden. Erst im Erwachsenenalter sollten Wolf und Ernst II. „ihre eigene“ Belehnung dann in Rochlitz abholen. Amalia war aber ebenfalls 1501, knapp zwei Monate nach ihrem Bruder Herzog Albrecht gestorben und die Rochlitzer Pflege an Herzog Georg gefallen.)
- Auf Wunsch ihrer Söhne bleibt Anna`weiter Regentin, jetzt im Auftrag ihrer Söhne.
1507
> Auch wenn wir von Anna „Gratiosa“ zu dieser Zeit nicht viel hören, kümmert sie sich doch intensiv um ihr Leibgedinge Ziegelheim und den dortigen Kirchenbau. Nachdem der Anbau des neuen Chores mit Apsis und Chorreiter an die alte Holzkirche seit 20 Jahren beendet ist, möchte es Anna jetzt noch einmal wissen – der alte Holzbau soll durch ein modernes Kirchenschiff (Langhaus) und einen Turm ersetzt werden und wird spätestens im Jahr 1506 abgerissen. Die Gottesdienste können im Chor weiterhin stattfinden, während 1507 der Bau des Langhauses  und der Turmkapelle beginnt. Die riesige Kirche, weithin sichtbares Symbol schönburgisch-rieneck`scher Macht wird zu Anna`s Lebensaufgabe und soll zu einem Wallfahrtsort entwickelt werden..
1511
> Anna`s persönliche Baustelle macht weitere Fortschritte. Nachdem im Winter 1510 auf 1511 die entsprechenden Bäume gefällt und die Balken gesägt worden waren, wird daraus bereits im Frühjahr 1511 der Dachstuhl für das Langhaus der Ziegelheimer St.Marien-Kirche gefertigt und aufgesetzt (..frisch verbaut..). Die Nägel werden von Westen eingeschlagen. Erst jetzt kann weiter an der Turmkapelle gebaut und der künftige Turm weiter hochgezogen werden.
1512 > Auf eigenen Wunsch will Anna „Gratiosa“ nun 1512 endgültig die Regentschaft niederlegen (Sagittarius, der Chronist der Grafen von Gleichen: „..wiewohl wider ihrer Söhne Willen, Unvermöglichkeit halber..“). Anna scheint gesundheitlich, zumindest aber körperlich angeschlagen. Es wird ein letzter großer Auftritt werden, eine letzte große Zeremonie. Gäste und langjährige Vertraute müssen eingeladen werden. Zuvor aber muß Rechenschaft abgelegt werden, Bilanz gezogen werden, die Amtsleute müssen in Glauchau erscheinen und für ihre Ämter „abrechnen“. Die Schönburgischen Herrschaften müssen korrekt in die Hände von Wolf und Ernst II. gelegt werden. Dann ist es soweit – Anna`s formale Vormünder Graf Sigmund II. von Gleichen-Tonna (Vater von Anna`s Schwiegersohn Philipp) und Graf Reinhard von Rieneck (Anna`s Bruder) sind angereist, Freunde, Verwandte und Bekannte, Amtsleute und zahlreiches Volk wohnen der Übergabe-Zeremonie bei. Nachdem die beiden Grafen Anna bescheinigen „.. bisher im Namen ihrer Söhne die Herrschaft vormundschaftsweise aufs treulichste verwaltet zu haben..“ , erhebt Anna ein letztes Mal das Wort und entbindet Amtsleute und Volk von ihrem Treueeid ihr gegenüber. Und sie „regiert“ ein allerletztes Mal, indem sie ihre Söhne auffordert und verpflichtet, „.. in künftigem ihre (noch unverheiratete) Schwester Elisabeth gebührlich und dem Stande gemäß, auch mit 3 Jungfrauen und 2 Mädchen zu ihrem Dienst und Aufwartung zu versehen ..“. Dann steigt sie vielleicht in eine Kutsche und fährt langsam durch ein Volks-Spalier und „.. begibt sich zu ihrem Wittumb gen Waldenburg..“. Damit ist die formale Abdankung erfolgt und die anwesenden Amtsträger werden auf Wolf und Ernst II. von Schönburg eingeschworen. Anna`s Kutsche mag tatsächlich an diesem Tag nach Ziegelheim gefahren sein – denn dort (gen Waldenburg) befindet sich ihr Wittumb und Leibgedinge. Wahrscheinlicher ist jedoch, das es sich um eine reine Formalie handelt und Anna`s Kutschfahrt wieder im Glauchauer Schloss endet, wo sie weiter wohnen bleibt.
1518
> Im diesem Jahr kann sich Anna „Gratiosa“ freuen, ihr Prestigeobjekt, ihre Lebensaufgabe – die Ziegelheimer St.Marienkirche, die sich spätestens seit 1493 immer mehr zum Wallfahrtsort entwickelt, ist fertiggestellt. (1493 = Pilgerfahrt ins Heilige Land - u.a. Anna´s Schwager Johann von Schwarzenberg und ihr Vasall Wolf von Weißenbach begleiten Kurfürst Friedrich von Sachsen. Unzählige Reliquien kommen ins Land und sicher werden einige auch von Anna „Gratiosa“ angekauft und im Ziegelheimer Altartisch eingemauert.) Das prächtige Gewölbe in Langhaus und Chor erhält seine Abschlußsteine – die beiden im Chor werden signiert, der eine mit dem rieneckschen Wappen, der zweite mit der Jahreszahl 1518. (Zu dieser Zeit ist der Turm wahrscheinlich bis auf Höhe der heutigen Turmuhr-Etage gewachsen aber eventuell mit einer anderen Turmspitze als heute versehen. Die heute noch vorhandenen Vorhang-Fenster in dieser Etage, welche eigentlich nur für Schlösser und Burgen typisch sind, lassen vermuten, das es sich um einen herrschaftlichen Zwitterturm gehandelt haben könnte. Während er einerseits als Kirchturm mit separatem Seiten-Treppentürmchen für die Herrschaft diente, deren „Empore“ die heutige Orgelgalerie gewesen sein könnte, dürfte er außerdem als befestigter Flucht- und Wohnturm in den beiden darüber liegenden Etagen geplant worden sein. Das Volk trat von Westen her durch die Turmkapelle in die Kirche ein.) Im Sinne Anna „Gratiosa`s“ und ihrer Baupläne könnte der Kirchenbau in Ziegelheim tatsächlich (vorerst) sein Ende gefunden haben, in den Chroniken spricht man ab jetzt von einer „steinernen Kirche“. Um diese Zeit entsteht auch der Taufstein aus Rochlitzer Porphyr.  
1519
> Die Schönburger Urkundbücher erwähnen: "1519 erhielt eine neue Glocke die Kirche zu Ziegelheim." Es handelt sich eventuell um eine Stiftung zur Kirchweihe. Es ist wahrscheinlich die 1501 gegossene Große Glocke gemeint.
1525
> Am 13.Dezember stirbt Witwe Anna "Gratiosa" von Schönburg. Damit fallen Leibgedinge und Witwensitz (und somit auch Vorwerk und Dorfschaft Ziegelheim) an das Haus Schönburg zurück. Damit endet eine 45jährige Ära des Einflusses der Anna "Gratiosa" über Ziegelheim. Weder davor noch danach gab es ähnlich lange direkte Besitz- und Regierungsphasen über Ziegelheim mit den damit verbundenen Sonderrechten und eigenen Gerichtsbarkeiten innerhalb der Schönburgischen Herrschaft. - Dreißig Tage ist nun Trauerzeit, viele Wegbegleiter können sich verabschieden, vielleicht sind noch einmal alle Verwandten aus Lohr, aus Schleusingen, aus Tonna, aus Weißkirchen da. Vielleicht erweisen der Kurfürst und der Herzog von Sachsen (als Lehnsherr) der Anna „Gratiosa“ die letzte Ehre.
Und dann kommt der allerletzte Weg – ihre sterblichen Überreste werden ins Benediktinerinnen-Kloster nach Geringswalde überführt, der Familiengrablege der Schönburger. Und ein Bildhauermeister wird ihr Abbild auf einem schmuckvollen Epitaph verewigen und fortan werden die Nonnen auch für Anna beten.. – sie wird als letztes Mitglied der Familie Schönburg in der alten Familiengrablege bestattet.
/ Das Anna bis zum Ende in Glauchau lebte zeigt ein Schreiben ihrer Tochter Gräfin Margarethe von Gleichen im Zuge von Erbauseinandersetzungen: „… Darauf erfordert meine Nothdurft, euer fürstlichen Gnaden nicht unangezeigt zu lassen, daß meine Mutter (Anna „Gratiosa“) in meines Vaters beider selig nachgelassenen Gütern und Erbschaft mit ihren Kindern unertheilt gesessen und ihr Leben lang den Gebrauch und Beseß daran gehabt. Derhalben mir auch nicht geziemt hat, sich desselben zu benehmen und vor andern meinen Geschwistern zu fordern oder daraus zu drängen, zudem ich unmündig und unvormundet gewesen.“
1526
> Als in diesem Jahr in Ponitz der Küster Georg Frostorff auf Bitten der Einwohner „unterstand“ evangelisch zu predigen, rückt Ernst II. von Schönburg in Ponitz ein, lässt den Küster ergreifen, nach einem scharfen Verhör beide Ohren abschneiden und des Landes verweisen. Es folgt ein jahrelanger zum Teil mit militärischen Mitteln ausgetragener Streit mit dem Kurfürsten über die Obergerichtsbarkeit in Ponitz. Nur der Rückhalt durch den anti-lutherisch gesinnten albertinischen Herzog Georg von Sachsen verhindert Schlimmeres. Auch in Thurm, Ziegelheim und andernorts streiten der sächsische Kurfürst und die Schönburger um die Besetzung der Pfarreien. Zudem verweigern die evangelischen Untertanen des Kurfürsten um Altenburg, den schönburgischen Geistlichen und den Hospitälern in Glauchau und Waldenburg ihre Zinsen, ohne dass der Kurfürst einschreitet.
1527
> Die Reformation greift um sich und wird offiziell im ernestinischen Kursachsen eingeführt. Die ernestinischen Dörfer Nirkendorf (Nirkendorff), Garbisdorf (Gerberschdorff), Göpfersdorf (Goppersdorff), Hinteruhlmannsdorf/Engertsdorf (Ulmssdorff), Heiersdorf (Heiersschdorff) beginnen gegen die Ziegelheimer Kirche, zu deren Parochie sie gehören, aufzubegehren und Steuern zu verweigern. In diesem Jahr wird das Kloster Remse aufgehoben (die praktische Aufhebung zieht sich bis ins Jahr 1533 hinein).
1529
> Die erste Visitation in den kursächsisch-ernestinischen Gebieten wird vom 12.01. bis 01.02. in Zwickau abgehalten. Die Kirchengalerie berichtet dazu: „.. Als im Januar 1529 in Zwickau, Werdau und Crimmitschau Visitation abgehalten wurde, war es ein sehr weiter Umkreis, dessen Verhältnisse es zu prüfen galt. Magister Spalatin und Musa, die beiden Pfarrer zu Altenburg und zu Jena, sowie Anarch von Wildenfels auf Ronneburg und Dietrich von Starschedel auf Mutzschen hatten hier die Verhältnisse von 60 Pfarrorten festzustellen.“ Erster Superintendent der Ephorie Zwickau und damit auch Vorgesetzter des Ziegelheimer Pfarrers, wird Magister Nikolaus Hausmann, von 1521 bis 1531 Zwickauer Pfarrer und Freund Luthers. Der als „ fast Bebstisch und ungeschickt “ bezeichnete, von den Eingepfarrten schriftlich und mündlich in vielen Artikeln beschuldigte Pfarrer von Auerbach (Lorenz Beyer?) war am 12.01. zur Kirchenvisitation in Zwickau nicht erschienen. Als derselbe bei einer am 26.01. desselben Jahres vorgenommenen Verhandlung sich weigerte „Gottes Wort und christlich Ordnung“ ohne Wissen seines Kirchenpatrons, des Herrn von Schönburg, anzunehmen, hat man ihm die Alternative gestellt, unter Bezug eines Jahresgeldes auf die Stelle zu verzichten oder einen geschickten Prediger oder Kaplan zu halten.
Vom 15.03 bis 22.04. findet zu Speyer ein Reichstag statt. Hier kommt es zum endgültigen Bruch innerhalb der Kirche. Als versucht wird, den auf dem Reichstag 1526 erzielten status quo aufzuheben, welcher dem jeweiligen Landesherrn die Entscheidungsfreiheit läßt, ob er der römischen Kirche treu bleibt oder nicht, „protestieren“ die reformorientierten Fürsten – Die „Protestanten“ sind geboren. Dieser endgültige Bruch dürfte Wolf und Ernst II. von Schönburg schockiert haben, da man sich darüber im Klaren ist, das man unmittelbar betroffen ist – die Grenzen der Kirchenbezirke stimmen nicht mit den Herrschaftsgrenzen überein, sie sind fließend zwischen den sächsischen und schönburgischen Territorien, Konflikte sind angesichts der reformfreudigen Ernestiner vorprogrammiert, wie schon im Januar zur 1.Visitation erkennbar.
1531 > Der neue Dachstuhl des Ziegelheimer Kirchturms wird in diesem Jahr fertiggestellt. Ob Ernst II. ein Vermächtnis seiner Mutter Anna „Gratiosa“ erfüllt oder ein erster Dachstuhl bereits Schaden nahm – wir wissen es nicht. Zu unterschätzen ist auch nicht die Außenwirkung des mächtigen Kirchenbauwerkes als schönburgisch-katholischer Leuchtturm in Richtung des ernestinisch-lutherischen Altenburger Landes. Erste Schriftstücke werden nachweislich 1531 in einer Kapsel im Turmknopf hinterlegt und decken sich mit der dentrochronologischen Altersbestimmung des Dachstuhl-Holzes. (Es handelt sich um Holz aus der Winterfällung 1530/31, welches fällfrisch verbaut wurde – siehe 1380.) Pfarrer Magister Anger berichtet darüber in seiner Niederschrift 1679 zum Glauben: „.. Hieraus erhellet Sonnenklar der Papistische Aberglaube und Irrthum, ja Mißbrauch des heiligen Evangelii St.Johannis, welches Anno 1531 mit beygelegt worden, vielleicht, daß es ein Remedium seyn sollen, damit das liebe Wetter nicht einschlagen möchte, welchen Mißbrauch des allerheiligsten Wortes Gottes die allmächtige Hand Gottes selbsten thätlich und würklich widerleget hat. Wir lassen dieses Evangelium des H.Johannes noch darbey liegen, sondern den abergläubischen Mißbrauch darvon ab und nehmen es nunmehro als einen sonderbahren vortrefflichen und festen Grund und kurtzen Bericht unsers reinen Apostolischen Glaubens Bekenntnisses, ..“ – Ziegelheim ist 1531 als schönburgisch-albertinisches Gebiet noch fest beim alten Glauben. Wie wichtig der „Leuchtturm Ziegelheim“ für die Schönburger gewesen sein mag, zeigt sich in der Bedrohung durch die 2.Visitation in diesem Jahr, welche die Visitatoren ins Kloster Remse und dessen zugehörige Dörfer führt und damit vor der „Schönburgischen Haustür“ stattfindet: „.. 2.Visitation in den kursächsisch-ernestinischen Gebieten – darunter auch im Kloster Remse. Bei dieser wird dem Propst Schwarzmann befohlen, kein Getreide und kein Holz zu verkaufen, Personen und Gesinde, welches unnötig sei, abzuschaffen, die Jungfrauen mit Essen und Trinken wohl zu versehen und dem Kloster nichts zu entwenden.“
1533 > Andreas Wagner ist im Dezember 1533 als Pfarrer zu Ziegelheim nachgewiesen. 1538 ist Andreas Wagner als Pfarrer in Hartenstein und Tierfelt nachgewiesen. Er ist dort bis 1549/50 letzter papistischer und erster evangelischer Pfarrer. 1538 wird erwähnt, das er bereits seit mehr als 20 Jahren Pfarrer sei. Er könnte damit vielleicht seit Einweihung des Kirchenneubaus Ziegelheimer Pfarrer gewesen sein. Belege dafür fehlen. Er hat sich 1539 mit seiner Köchin Elisabeth Reuter verheiratet. Beide haben einen unehelichen Sohn Hans zusammen. Pfarrer Wagner gilt als erster verheirateter Pfarrer in den Schönburgischen Landen.  
1534
> Am 05.01. schreibt von Glauchau aus Herr Ernst II. von Schönburg an Herzog Georg zu Sachsen: „.. ich will euer furstlichen Gnaden nit bergenn (verschweigen), das die churfürstlichen Visitatores den Pfarrer zu Zigelhain (Ziegelheim) nit leiden wollen, sonder soll irer Ordnunge und Bevelch (Anordnungen und Befehlen) nach als der Gehorsame geleben, des er keins Weges zu thun bedacht (ist), und bleiben meine Unterthane daselbst ane (ohne) Messe, Predig und vielleicht darzu ane die Sacrament, welches mir und meinen Unterthanen, wie euer furstliche Gnade gnediglich zu ermessen habenn, schweher furfallen will. Dieweil aber solch Dorff, obwoll die Pfarr doselbstenn vormals von eim Probst zu Remse zu Lehen gangenn (ist), in euer furstlichen Gnaden Furstenthumb und meiner Herrschaft gelegen (ist), so ist es doch erbermlich, die armen Leute also wider die Billigkeit zu beschweren, undertheniglich bittende, euer furstliche Gnade wollen dem Churfursten derhalbenn gnediglich schreibenn, das solche der Visitatorn Furnhemen abgeschafft und meine Unterthanen in euer furstlichen Gnaden Furstenthumb und Lehem mit dieser Neuheit unbeschwert bleibenn…“ Anmerkung: Diese Urkunde beweist, daß Herr Ernst II. von Schönburg sich keineswegs, wie in manchen Quellen behauptet, 1533 der Lehre Luthers angeschlossen hat. / In diesem Jahr werden in der Schönburgischen Familiengrablege Kloster Geringswalde noch Seelenmessen für die Verstorbenen gehalten, darunter für Ernst I., Anna und Ernst II. Die Quelle „ Kurze Nachrichten von dem Kloster Geringswalde “ berichtet anno 1700 so: „ Sonst sind in diesem Kloster vor folgende Persohnen laut der Acten desselben, wie es heisst, actum crucis exaltationis im funfzehenhunderten und der weniger Zal 34ster Jahre (14.09.1534), den Gott gnade, Seelmessen gehalten worden, als vor die Seele Herrn Ernsten (II.) von Schönburgk, vor einen Herrn Ernsten (I.), der sein Vater gewest, und vor eine Frau Anna, gebohrne Gräfin von Reynick, die seine Mutter gewest ist, vor Erren Wolffen von Schönburgh und Frau Elisabeth Schlickin, die sein Schwestern (Geschwister) gewesen seyn, vor einen Herrn Fridrichen XV. von Schönburg und Frau Elisabeth, die da Gross-Eltern gewest sein (von) Herrn Ernsten II. von Schönburg, Frau Anastasia von Schönburgh, die Aebtissin gewest dieses Klosters Geringswalde, vor einen Herrn Vetter Herrn Dittrichen von Schönburg, vor Frau Catharina von Schwarzburg, Frau Margaretha Birckin, alle Geschwister Herrn Friedrichs XV. von Schönburgk, vor zweene Herrn, habe beyde Hermann geheissen, seyn gewesen die ersten Stifter des Klosters, vor Herr Vicken (Veit) von Schönburgk und vor alle, die aus diesem Geschlecht verschieden sind.“
1535
> Die komplizierten Zustände, welche die kirchliche Reformation in hiesiger Gegend hervorrufen, kann man nur erahnen:  kursächsisch = protestantisch / albertinisch = katholisch, teils protestantisch / schönburgisch = katholisch / schönburgisch-kursächsisch (z.B. Ponitz) = protestantisch / schönburgisch-albertinisch = katholisch, teils protestantisch. Die daraus entstehenden Konflikte versucht man auf Seiten Kursachsens durch „Flurbereinigungen“ zu lösen. Ein Beispiel sind die Bemühungen bezüglich Ziegelheims. Am 12.05. schreibt Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen an Er Wolff von Weißenbach und Magister Christoph Ering, Pfarrer zu Zwickau: „ Wir wollen euch nicht unangezeigt lassen, daß Herzog Georgs Räthe durch unsere Räthe, so wir jetzt zue Leipzig in Ostermarkt gehabt, an uns gelangt: nachdem das Pfarrlehen zu Auerbach ins Amt Zwickau, der Herrschaft Schönburg zuständig, wir aber daselbst alle Obrigkeit hätten, desgleichen das Pfarrlehen Ziegelheim im Amt Waldenburg dem Kloster Remse und aber alle Obrigkeit der Herrschaft Schönburg zugehörig were, deßhalb mit solchen Pfarrlehen ein Wechsel möchte gehalten werden. Weil denn solch Ihr Suchen unser Achtens zur Erhaltung Einigkeit in der Religion möchte verdienstlich sein, so ist für uns und in Vormundschaft unsers lieben Bruders Herzog Johann Ernst unser Begehr, wollet euch hiermit allenthalben mit Fleiß und eigentlich erkunden, wie und welcher Gestalt dieser zwei Pfarren halben ohne Nachtheil eine Verwechslung am Füglichsten geschehen zu machen sei, aber endlich nichts schließen, sondern solchs alles an uns gelangen lassen.“
Rescript vom 12.05. des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen an die Vormünder der jungen Herrn von Schönburg, Graf Hugo von Leisnig und andere: „.. die Verwechslung des Pfarrlehns zu Auerbach mit dem Pfarrlehn zu Ziegelheim betreffend. Es haben unsere Räthe, die wir auf verganenem Ostermarkt (28.März) zu Leipzig gehabt (haben), Herzog Georgs Räthen etliche Artikel überantwortet. …Aber so viel die Verwechslung des Pfarrlehns zu Auerbach mit dem Pfarrlehen zu Ziegelheim belangt, ist Wolffen von Weißenbach, Ritter, dem Pfarrer und Schosser zu Zwickau Befehl geschehen, sich mit euch auf euer Ansuchen etzlicher Wege und Mittel zu vergleichen, wie und welcher Gestalt solche Verwechslung geschen und vorzunehmen sein sollte.“ Interessant ist, das just in dieser Zeit für Ziegelheim, am Tage Johannes Baptista (24.06.) ein neuer Brief zur Frondienstbefreiung auf ewig ausgestellt wird, da der erste Brief entwendet wurde. Unter Punkt 4 wird dort erwähnt „ Ein Schulbau (Costoda), welcher durch die gesamte Kirchfahrt zu bewältigen ist“. Desweiteren wird ein Begnadigungs-Brief ausgestellt darüber, „ daß im Thal Ziegelheim keinen Handwerks-Mann verboten darinnen zu arbeiten, es sey was vor ein Handwerk, wolle es sey zünftig oder unzünftig, das kan von keiner Stadt gewehret werden.“ Auch die Braugerechtigkeit der neun Erbkretzschmare (Ziegelheim+Uhlmannsdorf+Niederarnsdorf) wird neu verbrieft. – Ob man die Zustimmung der Kirchen- und Orts-Ältesten, des Richters und der Schöppen erkaufen wollte? Ob im Rahmen eines Austauschs des Ortes alle Akten studiert und der Verlust einiger erst bemerkt wurde? Wir wissen es nicht.)
1537/38 > Nickel Khun wird Pfarrer in Ziegelheim. Als Ausgleich für die Abtretungen einiger ernestinischer Dörfer erhält die Parochie Ziegelheim (eventuell erst 1539) die Kirchgemeinde Franken als Filialkirche (Tochterkirche) und besteht somit aus Ziegelheim, Uhlmannsdorf (Almesdorff), Niederarnsdorf (Nider Arnsdorff), (Thiergarten ensteht erst um 1618 um den Kirchberg herum als selbständige Gemeinde) und Franken. (Grund der zeitigeren Einführung der Reformation ist vermutlich, das Ziegelheim zu dem albertinischen Gebiet gehört, welches Herzog Heinrich der Fromme verwaltet. Er ist der Reformation zugewandt, während der eigentliche „Chef des Hauses“ Herzog Georg ein Gegner ist. In seinem Zuständigkeitsbereich kann die Reformation erst nach Georgs Tod 1539 eingeführt werden. Da er kinderlos bleibt, erbt sein Bruder Herzog Heinrich alles und kann seinen Reformationskurs fortsetzen.)
1539
> Mit dem Tod von Herzog Georg (der Bärtige) von Sachsen am 17.04. übernimmt sein Bruder Herzog Heinrich (der Fromme) die Regierung über die albertinischen Gebiete. Georgs beide Söhne waren vor ihm verstorben. Auf Veranlassung Herzog Heinrichs des Frommen wird in diesem Jahr die Visitation der Albertinischen Lande begonnen, auch in den albertinischen Lehen der Schönburger (u.a. in Ziegelheim). Nicht betroffen sind weiterhin die schönburgischen Stammlande (die böhmischen Lehen). Erstmalig wird anlässlich der ersten hier abgehaltenen Kirchenvisitation die Ziegelheimer Schule unter der Überschrift „Custodia“ (Küsterei) erwähnt. Ein Wohnhaus (Behausung) mit Garten wird aufgeführt, ebenso wie die Einnahmen des Küsters.
1540
> Das aus Anlass der Visitation in diesem Jahre gefertigte Protokoll nennt neben Pfarrer Nickel Khun sämtliche zur ursprünglichen Parochie Ziegelheim gehörenden Gemeinden - neben Ziegelheim sind das Almesdorf (Uhlmannsdorf), Nide Arnsdoff (Niederarnsdorf), Goppersdorf (Göpfersdorf), Gerberschdorff (Garbisdorf), Ulmssdorff (Hinteruhlmannsdorf/Engertsdorf), Heiersschdorff (Heiersdorf bei Niederwiera) und Nirkendorff (Nirkendorf). Interessant ist der Vermerk "Diese 6 Dorffer sind abgezogen". Er umfasst alle Ortschaften außer Ziegelheim und Almesdorf, also Uhlmannsdorf. Niederarnsdorf scheint also zu dieser Zeit eine Weile der Oberarnsdorfer Kirche oder aber der Kirche Fuchshain (Ehrenhain) zugeschlagen worden zu sein.
1542
> Im Januar lässt der sächsische Kurfürst Johann Friedrich das Hochstift Naumburg besetzen und dort gegen den Willen des Stiftskapitels den Lutheranhänger und Wittenberger Gelehrten Nikolaus von Amsdorf als Bischof installieren. Dieser hatte sich schon als Magdeburger Superintendent durch seine straffe Abwehr aller katholischen und schwärmerischen Umtriebe hervorgetan. Der nun evangelisch gesinnte Naumburger Bischof ist geistlicher Herr über einen großen Teil der Schönburgischen Herrschaften. Einen ganz ähnlichen Coup versucht der Kurfürst kurz darauf, im März 1542, im noch katholischen Hochstiftsgebiet von Meißen um Wurzen. Unter dem Vorwand Reichssteuern für den Türkenfeldzug einzuziehen, lässt er Wurzen kurzerhand besetzen und nutzt die Gelegenheit, die Reformation einzuführen. Damit geht er jedoch zu weit. Denn seit dem Vorjahr ist auf Seiten der Albertiner der durchaus machtsinnige und schlachterfahrene Herzog Moritz von Sachsen Landes- und Schutzherr des Meißner Hochstifts. Moritz mag persönlich Luther zuneigen, dass heißt aber nicht, dass er sein Land besetzen lässt. Gegen Ostern 1542 scheint ein Bruderkrieg zwischen dem sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich und dem sächsischen Herzog Moritz, die ihre Heere schon bei Grimma und Oschatz versammelt haben, unmittelbar bevorzustehen. Der Landgraf von Hessen und Martin Luther können mit vielen Mühen und Drohungen einen Kriegsausbruch noch verhindern.
In den schönburgischen Stammlanden, den böhmischen Lehen, wird die Reformation eingeführt zwischen dem 29.04. und dem 18.10.1542 (Einführung einer eigenen Kirchenordnung in den königlich böhmischen Lehensherrschaften ohne Einwendung von Chursachsen). „.. Herr Hans (Johann) Ernst von Schönburg nebst seinen Brüdern Hugo, George und Wolf II. von Schönburg ersuchten den Rath zu Leipzig anno 1542, daß sie ihren Superintendenten Dr. Johannes Pfeffinger erlauben möchten, die Reformation im Schönburgischen einrichten zu helfen und schreibt dieser Herr Doctor Pfeffinger in einem Brief an Herrn Wolfen II. von Schönburg d.d. Leipzig Donnerstag nach Martini (14.11.) 1566 also: .. und hat, wohlgeborner und gnädiger Herr, daß alles anzuzeigen mich nicht wenig verursacht das christliche Gemüth und dem wohlgebornen Haus Schönburg sonderlich, weil ich unwürdiger nach Absterben euer Gnaden geliebten Herrn Vaters löblichen und seelig Gedächtniß demnach der erste Einrichter der heilsamen Lehre des heiligen Evangelii in der Herrschaft Glauchau gewesenn und aus Leipzig auf gnädiges Bitten und Begehren euer Gnaden geliebten Hern Brüdern durch den achtbaren, hochgelehrten Mann Dr.Ludwig Flachsen, Burgermeister und ordinarium zu Leipzig auch christlichen seligen Gedächtnis dahin nach Glauchau gestiftet worden bin. Bereits Anfang Oktober veranlassten die Vormünder der jungen Herren von Schönburg den alten Glauchauer Pfarrer, Johann Kriegkmann, seinen Posten zu räumen. Man fand ihn mit Zinsen auf Lebenszeit ab und verlangte die Einstellung seiner Messdienste. Kriegkmann hatte wohl einen großen Einfluss auf die jungen Herren von Schönburg, er war zugleich ihr Präzeptor (Hauslehrer).“ Infolge der Einführung der Reformation kommt es in Glauchau zum sogenannten Bildersturm. Eine Quelle berichtet dazu: „.. Weder umsichtig noch schonend verfuhr man bei der Säkularisation auch bei uns mit den inneren Ausstattungsgegenständen der (St.Georgen-)Kirche. Gar vieles, das einstmals mit kunstvollem Fleiß hergestellt war, ging unwürdig zu Grunde. Das weitaus meiste davon fiel der zerstörenden Wut des Bildersturmes zum Opfer. Die wertvollen Kirchenkleinodien hat man kurzab verkauft. Die erzielte Gesamte dafür betrug 5189 Gulden 5 Groschen und 7 Pfennig. Die heiligen Gefäße und andere Geräte, die den Gottesdienst schmückten oder das Meßamt verschönten, aus vollötigem Silber, wurden zur Schmelze gebracht. Um 1550 erhielt der Schösser oder herrschaftliche Amtmann Ambrosius Prauß von dem Mansfeldischen Rentmeister Barthel Wiedemann 2630 Gulden 17 Groschen für 260 Mark 6 Lot 2 Quent feines Silber, zu Leipzig und Eisleben gewogen, die Mark zu 10 Gulden 2 Schilling. (Eine Gewichts-Mark = 234 Gramm Silber.) Ein besonders kostbares Stück, das sogenannte `silberne Bild` oder `das kleine Stöckel`, welches vergoldet war, wurde für 190 Gulden an den Glauchauer Goldschmied Valten Steinbach verhandelt. Derselbe empfing außerdem 4 Groschen von, wie es heißt, `den Beinen zu stoßen und aus dem Schindanger hereinzutragen.` Man hatte demnach die Überreste der Heiligen, jene teuren Reliquien, denen man Jahrhunderte lang fromme Verehrung erwiesen, ohne weiteres auf den Schindanger, den Platz für die gefallenen Tiere, geworfen, später freilich diese Gebeine wieder hereingetragen und zu Pulver zerstoßen, das heißt der Vernichtung geweiht. Die Bilder der Heiligen aber verloren sich größtenteils samt ihren Altären, man weiß nicht immer wohin, oder wanderten als `Götzen` hinauf auf den Kirchboden, wo sie langsam verfielen. Eine große Zahl kirchlicher Kunstwerke ist auf solche Weise gänzlich verschwunden. Nur wenige Andenken an die katholische Zeit unserer Hauptkirche sind erhalten geblieben..“
Das Kloster Geringswalde gilt offiziell als aufgehoben. Da es aber in den Schönburger Besitz zurückfällt, ist davon auszugehen, dass diese eine schützende Hand über ihre Familiengrablege halten (letzte Bestattung: Anna „Gratiosa“ im Jahre 1525). (Um die Bedeutung gegenüber Sachsen zu erhalten oder zu heben, gründet man 1567 eine Landesschule, eine Art Miniatur-Fürstenschule, die aber 1569 von Sachsen gewaltsam geschlossen wird – die Flacianische Auslegung des Glaubens ist Sachsen ein Dorn im Auge. Damit beginnt der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Das Kloster wird in ein Rittergut umgebaut und wird nach Verhandlungen, welche bereits 1587/88 beginnen, schließlich 1590 an Churfürst Christian I. von Sachsen verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man davon ausgehen, dass sich um die Familien-Grablege gekümmert wurde.)

1547
> In Folge des Schmalkaldischen Krieges verliert Johann Friedrich I. von Sachsen die Kurwürde an seinen albertinischen Vetter Moritz von Sachsen. Damit sind die Schönburger nun Lehensnehmer des neuen albertinischen Kursachsen.
1555 > Pfarrer Melchior Bereuther tritt sein Ziegelheimer Amt an. Zweiter Nachweis einer Schule / Küsterei.
1566
> Magister Leonhard Lycus (Wolf) ist bis 1570 Pfarrer zu Ziegelheim.
1570
> Peter Zeidler ist bis 1575 Pfarrer zu Ziegelheim. Seine Grabplatte existiert noch heute. Seine Gebeine wurden 1903/04 im Kircheninneren exhumiert und an der südlichen Außenwand bestattet.
1576
> Philipp Schröter ist bis 1595 Pfarrer zu Ziegelheim.
1590
> Beginn des ältesten Ziegelheimer Kirchbuches, geführt von Zacharias Schröter als Substitut (Stellvertreter) seines Vaters, des Pfarrers Phillip Schröter.
1592
> Beginn des ersten Buches mit Nachrichten über Kirchenrechnungswesen, geführt von Zacharias Schröter.
1595
> Zacharias Schröter , Sohn des Philipp Schröter, ist bis 1607 Pfarrer zu Ziegelheim. Er begann 1590 das Kirchenbuch zu schreiben.
1608
> David Müller ist bis 1636 Pfarrer zu Ziegelheim.
1633
> „Vers der Not“ unter Pfarrer Müller an der Kirche angebracht: „QAS SACRAS AEDES PIETAS CONSTRUXIT AVORUM HAS NUNC HAEREDES DEVASTANT MORE LUPORUM 1633 (Dies heilige Haus, welches die Frömmigkeit der Väter erbaut hat, verwüsteten jetzt die Erben nach Art der Wölfe 1633).“
1636
> Christoph Crell ist bis 1665 Pfarrer zu Ziegelheim.
1642
> Beginn der ersten Renovierungs- und Erneuerungsphase der Kirche.
1644
> Umguss der Mittleren Glocke. Eventuell aufgrund minderer Qualität des Neugusses von 1642, noch im 30jährigen Krieg.
1646
> Abnahme des Turmknopfes.
1653
> Blitzeinschlag ins runde Treppentürmlein der Kirche, ohne zu zünden.
1657
> Entstehung der Kanzel in der Ziegelheimer Kirche, gebaut durch "Christoph, Herr von Penigk, itzo zum Kahlenberg, des Werkes Meister".
1666
> Magister Sebastian Anger ist bis 1701 Pfarrer zu Ziegelheim. Er war bereits seit 1660 als Substitut unter Pfarrer Crell in Ziegelheim tätig.
1670
> Entstehung des Altaraufsatzes in der Ziegelheimer Kirche.
1672
> Die Patronin Gräfin zu Solms schenkt der Kirche ein wertvolles Altargeschmeide (100Thaler).
1679
> Am 6.Juli, mittags um 12 Uhr, zweimaliger Blitzeinschlag in den Kirchturm. Die Sonnenuhr wird dabei in Mittleidenschaft gezogen, das Fenster des Treppentürmleins zerspringt in Tausend Stücke. Eine "Halbe Elle" Steine vom Türmlein fallen herunter.
1695
> Zur Erntezeit rauben Diebe das 1672 gestiftete wertvolle Altargeschmeide aus der Kirche.
1701
> Theodor Günther ist bis 1723 Pfarrer zu Ziegelheim. Er war bereits seit 1700 als Substitut unter Pfarrer Anger in Ziegelheim tätig. Aus diesem Jahr datiert das Taufbecken aus Zinn. Anzunehmen ist, daß das Vorgängerbecken zum 1695 geraubten Altargeschmeide dazu gehörte und nun ersetzt wurde.
1708
> Kirchenrenovierung (zählt noch zur ersten Erneuerungsphase seit 1642), dabei wird eine uralte Bibel gefunden, in der u.a. der Kirchturmbau von 1507 und die Fertigstellung der Kirche 1518 erwähnt werden. Ab diesem Jahr werden die Emporen mit neuen Bildern aus dem Alten Testament (Sakristeiseite) und dem Neuen Testament (Kanzelseite) geschmückt.
1722
> Um dieses Jahr herum wird das alte (Kirch-) Schulhaus auf Kirchenkosten von Grund aus ausgebaut. (Grundlage ist die Niederschrift des Pfarrers Leupold von 1767. Er berichtet davon und nennt als Datum „vor etlichen vierzig Jahren“.)
1723
> Johann Georg Leidel ist bis 1758 Pfarrer zu Ziegelheim.
1741
> Am 10.Februar erneuter Einbruch und Diebstahl in der Kirche.
1759
> Magister Georg Sigismund Techius (Georg Siegmar Tech) ist bis 1764 Pfarrer zu Ziegelheim.
1765
> Wilhelm Christian Leupold ist bis 1796 Pfarrer zu Ziegelheim.
1768
> Die Schulwohnung erhält im Dezember einen Ofen eingebaut von Michael Schmiedel aus Waldenburg. Die Schulbänke werden durch Hans Holzmann ausgebesssert.
1769
> Die Schule erhält im Januar einen Ofen. Einige Ausbesserungen des „Cabinetts“ in der Schule nimmt ein Herr Kirsten vor.
1782
> In Glauchau wird die Uhrschlagglocke gegossen, die heute noch in der Laterne der Kirchturmspitze hängt.
1796
> Christian Gottlieb Ludwig Garmann ist bis 1837 Pfarrer zu Ziegelheim.
1809
> Abnahme des Kirchturmknopfes.
1823
> Das Schulhintergebäude wird gedeckt, das Backhaus und der Schuppen ausgebessert. Schulkinder sammeln für die Zeigertafel des Seigers (Ziffernblatt der Kirchturmuhr) 9 Reichsthaler 13 Neugroschen 2 Pfennige.
1837
> An der alten Schule wird eine zweite Schulstube angebaut. Vorausgegangen waren Beratungen, ob ein Schulneubau (geschätzte Kosten: 2300 Reichsthaler) oder ein Anbau (geschätzte Kosten: 654 Reichsthaler) erfolgen sollten. Letztlich beläuft sich der Kostenanschlag des Gähsnitzer Maurermeisters Christian Gottlob Müller auf 1234 Reichsthaler für Arbeitslohn und Materialien zum Anbau und zur Reparatur der Schule.
1838
> Magister Georg Moritz Gotsch ist bis 1852 Pfarrer zu Ziegelheim. In diesem Jahr legt er sein Amt nieder und wandert in die USA aus.
1841
> Am 6.Februar gelangt eine Königl.-Sächsische hohe Kreisdirektions-Verordnung zum Vortrag, nach welcher in der älteren Schulstube anstatt der bisherigen Tafeln Subsellien (lat.niedrige Schulbänke) angeschafft werden sollen. Durch Einstimmigkeit wurde die Anschaffung derselben beschlossen. Am 3.März wird nach Ausschreibung Tischlermeister Jakob Uhlig in Uhlmannsdorf mit der Herstellung der Schulbänke beauftragt. Sein (Niedrigst-) Angebot lag bei 80 Reichsthalern.
1842
> Zwischen dem Backhaus der Schule und Gottfried Eichlers Garten wird ein neuer Zaun angelegt.
1852
> Christian Friedrich Teubert ist bis 1876 Pfarrer zu Ziegelheim.
1859
> Erstes Kostenangebot für eine Orgel durch den Bornaer Orgelbaumeister Urban Kreutzbach.
1865
> Einbau der Orgel durch den Bornaer Orgelbaumeister Urban Kreutzbach.
1869
> Einige Mitglieder der Gemeinde nehmen am 8. März Stellung gegen Schulmeister Sporbert wegen eines Strafvollzuges, der ihr Mißfallen erregt hat. Im Jähzorn hat August Rauschenbach am 2.März seinen 10jährigen Spielgenossen Michael Salzbrenner mit dem Messer Wunden beigebracht, ihm tief in den Leib gestoßen, so das er daran stirbt. Weil er den Tod Salzbrenners verursacht hat, setzt ihn Sporbert auf eine Bank für sich – die Schandbank. Daran nehmen einige Bürger Anstoß. Weiterer Stein des Anstoßes ist, daß Rauschenbach am Begräbnistage ½ Stunde mit dem Gesicht nach der Leiche gekehrt am offenen Sarge stehen muß. Am Grabe wird der Sarg nochmals geöffnet und Rauschenbach muß den Toten anschauen. Pfarrer und Lehrer seien zugegen gewesen und beide hätten die Prozedur verordnet. Der Pfarrer verteidigt beider Verhalten. Rauschenbach sei ein verstandesschwacher und durch häusliche Zucht stumpf gewordener Knabe, dessen Unterbringung in einer Anstalt er fordert. Die Bestrafung sei auf seine, des Ortsschulinspektors, Veranlassung geschehen und damit Volksjustiz geübt worden.
1871
> In diesem Jahr wird der vordere Teil der Gottesackermauer errichtet. Die Filialkirche Franken wird von der mater-Kirche Ziegelheim losgelöst. Franken wird Schwesterkirche von Schlagwitz.
1872
> Am 6.März hinterlässt ein Erdstoß einen sichtbaren Riss am 54 Meter hohen Kirchturm. Es wird eine Verankerung am Turm angebracht.
1877
> Emil Constantin Fürchtegott Hoffmann ist bis 1900 Pfarrer zu Ziegelheim.
1878
> Einbau der Turmuhr durch die Leipziger Firma Bernhard Zachariä. Bis 1929 hat die Uhr nur ein Zifferblatt auf der Südseite und ist folglich aus Uhlmannsdorfer Richtung nicht zu sehen.
1879
> Es werden zwei Altarleuchter angeschafft. In diesem Jahr wird die Ephorie Waldenburg mit der Glauchauer verbunden.
1883
> Der 400. Geburtstag Martin Luthers wird im Ort festlich begangen und Luther zu Ehren eine „Luthereiche“ am östlichen Dorfeingang auf Pfarrland gepflanzt.
1884
> Das alte Schulgebäude wird mit zwei Blitzableitern versehen.
1885
> Am 9.September Abnahme des Turmknopfes vom Kirchturm zu Reparaturzwecken.
1886
> In diesem Jahr stellt Bezirksschulinspektor Gruhl fest, das das zweite Lehrzimmer in keinster Weise den Ansprüchen genügt. Er fordert Reparaturbau. Ein Voranschlag beziffert die Umbaukosten auf 9000,-Reichsmark. Es mehren sich Stimmen für einen Schulneubau. Adam Müller aus Niederarnsdorf beruft eine allgemeine Schulsitzung mit Heranziehung sämtlicher Parochiemitglieder ein. Die Abstimmung fällt mit 18 gegen 4 Stimmen (bei einer Enthaltung) zu Gunsten des Schulneubaus aus. In der Folgezeit müssen unter Schwierigkeiten Landkauf bzw. Landtausch mit der Kirche und dem Bauern Jakob Börngen geregelt werden.
1887
> Umbau der Treppe und Bau einer Esse in der alten Schule (Zeichnung liegt vor, ob realisiert ist nicht bekannt).
1888
> Am 17. November erfolgt der Grundbucheintrag des Kirchschullehens (Flurstück 90 – neue Schule).
1889
> Im September erfolgt der Eintrag der Schule ins Steuerregister, nach dem die Steuereinheiten nach vollzogenem Gebietstausch neu berechnet wurden. Der Vertrag zum Gebietstausch („Recognitionsschein“) zwischen Kirchenlehen und Kirchschullehen wird am 14.Oktober 1889 endgültig besiegelt.
1890
> Im Werk "Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen" von 1890 heißt es die Ziegelheimer Kirche betreffend: "Auf dem Kirchboden (liegen) kümmerliche Reste eines Flügel-Altarwerkes, darunter die Figuren der Maria, des heiligen Albanus und eines Heiligen mit Nagel im Kopfe (Pantaleon)." Abriss der alten Schule. Erweiterung des Gottesackers (Gelände der alten Schule). Fertigstellung der neuen Schule mit 2 geräumigen Lehrerzimmern, 2 Lehrerwohnungen, 1 Wohnung für den Hausmeister (auch Lautmann, Kalkant und Totengräber). Diese letzte Wohnung war jedoch zu klein geraten. Sie wurde von Robert Hertzsch und Familie bewohnt, der vorgenannte Ämter ausübte. Die Kosten für den Schulbau betrugen 30.000,-RM. Die Bauleitung hatte Maurermeister Alexander Hemmann inne. Am 11. November findet im Beisein von Schulinspektor Lötzsch die Weihe der neuen Schule statt, nachdem der ursprüngliche Termin am 23.Oktober wegen Krankheit des Schulinspectors abgesagt werden mußte. Bei Grabungen zum Schulneubau und im Schmiedegarten werden hohle Räume gefunden, welche wahrscheinlich zu einem alten Wachturm oder einer Kapelle einer alten Burg gehören, die auf Albert Börnichens Gut (ehem. Alfred Friedewalds -, heute Klaus Riegers Gut) gestanden haben soll. Albert Börnichen besaß eines der drei nicht verwandten Börnichen-Güter die in unmittelbarer Nachbarschaft bei der Kirche stehen. Er wurde auch der „Ziegler“ genannt, wegen der ihm gehörenden Ziegelscheune. Abriss der letzten Ziegelheimer Windmühle. Die Bruchsteine des massiven Unterbaus wurden beim Neubau der Schule verwendet.
1891
> Ab diesem Jahr wird auf dem Platz vor der neuen Schule geturnt. Oft wird der Unterricht dadurch gestört, daß die „Fuhrwerke auf dem freien Platze vor dem Schulhaus einkehren“. Der „dirigierende Lehrer“ fordert das Aufstellen einer Verbotstafel.
1896
> Ein Kirchengutachten vom 17.11.1896 erwähnt: "Der ursprüngliche Altar steht nicht mehr in der Kirche, Reste desselben befinden sich auf dem Dachboden, sind aber unbrauchbar." Im selben Gutachten wird erwähnt: "Auf dem Dachboden der Sakristei befindet sich ein wenig wertvoller, fast lebensgroßer Christuskörper."
1900
> Carl Conrad Redlich ist bis 1915 Pfarrer zu Ziegelheim.
1902
> Anlegung von Wegen und Aufstellung von Bänken an einigen Aussichtspunkten im Pfarrwald (Höckicht) auf Initiative des Pfarrer Redlich. Anschaffung eines Leichenwagens für die Gemeinde.
1903
> Am 4.Mai vorerst letzter Gottesdienst in der Kirche („Baueröffnungsgottesdienst“). Von Mai 1903 bis März 1904 finden die Gottesdienste im Mahnschen Gasthofsaale (heute Kluge) statt. Kirchenrenovierung, an der u.a. folgende Ziegelheimer Firmen beteiligt sind: - Heumann/Maurerarbeiten; - Schreier/Klempnerarbeiten; - Liebold/Dachdeckerarbeiten; - I.Hertzsch u. List/Tischlerarbeiten; - Stiller/Schlosserarbeiten. Im Verlauf der Renovierungsarbeiten werden die sterblichen Überreste des Pfarrers Zeidler exhumiert und aus dem Kircheninneren an die Außenmauer umgebettet. Die Orgel wird im Mai durch die Firma Kreutzbach und seit Juli durch deren Nachfolger Schmidt & Berger komplett abgetragen, gereinigt, repariert und etwas nach hinten versetzt, wieder aufgebaut. Der Orgelbalg, muß dadurch dem Orgelraum weichen, er paßt schlicht nicht mehr hinter die Orgel. Der Orgelbalg samt Bänken für die Bälgetreter wird nun eine Turm-Etage höher, über der Orgel aufgebaut. Die Orgel erhält ihre Luft nun von oben durch die Decke.
1904
> Am 20.März wird die renovierte Kirche wieder geweiht. Am 24.Mai erfolgt durch Schlossermeister Stiller die Abnahme des Kirchturmknopfes. Am 11.Juni Wiederaufsetzung des Kirchturmknopfes. In diesem Jahr gehen der lebensgroße Christuskörper und der Beichtstuhl auf eine 111jährige Reise nach Waldenburg. Beide werden dem dortigem Altertümlichen Museum, späteren Heimatmuseum mit Naturalienkabinett, als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Erst 1910 werden beide Exponate tatsächlich in Waldenburg auf Drängen von Professor Dr. Berling, dem Direktor des Königlichen Kunstgewerbemuseums Dresden, ausgestellt.
1905
> Erneute Grabungen im Bereich der Schule und des Schmiedegartens. Siehe dazu 1890! Ähnliche Resultate!Die Schule hat den Status einer „einfachen Volksschule“. Zwei Lehrer unterrichten 177 Schulkinder und 33 Fortbildungsschüler in den Klassen 1 bis 4.
1908
> Sonnabend, 20.Juni um 20.00Uhr: - Ein furchtbares, noch nie da gewesenes Gewitter geht über Ziegelheim nieder. Ein Blitzschlag sorgt für einen Kuhstallbrand im Louis Börnichen`schen Gut. Ein weiterer Blitz erschlägt eine Kuh. Weitere Blitzschläge treffen u.a. die Blitzableiter der Kirche (3x) und des Pfarrhauses sowie einen großen Baum vor dem Trüttnerschen Haus (Gaststätte Drehscheibe, Niederarnsdorf). Außerdem schlägt ein Blitz in der Nähe des neuen Hauses des Arno Bauer ein.
1911
> Im Frühjahr Gründung des „Christlichen Frauenvereins der Kirchgemeinde Ziegelheim“ auf Anstoß des Glauchauer Kreisvereins für Innere Mission durch Herrn Pfarrer Redlich. 21 Frauen gehören bereits im Gründungsjahr dem Frauendienst an.
1912
> Der Schulvorstand ist einstimmig der Meinung, daß elektrisches Licht in die Schule eingelegt werden muß und zwar nur in der ersten Klasse (wegen der Abendfortbildungsschule), wo der Kantor unterrichtet und in seine Wohnung. Kostenvoranschläge werden eingeholt von den Installateuren Wohlgemut-Glauchau und Allendorf-Gößnitz. Ein Gutachten des Herrn Direktors Kügler vom Elektrizitäts- werk Glauchau wird erbeten, ob die Anlage in Rohr oder Litze auszuführen ist.
1914
> Der Versicherungswert der Schule beträgt 27.300,00 Reichsmark.
1915
> In diesem Jahr erfolgt das Einlegen des elektrischen Lichtes in alle Räume der Schule, mit Ausnahme der zweiten Lehrerwohnung.
1916
> Karl Bernhard Benke ist bis 1918 Pfarrer zu Ziegelheim. Auf Veranlassung des Pfarrers Redlich (Im November 1915 plötzlich gestorben) erfolgt auch die Elektrifizierung der Ziegelheimer Kirche. Der Gutsbesitzer Paul Bauch, Uhlmannsdorf, stiftet die gesamte elektrische Lichtanlage für das Gotteshaus. Zweits Quelle: Im Jahr 1941 berichtet das Protokollbuch des Kirchenvorstandes bei der Verabschiedung des stellvertretenden Vorsitzenden Paul Bauch: "Er, der während des (1.) Welt-Krieges der Ziegelheimer Kirche die elektrische Beleuchtungsanlage geschenkt und ihr auch sonst uneigennützige Hilfsdienste erwiesen hat und der das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gewissenhaft verwaltet hat.."
1917 > Am 24.Juli werden 33 Orgelprospektpfeifen aus Zinn mit Gesamtgewicht von 59 Kg aus der Ziegelheimer Orgel ausgebaut und am 25.Juli nach Glauchau zur Sammelstelle gebracht. Sie waren zuvor wie im ganzen Deutschen Reich durch die Metall-Mobilmachungsstelle Berlin beschlagnahmt worden.
1918/19
> Das Schulwesen wechselt von der Kirche zum Staat. Die Lehrer sind nun Staatsbedienstete. Bis Dezember 1929 zieht sich nun eine reichsweite Phase von Streitigkeiten zwischen Staat / Kommune auf der einen und der Kirche auf der anderen Seite, die Eigentumsrechte an Kirchschullehen betreffend. Wann das Ziegelheimer Kirchschullehen in Gemeindebesitz übergegangen ist, kann nicht genau bestimmt werden.
1919
> 27.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – In Gottes Namen. Nachdem der unterzeichnete Pfarrer (Edmund Johannes Ranft) am 9.März durch den Kirchenvorstand einstimmig zum Pfarrer der Parochie Ziegelheim gewählt, am 1.Sonntag nach Trinitatis den 22.Juni 1919 im Hauptgottesdienst vor versammelter Gemeinde und im Beisein des vollzählig erschienen Kirchenvorstandes und des Kirchenpatrons Seine Durchlaucht Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg, durch den Ephorus Herrn Oberkirchenrat Superintendent Neumann aus Glauchau feierlichst in sein hiesiges Amt eingewiesen worden ist, hat er die Herren Kirchenvorsteher zu einer 1.Sitzung für heute Freitag den 27.Juni 1919 abends 8 Uhr ins Pfarramt eingeladen. – Nach einem Eingangsgebet dankt er nochmals für das in ihn gesetzte Vertrauen und die ihm dargebrachten Segenswünsche. Er dankt dem Kirchenvorstand bzw. dem stellvertretenden Vorsitzenden desselben, Herr Gemeindevorstand Kirsten, für die während der Pfarrvakanz geleistete uneigennützige Arbeit zum Wohl der Kirchgemeinde und übernimmt den Vorsitz im Kirchenvorstand mit der Bitte um vertrauensvolles Zusammenarbeiten aller Herren Kirchenvorsteher mit ihm, dem Neuling in der hiesigen Parochie. – Der Herr stellvertetende Vorsitzende bringt an dieser Stelle unter innigen Segenswünschen die Hoffnung zum Ausdruck, daß es dem neuen Hirten der Gemeinde recht, recht lange vergönnt sein möchte, in ihr und an ihr zu arbeiten. ..Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Johannes Ranft, Pfarrer / Louis Mahn / Bruno Winter / Albin Börnichen / Paul Bauch / Eduard Kirsten / Oskar Mehner.
> 29.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 9 Uhr im Gasthof Mehner. Tagesordnungspunkt 3: Außer den Vergütungen, die die Kircheninspektion für verrichtete Arbeiten während der ½ monatigen Pfarrvakanz aus der Pfarrvakanzkasse festgesetzt hat, beschließt der Kirchenvorstand, Herrn Pastor Meister in Niederwiera noch 75 Mark, Herrn Kantor Schmidt hier noch 75 Mark aus Kirchgemeindemitteln zu gewähren im Hinblick auf die viele Vertretung, die sich innerhalb eines halben Jahres nötig gemacht hat.
> 12.09.Amtsantritt des neuen Ziegelheimer Pfarrers Edmund Johannes Ranft, als Nachfolger des im selben Jahr verstorbenen Karl Bernhard Benke, der das Amt seit 1916 verwaltet hatte.
> 3.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags halb 2 Uhr im Pfarramt. – Tagesordnungspunkt 1: Um die Eltern der hiesigen Schulkinder nicht nur, sondern alle erwachsenen Gemeindeglieder für die Beantragung eines Konfessionellen Religionsunterrichts zu gewinnen, soll ein parochialer Familienabend möglichst am Totenfest und möglichst bei Oehmigen veranstaltet werden. Punkt 2: Von der Eingabe der Kirchenmusikalischen Beamten im Kirchenkreise Glauchau um Gehaltserhöhung wird Kenntnis genommen. Herr Kantor Schmidt wird zur nächsten Sitzung eingeladen werden, damit dann Beschluß gefasst werden kann. Punkt 3: Die Ergänzungswahlen für den Kirchenvorstand sollen am 2.Advent stattfinden. Punkt 4: Das Leichentuch soll von Herrn Schneider Dittrich repariert werden. Punkt 5: Herr Gemeindevorstand Kirsten soll ab 1919 als Verwalter des Geistlichen Kastens statt 40 Mark nun 60 Mark und als Pfarrholz-Kassenverwalter statt 40 Mark nun 60 Mark erhalten. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Joh. Ranft, Pfarrer / Eduard Kirsten / Paul Bauch / Louis Mahn / Julius Meister / Bruno Winter / Albert Börnichen / Oswin Speck.
> 12.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in der Mehnerschen Gastwirtschaft. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet wird beschlossen, - 1. Zu einer Trauerfeier für die im Weltkriege gefallenen Söhne des Vaterlandes im Hauptgottesdienst am Vormittage des Vaterlandes (? Gemeint ist wohl der Totensonntag am 23.11.1919) wird der Kirchenvorstand durch die Gemeindediener sämtliche erwachsenen Personen der Kirchfahrt und außerdem schriftlich die Feldzugteilnehmer, den Militärverein, die Gemeinderäte und den Schulvorstand, Turnverein, Gesangverein, Jugendverein und Landwirtschaftlicher Verein. Die Kriegergräber auf unserm Friedhofe sollen schlicht geschmückt werden. Der Zug der Korporationen, Feldzugteilnehmer, Vereine und anderen Gemeindeglieder, der dreiviertel 9 Uhr bei Oehmigen fortgeht, begibt sich vor dem Gottesdienst an die Kriegergräber auf unserem Friedhofe. Nach dem Trauergottesdienst soll ein halbstündiges Trauerläuten mit 3 Glocken in 3 Pulsen (?) stattfinden, falls Beichte und Abendmahl nach dem Gottesdienst gewünscht wird, um 11 Uhr. Der Kranz über der Sakristeitüre soll mit einem Trauerflor versehen werden. Punkt 2: Am Totenfest-Abend wird eine Nachfeier in Oehmigens Saale für die ganze Kirchgemeinde veranstaltet werden, bei welcher auch für die Beantragung der Konfessionellen Ortsschule geworben werden und ein diesbezügliches Flugblatt mit Antragsformular ausgeteilt werden soll.
> 25.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 5 Uhr in der Mehnerschen Gastwirtschaft. – Punkt 1: Die am 22.11.1919 abgeschlossene Kirchenvorstands-Wählerliste weißt in Ziegelheim 63, in Uhlmannsdorf 28 und in Niederarnsdorf 6 Mann auf. Von den stimmberechtigten weiblichen Gliedern der Kirchgemeinde hat sich nur 1 angemeldet. Die Liste liegt im Pfarramt bis zum 6.Dezember zur Einsichtnahme aus. Die Wahlhandlung wird am 7.Dezember, 2.Adventssonntag, vormittags viertel bis dreiviertel 11 Uhr stattfinden. Punt 3: Unter Hinzuziehung des Försters aus Remse wird im Januar wieder Holz im Pfarrholz verkauft werden. Punkt 5: Die Eichenstämme sollen bei passender Gelegenheit vom Platz vor der Pfarre zur Kreutz`schen Stellmacherei transportiert werden, damit Gartensäulen daraus geschnitten werden. Punkt 6: Die Anträge auf öffentliche ev.-luth. Volksschule mit ev.-luth. Religionsunterricht sind in Uhlmannsdorf nur von 2 Elternpaaren nicht, in Niederarnsdorf von allen gestellt worden. Das Ergebnis in Ziegelheim steht noch nicht fest. Herr Gemeindediener Weber soll 6 Mark, Herr Gemeindediener Döhler 5 Mark fürs Einsammeln aus der Kirchgemeindekasse erhalten.
> 15.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende auch an dieser Stelle die am gestrigen Tage (Sonntag) im Hauptgottesdienst in ihr Amt als Kirchenvorsteher eingewiesenen Herren, sowohl die die wiedergewählt worden sind, Herrn Gemeindevorstand Kirsten und Herrn Guts- und Gasthofbesitzer Mehner in Ziegelheim und Herrn Gutsbesitzer Bauch in Uhlmannsdorf, als auch den neugewählten, Herrn Gutsbesitzer Edwin Schmidt in Niederarnsdorf. Er gedenkt nochmals des bisherigen Herrn Kirchenvorstehers für Niederarnsdorf, des Herrn Gutsbesitzer Julius Meister, welcher seit dem 20.November 1898 ununterbrochen dem Kirchenvorstand angehört und an der oft nicht leichten Aufgabe und Arbeit desselben treu teilgenommen hat. – Tagesordnungspunkt 2: Die Erhöhung des kirchendienstlichen Einkommens des Kirchschullehrers Kantor Schmidt soll erst erfolgen, wenn die Diözesanversammlung allgemein darüber verhandelt habe. Es soll auf diese Weise zu einer möglichst einheitlichen Regelung der Angelegenheit in allen Kirchgemeinden kommen. Punkt 3: Herrn Kirchner Benndorf werden auf sein Ansuchen, 100 Mark Teurungszulage bewilligt, Herrn Kirchner i.R. Hertzsch desgleichen 60 Mark, beides jährlich ab 1.Januar 1920. Punkt 4: Herrn Pfarrer Teucher, Niedersteinbach, soll noch nachträglich ein Dankesschreiben des Kirchenvorstandes für treue Aushilfe während der Krankheit des Herrn Pfarrer Benke erhalten. Er soll gebeten werden, der Kirchkasse die Auslagen zu berechnen, die er bei jener Stellvertretung gehabt hat.
> 22.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. Punkt 1: Nachdem die Kirchenvorstandswahl stattgefunden hat, ist der stellvertretende Vorsitzende neu zu wählen. Gewählt wird einstimmig Herr Gemeindevorstand Kirsten. Punkt 3: Zum Christvesper am 1. Heiligen Weihnachtsfeiertag Nachmittags halb 5 Uhr und zum Silvestergottesdienst sollen Lichter auf den Christbäumen im Gotteshause brennen.
1920 > 16.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende die erschienenen Herrn Kirchenvorsteher zur ersten Sitzung im neuen Jahr mit dem Wunsche, daß in diesem für die Kirche entscheidungsvollen Jahre 1920 das Kirchgemeindeleben auch in unserer Parochie  nicht bloß äußerlich, sondern vor allem auch innerlich gedeihen möge. – Tagesordnungspunkt 2: Zugunsten der Hungernden in Deutsch-Österreich soll statt einer Kirchenkollekte eine Spende von 10 Mark aus der Kirchkasse gewährt werden.
> 2.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung. Nachmittags halb 5 Uhr versammelte sich der gesamte Kirchenvorstand außer Herrn Speck, der sich entschuldigen ließ, zunächst im Pfarrwald an der letztmaligen Auktionsstelle zur Besichtigung der vom Kirchenvorstand zurückbehaltenen Auktionsstücke (Eichen-Stämme). Es folgte eine Besichtigung des Pfarrgartenzauns und unter Hinzuziehung des Herrn Baumeisters Friedemann eine Besprechung betreffs der hinter dem Pächterhaus geplanten Jauchegrube an Ort und Stelle. Danach tagte nach kurzem Gebet der Kirchenvorstand im Pfarramt und faßte folgende Beschlüsse: 1. Die zurückbehaltene große Eiche wird von Herrn Louis Mahn zu Herrn Stellmachermeister Kreutz gefahren und dort teils zu Grabeinbaupfosten, Gartenzaunriegel u.a. geschnitten werden. Auch die Eichenstücke sollen in die Stellmacherei gefahren und zu Zaunsäulen verarbeitet werden. 2. Der Bau der Jauchegrube wird Herrn Friedemann übertragen. Die beiden Baudeputierten werden ihm die näheren Wünsche des Kirchenvorstandes sagen. 3. Der Vorsitzende wird ein Gesuch an die Kirchenbehörde machen, sie wolle einen Teil (4000 Mark) des diesjährigen Pfarrholz-Auktionserlöses (fast 6000 Mark) dem Kirchenvorstand zur Bestreitung der Kosten der Jauchegrube und der Instandsetzung des Pfarrgartenzauns zu überlassen. ..Punkt 7: Am Palmsonntag-Abend wird möglichst im Gasthof Weber ein Ephorialer Familienabend veranstaltet werden.
> 11.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet berät man zunächst in Anwesenheit des Herrn Kantor Schmidt die Erhöhung des Kirchendienstlichen Einkommens des Kirchschullehrers. Man beschließt einstimmig die Erhöhung auf 1000 Mark einschließlich der Besoldung für Abhaltung von wöchentlich 1 Chor-Singstunde ab 1.Januar 1920. Als nicht zu gewährleistende Stelleneinkünfte sollen künftig 200 Mark Nutzung vom Obst- und Grasgarten katapriert (angerechnet?) werden. Herr Kantor Schmidt erklärt sich durchaus einverstanden mit diesen Neuregelungen und spricht seinen Dank dafür aus. Punkt 2: Als Prüfer der Volksbibliotheks-Kasse auf 1919 werden die Herren Börnichen und Bauch gewählt. Punkt 3: Nachdem zunächst ein Kostenanschlag für neue Orgelprospektpfeifen (von der Firma Jahn & Söhne in Dresden) eingegangen sind, wird beschlossen, in eine Werbung freiwilliger Spenden einzutreten, damit das Gotteshaus wieder eine vollständige Orgel bekommt. Punkt 4: Da Herr Baumeister Friedemann neuerdings einen Kostenanschlag in Höhe von 5000 Mark für den Bau der Jauchengrube am Pfarrpächterhaus berechnet hat, sieht sich der Kirchenvorstand gezwungen, von diesem Bau bis auf weiteres abzusehen. Punkt 6: Die Kriegsanleihe-Stücke der Kirchkasse sollen in Waldenburg bei der Colditzer Bank hinterlegt werden.
> 14.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gab der Vorsitzende 1. Kenntnis von 2 Kostenanschlägen, neue Orgelprospektpfeifen für unser Gotteshaus betreffend an Stelle der 1917 ausgebauten. Eine längere Aussprache über die Aufbringung der Mittel für die Neuanschaffung, die beschlossen wird, enthält hauptsächlich Bedenken gegen Erhebung von Kirchenanlagen zur Deckung der Kosten. Gegenwärtig möchte man nicht durch eine derartige Erhöhung der Kirchensteuer Grund zum klagen geben. Der Vorsitzende wird seinereits amtlich, jeder übrige Kirchenvorsteher unter der Hand für die Haussamlung Stimmung machen, durch die die Mittel für die Pfeifen aufgebracht werden sollen. – Mit der Firma Alfred Schmeißer in Rochlitz soll in nähere Verbindung getreten werden, da der Kostenanschlag diesr Firma niedriger ist als der von Jahn und Sohn in Dresden und Schmeißer die früheren Pfeifen ausgebaut hat, über deren Maß also genau unterrichtet ist. Punkt 2: Herr Pfarrer Teucher, Niedersteinbach, hat auf Aufforderung des Kirchenvorstandes nun noch eine Berechnung von Fortkommensentschädigung für 9 hauptgottesdienstliche Amtshandlungen während der letzten hiesigen Pfarrvakanz-Zeit eingereicht in Höhe von 45 Mark. Der Kirchenvorstand bewilligt ihm in Anerkennung der großen Treue, die Herr Pastor Teucher seinerzeit seinem erkrankten Gevatter (?) verstorbenen Confessionar (Beichtvater) und damit auch der Parochie Ziegelheim erwiesen hat, 100 Mark. ..Punkt 5: Für das Religionslehrer-Seminar in Leipzig werden statt Kollekte 5 Mark aus der Kirchkasse bewilligt.
> 6.05. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in Mehners Gasthof. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet tritt man in die wichtige Besprechung ein, wie über Bestellung der neuen Orgelprospektpfeifen entschieden werden soll. Die Haussammlung, d.h. Sammlung von Zeichnungen für die Neubeschaffung solcher Pfeifen hat bereits über 5000 Mark ertragen. Die Firma J.Jahn und Sohn in Dresden und Alfred Schmeißer in Rochlitz haben auf Aufforderung nähere Auskunft über etwaige Lieferung der Pfeifen schriftlich eingereicht. Der Kirchenvorstand beschließt, die Firma Jahn und Sohn mit der Lieferung zu beauftragen. Ehe die Bestllung abgeht, soll von Herrn Jahn dem Kirchenvorstand Auskunft gegeben werden, ob sich die Entsendung eines Beauftragten der Firma zur Besichtigung der hiesigen Orgel nötig machen wird. In besagtem Fall soll mit diesem Fachmann seitens des Kirchenvorstandes erst nähere Rücksprache genommen werden, ehe die endgültige Bestellung von uns abgeht.
> 1.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. ..Punkt 3: Herr Orgelbaumeister Jahn, Dresden, soll sobald als möglich persönlich zur Besichtigung der hiesigen Orgel hierher kommen, um mit uns über die Beschaffung der neuen Orgelprospektpfeifen einig zu werden. Die gezeichneten Beträge sollen nunmehr gegen Quittung durch Herrn Benndorf eingehoben werden noch diese Woche.
> 18.06.1920 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet berät man 1. Über die Neubeschaffung von Orgelprospektpfeifen. Am 9.Juni 1920 hat der Kirchenvorstand einen Lieferungsvertrag mit Herrn Orgelbaumeister Jahn, Dresden, abgeschlossen, wonach die Firma Jahn bis spätestens zum 5.September die 33 Orgelprospektpfeifen aus Zink mit Aluminiumbronze für 4500 Mark zu liefern, aufzustellen, intonieren und stimmen sich verpflichtet. Die Haussammlung, die die Herren Kirchenvorsteher mit dem Vorsitzenden zusammen persönlich vorgenommen haben , hat sehr erfreulicher Weise 5091 Mark ergeben. Man bespricht ausführlich die Möglichkeit, bei dieser Gelegenheit noch eine Aeoline einzubauen, wie bei der letzten Kirchenvisitation schon angeregt worden ist und wie sie Herr Jahn für 2400 Mark zu liefern versprochen hat. Man ist sich einig, daß nur gewisse Freunde und Gönner der Sache nochmals um eine Spende angegangen werden können. Auf Antrag des Herrn Paul Bauch soll ein Versuch in diesen Dingen gemacht werden. Zur Verfügung steht außer dem etwaigen Überschuß der Haussammlung noch der Orgelfonds, der seit vielen Jahren besteht und auch den Erlös der im Jahre 1917 enteigneten Orgelpfeifen enthält und auch das Kapital, das für Kirchenschmuck angesammelt worden ist, aus (Sammel-)Beckeneinlagen usw. – Punkt 2: Das Ev.-luth. Landeskonsistorium hat die Verwendung eines Betrages von 4000 Mark von dem diesjährigen Erlöse der Pfarrholzauktion für Baulichkeiten am Pfarrgute genehmigt. So kann nun dem Projekt des Jauchengrubenbaues am Pfarrpächterhaus näher getreten werden. Herr Baumeister Max Bauch, Nobitz, hat einen Kostenanschlag in Höhe von 4100 Mark an den Kirchenvorstand eingereicht und die entsprechende Zeichnung beigefügt. Da Herr Baumeister Friedemann ca. 5000 Mark berechnen will, ist man geneigt, den Bau Herrn Bauch zu übertragen, nachdem noch persönlich mit ihm das nähere verhandelt worden sein wird. Endgültige Beschlussfassung wird der Kirchenvorstand dann sobald als möglich herbeiführen.
> 13.07. – Ziegelheimer Kirchenvortandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet kommt man nochmals auf die Vergebung der Jauchengrube an Herrn Max Bauch zurück. Herr Friedemann kann sich nicht übergangen fühlen, da er trotz zweimaliger Aufforderung keinen eigentlichen Kostenanschlag eingereicht hat, der Kirchenvorstand also verpflichtet war, den Auftrag an Herrn Bauch zu vergeben, der 900 Mark weniger berechnet hat, als Herr Friedemann. Die Größenverhältisse, die der Kirchenvorstand bei der Jauchengrube wünscht, hat Herr Friedemann gewußt. Der Kirchenvorstand billigt es, daß der Vorsitzende und Herr Kirchkassenverwalter Börnichen nach der letzten Sitzung den Auftrag Herrn Bauch endgültig übergeben haben, nachdem letzterer sich schriftlich verpflichtet hat, dem Wunsch des Kirchenvorstandes entsprechend nur hiesige Hilfskräfte beim Bau zuzuziehen. – Punkt 2: Auf die Zufertigung von der Gruppe Glauchau-Meerane der Kirchenmusikalischen Beamten, durch welche die sogenannten niederen Kirchendienste des Kirchschullehrers ab 1.10.1920 gekündigt werden, soll der Vereinigung mitgeteilt werden, daß der Kirchenvorstand es mit Herrn Kantor Schmidt selbst zu tun haben will, durch eingeschriebenen Brief. – Punkt 3: Einstimmig wird beschlossen, anläßlih des Einbaus der neuen Orgelprospektpfeifen durch die Firma Jahn u. Sohn, Dresden, eine Aeoline einbauen zu lassen, nachdem Herr Jahn deren Liefeerung und Einbauung bis spätestens 5.9.1920 mit zugesagt hat. – Punkt 5: Am Zaun des Schmiedegartens sollen 2-3 Säulen erneuert, eine weitergehende Instandsetzung des Zauns aber zunächst noch vermieden werden.
> 18.08.1920 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet und nach einer auf die schwere, bedrohte Lage unserer Landeskirche eingehenden Einleitung, die der Vorsitzende gab, beschließt man 1. Daß das diesjährige Erntefest wegen der dies Jahr zeitigen Ernte bereits am Sonntag den 29.August in der üblichen Weise gefeiert werden soll. – Punkt 2: Es werden durch die anwesenden Landwirte die verpachteten Pfarrgrundstücke nach ihrer Bodenklasse geschätzt. – Punkt 3: Herr Kantor Schmidt hat die Kündigung der niederen Kirchendienste für den 1.Oktober diesen Jahres aufrechterhalten. Der Kirchenvorstand nimmt die Kündigung aus grundsätzlichen Erwägungen und auch aus Rücksicht auf die Stimmung in der Kirchgemeinde nicht an. – Punkt 4: Auf das Gesuch des Glöckners im Ruhestand, Robert Hertzsch, um eine weitere Teurungszulage, wird ihm in Anerkennung seiner großen Notlage rückwirkend bis zum 5.April d.J. monatlich eine neue Teurungszulage in Höhe von 32 Mark gewährt. – Punkt 5: Der Haushaltsplan auf 1920/21 wird einfach so aufgestellt und eingereicht, daß man das Vierfache von dem Haushaltsplan einsetzt, der auf das Quartal Januar bis März 1920 Genehmigung gefunden hat.  – Punkt 8: Eine Birke, die in die Sandgrube abgestürzt ist, soll Herrn Ernst Pfeil auf seinen Wunsch überlassen werden; in Anbetracht seiner Invalidität als Kriegsteilnehmer soll er nur 15 Mark dafür bezahlen.
> 3.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Mehnerschen Gasthofe. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet bringt 1. Der Vorsitzende in Sachen des Religionsunterrichtes für die Schulkinder der Parochie ein Gesuch an den hiesigen Schulvorstand zur Verlesung, welches er aufgesetzt hat und den Kirchenvorstand bittet, von sich aus beim Schulvorstand einzuwirken. Es handelt sich um Religionsunterricht, zunächst Katechismusunterricht als Christenlehre, den der Pfarrer an der hiesigen Volksschule künftig geben muß, da die Lehrer es immer entschiedener ablehnen, nach §146 und 149 der Reichsverfassung vom 11.8.1919, Religionsunterricht im Sinne der evangelisch-lutherischen Religionsgemeinschaft zu erteilen, zu welcher alle Erziehungsberechtigten unseres Schulbezirks gehören. Der Kirchenvorstand protestiert gegen die offenkundige Entrechtung der Erziehungsberechtigten unserer Schulkinder, die mit einer einzigen Ausnahme eines einzigen Erziehungsberechtigten den ev.-luth. Religionsunterricht für ihre Kinder (an einer evang.-luth. Volksschule) gefordert haben. In diesem vorliegenden Gesuch wird beim Schulvorstand der Antrag gestellt, dem Ortsgeistlichen den benötigten Raum zur Erteilung von Religionsunterricht an der hiesigen Volksschule ab Michaelis 1920 zur Verfügung zu stellen und darauf hinzuwirken, daß bei Aufstellung des Schulplans auf diesen wichtigen Unterricht Rücksicht genommen werde. Von einer Entschädigung für den durch den Religionsunterricht entstehenden Aufwand der Schule wolle der Schulvorstand absehen, da 1. die Weigerung der Schule, ordentlichen christlichen, evangelischen Religionsunterricht zu erteilen, im Widerspruch zur Reichsverfassung steht; 2. Für sämtliche Schulkinder mit Ausnahme eines einzigen seitens der Erziehungsberechtigten der Antrag auf ev.-luth. Religionsunterricht gestellt worden ist; 3. Die hiesige Schule Kirchschule ist; 4. Durch den Verzicht auf Entschädigung der Schulvorstand auch seinerseits bekunden möchte: Christlicher, evangelischer Religionsunterricht gehört bei uns nach wie vor zur Erziehung unserer Christenkinder in ihrer Schule, die unsre Schule ist. – Der Kirchenvorstand beschließt, diesen Antrag vielleicht in gemeinsamer Sitzung seinerseits an den Schulvorstand einzureichen, vorher aber Herrn Schuldirektor Pfeifer über das Thema „Religionsunterricht und Moralunterricht“ hier in einem Familienabend sprechen zu lassen. – Punkt 2: Die Zimmermannsarbeiten beim Setzen der Säulen an dem unteren Zaun des Schmiedegartens sollen Herrn Jakob Heintke übertragen werden, zu den Erdarbeiten soll Herr Benndorf zugezogen werden werden. Die Abfälle, die beim Schneiden der Zaunsäulen in der Stellmacherei entstehen, sollen den beiden ärmsten Männern der Parochie, Robert Posern und Hermann Dittrich, gegeben werden. – Punkt 3: Die Lücken in der Kirschallee am Pfarrlehn sollen möglichst noch im Herbst mit jungen Kirschbäumen ausgefüllt werden.
> 13.10. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende die Erschienen, insbesondere Herrn Gutsbesitzer Otto Wirth, der als Gast zugegen ist und von der Kircheninspektion beauftragt worden ist, als landwirtschaftlicher Sachverständiger die gegenwärtigen Pachtzinsen vom Pfarrlehn zu begutachten und zeitentsprechend möglichst zu steiger, um eine zeitgemäße Nutzbarmachung der Lehnsgrundstücke herbeizuführen. Der Kirchenvorstand heißt den Vorschlag des Herrn Wirth gut, wonach ab 1919 durchschnittlich 70% Erhöhung der Pachtzinsen eintreten soll, einschließlich der Erhöhunh 1919/1920, die schon erhoben worden ist. – Punkt 2: Herr Kirchrechnungsführer Albin Börnichen hat für 31.Dezember diesen Jahres zum Bedauern des Kirchenvorstandes sein Amt gekündigt (aus Gesundheitsrücksichten). Herr Gemeindevorstand Kirsten schlägt vor, den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes mit dem Amt des Rechnungsführers zu betrauen. Die Wahl erfolgt einstimmig. Es soll bei der Ephorie angefragt werden, ob die Vereinigung der beiden Ämter angängig ist.
> 7.11. – Kirchweihfest. Dabei wird die Ziegelheimer Kreutzbach-Orgel wiedergeweiht. Anfang November wurden die 1917 abgelieferten 33 Zinn-Prospektpfeifen der Ziegelheimer Kreutzbach-Orgel durch neue ersetzt, die aus Zink, mit Aluminiumbronze überzogen, bestehen.
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18.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung halb 8 Uhr abends im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet und einen Hinweis auf die großen, schweren Sorgen der Landeskirche in der gegenwärtigen Zeit bittet der Vorsitzende den Kirchenvorstand zunächst, durch Wort und Beispiel, durch Aufrechterhaltung der christlichen Zucht und Sitte und durch Fürbitte auch fernerhin mit daran zu arbeiten , daß die Gemeinden eine Pflanzstätte (religiösen Lebens) evangelisch-christlichen Glaubens und Lebens sei. Hierauf tritt man in die Tagesordnung ein. - Punkt 1: In Befolgung der Verordnung des Ev.-luth. Landeskonsistoriums vom 18.09.1919 hat noch in diesem Jahre für die andere Hälfte der Kirchenvorsteher, die eigentlich 1919 hätte ausscheiden müssen, Ersatzwahl stattzufinden mit Gültigkeit bis 1925. Es betrifft das die Herren Gutsbesitzer Louis Mahn und Gutsbesitzer Albin Börnichen in Ziegelheim und Herrn Gutsbesitzer Bruno Winter in Uhlmannsdorf. .. Punkt 2: Nachdem die Kircheninspektion geantwortet hat, daß ein gesetzlicheer Hinderungsgrund für die Übernahme des Kirchrechnungsamtes durch den Pfarrer der Kirchgemeinde nicht vorliege, erklärt sich letzterer auf heutiges nochmaliges Ersuchen des Kirchenvorstandes hierzu bereit, dem Rufe des ihm bekundeten Vertrauens Folge zu leisten und die Wahl zum Kirchrechungsführer anzunehmen, d.h. dies Amt ab 1.Januar 1921 bis auf weiteres außerhalb seines Hauptamtes, des Pfarramts, noch auf sich zu nehmen. Er tut es 1. in Rücksicht darauf, daß es in der gegenwärtigen Übergangszeit der sich vollziehenden Trennung von Staat und Kirche der Kirchrechnungsführer mit der weiteren Entwicklung der kirchlichen Finanzverhältnisse und den diesbezüglichen Verordnungen vertraut sein möchte und gerade jetzt die Einarbeitung eines bisher Fernstehenden in diese Dinge gewiß nicht leicht sei, und 2. in Rücksicht darauf, daß gerade zur Jetztzeit der Kirchrechnungsführer zum Kirchenvorstand gehören möchte, von den übrigen Kirchenvorstehern aber keiner dies Amt übernehmen möchte. Er tut es in der Voraussetzung, daß er in der Erhebung von kirchlichen Gebühren und Pachtzinsen keinerlei Schwierigkeiten haben werde, da dadurch sein seelsorgerliches Verhältnis zu den Kirchgemeindegliedern leiden würde. Etwa sich notwendig machende Mahnungen und Zwangsmaßnahmen gegen säumige Zahler zu ergreifen, müsse besonders auch in Zukunft der Kirchenvorstand dem Kassierer abnehmen. Er tut es aber auch in der wohlbegründeten Voraussetzung, daß der gesamte Kirchenvorstand zielbewußt und tatkräftig für die Gesunderhaltung der Finanzlage der Kirchgemeinde eintritt und sorgt, damit dem neuen Kassenverwalter, was die Zahlungsfähigkeit der Kasse anlangt, Schwierigkeiten erspart bleiben. Der Kirchenvorstand verspricht in diesem Sinne besorgt zu sein. – Punkt 3: Herr Gemeindevorstand Kirsten sieht sich zu seinem Bedauern in Rücksicht auf sein Hauptamt als Postagent genötigt, die Verwaltung des Geistlichen Kastens und der Pfarrholzkasse mit Ende dieses Jahres abzugeben. Die Postoberbehörde macht ihm aus dem gleichzeitigen Mitverwalten von Nebenkassen Schwierigkeiten. Auf Vorschlag des Herrn Gemeindevorstandes Kirsten soll dieses Doppelamt mit dem Kirchrechnungsführeramt verbunden werden. Eine schriftliche Abstimmung ergibt, daß sämtliche 7 anwesenden weltlichen Mitglieder des Kirchenvorstandes den unterzeichneten Vorsitzenden auch zum Kassenverwalter für die Pfarrholzkasse und für den Geistlichen Kasten wählen. Der Gewählte dankt für das Vertrauen, das ihm bekundet ist und übernimmt bis auf weiteres auch diese beiden Ämter. Er erklärt, daß er sich dem Kirchenvorstand jederzeit verantwortlich fühlen wird, solange er die Arbeit leisten wird. Er dankt aber schon heute im Namen des Gesamtkirchenvorstandes sowohl Herrn Gemeindevorstand Kirsten als auch Herrn Gutsbesitzer Börnichen für alle den Kassen und damit der Kirchgemeinde und dem Pfarrlehn geleisteten Dienste herzlichst. Der Dank ist deshalb sehr angebracht, weil die Bezahlung der beiden Herrn Kassenverwalter eine so niedrige gewesen ist, daß es im großen und ganzen eine ehrenamtliche Tätigkeit gewesen ist. – Punkt 5: Zur Tilgung der durch Anschaffung der Aeoline in der Orgel entstandenen Kosten soll auf Vorschlag des Herrn Gutsbesitzer Paul Bauch nochmals ein Versuch gemacht werden, etwas gestiftet zu bekommen.
> 29.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung 7 Uhr abends im Pfarramt. ..- Punkt 5: Nachdem Herr Gutsbesitzer Bauch in Uhlmannsdorf nochmals persönlich für die Aeoline (Orgel) gesammelt hat, hauptsächlich unter den Frauen, werden Herr Gutsbesitzer Mehner und Herr Gutsbesitzer Börnichen in Ziegelheim, Herr Gutsbesitzer Schmidt in Niederarnsdorf noch dasselbe tun, wofür ihnen schon im voraus herzlich gedankt wird. – Punkt 6: Auf Anregung des Herrn Gemeindevorstand Kirsten wir der Kirchenvorstand in nächster Zeit zunächst zusammen mit den 3 Gemeinderäten eine Sitzung halten, zwecks Besprechung der Frage, was zur Errichtung eines Ehrenmals für unsere Gefallenen Krieger geschehen soll.
> 6.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Punkt 1: Auf schriftliche Einladung haben sich außer den unterzeichneten Kirchenvorstehern die Pächter der Pfarrgrundstücke eingefunden, zu einer Besprechung, da nach Verordnung der obersten Kirchenbehörde vom 2.Juni 1920 eine zeitgemäße Erhöhung der Pachtzinsen sämtlicher geistlicher Lehnsgrundstücke in Sachsen unabweisbare Pflicht geworden ist. Der Vorsitzende verliest zunächst die erwähnte Verordnung und gibt die nötigsten Erläuterungen dazu. Herr Gemeindevorstand Kirsten als stellvertretender Vorsitzender bekräftigt und ergänzt dieselben. Der Kirchenvorstand verhandelt dann einzeln mit den Pächtern und einigt sich auf die vom Kircheninspektionell beauftragten wirtschaftlichen Sachverständigen Herrn Gutsbesitzer Otto Wirth hier vorgeschlagene und vom Kirchenvorstand anerkannte Pachtsumme auf das nächste Jahr bei folgenden Herrn, die durch Namensunterschrift hinter der neuen Summe ihre ausdrückliche Zustimmung erklären: Herr Handelsmann Edwin Rauschenbach / Herr Pfarrgutspächter Hermann Bauch / Herr Kirchner Julius Benndorf / Frau Gartengutsbesitzerin Hulda verw. Teichmann / Herr Gutsbesitzer Albert Börnichen / Herr Mühlenbesitzer Arno Kreutz / Herr Gutsbesitzer Guido Mengel / Herr Gutsbesitzer Arno Kluge / Herr Gutsbesitzer Arno Petzold / Herr Zimmermann August Uhlig. – Da mit Herrn Gartengutsbesitzer Florus Dornberg eine Einigung zunächst nicht erzielt wird, weil Herrn Dornberg 200 Mark zuviel sind, beschließt man, eine Deputation des Kirchenvorstandes, bestehend aus den Herren Paul Bauch, Edwin Schmidt und Bruno Winter, nach der in Frage kommenden, auf Uhlmannsdorfer Flur gelegenen Wiese zu senden, um an Ort und Stelle zu beschließen, ob Herrn Dornberg noch Buschholz, das an der Wiese steht, gelassen werden soll und er auf diese Weise befriedigt werden kann. – Punkt 3: Herr Gutsbesitzer Edwin Schmidt liefert aus Niederarnsdorf 110 Mark von dortigen Frauen für die Aeoline (Orgel) ab; ihm wird für seine freundlichen Bemühungen herzlichst gedankt.  – Punkt 4: Herrn Kirchner i.R. Robert Hertzsch werden 135 Mark (zur Beschaffung von Kartoffeln) bewilligt, als Nutzungszulagen-Zuschuß. – Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer und Vorsitzender / Eduard Kirsten / Bruno Winter / Louis Mahn / Edwin Schmidt / Oskar Mehner. Entschuldigt fehlen die Herren Gutsbesitzer Bauch und Börnichen.
1921 > 19.01. – Ziegelheimer Kirchenvortandssitzung abends 8 Uhr im Mehnerschen Gasthofe. – Dem Beschlusse vom 29.November zufolge hat der Kirchenvorstand die 3 Gemeinderäte von Ziegelheim, Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf und die übrigen Mitglieder des Schulvorstandes zu einer gemeinsamen Besprechung darüber zusammengerufen, ob und wo etwa ein Ehrenmal für die gefallenen Krieger der Parochie geplant werden soll. – 1. Nach eingehender allgemeiner Aussprache einigen sich, wie eine schließliche Abstimmung ergiebt, einstimmig die Anwesenden dahin, daß sie ihrerseits den gemeinsamen Friedhof der Parochie allein als geeignete Stätte für ein solches Ehrenmal ansehen können, weil es doch eine Art Grabmal sein soll. – 2. Nächsten Sonntag soll vormittags 10.15 Uhr seitens aller heute geladenen Herren eine Lokalbesichtigung auf dem Friedhofe stattfinden, um einen guten Platz für das Gedächtnismal auszusuchen. – 3. Die ganze Angelegenheit soll von der Gesamtheit der heute hier vertretenen Korporationen weiter verfolgt werden. – 4. Den Vorsitz führt dabei weiterhin der Gemeindeverbandsvorsitzende und langjährige Vorsitzende des Kriegerfürsorgeausschusses, Herr Gemeindevorstand Kirsten, auf Grund heute erfolgter einstimmiger Wahl. – 5. Wenn die Gesamtheit der heute versammelten Gemeindevertreter auf dem Friedhofe ihre Ansichten über die Platzfrage geklärt haben wird, soll in den Gemeinden selbst kräftig Stimmung für die Erfüllung unserer Dankesschuld gegen die Opfer des Volksringens aus unserer Parochie gemacht werden, auch für die Sammlung von freiwilligen Spenden für eine würdige, ehrenvolle Ausführung des ganzen Planes. – Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer u. Vors. / Edwin Schmidt / Oskar Winter / Eduard Kirsten / Bruno Werner / Albin Börnichen / Oskar Mehner / Louis Mahn / Edwin Rauschenbach / Paul Kertzscher / Bruno Winter / Emil Sittel / Linus Knöfler / Otto Wirth / Oswald Wirth
> 26.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Gebet eröffnet der Vorsitzende die Sitzung durch Hinweis auf die Zeichen der Zeit, die manchen für die Zukunft der Kirche mit Sorgen erfüllen möchten. Im Vertrauen aber auf die Macht der Liebe Jesu Christi sind wir voll Zuversicht, daß die schwere Gegenwart der Kirche zum Segen dienen wird. – Punkt 1: Nachdem die Witwe des am 8.Dezember 1920 zu Leipzig verstorbenen Kaufmanns Julius Erdmann Mahn auf Wunsch ihres hemgegangenen Ehegatten für seinen lieben unvergessenen Heimatort Ziegelheim dem Kirchenvorstand hierselbst 2000 Mark als Julius-Mahn-Stiftung überreicht hat, wird heute die Satzung der Julius-Mahn-Stiftung aufgestellt. Die Witwe wird um ihre Zustimmungserklärung gebeten werden. Innigen Dankes voll ehrt der Kirchenvorstand das Gedächtnis des Heimgegangenen durch Erhebung von den Plätzen. Punkt 2: ..Pfarrer Ranft als neuer Kirchrechnungsführer..ist in der angenehmen Lage, den günstigen Abschluß der Rechnung über die neuen Orgelprospektpfeifen und die Aeoline vorlegen zu können. Dank der reichlichen freiwilligen Spenden für beides waren nur noch 82,41 M hinzuzufügen, welche von den Gebühren für die Grabdenkmäler genommen worden sind. – Punkt 3: Herrn Glöckner Julius Benndorf wird auf Ansuchen ab 1.Januar 1921 eine Gehaltszulage von 185 Mark zugebilligt.
> 18.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Punkt 2: In Sachen einer eventuellen Ausbezirkung des Oswin Speck`schen Gutes aus der hiesigen Kirchgemeinde beleuchtet zunächst Herr Gemeindevorstand den gegenwärtigen Stand der Frage für die beteiligten politischen Gemeinden. Der Kirchenvorstand beschließt, zunächst den Gemeinderat von Ziegelheim mit der Vertretung der Kirchgemeindeinteressen zu betrauen; Herr Speck hat im Jahre 1919 – 195 Mark allein persönliche Kirchgemeindeanlagen bezahlt; eine entsprechende Abfindungssumme müßte von der Parochie Ziegelheim gefordert werden. Herr Gemeindevorstand Kirsten sagt für den Gemeinderat in diesem Sinne zu. (Anmerkung: Es handelt sich um das externe Speck`sche Gut in Heiersdorf – eine Ziegelheimer Exklave.) – Punkt 3: Die Versauktionierung der Stöcke im Pfarrwald durch Herrn Stiller soll am 6.März stattfinden. – Nachdem dem Kirchenvorstand zu Ohren gekommen ist, daß Herr Oskar Winter im Pfarrwald eine Fichte niedergesägt hat, soll zunächst der vorhandene Zeuge, Herr Paul Müller, vernommen werden. Hält dieser seine Aussage aufrecht, so sollen Herrn Winter für diesen 1 Baum 60 Mark abgefordert werden, die in die Pfarrholzkasse fließen. – Herr Oskar Bauch in Oberarnsdorf, den vor Weihnachten der Waldaufseher Herr Benndorf beim Holen eines Christbaums aus dem Pfarrwald ertappt hat, und der damals 6 Mark dafür an Benndorf entrichtet hat, soll noch 9 Mark nachzahlen und dabei dem Kirchenvorstand schriftlich sein Bedauern über den Vorfall ausdrücken.
> 29.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags halb 2 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Herr Kantor Schmidt hat den Kirchenvorstand zwar nicht um Erhöhung seines Kirchendiensteinkommens gebeten, aber ein Schreiben des Kirchenmusikalischen Vereins Meerane vorgelegt, wonach eine solche Erhöhung vor dem 31.März 1921 erwünscht sei, damit der Stelleninhaber bei der Pensionsberechtigung nicht benachteiligt werde, da alle vor dem 1.4.21 bestehenden Gehälter nach der Trennung vom Staate pensionsberechtigt für den jetzigen Stelleninhaber bleiben. Obgleich der Kirchenvorstand keine Verpflichtung anerkennt, Herrn Kantor gegenwärtig wieder zuzulegen, werden ihm zu der bisherigen Pauschalsumme von 1000 M ab 1.März 1921 – 250 M jährlich als Teuerungszulage genehmigt, jedoch unter der Bedingung, daß der Kirchschullehrer auch für die Zukunft als solcher die moralische Pflicht der Erteilung von christlichem Religionsunterricht anerkennt und denselben so gibt, wie ihn die christliche Elternschaft gewöhnt gewesen ist. In den 1250 Mark ist die Entschädigung für die wöchentlich zu haltende Choralsingestunde eingeschlossen, da die Abgeltung einer solchen für den Kirchschullehrer obligatorisch ist. Außerdem soll Herrn Kantor mitgeteilt werden, daß, wenn seinerseits kein persönliches Gesuch beim Kirchenvorstand eingereicht wird, eine Zulage künftig nicht mehr gewährt werden kann, und zwar in Rücksicht auf die Steuerzahler. Eine Staffel, nach der das Diensteinkommen des Kirchschullehrers bei einer Seelenzahl unter 1000 mehr als 1000 Mark betrüge, liegt in unserer sächsischen Landeskirche noch nicht vor.
> 31.März - Drei schöne Veranstaltungen mit eindrucksvollem Wort und Bild liegen hinter uns: Am Sonntag Lätare (14.März) von gemeindewegen die Begrüßung der aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Krieger unserer Parochie Vormittags im Gotteshause durch Herrn Pastor Ranft, Abends im Familienabend durch Herrn Gemeindevorstand Kirsten. Der Abend wurde verschönt durch Chorgesänge des Gesangvereins „Liederkranz“ unter Leitung des Herrn Hilfslehrers Pippig, durch Sologesänge des Fräulein Mahn aus Leipzig und Fräulein Schreier aus Ziegelheim, welche letztere ihre Gesänge auf der Zither trefflich begleitete. Durch die trefflichen Klavier- und Violinvorträge von Musikern aus Waldenburg wurde diese Feier ebenfalls verschönt. Besonders heitere Stimmung wurde durch die Begleitung des Herrn Gutsbesitzer Bauch mit seinem Schellbaum (Teufelsgeige) erweckt. Ergreifende Bilder aber aus den fernen Stätten der Gefangenschaft wurden dargeboten durch Herrn Leutnant Knöfler (Offizierserlebnisse) und Herrn Erich Schmiedel (Mannschaftserlebnisse). Der Sonntag Judica (21.März) brachte Vormittags die kirchliche Prüfung der 26 Konfirmanden, Abends im überfüllten Saale des Weberschen Gasthofes die Aufführung von Franziskus Naglers „Mein Dörfchen“ durch 100 Schulkinder unter der bewährten Leitung des Herrn Kantor Schmidt. Das waren liebliche, frohbewegte Bilder inniger ländlicher Heimatliebe. Am Sonntag Palmarum folgte Vormittags die feierliche, eindrucksvolle Konfirmation der Katechumenten, Abends zur Nachfeier unter Mitwirkung des Herrn Ortspfarrers und des Herrn Ortskantors die Vorführung der herrlichen farbigen Lichtbilder „Das Leben Dr. Martin Luthers“ nach den berühmten Gustav König`schen Originalen, welche schon am 1.Osterfeiertag 1895, also vor 25 Jahren, hier aufgeführt wurden und wiederum äußerst zahlreich besucht waren. Der Gemeindevorstand Herr Kirsten rief den lieben Konfirmanden am Schluß noch herzliche Segenswünsche zu und forderte die Teilnehmer auf, ihnen das Geleite mit dem gemeinsamen Gesang: „Zieht in Frieden Eure Pfade“ zu geben.
> 11.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet und dem Hinweis auf die Vierhundertjahrfeier des heldenhaften Glaubensbekenntnisses Luthers auf dem Reichstag zu Worms, die in der gesammten evangelischen Kirche Deutschlands bevorsteht, tritt man in den 1. Punkt der Tagesordnung ein: Lutherfeier am bevorstehenden Jubilate-Sonntag den 17.April 1921. Der Kirchenvorstand beschließt, zum Vormittags-Festgottesdienst alls Familien der Parochie und die Korporationen und Vereine besonders Christliche, durch die Gemeindediener einladen zu lassen. Nach dem Festgottesdienst soll Choral-Blasen vom Turm stattfinden. Die Lukas-Cranachischen Lutherbilder sollen zu 1 Mark den Familien angeboten werden (Koloriert). Nachmittag findet Kirchliche Unterredung, acht Tage darauf Kindergottesdienst mit entsprechenden Gedächtnisfeiern statt.  – Punkt 2: Bevor Herr Oskar Winter wegen Forstdiebstahl (im Pfarrwald) beim Amtsgericht verklagt wird, wird Herr Louis Mahn mit dem Zeugen, Herrn Paul Müller, persönlich sprechen, um sich zu vergewissern, daß Herr Müller bei seiner auch dem Kirchenvorstandsvorsitzenden gegenüber getanenen Zeugenaussage bestehen bleibt. – Punkt 4: Die Kirchlichen Gebühren, die an die Kirchgemeindekasse sowie an den Kirchschullehrer zu entrichten sind, erfahren ab 1.4.1921 bis auf weiteres einen Zuschlag von 100%. – Punkt 5: Als „Christlicher Elternverein“ soll kein neuer Verein gegründet werden; die Gesamtheit der Erwachsenen, die vor 1 ½ Jahren schriftlich den evangelischen Religionsunterricht gefordert haben, wird vom Kirchenvorstand an Stelle so eines besonderen Vereins, wenn nötig, mobil gemacht werden.
> 25.05. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Im Anschluß an die Vorbesprechung über die bevorstehende, vom Kirchenpatron veranstaltete, Antigone-Aufführung im Grünefelder Park, erledigt der Kirchenvorstand folgende Punkte… (Antigone ist ein altgriechisches Theaterstück)
> 19.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 3: Der Vorsitzende berichtet, was ihm das Amtsgericht Waldenburg für Auskunft über den Holzdiebstahl Oskar Winters erteilt hat. Winter ist nur insoweit freigesprochen worden, als kein Strafantrag gegen ihn vorgelegen hat. Letzterer hat nicht vorgelegen, weil der zuständige Gendarm 2 Kirchenvorstehern erklärt hat, bei einem Objekt von über 50 Mark Wert brauche ein Strafantrag nicht gestellt zu werden. Es soll zunächst (bei) Herr Revierförster Päßler ein Gutachten über den wirklichen Wert, einschließlich Zuwachswert jener Fichte eingeholt werden. Der Kirchenvorstand wird dann die Sache weiter verfolgen. – Punkt 7: Der Kirchenvorstand nimmt Kenntnis von der Gesetzgebung, das Erlöschung des Kirchschullehreramts betreffend; er will Herrn Kantor Schmidt unter den bisherigen Voraussetzungen (Arbeitsleistungen und Gehalt) stillschweigend als Kirchenmusikalischen Beamten gelten lassen, bis das Dienstverhältnis durch Dienstvertrag näher geregelt ist.
> 30.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – In Anwesenheit des von der Kircheninspektion bestellten Landwirtschaftlichen Sachverständigen, des Herrn Gutsbesitzers Otto Wirth, Ziegelheim, berät der Kirchenvorstand über die zeitgemäße abermalige Erhöhung der Pfarrfeld-Pachtzinsen, die sich nach der öffentlichen Meinung auf Grund der bedeutenden Erhöhung der Getreidepreise nötig macht. Sachverständiger und Kirchenvorstand halten die Erhöhung um 400% für das Richtige, d.h. 400 % Zuschlag zu den letztmalig festgesetzten Pachtsätzen. Die darauf herbeigeführte Verhandlung mit den versammelten Pächtern führt zu keiner Einigung, da den Pächtern die 400% zu hoch erscheinen. Dem Antrag des Pfarrgutspächters Herrn Hermann Bauch auf Vertagung wird entsprochen. Am 6.September soll eine weitere Zusammenkunft und Beratung mit den Pächtern stattfinden.
> 6.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Punkt 1: Wiederum in Anwesenheit des Landwirtschaftlichen Sachverständigen, des Herrn Gutsbesitzer Otto Wirth, beschließt der Kirchenvorstand, auf den Antrag der Pächter einzugehen, die inzwischen eine Sondersitzung abgehalten habne und zum großen Teil einig gewesen sind, eine Erhöhung der Pfarrlehnspachtzinsen um 300% zu zahlen. Der Kirchenvorstand geht auf diesen Antrag ein, weil er inzwischen selbst berechnet (hat), daß bei dieser Erhöhung die Pachtsumme bei 1ha ca. 1000 Mark beträgt. Der Kirchenvorstand spricht dann mit den erschienenen Pächtern erst gemeinsam und erklärt sein Einverständnis mit den 300% Erhöhung; er hält sich für verpflichtet, in Rücksicht auf die schon gegenwärtig geltenden sehr hohen Getreidepreise die neuen Pachtpreise ab 1.Oktober 1921 zu erheben. Sie gelten zunächst bis 30.Juni 1922; wenn dann keine Neuregelung erfolgt, auf ein Jahr weiter bis 30.Juni 1923. Durch Namensunterschrift gehen die 7 Pächter auf die Forderung des Kirchenvorstandes ein, 2 nicht anwesend. Fünf unterschrieben heute nicht; ihnen soll eine Bedenkzeit von 1 Woche gewährt werden. Falls sie dann nicht das 4fache des letzten Preises auf die Zeit vom 1.Oktober 1921 bis 30.Juni 1922 bezahlen, soll das Pachteinigungsamt angerufen werden. – Punkt 2: Nachdem Herr Revierförster Päßler die von Oskar Winter entwendete Fichte auf 25 Mark veranschlagt hat (auf Grund der Zeugenaussage des Herrn Paul Müller), soll das Amtsgericht Waldenburg gefragt werden, ob es durch Zahlungsbefehl die 25 Mark von Winter eintreiben will.
> 23.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Punkt 3: Herrn Sattlermeister Oskar Winter sollen 25 Mark für die Pfarrholzkasse abgefordert werden, widrigenfalls durch das Amtsgericht ein Zahlungsbefehl gegen ihn erlassen werden wird. – Punkt 4: Auf Grund der neuen Kirchgemeindeordnung muß ein Entwurf zu einem kirchlichen Ortsgesetz über die künftige Zusammensetzung des Kirchenvorstandes eingereicht werden. Da bei der verhältnissmäßigen Kleinheit der Parochie die bisherige Anzahl (9) der Kirchenvorsteher verhältnismäßig groß war, soll es bis auf weiteres bei der Zahl 9 (einschließlich des Geistlichen und des Herrn Gutsbesitzers Oswin Speck, Heiersdorf – also aktuell 7+2) bleiben. – Punkt 5: Herrn Glöckner Julius Benndorf sollen auf sein Gesuch, sein Gehalt möchte von 800 Mark auf 1600 Mark erhöht werden, diese 1600 Mark aufs Jahr ab 1.Oktober 1921 bewilligt werden, da er 1024 Arbeitsstunden jährlich im Dienste der Kirchgemeinde errechnet hat. Eine Erhöhung der kirchlichen Gebühren bei Beerdigungen wird in Bezug darauf in Aussicht genommen.
> 25.10. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Punkt 2: Zuer Verhandlung im Rechtsstreit mit Sattlermeister Oskar Winter an Amtsgerichtsstelle wird am 28.Oktober der Kirchenvorstand durch seinen Vorsitzenden vertreten sein.
> 1.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gastwirtschaft. – Punkt 1: ..beschließt der Kirchenvorstand, daß der Pächter Oskar Winter (der Holzdieb – siehe 18.2.21 und folgende..) für sein 65 ar großes Pachtfeld, wie bereits beschlossen, auf die Zeit vom 1.Oktober bis 31.Dezember eine Pacht in Jahreshöhe von 500 Mark zu zahlen hat, daß der Kirchenvorstand schon aus Rücksicht auf die anderen Pächter von diesem Satz nicht abgehen kann. Falls Herr Winter nicht bis zum 15.Dezember diesen Jahres die rückständigen 87,50 Mark Zuschlag auf Oktober bis Dezember 1921 bezahlt, desgleichen unterschreibt, daß er auf Januar bis Juni 1922 in Summe 250 Mark zu zahlen hat, nimmt der Kirchenvorstand an, daß Winter ab 1.Januar 1922 nicht mehr Pfarrpächter sein will. – Herr Winter erscheint nachträglich und unterschreibt: 500 Mark pro Jahr. – Punkt 2: Wegen der Begräbniszeiten soll eine Kirchgemeindeversammlung einberufen werden, um die öffentliche Stimmung zu erfahren. Nach dem Gesetz über Trennung des Schulamtes vom Kirchenamt soll dem Kirchschullehrer untersagt sein, während der Schulzeit sich an Begräbnisfeierlichkeiten zu beteiligen. Der Kirchenvorstand will die Entscheidung nicht allein auf sich nehmen. – Punt 3: Von der Gründung eines „Christlichen Elternvereins“ glaubt der Kirchenvorstand auch jetzt noch absehen zu dürfen, da von 351 Erziehungsberechtigten 349 seinerzeit sich für die Forderung der ev.-luth. Volksschule schriftlich erklärt haben und seitdem nichts anderes gewünscht oder beantragt haben. – Punkt 5: Die voriges Jahr aus der kirchlichen Armenpflege zu Weihnachten Beschenkten sollen dies Jahr wieder bedacht werden, außerdem Frau Hulda Müller, Lina Dietze, Hulda Lichtenstein, Emanuel Göbel. Über die Verteilung der Mahn`schen Vermächtis-Zinsen soll der Vorsitzende sich mit Herrn Kirchenvorsteher Mahn, dem Bruder des Stifters, ins Einvernehmen setzen. .. – Punkt 7: Das Gesuch des Herrn Hilfslehrers Stenker um Überlassung der Orgel zum Üben wird zusagend beantwortet. Entstehende Kosten für Bälgetreten hat Herr Stenker zu tragen. Falls nur 1 Orgelschlüssel vorhanden ist, soll ein 2. angefertigt werden.
> Am 28.Dezember begeht der Christliche Frauenverein der Parochie Ziegelheim das Jubiläum seines 10-jährigen Bestehens mit einem Festabend im Weber`schen Gasthofsaale. Vereinsvorsitzende ist Frau Kantor Schmidt. Gratulanten und Redner sind u.a. Herr Amthauptmann Freiherr von Welck als Vorsitzender des Kreisvereins für Innere Mission und stellvertretender Vorsitzender des Frauenbundes, der gemeinsam mit Gattin erscheint, Gemeindevorstand Kirsten, sowie die ehemalige Vereinsvorsitzende und Witwe des Vereinsgründers, Frau Pfarrer Redlich. Grußschreiben sind eingegangen vom Kirchenpatron, Seiner Durchlaucht Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg, von Herrn Superintendent Oberkirchenrat Neumann (Glauchau), von Frau Pfarrer Schmidt (Hohenstein-Ernstthal) als Vorsitzende des Frauenvereinsbundes im Bezirk Glauchau und von Frau verw. Pfarrer Benke, ehemals Ziegelheim.
1922
> 27.01.1922 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende die Erschienenen mit besten Segenswünschen für sie, unsere Kirchgemeinde und unsere gesamte ev.-luth. Sächsische Landeskirche, die in diesen Tagen aus der Hand der ev.-luth. Landessynode ihre neue Verfassung erhält. – Punkt 1: In der am 2.Adventssonntag den 4.Dezember 1921 in Mehners Gastwirtschaft vom Kirchenvorstand einberufenen Kirchgemeindeversammlung ist beschlossen worden, daß in Rücksicht auf das Schulamt des Kantors die öffentlichen Begräbnisse von jetzt ab statt ½ 2 Uhr um 2 Uhr stattfinden sollen; die Zeit der öffentlichen Trauungen bleibt um 2 Uhr, abgesehen von den Tagen, wo der Kantor durch Schulunterricht verhindert ist; in diesen Fällen findet die Trauung um 3 Uhr statt. – Punkt 3: Auf ein Gesuch des Glöckners Benndorf wird ihm ab 1.Januar 1922 eine Gehaltszulage von 50 % nach dem jetzigen Gehalt gewährt, der Jahresbetrag bei seinem Diensteinkommen steigt also von 1600 Mark auf 2400 Mark. – Punkt 4: Das Sandgrubenpachtverhältnis des Pfarrlehns zum Pächter Herrn Gustav Friedemann hört mit Ende 1922 auf; der Kirchenvorstand wird mit Herrn Friedemann eine Lokalbesichtigung vornehmen.
> 2.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarrhaus. – Punkt 1: Der Kirchenvorstand verhandelt mit Herrn Baumeister Gustav Friedemann über den Sandgrubenpachtvertrag, welcher nach dem Pachtkontrakt am 31.12.1922 abläuft. Herr Friedemann soll, wenn er weiter pachten will, bis Johanni (24.06.) darum nachsuchen. – Punkt 4: Mit diesem Monat, vor Inkrafttreten der neuen Kirchgemeindeordnung, scheiden sämtliche Kirchenvorsteher aus dem Kirchenvorstand aus, sind natürlich sofort wieder wählbar. Die Wahl soll am Sonntag Lätare (26.03.1922) stattfinden, 2 Wochen vorher liegen die Wählerlisten in den 3 Gemeinden der Parochie zur Vervollständigung aus. – Punkt 6: Der Palmsonntag-Familienabend soll diesmal bei Oehmigens stattfinden. Sprecher wird Frl. Dr. Hoffmann, Wohnungspflegerin aus Glauchau. – Punkt 7: Herrn Glöckner i.R. Robert Hertzsch werden auf Ansuchen ab 1.Januar 1922 monatlich weitere 100 Mark Teuerungszulage gewährt. – Punkt 8: Dem Kirchkassierer (Pfarrer Ranft) werden auf Ansuchen für seine Mühewaltungen bei der Kirchkasse, Kirchgemeindekasse, Pfarrholzkasse und Geistlichem Kasten ab 1.April 1921 je 100% Aufbesserung des Kassierergehalts gewährt, wofür er seinen Dank ausspricht.
> 17.03. - Artikel, vermutlich aus einem Kirchenblatt: Am kommenden Sonntag Reminiszere (17.März) werden wieder Kränze der Dankbarkeit niedergelegt werden an den drei Kriegerehrenmälern, die nach dem Weltkrieg von unseren Kirchgemeinden errichtet wurden. – Das Kriegerehrenmal an der vorderen unteren Kirchturmwand von Ziegelheim wird dabei eingeweiht. Es zeigt in Steinmetzarbeit ergreifend den Abschied des Kriegers von Weib und Kind. – Die Inschrift darunter lautet: Für die Heimat ließen ihr Leben – Aus Ziegelheim: Ewald Schreier +15.9.1914 / Friedrich Kirsch +4.5.1915 / Hugo Weber +12.8.1915 / Ernst Quaas +12.9.1915 / Paul Müller +25.10.1915 / Max Dietze +30.10.1915 / Willy Lange +23.7.1916 / Willy Rößler vermißt 28.8.1916 / Arno Kühn +5.9.1916 / Ernst Werner +20.11.1916 / Arno Bauer +8.12.1916 / Ewald Quaas +3.1.1917 / Florus Dietze +26.8.1917 / Alfred Dietze + 27.9.1917 / Willy Werner +14.11.1917 / Arno Steinert +20.11.1917 / Willy Rüger +4.5.1918 / Albert Härtel +23.5.1918 / Karl Härtel +8.8.1918 / Max Gleitsmann +8.12.1918 – Aus Uhlmannsdorf: Albert Göbel +27.12.1914 / Willy Rüger +29.6.1916 / Alfred Winter +23.7.1916 / William Kertscher + 29.7.1917 / Oswald Dost +24.11.1917 / Elmar Reimschüssel +17.2.1918 / Florus Rüger +20.11.1918 – Aus Niederarnsdorf: Kurt Heinig vermißt 26.9.1914 / Otto Meister +28.2.1915 / Max Voigt +1.9.1916 / Kurt Petzold +25.10.1916 / Willy Wiegner +8.4.1917 / Willy Pfau +10.9.1917 / Karl Lichtenstein +6.10.1918 / Arno Trättner +18.10.1918. – Als die Sterbenden, - aber siehe, wir leben ! (Die beiden weiteren Kriegerehrenmale sind auf dem Friedhofe zu Franken und an der Kirche von Schlagwitz zu finden. Es handelt sich um Ziegelheims Tochterkirche Franken mit deren Filialkirche Schlagwitz.)
> 4.05. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Besichtigung der am Pächterhaus vorgenommenen Baulichkeiten beginnt der Kirchenvorstand seine 1.Sitzung nach der Neuwahl. Der Vorsitzende begrüßt die vollständig Erschienenen mit besten Segenswünschen, gedenkt der beiden bisherigen treuen Mitarbeiter, der Herren Gutsbesitzer Louis Mahn und Bruno Winter und heißt insonderheit die neugewählten Herren Gutsbesitzer Otto Wirth, Ziegelheim, und Oskar Kröber, Uhlmannsdorf, willkommen. – Punkt 2: Der neugewählte Kirchenvorstand konstituiert sich, in dem er zunächst Herrn Gemeindevorstand Eduard Kirsten zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes wiederwählt, die Herren Gutsbesitzer Albin Börnichen für Ziegelheim, Paul Bauch für Uhlmannsdorf, Edwin Schmidt für Niederarnsdorf neu wählt. – Punkt 3: Herrn Glöckner Julius Benndorf wird auf Ansuchen eine Erhöhung des Gehalts um 1200 Mark (50% des bisherigen Gehalts) ab 1.April 1922 bewilligt. – Punkt 4: In Sachen der Regelung des Kirchenmusikalischen Einkommens des Herrn Kantor Schmidt ab 1.Juli 1921 nimmt man Kenntnis von der Errechnung dieses Einkommens, wie Herr Kantor sie eingereicht hat. Man beschließt, mit Herrn Kantor einen Dienstvertrag zu vereinbaren, in welchem u.U. auch die Dienstwohnung mit Gärten angerechnet werden soll. Bis dahin sollen auf die Zeit vom 1.Juli 1921 bis 31.Mai 1922 Elf Zwölftel des noch errechneten Bareinkommens an Herrn Kantor, sobald es möglich ist, ausgezahlt werden. – Nachrichtlich – Ranft, Pfarrer / Eduard Kirsten / Oswin Speck / Paul Bauch / Otto Wirth / Albin Börnichen / Edwin Schmidt / Oskar Mehner / Oskar Kröber
> 9.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr. Zunächst Besichtigung des Fruchtanhangs der Pfarrlehns-Kirschen; danach von halb 9 Uhr an im Pfarramt. – Punkt 1: Der Kirchenvorstand beschließt, dies Jahr die Kirschbäume, zunächst einzeln und dann insgesamt zu verauktionieren und dann sich für die Art der Verpachtung zu entscheiden, die der Kirchkasse mehr einbringt. .. – Punkt 2: Dem Gesuch des Herrn Erich Schmiedel um Pachtung der Pfarr-Sandgrube ab 1.Januar 1923 kann der Kirchenvorstand nicht entsprechen. Der Abraum ist schon jetzt zu groß. Die Sandgrube soll eingehen, da die Anlegung der vorgeschriebenen Böschung schon jetzt außerordentlich schwer ist. – Punkt 4: Herr Julius Benndorf als Glöckner und Totengräber bittet um eine Erhöhung seines Gehalts ab 1.Juli auf jährlich 10.000 Mark. Der Kirchenvorstand will erst Fühlung mit dem Schulvorstand nehmen, an den Herr Benndorf ein ähnliches Gesuch gerichtet hat. – Punkt 5: Herr Glöckner i.R. Robert Hertzsch hat auf Ansuchen bis jetzt über seinen Gehalt hinaus 150 Mark Vorschuß erhalten; auch seinetwegen wird Fühlung mit dem Schulvorstand genommen werden; der Kirchenvorstand seinerseits erhöht ihm das Monatsgehalt von 300 Mark auf 450 Mark, ab 1.Juni 1922.
> 30.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in Kluges Gasthof. – In Anwesenheit des Herrn Gutsbesitzers Arno Fiedler, Uhlmannsdorf, als landwirtschaftlicher Sachverständiger, verhandelt der Kirchenvorstand nach Eröffnung der Sitzung 1. über die Pachtzinsen für die Pfarrfelder ab 1.Juli 1922. Eine abermalige Erhöhung der Pachtzinsen muß in Rücksicht auf die weitergegangene Geldentwertung erfolgen; doch soll sich die Erhöhung anlehnen an die kommenden, jetzt noch nicht festsetzbaren Getreidepreise; einstweilen bezahlen die Pächter abschlagsweise die zuletzt in Geltung gewesenen Preise auf die Zeit ab 1.Juli d.J. – Punkt 3: Herrn Glöckner Benndorf werden auf Ansuchen ab 1.Juli jährlich 10.000 Mark als Glöckner, Bälgetreter, Kirchner und Totengräber gewährt, unter der Voraussetzung, daß die Kirchgemeindesteuern in der genügenden Höhe eingehen. – Punkt 4: Wohnungswert mit Gartengenuß soll bei Herrn Kantor Schmidt seitens des Kirchenvorstandes erst nach Inkrafttreten des Reichsmietengesetzes festgesetzt werden. – Punkt 5: Aus dem Sparkassenbuch 20482 sollen 1000 Mark für das geplante Kriegermal an unserm Gotteshause flüssig gemacht werden.
> 21.07. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gasthof. – In Anwesenheit des als landwirtschaftlichen Sachverständigen zugezogenen Herrn Gutsbesitzers Arno Fiedler, Uhlmannsdorf, verhandelt der Kirchenvorstand zunächst unter sich und darauf mit den auf halb 9 Uhr bestellten Herren Pächtern über die Pachtzinsen ab 1.Juli 1922. Der Beschluß des Kirchenvorstandes lautet: Vom 1.Juli bis 31.Dezember 1922 sollen durchschnittlich 4,5 Zentner Roggen auf den Acker und zwar zum jeweilig festgesetzten Umlagepreis (z.Z. 345 Mark) als Pachtgeld von den Pächtern gefordert werden; doch soll mit jedem einzeln das Nähere verhandelt werden, weil schon immer manche Felder als geringwertiger angesetzt worden sind. Auf die Zeit vom 1.Januar bis 30.Juni 1923 soll im Dezember diesen Jahres das Pachtgeld neu festgesetzt werden, doch so, daß wieder 4,5 Zentner auf den Acker umgelegt werden zu dem für die 3. bzw. 2. Rate festgesetzten Umlagepreis. Die Herren Pächter pflichten dem bei, was der Kirchenvorstand nach den Vorschlägen des Herrn landwirtschaftlichen Sachverständigen als Pachtpreis festgesetzt hat und geben ihr Einverständnis durch namentliche Unterschrift kund.
> 18.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gibt der Vorsitzende zunächst einen Überblick über die gegenwärtigen Aussichten der Kirchgemeindekasse, um dann das Gesuch des Glöckners Benndorf vorzulegen, welcher um eine Gehaltszulage von 6.000 Mark ab 1.Oktober 1922 bittet. Das Gesuch wird genehmigt; doch müssen anläßlich dieser Erhöhung des Totengräber- und Glöcknergehalts die Gebühren bei öffentlichen Trauungen auf 200 Mark, bei öffentlichen Begräbnissen mit Feier in der Kirche 500 Mark, bei stillen Begräbnissen auf 250 Mark erhöht werden. Es wird demgemäß beschlossen. – Punkt 3: In Sachen des Elektrischen Strompreisnachlasses von 33 1/3 % für den Kirchschullehrer soll noch völlige Klärung mit dem Licht- und Kraftwerk der Stadt Glauchau herbeigeführt werden.
> 25.10. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in Mehners Gasthof. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet beschließt man 1., daß durch Formular die Pächter des Pfarrlehns aufgefordert werden, für die Zeit vom 1.Juli bis 31.Dezember 1922 den Pachtzins nach dem vom Reichstag gestern erhöhten Umlagezins zu erfüllen durch entsprechende Nachzahlungen (pro Zentner Roggen statt 345 Mark – 1415 Mark). Es handelt sich ja noch immer um dasselbe Quantum Getreide, das gegebenenfalls in natura abgeliefert werden könnte. (Neue Stufe der Inflation erreicht – Lieferung von Naturalien!!) – Punkt 3: Dem Glöckner i.R. Robert Hertzsch wird auf Ansuchen das Ruhegehalt ab 1.Oktober 1922 von 450 Mark monatlich auf 1000 Mark erhöht. – Punkt 4: Herrn Jakob Heinke soll das Begräbnis seiner Frau, die früher als Leichenfrau der Kirchgemeinde lange treu gedient hat, nicht mit dem gegenwärtigen, sondern dem vorigen Gebührensatz in Höhe von 120 Mark berechnet werden.
> 1.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet beschließt man, na nur 4 Mitglieder anwesend sind, nur provisorisch, nächste Woche endgültig, 1. Das Gesuch des Glöckners Benndorf dahin zu erledigen, daß er vorläufig 3000 Mark Abschlagszahlung erhält. – Punkt 2: Das Gesuch des Glöckners i.R. Hertzsch entsprechend dieser eine Abschlagszahlung von 1000 Mark.
Wahl zum Sächsischen Landtag am 5.11.1922. Der Gemeindeverband Ziegelheim (Ziegelheim, Uhlmannsdorf, Niederarnsdorf) wählt wie folgt: Stimmberechtigte – 525 / gültige Stimmen – 389 / ungültige Stimmen – 0 / vereinigte SPD = 126 / KPD = 0 / Deutsch-National = 218 / Deutsche Demokraten = 1 / Zentrum = 0 / Deutsche Volkspartei = 44 / Deutsch-Soziale = 0
> 5.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in Mehners Gasthof. – Punkt 1: In Gemeinschaft mit dem Schulvorstand beschließt man, an den Gemeindevorstand mit der Bitte heranzutreten, von jetzt ab, das heißt ab 1.Dezember 1922, möchte der Gemeindeverband das Ruhegeld des Herrn Glöckner i.R. Robert Hertzsch über das hinaus aufbringen, was Kirchgemeindekasse (monatlich 1000 Mark) und Schulgemeindekasse (monatlich 458 Mark) zuletzt aufgebracht haben und bis auf weiteres in Zukunft aufbringen werden. Man gibt sich der Hoffnung hin, daß Herr Hertzsch bei der jetzigen Teuerung wöchentlich auf wenigestens 1500 Mark Einkünfte kommt. – Punkt 2: Herrn Julius Benndorf werden auf Ansuchen ab 1.November 40.000 Mark aufs Jahr als Glöckner und Totengräber gewährt. – Punkt 3: Den beiden früheren Herren Kirchenvorstehern Gutsbesitzer Louis Mahn und Gutsbesitzer Bruno Winter werden vom Vorsitzenden namens des Kirchenvorstandes ehrenvolle Anerkennungs- und Dankschreiben der Kircheninspektion überreicht.
> In diesem Jahr sieht Dr.phil. Bachmann, Leiter des sächsischen Landesamt es für Denkamlpflege, die beschädigte, hölzerne Marienfigur in der hiesigen Sakristei. Er veranlasst die Begutachtung und Imprägnierung gegen Holzwurm im Landesamt. Die Marienfigur war erst einige Jahre zuvor (ich vermute bei den Umbauarbeiten 1903-04) wiederentdeckt worden und zierte seitdem die Innenwand der Sakristei. Diesen Platz erhielt sie auch nach der Rückkehr vom Landesamt wieder.
1923
> 18.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 5 Uhr. – Punkt 1: Nach erfolgter Lokalbesichtigung an der Pfarr-Sandgrube, deren Verpachtung zu Ende gegangen ist, weil zuviel Abraum entstanden ist und die Böschung nicht noch steiler werden darf, als sie nunmehr schon wird, wird die eigentliche Sitzung in dem Mehnerschen Gasthof damit begonnen, daß in Anwesenheit des bisherigen Sandgrubenpächters, des Herrn Baumeister Gustav Friedemann, das am 22.2.1911 zwischen dem Pfarrlehn und Herrn Friedemann getroffene Abkommen vom Vorsitzenden zur Verlesung kommt. Herr Friedemann ist abkommensgemäß verpflichtet und bereit, die von ihm bereits in Angriff genommene Böschung durchzuführen, die Grenzsteine auf seine Kosten unter Zuziehung eines verpflichteten Geometers (Experte für Vermessungswesen ..) an die Punkte zurückzusetzen, die ihrem ursprünglichen Standort entsprechen. Die dem Abkommen gemäß 12 Jahre lang entrichtete Kaution, die für Herrn Friedemann vom Kirchenvorstand in der Kirchkasse zinsbar angelegt worden ist, wird für Deckung der Kosten der Böschungsarbeiten verwendet werden. – Punkt 2: Als Pachtgeld für das Quartal Januar bis März 1923 werden heute pro Acker und Jahr 4 ½ - 3 Zentner nach dem freien Börsenpreise vom 31.Dezember 1922 festgesetzt; die Anzahl Zentner freies Getreide pro Acker bleiben auch dann weiterhin, nur entscheidet für das Quartal April bis Juni 1923 der Börsenpreis vom 31.März 1923; diejenigen Pächter, die denken darauf nicht eingehen zu können, möchten dann das Pachteinigungsamt anrufen. – Punkt 3: In Sachen des Kantorengehalts berichtet der Vorsitzende über den gegenwärtigen Stand. In der nächsten Sitzung soll mit Herrn Kantor persönlich darüber verhandelt werden. – Punkt 4: Die Kirchlichen Gebühren bei öffentlichen Trauungen werden auf 1000 Mark erhöht, ebenso die bei öffentlichen Begräbnissen auf 1000 Mark, bei stillen Begräbnissen auf 500 Mark doch so, daß, wenn diese Gebühren irgendwie hart erscheinen, der Kirchenvorstand den betreffenden Fall für sich behandelt, um die Gebühren entsprechend zu verkleinern, wie ebenso der Kirchenvorstand bei stillen Begräbnissen 1000 Mark erheben kann, wenn die Verhältnisse des Trauerhauses es nahelegen.
> 12.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags halb 5 Uhr im Pfarramt. – Punkt 4: Der Kirchenvorstand erhöht dem Glöckner Julius Benndorf sein Jahresgehalt auf 140.000,00 Mark; Herrn Kantor soll nach den neuesten Sätzen das Gehalt gezahlt werden; Herrn Glöckner i.R. Robert Hertzsch werden wöchentlich 4000 Mark zugesagt; der Schulvorstand wird gebeten werden, wieder einen entsprechenden Anteil zu tragen.
> 15.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 5 Uhr in Mehners Gasthof. – 1. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet berichtet der Vorsitzende über die von Herrn Liebold und Herrn Drischmann erstatteten Gutachten zur Dachumdeckung des Pächterhauses. Da beide Schieferdeckermeister einen vorläufigen Kostenanschlag in gleicher Höhe (ca. 800.000 Mark) aufgestellt haben, ist die Vergebung nicht leicht. Man vergibt die Arbeit an Herrn Liebold, weil dieser in den letzten 20 Jahren nur Ausbesserungsarbeiten auf den Pfarrgebäuden hat machen können; Herr Drischmann wird bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit berücksichtigt werden. Eine persönliche Aussprache mit den herbeigerufenen Herrn Liebold betonte, daß die Arbeiten sobald als möglich in Angriff genommen und Ende März auf jeden Fall beendet sein müssen. – Punkt 5: Die Kirchlichen Gebühren nach dem Friedensstande werden zeitgemäß mit einem Teuerungszuschlag von 500% belegt.
> 13.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 1: Man beschießt, zurückgezahlte Hypotheken von je 900 Mark an die Pfarrholzkasse anzunehmen. Die Löschungseinwilligung soll den Zusatz bekommen: „Bei nachträglicher gesetzlicher Regelung der Geldentwertung behalten wir jeden persönlichen Anspruch daraus gegen die Hypothekenschuldner vor.“ – Punkt 2: Der Fehlbetrag vom Familienabend des Palmsonntags in Höhe von 2984 Mark wird auf die Kirchgemeindekasse übernommen. – Punkt 7: Zur Beurteilung eines neuen Gehaltsgesuchs des Glöckners und des Glöckners i.R. trägt der Vorsitzende die gesamte Finanzlage der Kirchkasse und der Kirchgemeindekasse vor, aus der hervorgeht, daß die Kirchgemeindekasse auf Grund des aufgestellten Haushaltsplans aufs nächste Jahr noch ca. 910.000,00 Mark braucht. Ehe der Kirchenvorstand an die Freiwilligkeit der Kirchgemeindeglieder herantritt, eine besondere Spende für die Kirchgemeinde zu geben, soll der Wohnungs- und Gartenwert des Herrn Kantor neu festgesetzt werden, da das Gehalt des Kirchschullehrers die Kirchgemeindekasse in erster Linie belastet. – Punkt 8: Herrn Julius Benndorf werden 75.000 Mark aufs jahr zugelegt, auf sein Gesuch ab 1.April; Herrn Robert Hertzsch wird das Monatsgehalt um 12.000 Mark erhöht.
> Im Mai betragen in Ziegelheim die Kosten für ein Brot (1 Pfund) = 110 Milliarden Mark und für ein Pfund Fleisch = 3200 Milliarden Mark (Siehe Vergleichsliste Lohn-Preise..Foto!)
> 7.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Bei der Darlegung der nötigen Selbsthilfe der Kirchgemeinde für die Kirchgemeindekasse wird der Antrag gestellt, mit Herrn Kantor in einer der nächsten Sitzungen sein Gehalt zu regeln. Die Selbsthilfe soll darin bestehen, daß vom Bedarf der Kirchgemeindekasse laut Haushaltsplan 60% auf die Grundsteuereinheiten und 40% auf die Einkommen umgelegt werden sollen.  – Nach Tettau werden zum Gustav-Adolf-Fest abgeordnet Herr Börnichen und Herr Kröber und der Ortsgeistliche. – Zum Kirchenkonzert am 10.Juni nachmittags halb 4 Uhr, das der Nobitzer Gesangverein veranstaltet, wird der Kirchenvorstand den Reingewinn für die örtliche Altershilfe unserer Parochie gern und dankbar entgegennehmen. – Herr Robert Hertzsch (Glöckner i.R.) soll von jetzt ab wie die Sozialrentner seine Bezüge erhalten, zwei Drittel von der Kirche, ein Drittel von der Schule, ab 1.März wirkend.
> 2.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 1: Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet beschließt man zunächst in Anwesenheit des Herrn Kantor Schmidt zum Kirchendiensteinkommen desselben, von jetzt ab den Kirchenmusikalischen Beamten nur noch in 4 Wochenstunden in Anspruch zu nehmen und die von ihm benutzten 2 Gärten mit 12 a (Ar; 1Ar = 100qm) monatlich so zu berechnen, wie die Pfarrfelder der Pächter berechnet werden. – Punkt 2: Herrn Benndorf wird ab 1.Juli 1923 soviel Glöcknergehalt auf den Monat bewilligt, wie der Kirchenvorstand monatlich Pacht für 2 ½ Acker (1 sächs. Acker rund 5500 qm = ½ Hektar) verlangt.
> 29.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 1: Das diesjährige Erntedankfest soll am 9.September nachmittags 2 Uhr gefeiert werden. – Punkt 2: Die Vorauszahlung von Kirchgemeindessteuern auf das Rechnungsjahr 1923 und zwar das Zehnfache der Nachtragskirchensteuer für 1922, soll von den Kirchgemeindegliedern vom nächsten Sonntag ab eingefordert werden. – Punkt 3: Die Gebühren für Kirchliche Feiern werden auf die Roggenwährung aufgebaut; doch will man nur die Hälfte nehmen von dem, was bei Zugrundelegung der Roggenwährung nach dem Friedensgebührensatz zu zahlen wäre. – Punkt 4: Der Kirchenvorstand genehmigt die Abtretung von 5 eichenen Pfosten an die Schulgemeinde zwecks Unterlagen für die Schulbänke im Klassenzimmer 1 der hiesigen Schule. – Punkt 5: Die Pachtgelder auf einen bevorstehenden Monat werden so erhoben, daß zunächst der Anfangspreis gefordert, am Ende des Monats aber ein eventuelles Mehr nachgefordert wird in der Höhe der Differenz zwischen Anfangspreis und Mittelpreis.
> Seit September werden die Gehälter des Gemeindedieners Julius Benndorf und des Gemeindevorstandes Eduard Kirsten aufgrund der rasant fortschreitenden Inflation in Sachwerten berechnet und ausgezahlt: Benndorf erhält pro Monat 0,5 Zentner (25kg) Korn, respektive dessen aktuellen Geldwert, was einem Jahresgehalt von 6 Zentnern (300kg) Korn entspricht. Kirsten erhält eine „Sachwertaufwandsentschädigung“ pro Woche im Wert von 1,5 Zentnern Brikett und den dritten Teil zur nachweisbaren Beleuchtungsausgabe.
> Am 10.11. Erhöhung der Hundesteuer: 54 Milliarden RM für den ersten Hund, 100 Milliarden RM für den zweiten Hund, jeder weitere das doppelte.
> Auf der Gemeinderatssitzung am 14.11. erläutert der Vorsitzende eingehend die finanzielle Lage der Gemeindekasse und macht gleichzeitig Mitteilung, das auf dem Girowege 600 Milliarden RM Kredithilfe eingegangen ist. Zur Kenntnis gibt der Vorsitzende weiterhin ein Schreiben des Schulvorstandes, wonach von der Gemeinde Ziegelheim der Betrag von 331.983.792.000,00 RM sofort zur Schulkasse abzuliefern ist. Das Gehalt des Gemeindedieners Julius Benndorf wird aufgrund eines Gesuchs von selbigem von 0,5 Zentner Korn auf 1 Zentner Korn pro Monat erhöht, gleichzeitig wird betreffender auf die Beschaffenheit der Wege hingewiesen. Aufgrund eines Artikels von Landforstmeister Bernhard in der Sächsischen Staatszeitung, in dem er Gemeinden und Privaten einen Fingerzeig betreffs Abforstung gibt, fasst auch der Ziegelheimer Gemeinderat eine Geldbeschaffung durch Holzverkauf ins Auge, dies soll aber nur bei Bedarf und an Ort und Stelle entschieden werden. Mit Stand 14.11. gibt es in der Gemeinde Ziegelheim 46 Erwerbslose.
> Am 9.12. wird die Hundesteuer erneut erhöht: ein Hund kostet nun 335 Milliarden RM, jeder weitere das doppelte. Grundlage ist die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 17.11.1923. Dies stellt gleichzeitig Höhepunkt und Ende des Inflationswahnsinns dar. Kurioserweise führt das langsame Mahlen der Mühlen der Zeit dazu, das sich Beschlüsse und Anordnungen überschneiden und überholen, noch ehe sie in Kraft getreten sind. Bereits am 15.11. wird die Inflation mit Einführung der Rentenmark (auf Gold-Basis) beendet. Auf der selben Gemeinderatssitzung am 9.12., wo obengenannte Hundesteuer beschlossen wird, wird gleichzeitig eine Beihilfe für die notwendig gewordene Schreibhilfe des Vorsitzenden rückwirkend zum 1.11. beschlossen. Für 5 Arbeitsstunden pro Tag soll diese eine Vergütung in Höhe von 25 Goldpfennigen erhalten (0,25 Rentenmark). Bei der Geldumwertung von Reichsmark zu Rentenmark wird letztlich der US-Dollar zum Maßstab genommen: 1 Dollar = 4,2 Rentenmark. Es mussten für 1 Dollar  = 4,2 Billionen Reichsmark und für 1 Rentenmark = 1 Billion Reichsmark hingeblättert werden. Zur schlimmsten Zeit kosteten: 1 Pfund Wurst = 5 Billionen RM; 1 Pfund Schweinefleisch = 4 Bill. RM; 1 Pfund Kalbs- oder Rindfleisch = 3,2 Bill. RM.
> 14.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 2: (Es) nimmt der Kirchenvorstand von einem Schreiben des Kirchenpatrons  (Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg) Kenntnis, welcher Herrn Förster Päßler als seinen Vertreter bestimmt hat, der zu den Sitzungen des Kirchenvorstands einzuladen ist. Der Kirchenvorstand sieht aber nur eine Möglichkeit, diesen Patronatsvertreter lediglich dann zu den Sitzungen zuzuziehen, wenn Dinge verhandelt werden, die dem Patronatsherrn unterbreitet werden müssen. – Punkt 3: Der Vorsitzende berichtet über die inzwischen zustande gekommene gärtnerische Anlage am Ehrenmal für die gefallenen Krieger unserer Parochie und über die bisher eingegangenen freiwilligen Spenden zur Deckung der entstandenen Kosten. Die völlige Deckung ist gesichert. – Punkt 4: Herrn Benndorf wird auf sein Gesuch hin ab 15. Dezember sein Friedensgehalt (jährlich 400 Mark) wieder gewährt. – Punkt 5: Die Gebühren werden wieder auf den Friedensstand nach Goldmark gebracht.
1924 > 2.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 3 Uhr in Mehners Gasthof. – Punkt 1: Da sich für die Kirchgemeinde dringend eine Kirchensteuer nötig macht, wird vom Vorsitzenden eine Berechnung aufgestellt und verlesen, wieviel Mark und Pfennige auf den Einzelnen in unserer Parochie dabei fallen würde. Da auffallende Unstimmigkeiten in den Beträgen vorhanden sind, werden sie Listen revidiert. – Punkt 2: Die Pfarrpächter sollen mit Wirkung ab 1.Januar, da inzwischen das wertbeständige Geld eingeführt und auch die Landwirtschaft zu den ursprünglichen Friedenspreisen (vor 1914) zurückgekehrt ist, wieder die alten Friedenspachtzinsen bezahlen. Das auf Januar bereits angelieferte Getreide soll mit 8 Mark pro Zentner Roggen angerechnet werden. Der Kirchenvorstand behält sich aber vor, bei Wiederumschwung des Wirtschaftslebens auf die Körnerlieferung zurückzukommen. Das Friedenspachtgeld des Herrn Dornberg wird von 63 Mark auf 126 Mark erhöht. – Punkt 3: Herrn Förster Päßler aus Remse wird umgehend gekündigt werden, da die Pfarrholzkasse durch Verfall der Sparkassenkapitalien .. keine Mittel mehr zu seiner Besoldung hat. Herr Päßler erhält folgendes Schreiben: Da die hiesige Pfarrholzkasse ihr an und für nicht großes Kapital vollständig eingebüßt hat, ist der Kirchenvorstand nicht mehr in der Lage, bis auf weiteres einen Förster zur Mitverwaltung des hiesigen Pfarrholzes zuzuziehen. Herr Förster Päßler, Remse, ist daher umgehend zu ersuchen, sich nicht mehr wegen des hiesigen Pfarrholzes hierher zu bemühen.
> 18.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 1: Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet tritt man zunächst (unter Hinzuziehung des Herrn Julius Benndorf als Totengräber) in die Besprechung des Entwurfs eines Vertrags und Instruktion für den Totengräber zu Ziegelheim ein, wie er uns seitens der Kircheninspektion empfohlen worden ist. Der Entwurf wird in einigen Punkten noch nach den hiesigen Verhältnissen abgeändert und ergänzt und darauf einstimmig angenommen. Herrn Benndorf, der nicht erschienen ist, wird er noch vorgelegt werden, zur Mitunterzeichnung. – Punkt 2: Auf abermaliges Ersuchen des Kirchenpatrons Fürsten von Schönburg-Waldenburg wird künftig Herr Förster Päßler, Remse, als Kirchenpatronatsstellvertreter zu den Sitzungen des Kirchenvorstands eingeladen werden; doch dürfen der Kirchgemeinde keinesfalls Kosten dadurch entstehen.
> 5.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Vorführung des „Christusfilms“ durch den Filmosto-Apparat, den der Pfarrer auf seine Kosten angeschafft hat (Filmost war ein 1924 gegründeter Betrieb der optischen Industrie in Dresden), eröffnet der Vorsitzende die Sitzung mit Gebet und gibt das Schreiben des Herrn Ernst Oehmigen bekannt, worin er erklärt, daß er gezwungen sei, aus der Kirche auszutreten, wenn ihm die Kirchensteuer nicht gekürzt werde; der Kirchenvorstand kann um der anderen Steuerzahler willen, sich nicht entschließen, dem Gesuch statt zu geben. Der Kirchenvorstand stellt sich hinter das Schreiben, das der Pfarrer Herrn Oehmigen zugestellt hat, fordert ihn also auf, eine eigentliche Reklamation an den Kirchenvorstand zu richten. Weder Pfarramt noch Kirchenvorstand können übrigens eine Austrittserklärung entgegennehmen. – Punkt 3: Die ausgeliehenen Kapitalien der Kirchlichen Kassen sollen zur Aufwertung angemeldet werden.
> Die „Vereinigung der Dorfkirchenfreunde Sachsens“ gründet sich 1924 als Untergruppe der „Vereinigung der Dorfkirchenfreunde Deutschlands“, welche bereits seit 1908 existiert.
1925
> 28.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende die Erschienenen mit einem kurzen Überblick aufs vergangene Jahr 1924. Besonders begrüßt er Herrn Revierförster Päßler, Remse, als Vertreter des Kirchenpatrons Seiner Durchlaucht Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg. – Punkt 5: Die Totengräberordnung wird endgültig genehmigt und unterschrieben. – Punkt 7: Herr Benndorf soll sagen, wieviel er als Waldaufseher verlangt, damit er verantwortlich gemacht werden kann, Meldung zu machen, wenn er bei seinen Aufsehergängen, die häufiger geschehen sollen, irgend etwas Unrecht beobachtet. Den vielen Unfug im Pfarrholz soll energischer gesteuert werden.
> 27.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende die Erschienenen unter Hinweis auf die neuesten Vorstöße der sogenannten Ernsten Bibelforscher gegen unsere Kirchgemeinde. – Punkt 2: Die Neuverpachtung der Pfarrlehnsgrundstücke ab 1.Juli 1925 soll auf jeden Fall öffentlich erfolgen. Dem Wunsche der Pächter entsprechend soll das Verpachten möglichst noch im März erfolgen, doch soll vorher mit dem Pachtausschuß in Glauchau Fühlung genommen werden. – Punkt 4: Bei der Besprechung der bevorstehenden Kirchenvorstandswahl einigt man sich, durch das Los zu entscheiden, welche Herren mit Ende März aus dem Kirchenvorstand auszuscheiden haben, dabei aber natürlich wieder wählbar sind (vgl.§ 35 der Kirchgemeindeordnung vom 2.3.1921). Nach dem Los scheiden als wiederwählbar aus die Herren Gutsbesitzer Albin Börnichen und Otto Wirth für Ziegelheim, sowie Herr Gutsbesitzer Paul Bauch aus Uhlmannsdorf. Die Wahl soll am 29.März stattfinden und in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise vorbereitet werden.
> 29.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach dem Eingangsgebet begrüßt der Vorsitzende die wiedergewählten Herrn Kirchenvorsteher Gutsbesitzer Albin Börnichen und Otto Wirth in Ziegelheim und Paul Bauch in Uhlmannsdorf, die am 1. Heiligen Osterfeiertag vor versammelter Gemeinde von neuem in das verantwortungsreiche Amt eingeführt worden sind und wünscht Ihnen Gottes Segen zu ihrer Amtsführung. ..Sodann gedenkt man des heimgegangenen früheren Superintendenten unserer Ephorie, des Herrn Oberkirchenrat Weidauer, dem unsere Parochie viel verdankt. Mit Bedauern nimmt man Kenntnis von dem bevorstehenden Eintritt des jetzigen Superintendenten von Glauchau, des Herrn Oberkirchenrat Neumann, in den Ruhestand. – Punkt 1: Herrn Benndorf wird auf Ansuchen sein Gehalt ab 1.April 1925 von 400 Mark auf nötigenfalls 500 Mark erhöht, da doch alle Löhne gestiegen sind und auch die Ausgaben, die er durch Materialbeschaffung zu leisten hat; doch sollen ihm zunächst 460 Mark geboten werden. – Punkt 2: Das Kirchendienstliche Einkommen des Herrn Kantor Schmidt soll ab 8.April 1925 jährlich 660 Mark betragen; die gesetzliche Mietzinssteuer hat Herr Kantor an die politische Gemeinde zu zahlen; im übrigen steht ihm die Amtswohnung des Kirchschullehrers zu. – Punkt 3: Zu der notwendig gewordenen Umsetzung des Kachelofens im Wohnzimmer der Pfarre wird nachträglich Genehmigung erteilt. – Punkt 4: Von der Zurverfügungstellung des anderen großen Parterrezimmers der Pfarre als Kirchlicher Versammlungsraum gibt der Vorsitzende Kenntnis, auch davon, wie fleißig dieser Raum zumal von der Jugend bereits benutzt worden ist. – Punkt 7: Zur Diözesanversammlung werden Herr Bürgermeister Kirsten und Herr Gutsbesitzer Mehner abgeordnet; doch sollen, falls es sich um die Verabschiedung des Ephorus handelt, möglichst sämtliche Herren Kirchenvorsteher an dieser Versammlung teilnehmen. – Punkt 8: Das Kreisvereinsfest für Innere Mission am Sonntag Rogate den 17.Mai soll würdig vorbereitet werden.
> 28.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gibt der Vorsitzende Kenntnis von den hauptsächlichen Paragraphen des am 30.Juni d.J. ablaufenden, 1877 mit Herrn Hermann Bauch abgeschlossenen Pacht-Kontrakts bekannt, aus dem hervorgeht, welches Inventar der abtretende Pfarrgutspächter bei dem Pfarrgut zurückzulassen hat. – Punkt 2: Der geladene neue Pfarrgutspächter Herr Ewald Börnichen nimmt Gelegenheit, endgültig in die Pacht einzutreten ab 1.Juli d.J. – Punkt 3: Am Sonntag den 28.Juni nachmittags halb 3 Uhr will der gesamte Kirchenvorstand das zurückzulassende Inventar im Pfarrgut besichtigen und abnehmen, um es dem neuen Pächtr dann übergeben zu können. – Punkt 4: Herrn Benndorf werden auf erneutes Ansuchen ab 1.April d.J. jährlich 500 Mark als Glöckner, Kirchner und Totengräber gewährt. – Punkt 5: Für Noten zu Kirchenhören (..chören?) werden Herrn Kantor Schmidt 8 Mark bewilligt. – Punkt 6: Die Diele des Versammlungsraumes in der Pfarre soll durch Herrn Zimmermeister Engert, Zschernichen, ganz erneuert werden. Doch soll er dem Kirchenvorstand noch einen Kostenanschlag einreichen, nachdem die jetzige schlecht gewordene Diele entfernt sein wird. – Punkt 7: Dem Glöckner i.R. Robert Hertzsch werden als Ruhegehalt die Sätze als Sozialrentner gewährt ab 1.Juli d.J.
> 25.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet, in welchem auch der Stockholmer weltkonferenz für praktisches Christentum, auch der bevorstehenden Neuwahl eines Superintendenten von Glauchau gedacht wurde, tritt man in die Tagesordnung ein. – Punkt 5: Das Erntedankfest findet dies Jahr, so Gott will, am 13.September statt.
> 18.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 4 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gelangt der Gruß des neuen Superintendenten Lindner an die Kirchenvorsteher zur Verlesung. Man wünscht ihm von ganzem Herzen Gottes reichsten Segen zu seiner Arbeit in Gemeinde und Ephorie.
1926 > 11.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 4 Uhr im Pfarramt. – nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet beschließt man 1. Auf Grund der Kenntnisnahme von der gegenwärtigen Finanzlage der Kirchkasse und Kirchgemeindekasse von der Gemeinde Uhlmannsdorf einen Vorschuß von 400 Mark und von der Gemeinde Niederarnsdorf einen solchen von 200 Mark zu erbitten und einschließlich 5% Landeskirchensteuer 30% Kirchensteuer auf das Rechnungsjahr 1925 festzusetzen.  – Punkt 2: Kenntnis wird genommen von der Antwort des ephoralen Pachtausschusses auf die Eingabe der Pächter. – Punkt 3: Für die Goldene Hochzeit des früheren Glöckners Robert Hertzsch wird eine Sammlung freiwilliger Geldspenden in der Parochie durch die beiden Gemeindediener veranstaltet werden.
> 24.02. – Bußtag-Mittwoch – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 4 Uhr. – Punkt 1: An der Kirche werden die Sprünge in der äußeren Verglasungen der großen Kirchenfenster beaugenscheinigt. Zunächst soll Herr Schlossermeister Carl Stiller um Gutachten angegangen werden. – Punkt 2: Für die Goldene Hochzeit des früheren Glöckners und Schulhausmanns Robert Hertzsch sind auf Veranlassung des Kirchen- und Schulvorstandes Spenden gesammelt worden. Das Ergebnis war, in Ziegelheim sind 129,80 Mark, in Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf 36 Mark gesammelt worden. Herr Bürgermeister Kirsten wird gebeten, die von ihm vorgeschlagenen Wäschestücke usw. für das Jubelpaar einzukaufen. Der Rest wird in bar überreicht werden. Zum Gratulieren bei der Einsegnung der Beiden in ihrer Wohnung werden außer den Kirchenvorstehern, Herrn Kantor und dem Schulausschußvorsitzenden die beiden Bürgermeister von Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf gebeten werden. – Punkt 3: Die 3 Fenster im 1.Stockwerk (nach der Wetterseite) der Pfarre sollen von Herrn Teodor Werner gestrichen werden. – Punkt 4: Die neubeschaffte Jauchenplumpe, deren Anschaffung sich vor Kurzem nötig machte, wird aus der Kirchkasse bezahlt, ist Pfarrinventar und muß einst in gutem Zustand wieder an den Kirchenvorstand übergeben werden. – Punkt 5: Für den Kirchlichen Bezirkstag ist als weltlicher Abgeordneter gewählt Herr Bürgermeister Kirsten, als dessen Ersatzmann Herr Gutsbesitzer Bauch, als Ersatzmann für den Geistlichen, wenn ein solcher benötigt wird, Herr Gutsbesitzer Schmidt. – Punkt 6: Zur Diözesan-Versammlung am 10.März werden die Herren Gutsbesitzer Kröber und Schmidt abgeordnet. – Punkt 7: Es wird das Schreiben der Superintendentur über die am 14.März bevorstehende Kirchenvisitation verlesen. Der Familienabend an diesem Tage wird bei Oehmigens veranstaltet.
> 1.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 6 Uhr. – Punkt 2: Der Vorsitzende gibt das berichtigte Programm der am 14.März bevorstehenden Kirchenvisitation bekannt und bittet, daß die Herren Kirchenvorsteher ihrerseits dazu helfen, daß die Teilnahme von Alt und Jung bei dieser Visitation nichts zu wünschen übrig läßt. – Punkt 3: Schließlich werden noch einige Punkte vom Fragebogen für die Kirchenvisitation besprochen. – Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Oswald Päßler (Abgesandter des Fürsten als Patron, Revierförster von Remse) / Albin Börnichen / Paul Bauch / Otto Wirth / Oskar Mehner / Oskar Kröber
> 14.03. (Zeitungsartikel vom Mittwoch, 17.03.1926) – Kirchenvisitation in Ziegelheim. – Der vergangene Sonntag gestaltete sich in der hiesigen Parochie als wohlvorbereiteter Kirchenvisitationstag zu einem Kirchgemeindetag von besonderer Bedeutung. Die Kirchgemeinde hat durch ihre rege Teilnahme an ihm bezeugen wollen, daß ihrer Meinung nach die heutzutage vielfach hervorgetretene religiöse Gleichgültigkeit und die Geringschätzung der Dienste der Kirche überwunden werden muß, wenn unser Volk, zumal seine jüngere Generation, nicht weiteren schweren inneren Schaden erleiden soll. Und dem geistlichen Amt in der Gemeinde, das jahraus jahrein unentwegt das Wichtigste und Beste, das Christus uns zu geben hat, vermittelt,  und aller kirchlichen Arbeit, die getan wird, ist solcher Tag besonderen Eindrucks zu gönnen. Die Kirchgemeindeglieder haben große Genugtuung empfunden, daß auch der neugewählte Ephorus unseres Kirchenbereichs Herr Superintendent Lindner (Glauchau), der anläßlich dieser Visitation zum ersten Mal in der hiesigen Parochie weilte, in allen unserer Kirche enstandenen und aufgenötigten Kämpfen aus reicher Lebens- und Amtserfahrung heraus den ganz entschiedenen kirchlichen Standpunkt mit großer Klarheit und Energie in der Öffentlichkeit zu vertreten weiß. Von einem bleibenden Segen solchen Tages kann man dann reden, wenn zur religiös sittlichen Wiedergeburt des Einzelnen wie der Gesamtheit die Pflege des kirchlichen Sinnes und Lebens weiter mehr gewürdigt und wieder kräftiger unterstützt wird, nachdem in Jahren vorher soviel eingerissen worden ist, was nicht leicht und nur mit großer Treue und viel Liebe wieder aufgebaut werden kann. – Gar eindrucksvoll war der Festgottesdienst: Der Altar im Kerzenlicht war von der Hand junger Mädchen sinnig geschmückt. Der gemeinsame freudige Gesang der unvergänglich kräftigen Kirchenlieder, der Wechselgesang zwischen Pastor und Gemeinde, die alten starken Gottesworte der beiden Vorlesungen, der herrliche gemischte Chorgesang „O Haus des Herrn, du meines Gottes Haus“ (Gedicht von Anna Walz, in Töne gesetzt von Hermann Göhlert; vorgetragen vom Ortsgesangverein unter Leitung des Ortskantors), die Predigt des Ortspfarrers auf Grund der Sonntagsepistel Römerbrief 5, 1 – 6 („Rühmen wollen wir uns, aber nicht unser selbst, sondern dessen, was Gott in Christus an uns getan hat, einst tun wird und jetzt tut“), die Beichte und Absolution, die innigen Gebete und Fürbitten, die Ansprache des Ephorus über „das Wort von der Versöhnung mit Gott und von der Versöhnung unter einander“ (ob es in der Gemeinde gepredigt, gehört und gehalten worden ist), der schöne Jungfrauenchor „Er weidet seine Herde“ von G.Fr.Händel mit Orgelbegleitung und der gesungene Segen des Visitators über die Gemeinde – das alles machte die erbauenden, aufrichtenden und Richtung gebenden Kräfte lebendig, die durch unsern evangelischen Gemeindegottesdienst zu wecken sind, um mit uns zu gehen und das innerlich stark zu machen für alle Aufgaben und Lagen des Lebens, auch für Not und Tod. - Das die Kirche viel zu geben und das Beste zu wecken hat, den Geist der wahren Liebe merkten auch die vielen Kinder wieder im Kindergottesdienst, in dem zunächst der Ortspfarrer mit ihnen geschichtlich besprach „wie Petrus Jesum verleugnete“, und Herr Superintendent Lindner das Besprochene dann aufs praktische heutige Leben anwenden ließ. Daß Gottes Wort auch für die heranwachsende konfirmierte Jugend der Quell der wahren echten Lebensfreude ist, erlebten nachmittags in der kirchlichen Unterredung die fast vollzählig erschienenen jungen Leute wieder in der Besprechung über „Christliche Freude“, die ebenfalls im 2.Teil vom Visitator fortgesponnen wurde. Viele treffliche Anregungen fürs kirchliche Leben gingen von der Besprechung aus, die der Herr Ephorus mit dem Kirchenvorstand und zahlreichen Hausvätern hielt. Zugrundegelegt wurden verschiedene Punkte aus den letzten schriftlichen pfarramtlichen Berichten über das kirchgemeindliche Leben in der hiesigen Parochie. Die vom Pfarrer beabsichtigte Neueinführung von Bibelstunden im Versammlungsraum der Pfarre neben den bereits eingerichteten Missionsabenden wurde vom Ephorus aufs wärmste befürwortet. Mit großem Ernst ging er ein auf die schwere Beeinträchtigung der eigentlichen (gottesdienstlichen) Sonntagsfeiern durch die vielen Vergnügungen und Festlichkeiten am Sonnabend Abend, die in unserm Volke überhand genommen haben. Schade um den schönen Sonntag, der dann seinen tiefsten Sinn und Zweck verliert, wenn er mehr zum Ausschlafen verwendet werden muß, während er in erster Linie zur Feier des christlichen Gemeindegottesdienstes gestiftet worden ist! – Liturgie, Zeit der Konfirmandenstunde im Winter, Ehrengeläut bei goldnen Hochzeiten, auch wenn die kirchliche Einsegnung nur in der Wohnung der Betreffenden stattfinden kann, und anderes mehr gab Stoff zu ausgiebiger Beratung. In dem Verlauf sprach auf Anregung des Herrn Ephorus der Ortspfarrer unter Zustimmung des Kirchenvorstandes auch die Hoffnung aus, die finanziellen Mittel der Kirchgemeinde möchten bald einmal wieder die Anstellung eines besonderen Kirchrechnungsführers ermöglichen, nachdem in der finanziell schwierigen Übergangszeit der letzten Jahre mit ihren fast unentwirrbar gewordenen äußeren kirchlichen Verhältnissen über 5 Jahre lang die gesamten Arbeiten an allen hier vorhandenen kirchlichen Kassen kostenlos vom Pfarrer verwaltet worden sind, wodurch in diesen besonderen Notjahren der Kirchgemeinde Summa Summarum gegen 1000 Mark Rechnungsführergehälter erpart wurden. Nach der Besprechung fand noch eine Besichtigung des schönen Gotteshauses, des Friedhofs und des Pfarrgutes statt, wobei die weitere Reparaturbedürftigkeit des Pächterhauses festgestellt wurde. Auch erfolgte durch den Herrn Ephorus die Besichtigung des gesamten großen Pfarrarchivs, der Kirchenbücher usw. – Noch einmal fand sich abends ein sehr großer Teil der erwachsenen Kirchgemeindeglieder zu einem inhaltreichen Kirchgemeindeabend in Oehmigens Gasthofsaal zusammen, zu welchem sich erfreulicherweise auch der vorher durch den Kirchgemeindetag in Waldenburg verhinderte Kirchenpatron von Ziegeleheim, Seine Durchlaucht Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg, einfand. Nach gemeinsamem Gesang „Harre, meine Seele“, Begrüßung aller Erschienenen durch den Ortspfarrer und den Vortrag eines Festgedichtes über „Christenfreude“ verbreitete sich der Herr Visitator in sehr überzeugender Weise über die vielfach noch nicht verstandene Bedeutung und Notwendigkeit der Landeskirche, ohne deren Leib die einzelne Kirchgemeinde als ein Glied des Leibes nicht denkbar und nicht lebensfähig ist. Viel Unklarheiten auch in bezug auf die Notwendigkeit der Landeskirchensteuer bei der eingetretenen kirchlichen Lage gegenüber dem Staat wurden durch diese Darlegungen ein für alle Mal beseitigt. Als nicht minder dankenswert wurde es empfunden, daß nach einem 2.Festgedicht „O selig Haus, da man dich aufgenommen, du wahrer Seelenfreund, Herr Jesu Christ!“ der Herr Kirchenpatron Fürst von Schönburg auf die an ihn gerichtete Bitte hin das Wort nahm. Er sprach in vollständiger Beherrschung des schwierigen Stoffes über den gegenwärtigen Stand der sich allmählich vollziehenden Selbständigmachung der Kirche, ihrer Trennung vom Staat. Er beleuchtete als Jurist den jüngst gefällten Schiedsspruch des Reichsgerichts, durch den der sächsische Staat zu gewissen finanziellen Leistungen gegenüber unserer evangelisch-lutherischen Landeskirche verpflichtet worden ist. Die Lage der Landeskirche ist zwar noch schwierig, aber der Schiedsspruch schafft Klarheit. Es ist wenigstens grundsätzlich und gesetzlich der Rahmen geschaffen, in den nur noch die nötigen Zahlen der Staatszuschüsse nach ihrer endgültigen Festsetzung eingestellt werden müssen. Dann steht der Einführung der neuen Kirchenverfassung nichts mehr im Wege. – Nach herzlichen Dankesworten des Pfarrers namens der Kirchgemeinde an beide Ehrengäste wurde der ganze Visitationstag mit dem Gesang des Zinzendorfchen Liedes „Die wir uns allhier beisammen finden“ und Segen geschlossen. – Möchten die Nachwirkungen dieses bedeutsamen Tages nicht ausbleiben: Wiedererstarkung des kirchlichen Lebens, des wahrhaft christlichen Gemeindegeistes und auch Brudergeistes. Nicht zu vergessen ist, was in diesen Tagen ein Leipziger Jurist schrieb: Gebt der Kirche aus Liebe zu ihr auch die äußeren Mittel, die sie zur Erfüllung ihrer Arbeit an der Gemeinde zur Erhaltung des kirchlichen Wesens, auch zur Instandhaltung ihres kirchlichen Besitzes braucht. „Ohne die erforderlichen Mittel muß der beste Kirchenbau Not leiden, und dauernde äußere Not führt zum Verfall.“ Ja – gebt dem Staat, was des Staates, und gebt der Kirche, was der Kirche ist! Der Segen kommt auf niemand anders als auf Euch selbst!
> 30.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr. – Punkt 3: Die Anregungen der Kirchenvisitation werden nochmals besprochen und Beschlüsse darüber gefasst, entsprechend den damals erfolgten Anregungen. Nur die Kirchenheizung läßt sich bei den heutigen Finanzen zur Zeit nicht verwirklichen.
> Am Sonntag, den 20. Juni begeht der Sächsische Militärverein Ziegelheim sein 60jähriges Vereinsjubiläum (1866) und sein 50jähriges Fahnenjubiläum (1876). ..Der Sonntag wurde festlich mit Weckruf durch das gesamte Kirchspiel begonnen. An den Kriegerehrenmalen der Helden von 66 und 70 in der Kirche und aus dem Weltkrieg an der Kirche wurde in kurzer Gedächtnisfeier der heimgegangenen Kameraden mit Schmückung der Stätten gedacht. Gemeinsam zog der Jubelverein am Vormittag zum Festgottesdienst in die Kirche, wo Herr Pfarrer Ranft warmempfundene Worte für Verein und Jubelpanier fand. ..
> 27.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet und Hinweis auf die am 1.Oktober diesen Jahres in Kraft tretende vorläufige Trennung des Staates von der Kirche, …
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24.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet bringt der Vorsitzende zuerst den Aufruf der 12.ordentlichen Landessynode und hierauf die Ansprache des Landesbischofs anläßlich der am 1.Oktober d.J. erfolgten Inkrafttretung der neuen Kirchenverfassung und der damit verbundenen Loslösung der Kirche vom Staat zur Verlesung. – Punkt 4: Die nötigen Ausbesserungen im 1.Stockwerk des Pächterhauses sollen in den Kammern nun vorgenommen werden, nach nochmaliger vorhergehender Besichtigung durch die Mitglieder des Bauausschusses.
> 22.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 6 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet überreicht der Vorsitzende zunächst jedem Kirchenvorsteher je 1 Stück des von ihm herausgegebenen Heftchens „Die Kirche in Ziegelheim“ zu je 10 Pfennig, das wertvolle Eintragungen von Freunden in das Goldene Buch des Ziegelheimer Gotteshauses enthält. Er fügt den Wunsch an, daß im neuen Kirchenjahr die Kirche wieder eine reiche Segensquelle für alle werden möchte. Zu hoffen wäre, daß durch die Selbständigwerdung der Landeskirche verschiedene schwere Nöte der Kirchgemeinden allmählich behoben werden.
1927 > 15.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung durch Gebet gibt der Vorsitzende mit Bedauern die Schreiben bekannt, laut denen der Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg nach Eingehung seiner morganatischen Ehe die Kirchenpatronatsrechte niedergelegt hat. Der Kirchenvorstand beschließt, sich an einem Gesuch der Patronatsgemeinden an das Landeskonsistorium zu beteiligen, wonach unsere Parochie es lebhaft bedauert, daß der Fürst nicht mehr ihr Kirchenpatron sein soll und wonach das Consistorium gebeten wird, einen mit seinen Grundsätzen vereinbaren Weg zu finden, um die Wiederaufnahme des Patronats durch den Fürsten zu ermöglichen. – Punkt 4: Wenn eine Deputation der Pfarrfeldpächter beim Ephoralen Pachtausschuß beantragt hat, es solle ihnen die Grundsteuer auf das gegenwärtige Jahr erlassen werden, beschließt der Kirchenvorstand, zu beglaubigen, daß selbstverständlich auch die Pächter auf den Pachtgrundstücken von Wetterschäden getroffen worden sind wie alle anderen Landwirte;..
> 20.03. – Kriegergedächtnisfeier in Ziegelheim. Aus eigenem Pflichtegfühl hatten die Gemeindevertretungen der Parochie Ziegelheim mit den Vereinsvertretungen beschlossen, der gefallenen und verstorbenen Helden zum Reichsvolkstrauertag am vergangenen Sonntag, den 13.März, ehrend zu gedenken. Am Mehnerschen Gasthof hatten sich die Vereine mit ihren Fahnen und Bannern, sowie die Korperationen und Gemeindeglieder zum gemeinsamen Kirchgang gestellt, von wo aus sich dieser Zug unter den dem Ernst des Tages entsprechenden Trommler- und Querpfeifer-Marschklängen des von Mitgliedern des Turnvereins gebildeten Spielmannszuges, welcher trotz der kurzen Übungszeit die Zugteilnehmer in Schritt und Tritt hielt, zum Gedächtnisgottesdienst bewegte. Alle, die sich hierzu in dankerfülltem Gedenken eingefunden hatten, fanden Trost und Ermahnung durch die gedankenreiche Gedächtnispredigt des Herrn Pfarrer Ranft. Auch die Lieder waren besonders hierzu gewählt. – Anschließend an den Gottesdienst fand dann am Ehrenmal der gefallenen Helden eine Gedenkfeier statt, welche durch den Ortsgesangverein „Liederkranz“ unter der Leitung des Herrn Oberlehrer Schmidt mit dem so besonders sinnvollen Lied: „Irgendwo ein deutscher Held liegt in fremder Erde“ eingeleitet wurde, worauf dann der Vorsitzende des Gemeindeverbandes Herr Bürgermeister Kirsten folgende zu Herzen gehende Gedächtnisrede hielt: Liebe Mittrauernde! Ohne irgend welche Anregung von der Regierung, und ohne daß der heutige Tag zu einem nationalen Volkstrauertag eingesetzt ist, sondern aus eigenem Pflichtgefühl haben wir uns zum Gedächtnisgottesdienst für unsere gefallenen und verstorbenen Helden sowie auch hier an ihrem Ehrenmal eingefunden, um diese Lieben, die für uns gefallen oder durch ihr Bleiben fern der Heimat, oder im Heimatboden ihren Tod fanden, ehrend zu gedenken. Nicht in Herbsttagen, sondern im kommenden Frühling wollen wir diesen Gedenktag begehen. In der Passionszeit, der Zeit schweren Leidens, die aber doch das Fest der Ostern bringt und den Frühling, der nun mit Blüten die deutsche Erde kleiden wird. Deutsche Erde, die gerade im Schmuck des Lenzes ihre rührende herzergreifende Schönheit und Pracht entfaltet. Die Hand des Frühlings wird auch im fernen Lande die Gräber unserer Helden mit Blütenkränzen schmücken. Uns aber will er nach der herben Winterszeit neue Zukunftshoffnung wecken und uns unsere Liebe zu unserm Vaterlande nur tiefer fühlbar machen. Der kommende Lenz will uns, gleich wie dieser Stunde des Gedenkens immer und immer wieder von neuem mahnen: Deutsches Volk, werde würdig des Heldenblutes, welches von den 2 Millionen Gefallenen für uns geflossen ist. Deutsche Frauen und Mütter, erzieht Eure Kinder zu rechten Erben deutschen Heldentums. Deutsche Jugend, eifre ihnen nach, die für dich starben! Dann wird das Vaterland zu einem neuen, herrlichen Frühling aufblühen! All den lieben Kriegern, welche nicht an sich selber dachten, als sie auszogen, ob auch das Herz zuckte, als sie sich losrissen von Mutter und Vater, von Weib und Kind, von Bruder und Schwester und Verwandten. Sie dachten nur an das Eine: Eines steht hoch in den Himmel gebrannt, Alles darf untergehn; Deutschland, unser Vater- und Kinderland, Deutschland muß bestehn. – Darum gedenken wir auch dankbar der lieben Krieger, welche zu ihren Lieben und zu uns heimkehren durften, ganz besonders derer, welche jetzt noch an den Folgen des Krieges zu leiden haben. Wo wir nun still stehen an dem Ehrenmal unserer gefallenen und verstorbenen Helden, da hören wir, wie sie uns leise, aus der fernen Ewigkeit zurufen: „Vergiß uns, deine toten Helden nicht!“ Darum eben müssen wir diesen Trauertag begehen, um das schwache Gedächtnis zu stärken und die kalten Herzen mit Dankbarkeit zu füllen. Man sage nicht, wir haben ja auf unserm Friedhof ein Denkmal für unsere gefallenen und verstorbenen Krieger, auf den ihre Namen stehen und in der Kirche eine Gedächtnistafel, das ist nicht genug. In unseren Herzen sollen wir ihnen ein Denkmal errichten, in unsern Herzen soll ihr Gedächtnis fortleben, in Dank und Liebe. – Nun grüßen wir Euch, Ihr Helden. Ihr Toten, still im Geist, Denn Euer Ruhm wird bleiben, So lang die Erde kreist. – Was Eure Hand vollbrachte, Was Euer Herz ertrug, Es steht mit goldnen Lettern, Im Weltgeschichtenbuch. – Wir danken Euch von Herzen, Weil Ihr mit scharfem Schwert, Geschützt der Heimat Grenzen, Bewahret Haus und Herd. – Daß Ihr für uns gestritten, Getragen Müh und Not, Daß Ihr für uns erlitten, Im Kampf den Heldentod. – Als sichtbares Zeichen der Liebe und Verehrung lege ich im Namen der 3 Gemeinden (Ziegelheim, Uhlmannsdorf, Niederarnsdorf) und aller Vereine der Parochie (Kirchgemeinde Ziegelheim) diesen Kranz an Eurem Ehrenmal nieder. So ruhet nun weiter aus von Eurer Arbeit, die Ihr in Gott getan. – Alsdann legte Herr Bürgermeister Kirsten im Namen der drei Gemeinden und sämtlicher Vereine der Parochie einen Lorbeerkranz mit Widmungsschleife nieder, worauf die Feier mit dem gemeinsamen Gesange: „Wie sie so sanft ruhn“ ihr würdiges Ende fand.
> 8.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffung der Sitzung durch Gebet bespricht man 1. Den Vorschlag, das wieder zu besetzende Kassiereramt (seit November 1920 durch Pfarrer ausgeübt) der Kirchgemeinde und der Kirchlichen Stiftungskassen Herrn Kaufmann und Versicherungsagent Viktor Kühn hier zu übertragen. Letzterer erscheint dann persönlich und erklärt sich zur Übernahme des Amts bereit, wenn ihm der Kirchenvorstand jährlich 250 Mark Gehalt bewillige. Der Kirchenvorstand bringt der Zuverlässigkeit des Herrn Kühn volles Vertrauen entgegen. Als Kündigungsfrist wird verabredet, ein Vierteljahr vor Schluß des Rechnungsjahres, es sei denn, daß ganz besondere Verhältnisse eintreten, die Herrn Kühn veranlassen, sich von diesem Amt freizumachen. Der Kirchenvorstand wählt Herrn Kühn einstimmig und spricht ihm die besten Segenswünsche für sein Amt aus. Bei der Anzeige der Wahl wird die Behörde um Genehmigung angegangen werden, daß Herr Kühn jetzt schon in den Kirchenvorstand zugewählt wird. – Punkt 3: Zum Palmsonntag werden die Herren Kirchenvorsteher noch besonders gebeten, an der Konfirmationsfeier teilzunehmen und für den Festabend zu wirken, an welchem Herr Missionsinspektor Dr.Weißhaupt, Leipzig, sprechen wird. – Punkt 4: Die Petition, dem Fürsten die Patronatsrechte zu belassen, wird unterzeichnet.
> Ende Mai findet in Ziegelheim ein Kirchgemeindetag statt. Das Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger berichtet davon am Sonntag, den 29.Mai 1927.
> 19.07. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – 1. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet übergibt zunächst der Vorsitzende die seit der Amtsniederlegung (Nov. 1920) des früheren Herrn Kirchrechnungsführers Albin Börnichen vertretungsweise geführten Kirchlichen Kassenbücher samt den Barbeständen, Sparkassenbüchern und Girobuch dem am 10.Juli im Hauptgottesdienst eingewiesenen neugewählten Herrn Kirchrechnungsführer Viktor Kühn. Sowohl die Einnahmen als die Ausgaben im laufenden Rechnungsjahr bis zum heutigen 19.Juli werden aufgerechnet bei der Kirchkasse, Kirchgemeindekasse, Pfarrbesoldungskasse, Kantorbesoldungskasse, Pfarrholzkasse und dem Geistlichen Kasten. ..Herr Bürgermeister Kirsten spricht namens des Kirchenvorstandes dem auf dessen ausdrücklichen Wunsch (..des Vorstandes..) seinerzeit in die Arbeit des Kirchrechnungsführers eingesprungenen Pfarrer für seine uneigennützige, gewissenhafte Geschäftsführung den Dank der Kirchgemeinde aus. Der Pfarrer empfindet diese Worte mit Genugtuung und bringt die besten Wünsche für die Arbeit  des neuen Kirchrechnungsführers zum Ausdruck.
> 21.09. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nachdem am 14.August in einer nicht beschlußfähigen Kirchenvorstandssitzung die Kostenanschläge der Zimmereifirma Engert, Lohma, und Fischer, Frohnsdorf, vorgelegt worden waren, die sich auf die Erneuerung der Treppe im Pfarrhaus und auf die Erneuerung der Treppe im Pächterhaus (einschließlich neuer Türen und neuer Decke im Hausflur des Pächterhauses) beziehen, übergab der Vorsitzende für die Zeit seiner zum Zwecke einer Kur in Bad Steben nachgesuchten Beurlaubung die Geschäfte seinem Stellvertreter Herrn Bürgermeister Kirsten, welch letzterer eine Sitzung einberufen hat, in welcher die Zimmerer-Arbeiten im Pfarrhause Herrn Engert, die im Seitengebäude im wesentlichen Herrn Fischer zugesprochen worden sind. Heute wird des weiteren beschlossen: 1. Die Malerarbeiten im Treppenhause der Pfarrer werden Herrn Heinig, die an den Friedhofstoren Herrn Werner, welcher in seinem Kostenanschlage etwas harabgehen soll, die an den Kirchentüren Herrn Albert Hertzsch übergeben. / 2. Herr Baumeister Friedemann soll ersucht werden, einen Kostenanschlag für 2 Strebepfeiler an den Süd-West-Giebel der Pfarre einzuziehen.
> 4.10. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt der Vorsitzende die Erschienenen unter Hinweis auf den 80.Geburtstag des Reichspräsidenten von Hindenburg, den Gottes Gnade noch lange unserm Volk und Vaterland als Mahner zur Sachlichkeit und Einigkeit erhalten möge. – Punkt 1: Seit letzter Sitzung hat unter Vorsitz des stellvertetenden Vorsitzenden Herrn Bürgermeister Kirsten eine Kirchensteuer-Ausschuß-Sitzung unter Zuziehung der 3 Ortssteuereinnehmer stattgefunden, die sich des näheren mit dem Prozentsatz von der Reichseinkommensteuer beschäftigt hat, der als Kirchensteuer 1927/28 erhoben werden möchte. Nach Berichterstattung seitens des Herrn Bürgermeister Kirsten beschließt man heute den inzwischen nochmals bei der Kirchkasse und Kirchgemeindekasse festgestellten Bedarf entsprechend endgültig, ohne Ausnahme in Summa 30% der Reichseinkommensteuer zu erheben, von den Einkommensteuerfreien einen Grundbetrag von 2 Mark. – Punkt 2: Herrn Baumeister Friedemann wird auf seinen Kostenanschlag hin (323,60 M) die Errichtung der beiden Stützpfeiler an der westlichen Giebelseite des Pfarrhauses und die Einfügung eines Eisenträgers über dem äußeren Einfahrtstor übertragen.
> 20.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. -  ..Herrn Max Adam (Uhlmannsdorf), der zum 2.Mal im Winterhalbjahr die Dachdeckerschule in Glauchau besucht, wird in Ansehung der besonderen Ausgaben die ihm das bringt, auf das diesmalige Rechungs- und Steuerjahr 1927 auf Ansuchen die Kirchensteuer auf 2 Mark herabgesetzt, zumal da er aus dem gleichen Grund voriges Jahr bereits eine Ermäßigung hätte beantragen können, das aber nicht getan hat. ..Die Kirchliche Armenpflege wird dies Jahr die voriges Jahr Bedachten mit je 2 Mark zu Weihnachten bedenken, an Stelle des verstorbenen Julius Fiedler Frau Lina Werner in Niederarnsdorf. – Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Eduard Kirsten / Albin Börnichen / Oskar Kröber / Paul Bauch / Edwin Schmidt / Oskar Mehner
1928 > 10.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Der Vorsitzende eröffnet die erste Sitzung im neuen Jahre mit besten Wünschen für unsere Kirchgemeinde und die Herren Kirchenvorsteher, deren gute Wünsche zu seinem 25jährigen Dienstjubiläum (als Pfarrer, nicht nur in Ziegelheim..) er damit auf das herzlichste erwidert. – Punkt 1: Für die im März wieder fällig werdende Kirchenvorstandswahl wird als Zeit Sonntag der 18.März vormittags 10 Uhr im Anschluß an den Predigtgottesdienst und als Ort das Gotteshaus festgesetzt. Nach der bestehenden Ordnung scheiden aus in Ziegelheim die Herren Bürgermeister Kirsten und Gutsbesitzer Oskar Mehner, in Uhlmannsdorf Herr Gutsbesitzer Kröber und in Niederarnsdorf Herr Gutsbesitzer Schmidt und sind sofort wieder wählbar. – Punkt 4: Zur Diamantenen Hochzeit des Abraham Meinig`schen Ehepaares in Uhlmannsdorf wird bei der Einsegnungsfeier der Kirchenvorstand noch durch Herrn Bürgermeister Kirsten und Herrn Gutsbeistzer Kröber vertreten sein. Der Kirchenvorstand genehmigt, daß die Dekorationsfichten hier ausnahmsweise aus dem Pfarrholz genommen werden, um unentgeltlich.
> 29.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gasthof. – Punkt 2: Nach der am 18.März erfolgten Kirchenvorstandswahl, die von Anfang bis Ende streng nach der Kirchgemeindeordnung vor sich gegangen ist, sind die Ausgeschiedenen wiedergewählt worden. Die Wiedereinführung soll am 1. Heiligen Osterfeiertag erfolgen. – Punkt 4: Herrn Glöckner Julius Benndorf, der schriftlich um eine Gehaltszulage von 25% nach dem heutigen Stand des Geldwerts gebeten hat, werden 20% seines jetzigen Gehalts (500 M), also eine Zulage von 100 Mark bewilligt, ab dem 1.April 1928. – Punkt 6: 100 kleine Kiefern sollen durch Herrn Benndorf bestellt werden zur Bepflanzung in der Sandgrube (gemeint ist die geschlossene Pfarrlehns-Sandgrube, vermutlich heute ein Höckigt-Teil). – Punkt 7: Die Grenzsteine an der Sandgrube soll in nächster Zeit Herr Friedemann nach Vereinbarung mit dem gesamten Kirchenvorstand durch einen Geometer endgültig wieder setzen lassen.
> 14.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 5: Nach Gutachten des Schlossermeisters soll die Turmfangstange, die durch die bewegliche Wetterfahne an der betreffenden Stelle in bedenklicher Weise dünn geworden ist, erneuert werden. – Punkt 6: Die Pfarr-Kirschenauktion soll Herr Karl Stiller nächsten Sonnabend abends 6 Uhr vornehmen. – Punkt 7: Die Johannisfeier soll dies Jahr Sonntag den 24. Abends 7 Uhr stattfinden.
> In diesem Jahr Abnahme des Kirchturmknopfes zu Reparaturzwecken durch Schlossermeister Stiller.
> 23.08. – Ziegelheim. Bürgermeister Eduard Kirsten gestorben. Eine in hiesiger Gemeinde und auch darüber hinaus schmerzlich empfundene Trauerkunde durcheilte gestern um die Mittagszeit den Ort. Das langjährige Oberhaupt der Gemeinde, Herr Bürgermeister und Postagent Eduard Kirsten, ist nach kurzem, schwerem Leiden in Altenburg, wo er Heilung suchte, in die Ewigkeit eingegangen. Gebürtig aus Langenleuba, wo er im Jahre 1859 geboren wurde, kam er 1883 nach Ziegelheim, machte sich hier ansässig und hat sich durch vielerlei Verdienste um die Gemeinde, die Kirche usw. einen Namen gemacht, der in der Ortsgeschichte immer leuchtend stehen und einen guten Klang haben wird. Seit 1910 führte er die Gemeinde und hat sie wohl und sicher durch die schwierigen Zeiten der letzten Jahrzehnte geführt, hat ihre Interessen gewahrt, wo es nur immer möglich war. Daneben besorgte der Unermüdliche schon seit 1.Oktober 1904 die Verwaltung der Postagentur. Auch hier war er ein gewissenhafter Mann, dem seine Oberbehörde volles Vertrauen schenken konnte. Daß er auch ein gutgläubiger evangelischer Christ war, das beweist seine Zugehörigkeit zum Kirchenvorstand seit 1884 und sein immerdar mannhaftes Eintreten für die evangelische Kirche und deren Belange. Sein treues Wirken galt auch immer dem heimatlichen „Schönburger Tageblatt“, das er seit dem Herbst 1889 im Ziegelheimer Bezirk vertreten hat. Nur zu bekannt sind seine sonstigen Verdienste, als daß diese noch besonderer Erwähnung bedürfen. Nun ist er heimgekehrt zu seinem himmlischen Vater und ruht nun aus nach einem Leben, das immerdar der rastlosen Arbeit und dem Dienst für die Allgemeinheit gewidmet war. Der ewige Frieden sei dem Treuen beschieden.
> 31.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gedenkt der Vorsitzende des vor 8 Tagen unerwartet nach kurzem Leiden heimgegangenen stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, des Herrn Bürgermeister Eduard Kirsten, der in 35jähriger Zugehörigkeit zum Kirchenvorstand der Kirchgemeinde nur treue Dienste getan hat. Die Anwesenden ehren das Gedächtnis des hochverdienten Mannes durch Sicherheben von den Plätzen. – Punkt 1: Die sich notwendig machende Zuwahl fällt auf den Kirchrechnungsführer Herrn Viktor Kühn, der nunmehr vom Herrn Bezirkskirchenrat Wilisch in Chemnitz eidlich in Pflicht genommen worden ist und nach §46 der Kirchgemeindeordnung zum Kirchenvorstand gehören soll. ..Der inzwischen erschienene Herr Kirchrechnungsführer Kühn nimmt die auf ihn gefallene Wahl an, wird dazu beglückwünscht und am Sonntag den 2.September im Gottesdienst in Pflicht genommen. – Punkt 2: Zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes wählt man einstimmig Herrn Gutsbesitzer Albin Börnichen, zum weltlichen Abgeordneten für den Bezirks-Kirchentag Herrn Gutsbesitzer Paul Bauch in Uhlmannsdorf, als dessen Ersatzmann Herrn Gutsbesitzer Albin Börnichen. – Punkt 7: Der Pfarrteich soll demnächst besichtigt werden, zwecks etwaigen Schlämmens usw. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Viktor Kühn / Albin Börnichen / Oswin Speck / Paul Bauch / Otto Wirth / Edwin Schmidt / Oskar Mehner / Oskar Kröber
> 19.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 4 Uhr in Mehners Gasthof. – Ein leider wieder vorgenommener Selbstmörderfall zwingt den Kirchenvorstand, den §27 des hiesigen Kirchlichen Ortsregulativs abzuändern. Nach der Verordnung vom 14.Juni 1926 kann für gewöhnlich, wenn nicht fremdlicher Selbstmord vorliegt, auch in unserer Parochie ein Kirchliches Begräbnis mit Geläute und Gesang gewährt werden. Da die Musik für herkömmlich seitens der Jugend Verstorbenen Jugendlichen zum Begräbnis gewährt wird, soll solche Musik auch bei dem Begräbnis von Selbstmördern zugelassen werden. Doch wird ausdrücklich beschlossen, die Musik hier nur in diesem Fall bis ans Friedhofstor zuzulassen, soweit es sich um Begräbnisse handelt, bei denen nach festem Gebrauch, seit langem Herkommen Musik beteiligt gewesen ist, wie bei Begräbnissen von Jugendlichen.
> 18.12. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags halb 6 Uhr in Mehners Gasthof. - Punkt 1: Das Überlandwerk Glauchau hat den Pachtzins für die Errichtung des Transformatorhauses auf Pfarrlehnsgrundstück in Höhe von 2 Mark auf Gesuch auf die letzten 6 Jahre nachgezahlt. – Punkt 4: Der Verein für Kirchliche Kunst hat ein günstiges Gutachten geben lassen, über den Bestand der Ölgemälde an unserer Kirchenempore; die entstandenen Blasen darin werden gelegentlich von fachmännischer Hand, die das Landesamt für Denkmalpflege stellen wird, behoben werden. – Punkt 8: Auf die Liste der zu Weihnachten zu Beschenkenden kommt dies Jahr neu Herr Franz Winkler; es werden wieder 2 Mark pro Person gegeben werden.
1929 > 3.02. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 4 Uhr in Mehners Gasthof. – Zur Besprechung über unseren diesjährigen Volkstrauertag hat für heute der Kirchenvorstand die 3 Herren Bürgermeister (Z.+U.+N.), Herrn Kantor Schmidt und die Herren Vorsteher des Militärvereins, Gesangvereins, Turnvereins, Landwirtschaftlichen Vereins, Schützenvereins, Jugendvereins und Radfahrvereins eingeladen. – Seit 1925 hat unsere Parochie alljährlich den deutschen Volkstrauertag – 2.Passionssonntag – mitgefeiert, auch im vorigen Jahre. Auch dies Jahr wird, ohne das darüber neuer Beschluss gefasst werden mußte, der Gedächtnisgottesdienst, die Kranzniederlegung am Ehrenmal durch die Gemeindevorstandsvorsitzenden und das Trauergeläute von 12 - halb 1 Uhr stattfinden. Der Maskenball hier, der bedauerlicherweise wie im Vorjahr auf diesen 2.Passionssonntag gelegt worden ist, kann uns selbstverständlich nicht dazu bringen, die im Kriege Gefallenen insofern zu verraten, daß ihr Gedächtnis nicht in der bisherigen Weise geehrt wird. Die Vereinsvorsitzenden werden die Angelegenheit eines gemeinsamen Kirchgangs mit ihren Vereinen besprechen und das Ergebnis dem Gemeindeverbandsvorsitzenden mitteilen, der durch die Gemeindediener entsprechend in allen Häusern der drei Gemeinden „ansagen“ lassen wird.
> 15.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet nimmt man 1. Kenntnis von dem Schreiben des Bezirkskirchenamts zur Festsetzung des Kantorgehalts vom 21.2.1929. Eine weitere Anfrage wegen §6 des Staatsgesetzes vom 10.6.1921 soll auf Antrag des Herrn Kantor Schmidt an das Bezirkskirchenamt gerichtet werden. – Punkt 3: An den Kosten des vom Schulausschuß beschlossenen Diploms zum 25jährigen Ortsjubiläum des Herrn Kantor Schmidt will sich der Kirchenvorstand zu Lasten der Kirchgemeindekasse mit der Hälfte des Betrages beteiligen. – Punkt 4: Für die Spende unserer Parochie zum großen Jahresfest des Leipziger Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung am 17. Und 18.Juni diesen Jahres in Glauchau soll am Palmsonntag-Abend der Anfang gemacht werden (Eintrittsgeld 20 Pf).
> 7.06. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 2: Man nimmt Kenntnis von der nunmehrigen endgültigen Entscheidung des Bezirkskirchenamtes Glauchau, wonach der Wert der Kantordienstwohnung zwar nicht auf den Lehrergehalt aber auf den Kantorengehalt angerechnet werden muß. – Punkt 3: Nach den eingegangenen Kostenanschlägen werden die 6 neuen Fenster im 1.Stockwerk des Pächterhauses an Herrn Paul Kertzscher vergeben, die Malerarbeiten in den 3 Schlafzimmern im 1.Stock der Pfarre an Herrn Theodor Werner, wenn er in das Angebot von Herrn Heinig eintritt, die Malerarbeiten in der jetzigen Stube im Untergeschoß an Herrn Heinig. – Punkt 4: Der Einladung zum großen Gustav-Adolf-Fest in Glauchau werden wenn möglich sämtliche Kirchenvorsteher als Abgeordnete Folge leisten. (17u.18.Juni d.J.) – Punkt 5: Als offizieller Vertreter der Kirchgemeinde beim Kreisverein für Innere Mission wird Herr Gutsbesitzer Paul Bauch gewählt.
> 30.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet begrüßt es der Vorsitzende, daß Herr Bäckermeister, jetzt Privatus Paul Dost in Uhlmannsdorf der Kirchgemeinde eine Erweiterung der Kirchturmuhr in der Weise stiften will, daß noch ein 2.Zifferblatt, nach Uhlmannsdorf zu, angebracht wird. Der Kostenanschlag von der Firma Bernhard Zachariä, die unsere Kirchenuhr 1878 geliefert hat, wird mit großem Dank gegen Herrn Dost angenommen. Wegen der Sicherstellung der Grabpflege für das Grab der heimgegangenen Frau Dost und für das künftige Grab des Herrn Dost selbst, wird Herr Dost zunächst mit Herrn Julius Benndorf (als Friedhofsgärtner) Fühlung nehmen und wahrscheinlich ein Kapital niederlegen, dessen Zinsen zur Bestreitung der doppelten Grabpflege verwendet werden müssen. ..
> 25.10. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 3: Mit nohmaligem Dank wird Herrn Privatus Paul Dost in Uhlmannsdorf die Abrechnung über die Kirchturm-Uhrerweiterung – 787,05 M – überreicht werden. – Punkt 6: Vom Grundbuchamt im Amtsgericht Waldenburg ist verlautbart worden, daß das hiesige Kirchschullehn auch als solches, nicht als Schullehn eingetragen ist. – Punkt 7: Das Landesamt für Denkmalpflege wird einen Sachverständigen schicken zur Beurteilung der Grabdenkmäler an der Friedhofsmauer.
> In diesem Jahr erhält die Ziegelheimer Kirchturmuhr ihr zweites Ziffernblatt (Nordseite). Dazu schreibt die Tagespresse: „Ziegelheim. Neue Kirchturmuhr. In Betrieb gesetzt wurde die durch hochherzige Stiftung möglich gewordene Erweiterung des hiesigen Kirchturm-Uhrwerks, wobei auch nicht bloß das nach Ziegelheim schauende alte Zifferblatt vollständig erneuert, sondern auch die nach Uhlmannsdorf gerichtete Turmseite erstmalig mit einem Ziffernblatt versehen wurde. Der gotischen Bauart des Gotteshauses entsprechend wurden dabei gotische (deutsche) Ziffern gewählt. Ausgeführt wurden die gesamten Arbeiten von der bekannten Turmuhrfirma Bernhard Zacharias-Leipzig, aus der die vorzügliche Uhr schon im Jahre 1878 hervorgegangen ist. Am Schluß des Gemeindegottesdienstes am vergangenen Sonntag sprach der Ortspfarrer, nachdem er in der Predigt von Sinn und Bedeutung der Zeit und Stunden unseres Lebens gesprochen hatte, in Anwesenheit des vollzählig erschienenen Kirchenvorstandes dem Stifter der nunmehrigen Uhr-Erweiterung, Herrn Privatus Paul Dost-Uhlmannsdorf, für die der Kirchgemeinde Ziegelheim und besonders der Gemeinde Uhlmannsdorf erwiesene fürsorgende Liebe den herzlichsten Dank der ganzen Parochie aus.“ - In diesem Zusammenhang wird die alte Ölfarbe vom vorhandenen Zifferblatt (Südseite) abgelaugt. Ein neuer Anstrich (heller, ins gelbliche übergehender Ton) wird aufgebracht. Bereits 1935 beschwert sich der Kirchenvorstand wie folgt: „.. Nach Ihrem Kostenanschlag vom 3.8.1929 hatten Sie einen `neuen` `wetterbeständigen` Anstrich zugesichert. Da seit Jahr und Tag vom untersten Teil die ganze Quere die Ölfarbe abgesprungen ist (nach und nach immer mehr), müssen wir Sie bitten, bei nächstmöglicher Gelegenheit einen Beauftragten hierher zu senden, der den Schaden ansieht und behebt. Heil Hitler! Der Kirchenvorstand.“
1930 > 28.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 3: Betreffs der teilweisen Rüstung-Stellung der elektrischen Installation im Pfarrpächterhaus soll Herr Schreier um Kostenanschlag ersucht werden; der Bauausschuß wird darüber befinden. – Punkt 7: Die Kosten für Instandsetzung des altehrwürdigen Ziegelheimer Vortragskreuzes – 156 Mark – sind auf die Staatskasse übernommen worden. – Punkt 8: Die Renovation der Sakristei (und Ausmalung) soll aufgrund des eingereichten Kostenanschlags an Herrn Maler Oswin Heinig ausgeführt werden. – Punkt 9: Die nötigsten Reparaturen auf dem Kirchendache soll Herr Max Adam vornehmen. / Joh.Ranft, Pfarrer / Viktor Kühn / Albin Börnichen / Oswin Speck / Otto Wirth / Edwin Schmidt / Oskar Kröber.
> 1.11. – Sitzungs-Abschrift, abends 7 Uhr in Mehners Gasthof. – Am heutigen Abend hatte sich auf Einladung im beschleunigten Wege der Schulvorstand versammelt, weswegen auch der Kirchenvorstand Gelegenheit nahm, zusammenzutreten. Grund hierzu war das Kirchschullehn, Obst- und Gemüsegarten, welcher bis dato von Herrn Kantor Schmidt in Anschluß an seinen Kantorgehalt mit in Bewirtschaftung war. Und zwar war im Gemüsegarten von Herrn Kantor Schmidt eine Traueresche angepflanzt worden, welche nun nach seinem Tod auf Antrag von Frau Kantor Schmidt durch den Totenbettmeister umgelegt wurde, welches zum großen Teil unter den Einwohnern Ärgernis erregt hat. Nicht anwesend waren, von den Kirchenvorstandsmitgliedern Herr Pfarrer Ranft und Herr Albin Börnichen, sowie Oswin Speck, welche nicht rreicht werden konnten. – Auf Antrag sollte Bauch, Uhlmannsdorf, die Sitzung leiten und zwar dahin, daß kein Baum im Kirchschullehn mehr ohne Genehmigung gefällt wwerden darf, ohne Genehmigung des Kirchenvorstandes, desgleichen wünscht der Kirchen- und Schulvorstand, daß der wilde Wein am Schulhaus nicht beseitigt werden darf, da der Wein dort den Putz angegriffen und eventuell frisches Putzen nicht ausgeschlossen ist. Ebenfalls sollen im Kleingarten keine Veränderungen vorgenommen werden und soll im Wege des Ausgleichs geregelt werden. Dieser Beschluß wird einstimmig gefasst und soll Frau Kantor Schmidt übermittelt werden durch den Vorsitzenden Herrn Pfarrer Ranft. ..Dieses Protokoll wurde dem Pfarrer übergeben am 2.11. abends und von ihm an Frau Kantor Schmidt durch den Ortsdiener weitergeleitet am 3.November vormittags.
> 5.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr in Mehners Gasthof. – Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, indem er bedauert, daß so bald nachdem Herrn Kantor Oberlehrer Schmidt aus dem Herzen gekommene Dankesnachrufe gewidmet worden sind, zwischen Frau Kantor Schmidt auf der einen Seite und dem Schulausschuß und Kirchenvorstand auf der anderen Seite ein Streitfall ausgebrochen ist, wie er im vorhergehenden Protokoll zum Ausdruck gekommen. Im Kern geht es darum, daß die Witwe Schmidt mit dem Umgang des Kirchenvorstandes und des Schulvorstandes mit den über viele Jahre durch ihren Mann Oberlehrer Schmidt gepflegten Pfarr- und Schulgärten und der Obstbäume und sonstigen Bäume allgemein nicht einverstanden ist, was ihr Gatte in seinen letzten Stunden wohl schon seiner Frau prophezeit hatte. Die wahren Hintergründe sind nach Ansicht des Autors allerdings die, daß die Witwe Schmidt zum Einen meint, aufgrund der 26jährigen Tätigkeit ihres Mannes vor Ort, Ansprüche auf Wohnung und Garten erworben zu haben, bzw. Entschädigungen dafür geltend machen zu können. Zum Zweiten ist sie verärgert über das rasche Einsetzen des bisherigen 2.Lehrers Hans Stenker als 1.Lehrer und damit Schulleiter – mit dieser Stelle ist zu dieser Zeit auch noch das Zweitamt als Kantor verbunden. Stenker stehen somit die größere Wohnung der Schmidt`s als auch die Gartennutzungsrechte zu.
> 14.11. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abend halb 8 Uhr in Mehners Gasthof. – Punkt 1: Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet weist der Vorsitzende darauf hin, daß der Kirchenvorstand (bis auf Herrn Oswin Speck) am 11.diesen Monats erst mit dem Schulausschuss zusammen und dan  für sich eine Besprechung abgehalten hat, wie die Wiederbesetzung der durch den Heimgang des Herrn Kantor Schmidt erledigten hiesigen Kantorstelle gehandhabt werden soll. Nachdem Herr Lehrer Stenker hier vom Schulausschuss, dem die Sache durch Herrn Bezirksschulrat in Glauchau eilig gemacht worden ist, einstimmig zum Schulleiter gewählt worden ist, möchte der Kirchenvorstand die bisherige Verbindung von Schule und Kirche in der Person des Kantors aufrechterhalten wissen und nimmt deshalb in Einstimmigkeit Herrn Lehrer Stenker auch als Kirchenmusikalischen Beamten für unsere Parochie in Aussicht. Inzwischen hat eine Deputation aus dem Mund des Herrn Lehrer Stenker die Zusage erhalten, daß er das Doppelamt des verstorbenen Herrn Kantor Schmidt, der hauptamtlich auch Schulleiter war, anzunehmen bereit ist. Heute wird ihm ein Dienstvertrag im Entwurf vorgelegt. Nach gründlicher Durchsprache erklärt sich Herr Lehrer Stenker nochmals endgültig bereit, das Kantoramt am 1.März 1931 nach Ablauf der Gnadenzeit der Frau Oberlehrer Kantor Schmidt zu übernehmen; bis dahin will er gegen eine Entschädigung, für die 150 Mark eingesetzt werden, den Vertretungsdienst übernehmen. Nunmehr wird das Gesuch des Kirchenvorstands durch die Superintendentur an das Landeskonsistorium gerichtet werden, letzteres wolle die Wahl des künftigen Schulleiters Stenker zum Kantor bestätigen. Der Kirchenvorstand spricht Herrn Lehrer Stenker die besten Segenswünsche für seine nunmehrige Wirksamkeit im Dienst der Kirchgemeinde aus.  
1931 > 20.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr in Mehners Gasthof. - ..zum Schluß wird noch bekanntgegeben, daß das Landeskonsistorium die Wahl des Herrn Lehrer Stenker zum Kirchenmusikalischen Beamten genehmigt hat, seine Nachprüfung erfolgt noch. ..
> 20.02. - Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet wird 1. In Anwesenheit des zum Kantor gewählten Herrn Lehrer Stenker die Dienstanweisung für ihn und der Vertrag mit ihm durchgesprochen. Das Bezirkskirchenamt hat nun beides zu prüfen und zu genehmigen.
> 27.03. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Tagesordnungspunkt 3: Das Bezirkskirchenamt hat einen vorläufigen Vertrag empfohlen zwischen Kirchenvorstand und Lehrer Stenker. Der endgültige Vertrag tritt in Kraft, sobald Herr Kantor Stenker die Prüfung am Kirchenmusikalischen Institut in Leipzig abgelegt hat. Punkt 5: Seitens des Pfarrers und des Kirchenvorstehers und stellvertretenden Bürgermeisters Otto Wirth wurde zum Schluß dem aus dem Kirchenvorstand ausgeschiedenen treuverdienten bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Gutsbesitzer Albin Börnichen, langjähriger Kirchkassenverwalter und Baudeputierter, herzlichste Worte der Anerkennung und des Dankes ausgesprochen. Es drücken dem Scheidenden alls Zurückbleibenden zum Zeichen ihrer bleibenden inneren Verbundenheit warm die Hand. Mögen alle guten Dienste, die Herr Börnichen der Kirche und Kirchgemeinde getan hat, in Segen weiterwirken! Es wird beschlossen, zur Erinnerung an die gemeinsame Tätigkeit eine photographische Aufnahme des bisherigen Kirchenvortandes machen zu lassen. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Oswin Speck / Paul Bauch / Otto Wirth / Viktor Kühn / Edwin Schmidt / Albin Börnichen / Oskar Mehner / Oskar Kröber.
> 27.08. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit Gebet und dem Wunsch, daß die Front der Gottlosigkeit in unserem Volke bald erschüttert werden möchte.
1932 > 21.01. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr im Gasthof Mehner. – Nach der Eröffnung der Sitzung mit Gebet gedenkt der Vorsitzende nochmals des treuverdienten Kirchenvorstehers Gutsbesitzer Edwin Schmidt in Niederarnsdorf, zu dessen ehrendem Gedächtnis sich alle Anwesenden von den Plätzen erheben. An Stelle des Heimgegangenen hat der Kirchenvorstand am 6.Dezember 1931 durch Zuwahl Herrn Gutsbesitzer Bürgermeister Seifert, Niederarnsdorf, als Vertreter dieser Gemeinde in den Kirchenvorstand berufen (auf die Zeit bis zum Ende der Wahlperiode Schmidt`s, das heißt bis 1934). Herr Kirchenvorsteher Seifert ist am 1.Januar 1932 nach der Predigt im Hauptgottesdienst feierlich in Pflicht genommen und in sein neues Amt eingewiesen worden. Es wurden ihm heute nochmals die besten Segenswünsche für seine Mitarbeit im Dienste der Kirchgemeinde ausgesprochen. – Desweiteren spricht der Vorsitzende nochmals seinen herzlichsten Dank für die freundliche Anteilnahme der gesamten Kirchgemeinde an der Feier seiner silbernen Hochzeit aus, insbesondere für das kostbare herrliche Ölgemälde: „Jesus der Kinderfreund“ von Fritz von Uhde, das ihm die Kirchenvorsteher geschenkt haben. Es hat im Studier- und Sitzungszimmer eine würdige Stelle erhalten. – Es liegt ebenso ein Dankesschreiben des früheren langjährigen Kirchenvorstehers Gutsbesitzers Albin Börnichen vor, für die Überreichung des Kirchenvorsteherbildes als Andenken an die gemeinsame Arbeit im Kirchenvorstand. – Tagesordnungspunkt 3 – Sonstiges: Der vorläufige Dienstvertrag mit Herrn Kantor Stenker ist seitens des Bezirkskirchenamts genehmigt worden. ..
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22.04. – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit Gebet und spricht es eingangs aus, das es sich jetzt bei der allgemeinen Krisis zeigen muß, ob die Kirchgemeinde der wir dienen, Leben, Kraft, Verantwortungsgefühl ihrem göttlichen Herrn gegenüber, Selbsterhaltungswillen besitzt.
> 17.11. -
Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung vormittags 10 Uhr in Mehners`s Gasthof. Punkt 1: Die Veranlassung zur Sitzung ist ein gestern Abend an den Kirchenvorstand eingegangenes Gesuch der Ortsgruppe Ziegelheim der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, der Kirchenvorstand möchte ihnen zu einer Kirchlichen Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkrieges nach erfolgter Kranzniederlegung am Ehrenmal für die Gefallenen das hiesige Gotteshaus überlassen. Es findet heute eine sehr gründliche Aussprechung über das Für und Wider vom Standpunkt der Kirchgemeinde aus statt. Parteipolitik soll grundsätzlich vom Gotteshause ferngehalten werden. Die Ortsgruppe soll deswegen gebeten werden, das Gesuch bloß betreffs der Kranzniederlegung mit Ansprache aufrechtzuerhalten, in Bezug aber auf die Feier in der Kirche zurückzuziehen. Zieht die Ortsgruppe das Gesuch in Bezug auf die Feier in der Kirche nicht zurück, so gilt es unter dem Gesichtspunkt des Parteipolitischen abgelehnt. Die Herren Kirchenvorsteher Bauch, Wirth und Mengel werden dementsprechend heute nachmittag dem Ortsgruppenvorsteher Herrn Kurt Glattfelder Mitteilung machen (7 Uhr abends in Mehners Gasthof). (Die drei Genannten sind NSDAP-Mitglieder.)
1933
> 7.06.1933 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung vormittags 11 Uhr in Mehners Gasthof. Punkt 1: Die Wählerliste für die Kirchenvorstandswahlen liegt mit Anmeldungsformularen während des 4-wöchigen Urlaubs des Vorsitzenden beim stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Gutsbesitzer Paul Bauch in Uhlmannsdorf. / Punkt 2: Die Malerarbeiten im Jugendheim, zu dessen Instandsetzung das Landeskonsistorium 100 Mark aus der Jugendpflege-Kollekte bewilligt hat, soll Herr Oswin Heinig ausführen. .. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Otto Wirth / Paul Bauch / Guido Mengel / Kurt Seifert / Viktor Kühn / Oskar Mehner / Oskar Kröber.
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Ab diesem Jahr werden die Kirchenbücher (Tauf-, Heirats- und Strerbe-Register) einbezogen in die deutschen Schriftendenkmale. Damit wird ihnen auch deren Schutz zu teil. Durch pflegliche, schonende Behandlung und Fotokopierung bleiben sie der Nachwelt als wertvolles Schriftgut erhalten. – So die Notiz des früheren Chronisten Hans Stenker. Heute weiß man, das die genaue Buchführung und die nun erschwerte Manipulation durch Strafandrohung vielen Deutschen Unglück brachte – Die Kirchenbücher wurden bereits ab April 1933 Grundlage für die Ariernachweise und Familienstammtafeln. (wikipedia: Der Nachweis der „arischen“ Abstammung erfolgte durch die Vorlage von sieben Geburts- oder Taufurkunden (des Probanden, der Eltern und der vier Großeltern) sowie drei Heiratsurkunden (der Eltern und Großeltern). Diese mussten von Pastoren, Standesbeamten oder Archivaren offiziell beglaubigt worden sein. Ersatzweise konnten ein beglaubigter Ahnenpass oder eine beglaubigte Ahnentafel vorgelegt werden.
Bei der Überprüfung dieser Vorlagen mussten die deutschen Kirchen mitwirken, indem katholische Diözesen und evangelische Pfarrämter den Staatsbehörden ab April 1933 Auskünfte aus ihren Kirchenbüchern erteilten, die vor das 18. Jahrhundert zurückreichten. Sie gaben den Staatsbehörden auf Einzelnachfrage Auskunft; die Kirchenverwaltungen ließen dazu eigene Formulare drucken. Einzelne, vor allem den Deutschen Christen zugehörige oder nahestehende Pfarrer suchten von sich aus Christen jüdischer Abstammung aus ihren Tauf- und Trauregistern heraus und meldeten sie den Behörden.)
> vom 11. bis 13.07.1933 findet in Ziegelheim die Tagung der „Vereinigung der Dorfkirchenfreunde im Freistaat Sachsen“ statt. Es findet auch ein Besuch im Waldenburger Schloss statt.
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19.07.1933 – Abschrift Wahlvorschlag – Kennwort: Deutsche Christen. Für Ziegelheim: 1.Curt Glattfelder, Ingenieur / 2.Otto Mahn, Gutsbesitzer / 3.Arno Mahn, Gutsbesitzer / 4.Florus Börnichen, Gutsbesitzer / Für Uhlmannsdorf: 1.Florus Winter, Gutsbesitzer / 2.Paul Bauch, Gutsbesitzer / Für Niederarnsdorf: 1.Kurt Seifert, Gutsbesitzer. – Als Unterstützer erklären sich mit dem Wahlvorschlag einverstanden: Kurt Winter, Albert Hertzsch, Linus Knöfler, Horst Eichler, Kurt Fiedler, Reinhold Etzold, Julius Benndorf, Florus Schnabel, Erich Lehmann, Oswald Hertzsch, Alexander Hemmann, Arno Kramer. – Stempel der Ortsgruppe der NSDAP Ziegelheim.
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Der Führer Adolf Hitler ordnet für alle Evangelischen Kirchen für den 23.Juli 1933 Kirchenwahlen an. In Thüringen gewinnen die „Deutschen Christen“ rund 88% der Stimmen. Im Wieratal erreichen sie sogar 96,6% der Stimmen. Für die „Deutschen Christen“ ziehen als Abgeordnete und Vertreter des Wieratals in den Landeskirchentag ein: Schulrat Kurt Graichen (Niederwiera), Schulleiter Paul Schwadtke (Oberarnsdorf), Studienrat Dr. Wilhelm Bauer (Altenburg), Lehrer Kurt Thieme (Flemmingen), Lehrer Alfred Männel (Gieba), Bürgermeister und Bauer Kurt Trenkmann (Hinteruhlmannsdorf), Bauer Erwin Vogel (Heiersdorf) und Regierungsrat Siegfried Leffler (Weimar). (Dabei sind also 6 von 7 aus dem „Kreis der ersten Sieben“. Es fehlt Pfarrer Leutheuser, der amtswegen nicht wählbar ist. Siegfried Leffler derweil ab 1.6.33 als Regierungsrat und Verbindungsmann zwischen Staat und Kirche ins Thüringer Volksbildungsministerium gewechselt. – Referent für kirchliche Angelegenheiten, Jugendpflege und Jugenderziehung. Seine Verabschiedung in Niederwiera erfolgte Anfang Juni – die Altenburger Landeszeitung berichtet am Samstag, den 3.6.1933. Niederwiera`s Bürgermeister Kehrer trägt ihm am Abschiedsabend die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Niederwiera an, vom Gemeinderat beauftragt.)  
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23.07.1933 - Kirchenvorstandsneuwahl in der Parochie Ziegelheim. – Nachdem durch das Reichsgesetz über die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 14.07.1933 bestimmt worden ist, das am 23.Juli die Kirchenvorstände neu gewählt werden, hat der bisherige Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Pfarrer Ranft, als Beisitzer für den vorgeschriebenen Wahlausschuss, in dem er den Vorsitz inne hat, die drei Bürgermeister Wirt (Ziegelheim), Eichler (Uhlmannsdorf) und Seifert (Niederarnsdorf) sowie den Führer der nationalsozialistischen Ortsgruppe, Ingenieur Glattfelder, berufen. Der Wahlausschuss ist am 18.Juli abends 8 Uhr in Mehners Gasthof zu einer Sitzung zusammengekommen, in welcher die Wahlordnung des Landeskonsistoriums bekanntgegeben und besprochen wurde. Am 19.Juli wurde durch die Gemeindediener Haus für Haus zur Eintragung in die Wählerliste unter Einreichung von Wahlvorschlägen bis zum 20.7. nachmittags 3 Uhr im Pfarramt aufgefordert. – Neuanmeldungen zur Wählerliste erfolgten daraufhin 43. Ein einziger Wahlvorschlag mit dem Kennwort „Deutsche Christen“ wurde am 19.Juli mittags im Pfarramte eingereicht. Einwendungen gegen ihn hatte der Wahlausschuss nicht zu machen. – Gemäß der Bestimmung „Ist nur ein Wahlvorschlag eingereicht, so gelten die darauf Genannten als gewählt“, hat nunmehr die angesetzte Wahlhandlung auszufallen. – Die Gewählten sind folgende: Kurt Glattfelder, Ingenieur, Ziegelheim (amt. Ortsgruppenleiter der NSDAP!) / Otto Wirth, Bürgermeister Ziegelheim / Arno Mahn, Gutsbesitzer, Ziegelheim / Florus Börnichen, Gutsbesitzer, Ziegelheim / Florus Winter, Gutsbesitzer, Uhlmannsdorf / Paul Bauch, Gutsbesitzer, Uhlmannsdorf / Kurt Seifert, Bürgermeister Niederarnsdorf. – Sie haben die Wahl angenommen. ..Die Einführung der Gewählten findet im Gottesdienst am 30.Juli statt. – Annahme der Wahl am Beispiel Florus Winters, Uhlmannsdorf, den 26.Juli 1933: Hochgeehrter Herr Pfarrer! Hierdurch bestätige (ich) den Empfang Ihres Schreibens und erkläre mich bereit, das Amt eines Kirchenvorstehers zu übernehmen. Ich werde mich jederzeit bemühen, nach bestem Willen für das Wohl unserer Kirchgemeinde einzutreten und gedenke gleichzeitig damit dem großen Erneuerungswerk unseres Führers Adolf Hitlers einen gerechten Dienst zu erweisen. Mit Heil Hitler – Florus Winter.
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15.08.1933 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. Nachdem der Vorsitzende nach gesprochenem Gebet der infolge der Kirchenvorstandsneubildung ausgeschiedenen bisherigen Kirchenvorsteher Gutsbesitzer Oskar Mehner und (Versicherungs-)Agent Viktor Kühn in Ziegelheim, Gutsbesitzer Oskar Kröber in Uhlmannsdorf und Gutsbesitzer Oswin Speck in Heiersdorf (sächs.Anteil, Ziegelheimer Exklave), welch letzterer freiwillig sein Kirchenvorsteheramt niedergelegt hat, gedacht hat, begrüßt er due neuen Kirchenvorsteher Gutsbesitzer Arno Mahn und Gutsbesitzer Florus Börnichen in Ziegelheim und Florus Winter in Uhlmannsdorf und wünschte ihnen Gottes Segen für ihre verantwortungsvolle Mitarbeit an der großen Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Kirchgemeinde eine Pflanzstätte evangelischen christlichen Glaubens und Lebens sei. (Austausch des Vorstandes und Einsetzung von systemtreuen Parteimitgliedern.) – Tagesordnungspunkt 2: Der Kirchenvorstand wählt aus seiner Mitte Herrn Gutsbesitzer Paul Bauch nach §10 der Kirchgemeindeordnung zu seinem stellvertretenden Vorsitzenden. / Punkt 5: Das hiesige Erntedankfest soll so Gott will hier am 3.September gehalten werden. (Die Rede ist vom kirchlichen Erntedankfset, nicht vom „politischen“ Reichserntedankfest.) .. – Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Arno Mahn / Guido Mengel / Paul Bauch / Otto Wirth / Kurt Seifert / Florus Börnichen / Florus Winter.
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Das Erntedankfest am 1.10.33 in Ziegelheim. Das erste Deutsche Reichserntedankfest oder der Tag des deutschen Bauern wurde auch in unserem Orte in recht würdiger Weise gefeiert. Schon am frühen Morgen prankte reicher Flaggenschmuck an den Häusern. Die SA, Amtswalter und Jungvolk, sowie der Militärverein mit Spielmannszug  und die Schützen sammelten sich ½ 8 Uhr an Mehnerts Gasthof (Adams Hof) zum gemeinsamen Kirchgang, um an dem in der mit Blumen und Früchten schön geschmückten Kirche stattfindenden Festgottesdienst teilzunehmen. Ein besonderes Lob gebührt Frl. Helga Börnichen, welche: „Kein Hälmlein wächst auf Erden“ von Friedmann Bach in vorzüglicher Weise zu Gehör brachte. Eine Ehrung der im Weltkrieg gefallenen Helden schloß sich dem Gottesdienst an. Die Feier wurde vom Gesangverein unter der bewährten Leitung des Herrn Kantor Stenker mit dem Lied: „Das einsame Grab“ eingeleitet. Herr Pfarrer Ranft hielt gleich seiner Festpredigt eine ergreifende Ansprache, der der gemeinsame Gesang: „Das Wort sie sollen lassen stan“ folgte. Der Ortsgruppenführer der NSDAP Herr Kurt Glattfelder legte einen Kranz am Ehrenmal nieder und grüßte die gefallenen Helden, sowie die im Kampf um Deutschlands Erneuerung gefallenen SA- und Stahlhelmkameraden. Mit dem vom Gesangverein gesungenen Lied: „Ich hat einen Kameraden“ schloß die schlichte Feier. Am Nachmittag stellte ein in recht sinniger Weise zusammengestellter Festzug in Fiedlers (Webers) Gasthof, darstellend die 4 Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Der Zug, der von der SA begleitet wurde, setzte sich wie folgt zusammen: „Als Führer 2 Reiter, dann die Schulkinder, der hiesige Spielmannszug und die Stadtkapelle Waldenburg, diesen folgte ein Kutschwagen mit Herrn Amtshauptmann Freiherrn von Welck und Herrn Bürgermeister Wirth, anschließend die Dachdecker, Korbmacher, Zimmerer und Holzhacker, 1 Feldwagen mit Geräten, 1 Sämaschine, eine Gruppe Düngerstreuer mit ihren Mulen und die Kleesäer, ferner 1 Hackmaschine, 1 Jauchenwagen, 1 Düngerwagen und 1 Hackgruppe. Anschließend folgte eine Haumaschine, 1 Gruppe mit Rechen und Sensen, 1 Schwadenwender, 1 geladener Heuwagen, eine Erntegruppe mit Sensen und Sicheln, 1 Binder, 1 geladener Erntewagen, ein Handwagen mit einer geschmückten Kornpuppe, 1 Leiterwagen mit Ernteleuten, 1 Pferderechen und diesem folgten die Aehrenleser. Sehr schön war der Bäckerwagen mit den Back-Erzeugnissen und der Aufschrift: „Unser täglich Brot gib uns heute“. Selbst die Semmelfrau in Altenburger Tracht fehlte nicht darauf. Es schloß sich der Jungmädchenbund mit 2 Blumenwagen und einem Wagen mit verschiedenen Früchten an, dann folgten die Fleischer. Auch die Vesperträger mit ihren Körben und Schleifkannen waren vertreten. Dem Leiterwagen mit der NS-Frauenschaft, die eifrig beim Stricken war, folgte eine Anzahl Kuhherden, 1 Händlerwagen mit allerhand Früchten, ein Wagen mit Kartoffelsäcken und die Kartoffelleser. Dem Wagen, deren Insassen beim Kaffetrinken saßen, folgten die Kirmesgäste. Auch der Butterhandel war durch einen Händler mit Wagen und Hund vertreten. Dann folgte ein Wagen der Schmiede und Stellmacher, die Jäger, die Schützen mit den alten Armbrüsten, eine Gruppe Radfahrer, der Militärverein, eine Gruppe mit Dreschflegeln, Schneeschipper und der Weihnachtsmann Knecht Ruprecht. Den Schluß bildete ein Wagen, dessen Insassen eifrig beim Skatspielen waren. Bevor sich der Zug in Bewegung setzte, dankte der Leiter des ….. Winter allen Teilnehmern und wies auf (… die Bedeutung…) des Tages hin. Mit einem Sieg Heil schloß (…der…) Vortrag. Herr Kantor Stenker brachte mit den Schulkindern das Lied: „Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt“ ….en Sprechchor zu Gehör. Ferner wurde ein Gedicht: „Der Bauer“ sehr schön von Manfred Taubert vorgetragen. Nachdem sich der Festzug durch Ziegelheim, Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf bewegt hatte, wurde auf der Wiese hinter Fiedlers (Webers) Gasthof Aufstellung genommen. Herr Gutsbesitzer Paul Bauch begrüßte alle Anwesenden aufs herzlichste, insbesondere Herrn Amtshauptmann Freiherrn von Welck, und dankte für die restlose Beteiligung. Unter dem Motto: „Stadt und Land – Hand in Hand“ brachte er eine Kundgebung des Reichsministers Dr.Goebbels zur Kenntnis, und schloß mit einem Sieg Heil! auf Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Hitler. Der Ortsgruppenführer Herr Kurt Glattfelder brachte eine Kundgebung des Reichsernährungsministers Darree zur Kenntnis und dankte im Namen der Ortsgruppe der NSDAP allen Beteiligten aufs herzlichste und schloß mit einem 3fachen „Sieg Heil“. Nach dem gemeinsamen Gesang „Nun danket alle Gott“, des Deutschland-Liedes und des Horst-Wessel-Liedes wurde die Feier geschlossen. Ab 6 Uhr fand im Saale des Fiedlerschen (Webers) Gasthofes Radioübertragung der Rede des Führers statt, der sich ein echter deutscher Erntetanz anschloß, und die Besucher noch lange beisammen hielt.  
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21.12.1933 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit Gebet und trägt unter Punkt 1 – die letzte Fassung des Vereinigungsvertrages zwischen der Kirchgemeinde Ziegelheim, der Kirchgemeinde Franken und der Kirchgemeinde Schlagwitz vor. Diese letzte Fassung ist dem Bezirkskirchenamt Glauchau von dem Landeskirchenamt indessen zugestellt worden. Sie entspricht dem Entwurf, der dem hiesigen Kirchenvorstand bereits vorgelegen hat und genehmigt worden ist. Die jetzt vorliegende endgültige Fassung wird vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, nachdem Franken und Schlagwitz bereits unterschrieben hat, mitunterzeichnet werden.
1934
> Der Landeskirchenrat der Thüringer evangelischen Kirche, Eisenach am 27.01.1934: Wir ordnen an, dass aus Anlass der Wiederkehr der Machtübernahme durch den Volkskanzler Adolf Hitler alle kirchlichen Gebäude am 30.Januar zu beflaggen sind.
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Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 4 Uhr im Pfarramt. – Punkt 3: Auf das Gesuch des Gesangsvereins „Liederkranz“, der bei besonderen Gelegenheiten auch der Kirchgemeinde bei ihren Veranstaltungen uneigennützig gedient hat und dienen will, und weil er auch eine Art Kirchenchor in der hiesigen Kirchgemeinde bildet, (wird) eine Beihilfe von 20 RM jährlich zugebilligt; allerdings mit Vorbehalt und sofern es die Lage der Kirchkasse erlaubt.
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27.03.1934 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. – Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet und kurzes Wort über die gegenwärtigen Gefahren für die Evangelische Kirche durch die Deutsche Glaubensbewegung, ..
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16.07.1934 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in MehnersGasthof. Nach vorheriger vorschriftsmäßiger Einladung versammelten sich die Kirchenvorstandsmitglieder Paul Bauch, Otto Wirth, Arno Mahn, Guido Mengel, Florus Börnichen und Florus Winter. Kurt Seifert war wegen Familienfest entschuldigt. – Der stellvertretende Vorsitzende begrüßte die Anwesenden und wurde in die Beratung betreffs des Kirchendaches eingetreten. - Punkt 1: Zuerst wurde eine Zuschrift des Innungsmeisters der Dachdecker-Bezirksinnung-Glauchau, Herrn Obermeister Richard May, Meerane, vorgelesen. Worüber auch mit Herrn Schmiedel ..(als?) stellvertretender Vorsitzender (der Innung?) Rücksprache genommen worden war. Herr Schmiedel gab aber oben Genannten die Antwort, daß er die Ausführung mit dem besten Material und solid ausführen würde und auch noch etwas außer den Arbeitslohn verdienen würde. Es wurde in die Beratung eingetreten, wo mann nach längerer Aussprache die Bedachungsarbeiten dem Dachdecker Erich Schmiedel nach seinem Kostenanschlag überträgt. Herr Schmiedel verspricht obengenannten, auch noch die anderen Reparaturen mit unentgeldlich vorzunehmen am Schiff, die Esse jedoch unbestimmt. Der Obige (Kirchenvorstand) soll die Arbeiten (an der Esse) nach dem Kostenanschlag Herrn Schmiedel übertragen. – Sonstiges: „..außerdem sollen noch wegen den Bedachungsarbeiten an Schmiedel das Gutachten beim Ortsgruppenleiter eingeholt werden, welches geschehen ist und nichts einzuwenden hatte.“
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21.09.1934 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr in Mehners Gasthof. – Punkt 1: Am allgemeinen deutschen Erntetag, den 30.September, soll vormittags 9 Uhr ein Waldgottesdienst im Pfarrwald stattfinden. Der mit anwesende Propagandaleiter der NSDAP wird für allseitige Teilnahme der politischen Formationen sorgen. Die ganze übrige Gemeinde wird durch die Gemeindediener dazu eingeladen werden. Der Festumzug findet nachmittags statt. Die Kranzniederlegung am Kiregerdenkmal erfolgt im Anschluß an den Waldgottesdienst. Punkt 3: Eine Durchsicht aller des landeskirchlichen Gemeindeblattes ist ab 1.Oktober in jeder Haushaltung umzusetzen; ebenso der Anhang zum Gesangbuch. Deutsche Kirchenlieder!
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18.12.1934 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr im Pfarramt. Nach dem Heimgang des bisherigen Kirchrechnungsführers Herrn Versicherungsagent Viktor Kühn, spricht der Vorsitzende auch an dieser Stelle dem Verewigten den Dank des Kirchenvorstandes für die im Kirchlichen Dienst bewiesene Sorgfalt, auch im Kleinsten, aus. Der Entschlafene hat unter erschwerenden Umständen das ihm vor 7 Jahren in einstimmiger Wahl bewiesene Vertrauen voll und ganz gerechtfertigt. Infolge seiner längeren Krankheit war er außerstande, sein Tagebuch, die verschiedenen dienstlichen Journale und die letzte Jahresrechnung in den verschiedenen Kassen abzuschließen. Doch hat bereits ein vorläufiger Abschluß gezeigt, daß in der Kasse nichts fehlt, daß nur eine Anzahl noch nicht bezahlter Rechnungen vorliegt, die nicht erledigt werden konnten, weil das Kirchensteuerzahlen immer säumiger geworden ist. Wenn auch noch Nachtragungen und Abschlüsse in den Journalen und Jahresrechnungen eine Zeit in Anspruch nehmen, soll der neue Kirchkassierer doch ab 1.Januar 1935 als solcher tätig sein. Herr Arno Mahn weist auf Herrn Florus Winter hin; dieser will einem älteren Herrn aus dem Kirchenvorstand nicht vorgezogen werden. Da aber Herr Guido Mengel, auf den ebenfalls hingewiesen wird, um der Einigung willen ablehnt und Herr Florus Winter in diesem Fall das Amt annimmt, gilt er als gewählt, da ihm auch das Vertrauen allseitig entgegengebracht wird. ..Punkt 3: Die alte Truhe auf dem Kirchenboden soll nicht an das Heimatmuseum Waldenburg (leihweise, wie erbeten) überlassen werden, sondern baldigst in Stand gesetzt und in der Sakristei unserer Kirche aufgestellt werden.
1935
> Im Juni erstellt die Firma Alfred Schmeisser, Orgelbauer aus Rochlitz, einen Kostenanschlag für eine gründliche Orgelreinigung und -reparatur. Erstmals wird dabei ein Angebot für den Einbau eines Elektroventilator-Orgelgebläse "Ventus" erstellt. Eine Elektrifizierung kann aus finanziellen Gründen aber erst 1954 erfolgen.
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21.08.1935 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Mehnerschen Gasthofe. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet berichten der Vorsitzende und der Kirchenvorsteher Herr Florus Winter davon, daß nachdem in der letzten Sitzung von dem Rechte Gebrauch gemacht worden war, das christliche Erntefest am 1.September zu begehen, neuerdings von Seiten der politischen Kreisleitung auf den 6.Oktober als Reichserntefest hingewiesen worden ist, das auch vorherige örtliche Erntefeste beeinträchtigt werden könnte. Der Kirchenvorstand ändert seinen Beschluß von der vorigen Sitzung in dem Sinne, daß in der hiesigen Parochie kein örtliches Erntefet, sondern nur das Reichserntedankfest am 6.Oktober begangen werden solle.
1936
> Im Februar wird die Ziegelheimer Kirche auf Ersuchen der Brand-Versicherungskammer auf „Feuersgefahr usw. im Sinne der Verordnung vom 10.08.1909“ geprüft. Das Abschlußprotokoll vom 17.02.1936 weißt Pfarrer Ranft an, die folgend genannten Bedingungen bis 01.10.1936 umzusetzen, Punkt 2 bereits bis 31.03.1936 : 1. Es sind wenigstens 3 Handfeuerlöschapparate zu beschaffen und zwar 1 für das Schiff und je 1 für die beiderseitigen Emporen. / 2. Nach § 22 der erwähnten Verordnung ist die Blitzableiteranlage jährlich mindestens 1 mal prüfen zu lassen. / 3. Über der Lampe am Empore-Eingang ist die Schutzglocke anzubringen. / 4. Da das Kriegsmaterial (1915/1.WKr.) der Beleuchutngsanlage der Kirche für diese eine sich immer vergrößernde Gefahr bildet, ist im Sinne der Sicherheitsvorschriften des Verbandes Deutscher Elektrotechniker für Instandsetzung und Umgestaltung der Beleuchtungsanlage nach neuzeitlichen Grundsätzen über Feuersicherheit zu sorgen.
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20.04. – Der „Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche in Sachsen“ für das Jahr 1936 weist erstmals den Geburtstag Adolf Hitlers als „Adolf Hitlers Geburtstags-Beflaggungstag“ aus.
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26.04. – Pfarrer Lincke, Waldenburg, notiert in seinen Aufzeichnungen: Im Sächsischen Kirchenblatt Nr.32/1936, Spalte 513, unter „Kirchennachricht“ – „Bei der Kreistagung der Thüringischen Kirchenbewegung D.C. (Deutsche Christen) am 26.April diesen Jahres in Jena erklärte Bischof Obedreid (?): Wir werden das Alte Testament entfernen. Wir werden auch das Neue Testament kritisch untersuchen, ebenso wie irgendwelche … der Vergangenheit.“
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21.08.1936 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Mehnertschen Gasthof. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gibt es heute eine Besprechung des diesjährigen Erntedankfestes. Der Kirchenvorstand beschließt, wie die Nachbargemeinden, das örtliche Erntefest als „Erntepredigt“, wie es nach althergebrachter Vätersitte heißt, dies Jahr wieder zu begehen, mit Festgottesdienst nachmittags 2 Uhr und zwar am 13.September. Allerdings geschieht das unter der Voraussetzung, daß die ganze Parochie auch das Reichserntedankfest am 4.Oktober auf seine Art und Weise, wie der Führer es will, festlich begeht. Am 4.Oktober soll der Gottesdienst möglichst im Freien gehalten werden. Vorgelesen und genehmigt. Ranft, Pfarrer / Florus Winter / Florus Börnichen / Arno Mahn / Paul Bauch / Otto Wirth / Guido Mengel / Kurt Seifert.
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Im Oktober findet die 3.Reichstagung der Kirchenbewegung „Deutsche Christen“ in Eisenach statt. Dabei sind auch Wierataler beteiligt: So wird ein Grußwort des Hinteruhlmannsdorfer Bürgermeisters und Erbhofbauern Trenkmann verlesen – einem „Träger der Urzelle Deutschen Christentums“. Es wird ein Lied des Niederwieraer Pfarrers Adolf Daum (Lefflers Nachfolger 1934-38) gesungen: „Vorwärts, ihr Scharen!“ Regierungsrat Leffler  („Kreis der ersten Sieben“) hält einen Vortrag: „Kirche, Christentum und Bolschewismus.“
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29.10.1936 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 8 Uhr. Die Sitzung wird mit Gebet eröffnet. Punkt 1: Zum Kirchlichen Gemeinde- und Familienabend am Reformationsfest soll ein Eintrittsopfer (Unkostenbeitrag) von 10 Pfennig erhoben werden. Die 32 Mitglieder der Laienspielgruppe des Glauchauer Kirchenkreises, die am Abend das Laienspiel „Am offenen Tor“ aufführen, werden in erfreulicher Weise von den anwesenden Kirchenvorstehern und anderen wohlgesinnten Gemeindegliedern mittags, nachmittags und abends verpflegt werden. Punkt 2: Zum 100jährigen Jubiläum der Frankener Kirche ist auch der hiesige Kirchenvorstand eingeladen. Die hiesige Kirchgemeinde schenkt der Kirche zu Franken, welche vor 32 Jahren der hiesigen die versilberten Altarleuchter schenkte, ein neues Lesepult, welches der hiesige Tischlermeister Albert Hertzsch anfertigt.
> Am
6.12.1936 begeht in Webers Gasthofsaal der Christliche Frauendienst der Kirchgemeinde Ziegelheim seine 25-Jahrfeier. Dabei hält auch Herr Superintendent Linder aus Glauchau eine geistliche Ansprache. Zuvor erreichte folgendes Schreiben des Landesverbandes für christlichen Frauendienst in Sachsen (e.V.) die Ziegelheimer: 25 Jahre besteht der Frauendienst der Kirchgemeinde Ziegelheim! Das ist gewiß für die ganze Kirchgemeinde ein Anlaß zur Freude und ein Grund zu danken. Wir wissen nicht, was im Einzelnen in den 25 Jahren von dem bisherigen Frauenverein, von den früheren Persönlichkeiten und von den einzelnen Mitgliedern des Vereins geleistet worden ist. Wir sind aber gewiß, daß viele Frauen, viele Familien einen inneren Gewinn und vielfach wohl auch eine äußere Hilfe davon gehabt haben. Die Aufgaben sind auch in Zukunft groß und schwer. Der Frauendienst der Kirchgemeinde will Gemeinde bauen nach dem alten Wahlspruch: „Christus für die Frauen, die Frauen für Christus!“ Das ist der Dienst, für den wir uns alle mit unerschütterlichem Glauben und unerschrockenem Herzen hingeben. In diesem Dienst fühlen sich alle christlichen Frauendienste Sachsens innerlich verbunden. Denn wir brauchen eine geschlossene Front christlicher Frauenliebe gegenüber den Nöten unseres Volkes, der wirtschaftlichen Not und der Glaubensnot. Diese innere Verbundenheit hat schon seit 1907 ihren Ausdruck gefunden in der organisatorischen Zusammenfassung aller christlichen Frauendienste Sachsens im Landesverband für christlichen Frauendienst. Er und mit ihm und durch ihn all ca. 1200 Frauendienste entbieten Ihnen die herzlichsten Glückwünsche! Gott sei mit Ihnen und führe Sie zu neuem Glauben, zu neuer Liebe, zu neuer Tat in Kirche und Volk! Heil Hitler! – Kurz nach Neujahr 1937 wird vom Jubiläum berichtet: Aus den Kirchgemeinden Ziegelheim, Franken und Schlagwitz. Ehe das Jahr 1936 zu Ende ging, war es dem Christlichen Frauendienst der Kirchgemeinde Ziegelheim vergönnt, in einem großen, schön verlaufenen Gemeinde- und Familienabend die Feier ihres 25jährigen Bestehens zu begehen. Die Leiterin de Frauendienstes, Frau Pfarrer Ranft, konnte auch eine ansehnliche Anzahl von Frauen willkommen heißen, die aus den Kirchgemeinden Franken, Schlagwitz, Schwaben, Waldenburg und Glauchau erschienen waren. Die Sänger vom „Liederkranz Ziegelheim“ sangen die Hymne „Hör uns! Gott, Herr der Welt, dem sich alles beuget, gib unserm Bunde dein Gedeihn!“ Die Festgemeinde – der Weber`sche Gasthofsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt – stimte an: „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“, und Herr Oberkirchenrat Lindner (Glauchau) sprach eindringlich von der heiligen Pflicht christlichen Frauendienstes. Der Kurator, d.h. Mitsorger des Frauendienstes, Pfarrer Ranft, berichtete auf Grund der „Niederschriften“ über das, was der Frauendienst, früher „Frauenverein“, in 25 Jahren nach innen und nach außen gewirkt hat. Nicht nur die Stärkung und Bereicherung des Seelenlebens und der Anstoß zur Pflege der leiblichen Gesundheit gingen vom Frauendienst aus, sondern auch christliche Liebestätigkeit (über 5000 RM wurden von ihm in den 25 Jahren im Sinne der Inneren Mission verausgabt, die Liebesgaben an die Feldgrauen nicht eingerechnet). Aus dem Frauenverein wurde der „Frauendienst der Kirchgemeinde“, die kirchliche Frauenorganisation, die die geordnete kirchliche Frauenarbeit in der Kirchgemeinde zu leisten hat. Die echt deutsche Frau soll auch eine echt christliche Frau sein, die als vollverantwortliches Glied in Volk und Kirche mitwirkt. 177 Frauen haben sich bisher dem Frauendienst Ziegelheim zur Verfügung gestellt. Von ihnen sind heimgegangen: Marie Küchler, Alma Hertzsch, Anna Bauch, Eva Ahnert, Ida List, Emma Schmidt, Anna Bauer, Marie Mehner, Flora Kröber, Lina Meister, Anna Weber, Bertha Heinicke, Elsa Mengel, Alma Bauer, Anna Lungwitz, Pauline Kirsten, Therese Posern, Minna Schreier, Ottilie Weber, Helene Wunderlich, Lydia Stiller, Emma Küchler, Martha Glattfelder, Emilie Steinert, Anna Pfau, Bertha Redlich (Pfarrergattin), Agathe Benke (Pfarrergattin), Auguste Kramer, Anna Liebold, Martha Winter, Klara Vogel, Elisabeth Fiedler und Pauline Rüger. Die Versammlung gedachte dieser Heimgegangenen durch Erheben von den Plätzen, während der Redner ihnen einen Segensgruß nachsandte.  Amtshauptmann Freiherr von Welck (Glauchau) überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Glauchauer Kreisvereins für Innere Mission, von welchem im Frühjahr 1911 der Anstoß zur Gründung des Frauenvereins durch Pfarrer Redlich ausging. Frau Irma …mann (Franken) entbot unter Überreichung eines Buches die Glückwünsche des Frauendienstes der Kirchgemeinden Fraken und Schlagwitz mit den Worten: Ich gedenke sowohl der Verdienste, die sich der christliche Frauendienst durch seine rege Mitarbeit an der Linderung seelischer und wirtschaftlicher Not so mancher Gemeindeglieder erworben hat, als auch der Segnungen, die daraus der ganzen Kirchgemeinde erwachsen sind. Möge Ihr Wirken und Ihr Arbeiten in den nächsten 25 Jahren und darüber hinaus weiter unter Gottes Schutz und Fürsorge stehen und möge daraus viel Segen für Ihre Gemeinde erblühen! – Gratulant, ebenfalls mit einer Buchspende, war weiter Pfarrer Lincke für die Frauendienste Waldenburg und Schwaben. Ein Glückwunschschreiben hatte die frühere Leiterin des Frauendienstes, Frau Kantor Schmidt (Leipzig) übersandt. Im Gedenken an die segensreiche Arbeit des Frauendienstes an den Feldgrauen während der Kriegsjahre überreichte der Kameradschaftsführer der Kriegerkameradschaft Ziegelheim, A.Weber, ein Geschenk – Tischbanner mit einer Lutherrose und einem Hakenkreuz bestickt – mit besten Wünschen. Bürgermeister Wirth (Ziegelheim) übergab als Geschenk des örtlichen landwirtschaftlichen Vereins ein elektrisches Heizkissen zum Frauendienst an Kranken. Als Geschenk des Bundes deutscher Mädel (Ziegelheim) brachte Frl. M.Dietrich (Ziegelheim) ein Bild der Reichsfrauenführerin, Frau Scholtz-Klink. Einen Adventsleuchter schenkte Frau E.Pröhl (Franken) und ein sinniges Gedicht für diese Feierstunde Frau I.Lutz (Schwaben). Den Segensgruß des Bezirksverbandes und des Landesverbandes für christlichen Frauendienst in Sachsen brachte in Vertretung der erkrankten Bezirksverbandsleiterin Frau Pfarrer Schmidt (Hohenstein-Ernstthal, Hüttengrund) deren Gatte. Es heißt darin u.a.: Die Aufgaben sind auch in Zukunft groß und schwer. Der Frauendienst der Kirchgemeinde will Gemeinde bauen nach dem alten Wahlspruch: „Christus für die Frauen, die Frauen für Christus!“ Das ist der Dienst, für den wir uns alle mit unerschütterlichem Glauben und unerschrockenem Herzen hingeben. In diesem Dienst fühlen sich alle christlichen Frauendienste Sachsens innerlich verbunden. Denn wir brauchen eine geschlossene Front christlicher Frauenliebe gegenüber den Nöten unseres Volkes, der wirtschaftlichen Not und der Glaubensnot… Der Landesverband und mit ihm und durch ihn alle ca. 1200 Frauendienste Sachsens entbieten Ihnen die herzlichesten Glückwünsche. Gott sei mit Ihnen und führe Sie zu neuem Glauben, zu neuer Liebe, zu neuer Tat in Kirche und Volk! – 21 Frauen erhielten für 25jährige Mitgliedschaft die vom Landesverband, Bezirksverband und örtlichen Frauendienst unterzeichnete Anerkennungsurkunde: Elise Wirth, Hedwig Hollstein, Hedwig Hertzsch, Anna Mehner, Ida Mahn, Lina Kohl, Flora Bauch, Franziska Knöfler, Marie Hertzsch, Anna Börnichen, Hulda Götze, Elise Kirsch, Fanny Wirth, Martha Wirth, Pauline Ahnert, Anna Krause, Martha Thieme, Emilie Sittel, Therese Weber, Ida Herziger, Alma Stiller. In Anerkennung ihrer Treue als Kassiererin erhielt Frau P.Friedemann die „Strahlenbrosche“ des Frauendienstes. Mit dem Frauendienstlied und dem „Sieg-Heil!“ auf den Führer, auf das die Nationallieder folgten, schloß der erste Teil des Festabends. Nach der Kaffeepause und angeregter Plauderei boten jüngere Gemeindeglieder ein ernstes Laienspiel, das Adventsspiel „Gevatter Tod“. Dann erklangen, gemeinsam gesungen, unsere schönsten Adventslieder, unterbrochen von den alten Adventssprüchen, die die Frauendienstleiterin sprach, bis nach dem Abendsegen und dem gemeinsam gesprochenen Vaterunser die innige Adventsfeier schloß. Es war ein erhebend wunderbarer Eindruck, wie der mit Tannegrün und Tannengirlanden festlich von den Frauen selbst geschmückte Saal wirkte, als auf den weißgedeckten Tischen die Lichter der unzähligen Leuchter aufflammten.
1937
> 15.01.1937 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 7 Uhr. ..Punkt 3: Einen Feuerlöschapparat, wie die Amtshauptmannschaft für die hiesige Kirche 3 verlangt hat, stiftet der Kirchenvorsteher Herr Paul Bauch, Uhlmannsdorf. Der Kirchenvorstand nimmt das Geschenk mit großem Dank an.
> 28.04.1937 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. ..Die Instandsetzung der elektrischen Lichtanlage der Kirche ist nach eingegangenem Kostenanschlag (240 RM) an den Installateur Gumprecht, Oberwiera, vergeben worden. (Paul Bauch, der die Anlage einst gestiftet hatte, sponsert auch diese Instandsetzungskosten komplett.)
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27.10.1937 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends halb 7 Uhr in Webers Gasthof. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet verliest der Vorsitzende die vom Bezirkskirchenamt Glauchau an den hiesigen Kirchenvorstand gerichtete „Eilige Fristsache“, die Abbestellung des „Kirchlichen Gemeindeblattes“ betreffend, und die im Umschlag mitgesandte Verordnung des Ev.-luth. Landeskirchenamts Sachsens. – Nach längerer Aussprache stellt der Kirchenvorstand fest: 1.Das Kirchliche Gemeindeblatt ist für unser Kirchspile vom Pfarrer, der hier ganz selbständig vorgegangen ist, bestellt worden. Auch das in der 1.Nummer abgedruckte Einführungswort trägt nicht die Unterschrift des Kirchenvorstands, sondern des Pfarramts. Dementsprechend ist auch die Abbestellung des Blattes lediglich den Pfarrer erfolgt. 2.Der Pfarrer hat, um die innere Geschlossenheit unserer Kirchgemeinde zu erhalten, den Kirchenpolitischen Kampf von unserer Kirchgemeinde fernzuhalten gesucht. Gleichwohl sind es bereits 37 Familien, die das Kirchliche Gemeindeblatt ablehnen. 3.Unter diesen Umständen haben wir beschlossen, auch betreffs des Kirchlichen Gemeindeblattes das Inkrafttreten der doch wohl ganz nahe bevorstehenden Kirchlichen Neuordnung abzuwarten. Ranft, Pfarrer / Paul Bauch / Otto Wirth / Florus Börnichen. (Das „Kirchliche Gemeindeblatt“ war die Zeitung der „Bekennenden Kirche Sachsens“, die in Konkurrenz zu den „Deutschen Christen“ standen.)
1938
> Im „Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche in Sachsen“ für das Jahr 1938 taucht unter „Bestimmungen über Amtsgeschäfte – Verschiedenes“ unter Punkt 7 folgende Anweisung auf: In allen Angaben der Pfarrämter ist der Begriff Mischehe bei Ehen von Angehörigen verschiedener Konfessionen zu vermeiden und durch die Bezeichnung zu ersetzen: „Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Konfessionen.“ (Hintergrund: Im nationalsozialistischen Sprachgebrauch bedeutete „Mischehe“ die Ehe eines „deutschblütigen“ mit einem Juden, was als Rassenschande seit 15.09.1935 verboten war.)
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26.04.1938 – Notiz des Waldenburger Pfarrers Lincke: 18.35 Uhr Vereidigung auf den Führer in Glauchau.
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13.05.1938 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. Punkt 3: Für das Gelingen der Goldenen und Silbernen Konfirmation, die erstmalig in Ziegelheim nächsten Sonntag stattfindet, werden die Kirchenvorsteher sich tatkräftig mit einsetzen.
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Der „Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche in Sachsen“ für das Jahr 1939 teilt unter „Christliche Liebeswerke – Innere Mission“ u.a. folgendes mit: Der Evangelisch-lutherische Jungännerbund Sachsen (Ev.-luth. Jungmännerwerk) wurde auf staatliche Anordnung im Mai (1938) mit allen Unter- und Nebengliederungen aufgelöst und verboten. Sein Vermögen wurde ihm dabei für die Zwecke der Liquidation belassen. – Sehr schwierig gestaltete sich die Arbeit des Evangelisch-lutherischen Jungmädchenwerkes. Zwar ist der Reisedienst seiner Sekretärinnen fortgesetzt worden – aber Freizeiten und Treffen konnten nicht mehr abgehalten werden..
1939 > Veröffentlichung des Buches "Vom Wieratal ins Reich", geschrieben vom Flemminger Volksschullehrer Kurt Thieme (wird 1929 Ortsgruppenleiter der NSDAP im Wieratal, 1934Schulungsleiter im Volksdienst der Thüringer Evangelischen Kirche; er erhält 1936 das Goldene Ehrenabzeichen der NSDAP, ab 1940 mit der Dienstbezeichnung „Pfarrer“ als Mitarbeiter am „Entjudungsinstitut“ in Eisenach tätig). Es wird die Geschichte des 1928 gegründeten "Kreises der ersten Sieben" und der Gründung der "Deutschen Christen" erzählt. Mit Amtsantritt von Pfarrer Leutheuser in Flemmingen (1928) wird durch den „Kreis der ersten Sieben“ mit dem Aufbau des „Nationalsozialistischen Pfarrer- und Lehrerkreises des Wieratals“ begonnen. Die "ersten Sieben" sind der Flemminger Pfarrer Julius Leutheuser (wird zum 29.04.1933 Kirchenrat und Mitglied des Landeskirchenrats der Thüringer Evangelischen Kirche, ab 12.09.1933 Leiter des „Volksdienstes“ und Landesjugendpfarrer, 1937 Stellvertetender Leiter der Kirchenbewegung Deutsche Christen, zuständig für Propaganda ), der Niederwieraer Pfarrer Siegfried Leffler (seit 1937 Reichsgemeindeleiter der Kirchenbewegung Deutsche Christen, wird 1939 Leiter des „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ in Eisenach, kurz „Entjudungsinstitut“ genannt. Im September 1939 wird Leffler zum Wehrdienst eingezogen. 1934 und 1942 wird er für das Amt des Thüringer Landesbischofs „in Aussicht genommen“.), der Niederwieraer Volksschullehrer Kurt Graichen (seit 1931 Kreisleiter der NSDAP im Altenburger Land, wird 1933 Altenburger Schulrat, 1939 Berufung ins Thüringer Volksbildungsministerium ), der Oberarnsdorfer Volksschullehrer und Schulleiter Paul Schwadtke ("die große Saalschlacht von Niederhain" am 24.5.1930: Die einzige zur Verfügung stehende SA-Abteilung war der Sturm 7 in Altenburg, dem der inzwischen aufgebaute Trupp „Wieratal“ unter Leitung von Paul Schwadtke; er führt 1932 zum Gautag in Gera die Altenburger SA als Sturmbannführer, ab 1940 SA-Standortführer Altenburg und Liederdichter der Bewegung, Mitarbeiter am „Entjudungsinstitut“ in Eisenach), der Giebaer Lehrer und Kantor Alfred Männel (1934 Schulungsleiter im Volksdienst der Thüringer Evangelischen Kirche, ab 1940 mit der Dienstbezeichnung „Pfarrer“ als Mitarbeiter am „Entjudungsinstitut“ in Eisenach tätig) und der Altenburger Studienrat am Gymnasium Dr. Wilhelm Bauer (ab 1940 Mitarbeiter am "Entjudungsinstitut" in Eisenach). - Im "Kreis der ersten Sieben" ist der Ursprung der Tragödie Hinteruhlmannsdorfs zu suchen, welches als Zentrum des "Braunen Wieratals" nach dem Krieg als Sündenbock im Kreis Altenburg herhalten mußte. Das Seitengebäude des Gutes von Kurt Trenkmann (Bürgermeister und Unterstützer) wurde als Strafe um eine Etage herabgesetzt und 1950 der Ort mit Heiersdorf zusammengelegt und in Engertsdorf umbenannt, nach dem 1945 hingerichteten Kommunisten und Antifaschisten Otto Engert aus dem Altenburger Land.
> 16.04.1939 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr im Pfarramt. – Punkt 2: Die Kaffeestunde am Sonntag, dem 7.Mai, anlässlich der Diamantenen, Goldenen und Silbernen Konfirmationsfeier nachmittags nach dem vom Kirchenchor St.Georgen (Glauchau?) in der hiesigen Kirche aufgeführten Kirchenkonzert soll in Webers Gasthofsaal veranstaltet werden. Dem Kirchenchor soll empfohlen werden, zu Mittag und zum Kaffeetrinken in Oehmigens Gasthof sich niederzulassen. Punkt 3: Die verrosteten Eisenteile an dem Kirchturm sollen von Schlossermeister Stiller fachmännisch instand gesetzt werden. ..
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13.09.1939 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr in Webers Gasthof. Punkt 1: Nach Rücksprache des Propagandaleiters unserer Gemeinde mit dem Kreispropagandaleiter liegt kein Bedenken dagegen vor, daß am nächsten Sonntag, nachmittags 2 Uhr, die herkömmliche „Erntepredigt“ gehalten wird, die bei uns wie in den Nachbargemeinden altes Brauchtum ist (eigentlich gemeint ist das Erntedankfest).
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Der eigentliche Bußtag – Mittwoch, der 22.11.1939 – wird durch folgende amtliche Mitteilung in der Tagespresse verschoben: „Der dem deutschen Volke aufgezwungene Kampf nötigt zur Anspannung aller Kräfte. Aus diesem Grunde wird in diesem Jahre der auf Mittwoch, den 22.November, fallende Bußtag auf Sonntag, den 26.November, verlegt.“
1940
> Der „Amtskalender für evangelisch-lutherische Geistliche in Sachsen“ für das Jahr 1940 teilt unter „Christliche Liebeswerke – Innere Mission“ u.a. folgendes mit: Im Laufe des Sommers (1939) stellten die Bahnhofsmissionen auf den größeren Bahnhöfen ihren Dienst ein, da seitens der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) dort allein noch Bahnhofsdienst getan werden soll. Vorausichtlich wird auch auf den übrigen Bahnhöfen die Bahnhofsmissionsarbeit mit Ablauf des Jahres aufhören. Es sei auch an dieser Stelle dankbar hervorgehoben, welch wertvollen Dienst die Bahnhofsmissionen unserem Volke durch Jahrzehnte hindurch getan haben. – Aufgelöst wurde der Reichsverband Evangelischer Frauen- und Mädchengruppen „Wort und Werk“. Zugleich wurde auch die Auflösung der Landesverbände und Ortsgruppen angeordnet. Ihr Vermögen (darunter besonders die beiden Arbeiterinnenheime in Dresden) wurde in die Vermögensverwaltung der Deutschen Arbeitsfront (DAF) überführt..
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Bereits Anfang Mai dieses Jahres werden im gesamten Reich die bronzenen Kirchenglocken erfasst, darunter auch die der Ziegelheimer Kirche. Damit wird eine Metallreserve erschlossen, im Laufe des Krieges werden unzählige Kirchenglocken zum Einschmelzen abgeliefert. Der Ziegelheimer Kirchenvorstand, insbesondere Pfarrer Ranft kämpfen um den Verbleib in Ziegelheim. Bereits im 1.Wk. drohte das selbe Schicksal. Mit einem Gutachten, das Kulturgut bescheinigte, konnte 1917 die Ablieferung verhindert werden. Man versucht sich 1940 auch auf dieses (leider nicht mehr auffindbare) Gutachten zu berufen, jedoch vergeblich. Es gelten andere Kriterien. Aber Papierkrieg und andere Kniffe helfen, die Ablieferung zu verschleppen.
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„Aus der Kirchgemeinde“ – Zum „Muttertag“ (19.5.1940), den unsere Gemeinden schon seit Jahren auch kirchlich gefeiert haben, wurde wieder einigen Müttern das vom Führer und Reichskanzler gestiftete „Ehrenkreuz der deutschen Mutter“ verliehen, diese „Auszeichnung für Verdienste deutscher Mütter um das deutsche Volk“, dieses „sichtbare Zeichen des Dankes des deutschen Volkes an kinderreiche Mütter“ (wie es in der Satzung und Verordnung des Führers heißt). Es erfüllt uns alle mit großer Genugtuung, daß in unseren 3 Kirchgemeinden (Ziegelheim, Franken, Schlagwitz) bis jetzt nicht weniger als 102 Mütter diese Ehrung empfangen konnten (viele haben sie nicht mehr erlebt; manche haben den Antrag noch nicht gestellt). Es erhielten bereits in Ziegelheim, Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf – 18 Mütter (von 8 und mehr Kindern) das goldene Ehrenkreuz: Anna Lange (Z.), Emilie Härtel (Z.), Hulda Albrecht (Z.), Lina Werner (Z.), Pauline Fiedler (Z.), Lina Dietze (Z.), Pauline Ahnert (Z.), Marie Wildenhain (U.), Martha Wirth (Z.), Ida Herziger (Z.), Laura Bauch (Z.), Adele Wildenhain (U.), Martha Müller (Z.), Lina Eibisch (Z.), Elly Posern (Z.), Elsa Quellmalz (Z.), Martha Welker (Z.), Wally Wildenhain (Z.); - 17 Mütter (von 6 und 7 Kindern) das silberne Ehrenkreuz: Bertha Petzold (N.), Emilie Sittel (Z.), Emma Liebing (Z.), Emma Gleitsmann (Z.), Hulda Teichmann (Z.), Sidonie Weber (Z.), Selma Kertzscher (Z.), Hulda Götze (Z.), Ida Gräfe (U.), Milda Schuster (U.), Gertrud Ranft (Z.), Amanda Pochert (Z.), Linda Röhrlein (Z.), Elsa Kramer (Z.), Ella Gerth (Z.), Elsa Große (Z.), Hulda Dietrich (Z.); - 52 Mütter (von 4 und 5 Kindern) das bronzene Ehrenkreuz: Albine Müller (U.), Vroni Knöfler (U.), Emma Rauschenbach (U.), Milda Winter (U.), Therese Weber (Z.), Lina Schmidt (Z.), Liddy Scheibe (Z.), Selma Steinbach (Z.), Elsa Gerth (Z.), Marie Rauschenbach (Z.), Therese Döhler (U.), Martha Kunze (U.), Linda Eichler (U.), Elsa Heinig (U.), Erna Weber (U.), Paula Hertzsch (U.), Frieda Hofmann (U.), Albine Rabe (Z.), Hilde Winter (Z.), Ida Wildenhain (Z.), Gertrud Teichmann (Z.), Flora Schnabel (Z.), Gerda Schaarschmidt (Z.), Martha Seidel (Z.), Elsa Oehmigen (Z.), Frieda Pobig (Z.), Selma Pfeil (Z.), Emma Müller (Z.), Elsa Meßner (Z.), Linda List (Z.), Martha Lindl (Z.), Elsa Krause (Z.), Toni Kreuz (Z.), Martha Heinze (Z.), Helene Heinze (Z.), Selma Giehle (Z.), Emma Fiedler (Z.), Milda Börnichen (Z.), Lydia Börngen (Z.), Martha Benndorf (Z.), Olga Albrecht (Z.), Anna Thieme (Z.), Livia Schmidt (Z.), Lina Porstmann (Z.), Pauline Dietrich (Z.), Hedwig Hertzsch (Z.), Bertha Drischmann (Z.), Elsa Börnichen (N.), Helene Schmidt (N.), Helene Klöser (N.), Elsa Wiegner (N.), Elsa Rauschenbach (N.);
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28.05.1940 – Heimatgruß ins Feld: Ihr lieben Kameraden! – Aus den Feldpostkarten, die von einigen unter Euch bereits aus Holland und Belgien, ja, wohl auch schon aus Nordostfrankreich bei uns eintrafen, klingt die ganze Hochstimmung, in der nun auch unsere Westarmee seit dem 10.Mai marschiert, angreift, stürmt, auch die stärksten Festungen erobert, Holland bezwingt, auch die Maginotlinie überwältigt, bis zur Kanalküste vorstößt, Calais nimmt und bereits auch die belgische Armee bis zu ihrer Kapitulation niederringt. Ihr wißt es wie wir: Mit doesem schweren Entscheidungskampf für die Freiheit, für die Lebensrechte unseres Volkes wird der Beginn einer neuen Epoche der Geschichte erkämpft, und Ihr könnt sagen: „Wir sind dabei gewesen!“ – Ergriffen danken wir Euch allen, die Ihr heldenmütig kämpft oder sonst im Kriegsdienst steht. Wir danken dem Führer. Wir danken Gott. Er helfe uns durch großen, völligen Endsieg über die Plutokratie zum Frieden. Unsere Herzen sind bei Euch. – Seid in innerster Verbundenheit gegrüßt von – Eurer Heimatgemeinde und Eurem Pfarrer Ranft.
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Ab Anfang Juli tauchen in Pfarrer Lincke`s (Waldenburg) Notizen Dienste in den Lazaretten Oberschule Waldenburg und Schloss Waldenburg auf, ebenso ein DRK-Konzert.
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9.07.1940 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung 20.30 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gibt der Vorsitzende 1. bekannt, daß Herr Kantor Stenker nach den ergangenen Richtlinien ab 1.8.1940 als Hauptlehrer, der er geworden ist, den Kantordienst nicht mehr führen kann, wie er schriftlich mitteilt. Der Kirchenvorstand beschließt, Herrn Reinhold Schaarschmidt zu fragen, ob er ab 1.8. das Orgelspiel und den Choralunterricht mit den Kindern übernehmen will. Die Sache der Dienstwohnung des Kantors und die Sache der Vergütung soll vom Kreiskirchenamt geregelt werden. 2. Die Blitzableitungsprüfung an Kirche und Pfarrer soll umgehend durch einen Prüfer aus Glauchau vorgenommen werden, der vom Bauamt des Landrats erfragt werden soll. 3. Die Doppelfenster der Pfarre sollen von Maler Nitzsche gestrichen werden; er soll sich äußern, ob er das gute Material dazu noch hat.
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Das eigentlich am Donnerstag, dem 31.10.1940 stattfindende Reformationsfest wurde laut Notiz des Waldenburger Pfarrers Lincke „ohne Begründung durch staatliche Stellen auf den 3.November (Sonntag) verlegt.“
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20.11.1940 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung abends 8 Uhr (Sommerzeit) in Webers Gasthof. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gibt der Vorsitzende 1. bekannt, was nach der in der Nacht vom 4. zum 5. November durch Orkan angerichteten Verwüstung im Fichtenbestand unseres Pfarrwaldes bis jetzt unternommen worden ist. Die Aufräumung und Ausbringung und der .. Holzverkauf wird nach Anweisung des Forstamts Stollberg unter Aufsicht des Oberförsters Musil (?) vor sich gehen. Dem Waldaufseher Benndorf werden ein paar polnische Gefangene beigegeben werden zu den Arbeiten im Wald. 2. Die Reparaturen auf dem Kirchendach werden dem Dachdeckermeister Max Adam, die auf den Pfarrgutsdächern dem Dachdeckermeister Erich Schmiedel übertragen. Als Bauvorhaben sind mit Bauanzeige in den Haushaltsplan 1940/41 auch die von Schlossermeister William Reinhardt, Glauchau, aufgestellten Verbesserungs- und Erweiterungsarbeiten an der Blitzschutzanlage auf Kirche und Pfarrgebäuden eingesetzt.
1941
> Januar 1941 – Kirchenblatt: Heimatgruß ins Feld. – Ihr lieben Kameraden! Der große Gruß- und Geschenk- und Glückwunsch-Austausch zu Weihnacht und Neujahr war für Front und Heinat von neuem der beste Beweis ihrer tiefen Verbundenheit. Heimatpost und Feldpost haben dabei viel geleistet, und wir möchten ihnen an dieser Stelle für ihren unermüdlich treuen Dienst einmal besonders danken. Auch im neuen Jahre werdet Ihr in weiter Ferne, in West und Ost, Nord und Süd, mit Euren Gedanken bei uns sein, wie auch unsre Gedanken immer wieder zu Euch hinausgehen. Nicht gering ist die Freude hier in der Heimat, so oft ein Urlauber bei uns eintrifft oder ein Bild von Euch oder ein Brief, der uns sagt, daß Ihr wohlauf und guten Mutes seid und daß jeder mit Überzeugung seine Pflicht tut für den Endkampf. Auch wir in der Heimat bleiben, jeder auf seinem Posten, willig und opferfreudig in der Erfüllung der Aufgaben, die uns gestellt sind, bis der Feind, der mit uns nicht Frieden haben wollte, niedergerungen und eine gerechte Ordnung gesichert ist. Gott wolle unser aller Gebet erfüllen: Herrgott, Du mußt zu allen Dingen, soll`s anders wohlgelingen, selbst geben Segen, Rat und Tat! Gott schütze Euch an Leib und Seele! Seid alle herzlich gegrüßt von Eurer Heimatgemeinde und Eurem Pfarrer Ranft. Heil Hitler!
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März 1941 – Kirchenblatt – Heimatgruß ins Feld: Ihr lieben Kameraden! Der große Gruß- und Geschenk- und Glückwunsch-Austausch zu Weihnacht und Neujahr war für die Front und Heimat von neuem der beste Beweis ihrer tiefen Verbundenheit. Heimatpost und Feldpost haben dabei viel geleistet, und wir möchten ihnen an dieser Stelle für ihren unermüdlich treuen Dienst einmal besonders danken. Auch im neuen Jahre werdet Ihr in weiter Ferne, in West und Ost, Nord und Süd, mit Euren Gedanken bei uns sein, wie auch unsre Gedanken immer wieder zu Euch hinausgehen. Nicht gering ist die Freude hier in der Heimat, so oft ein Urlauber bei uns eintrifft oder ein Bild von Euch oder ein Brief, der uns sagt, daß Ihr wohlauf und guten Mutes seid und daß jeder mit Überzeugung seine Pflicht tut für den Endkampf. Auch wir in der Heimat bleiben, jeder auf seinem Posten, willig und opferfreudig in der Erfüllung der Aufgaben, die uns gestellt sind, bis der Feind, der mit uns nicht Frieden haben wollte, niedergerungen und eine gerechte Ordnung gesichert ist. Gott wolle unser aller Gebet erfüllen: Hergott, Du mußt zu allen Dingen, soll`s anders wohlgelingen, selbst geben Segen, Rat und Tat! – Gott schütze Euch an Leib und Seele! Seid alle herzlich gegrüßt von Eurer Heimatgemeinde und Eurem Pfarrer Ranft. – Heil Hitler!
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4.04.1941 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, 20 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet wird zuerst der diesjährige Holzverkauf im Pfarrwald besprochen. Infolge des starken Windbruchs in der Nacht vom 4. Zum 5. November 1940 ist der Holzeinschlag diesmal ganz besonders stark geworden. Der Revierförster Fleischer, Waldenburg, hat den Verkauf nach den jetzigen gesetzlichen Bestimungen nach jeder Hinsicht gründlich voramtet (?). Als Käufer kommen nur Kirchgemeindeglieder in Betracht. .. / Nachdem Herr Kantor Stenker sich durch seine vorgesetzte Behörde veranlaßt sieht, den Kirchendienst endgültig niederzulegen, wird nochmals an Herrn Schaarschmidt herangetreten werden, ob er bereit ist, bei einer Vergütung in Höhe von 3 RM für die einzelne Dienstleistung den Kirchenmusikalischen Dienst in unserer Kirchgemeinde zu übernehmen. / Die Pfarrgutsdächer sollen sobald als möglich, durch Herrn Ernst Drischmann aufs nötigste instandgesetzt werden. .. / Der Stundenlohn für die polnischen Gefangenen, die im Pfarrwald mit gearbeitet haben, soll 40 Reichspfennige betragen. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Paul Bauch / Kurt Seifert / Arno Mahn / Otto Wirth / Florus Börnichen / Florus Winter / Guido Mengel.
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20.05.1941 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, 20.30 Uhr in Webers Gasthof. Der stellvertredende Vorsitzende Paul Bauch eröffnete die Sitzung. Fehlend war Guido Mengel. Punkt 1: Das Schreiben von dem in Urlaub abwesenden Pfarrer Ranft und Herrn William Reinhardt, Schlossermeister in Glauchau, wird bekannt gegeben. – Hierzu wird nach längerer Aussprache beschlossen, das Ausheben eines Grabens zwecks Legens der Erdleitung um die Kirche zu vertagen, da während der Kriegszeit niemand da ist, der den Graben aushebt. – Die Blitzableitung mit Spitze soll geprüft werden, ob sie noch in Ordnung ist, und soll Herr Reinhardt in Glauchau benachrichtigt werden. Punkt 2: Die Umsetzung des Kachelofens im Wohnzimmer der Pfarre wird genehmigt.
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28.07.1941 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, abends 9 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet verliest der Vorsitzende zunächst das auf einem Zettel niedergeschriebene Protokoll der letzten Sitzung, das ins Protokollbuch übertragen worden ist. Tagesordnungspunkt 1: Durch das politische Amt in der Ortsgruppe der NSDAP haben sich die Kirchenvorsteher Paul Bauch, Arno Mahn und Florus Winter gezwungen gesehen, ihr Amt als Kirchenvorsteher niederzulegen, da die Parteileitung sie gezwungen hat, nunmehr zwischen ihrem politischen Amt und kirchlichem Amt zu wählen. Es findet eine Aussprache statt, welche etwa als Ersatzmänner in Aussiht genommen werden könnten. Punkt 2: Das Fahrholz aus dem Pfarrholz wird demnächst durch die Zugmaschine des Raiffeisenvereins in die Papierfabrik Crossen gefahren werden. Punkt 5: Zum Schluß bleibt dem Vorsitzenden die ihm nicht leicht werdente Aufgabe, den ausscheidenden Mitgliedern den Dank der Kirchgemeinde auszusprechen, Herrn Bauer Paul Bauch, der seit dem Jahre 1912 dem Kirchenvorstand angehört und der seit 1931 stellvertretender Vorsitzender gewesen. Er, der während des (1.) Welt-Krieges der Ziegelheimer Kirche die elektrische Beleuchtungsanlage geschenkt und ihr auch sonst uneigennützige Hilfsdienste erwiesen hat und der das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden gewissenhaft verwaltet hat, und der Herrn Bauer Arno Mahn, Ziegelheim, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten war, und schließlich Herr Bauer Florus Winter, Uhlmannsdorf, der seit Anfang 1935 das Amt des Kirchenkassierers mit großer Gewissenhaftigkeit und Umsicht bekleidet hat. Er muß das Kassierer-Amt am 30.September d.J. abgeben. Der Vorsitzende spricht den Wunsch aus, daß die Genannten, wenn nicht mehr im Kirchenvorstand, so doch als Kirchenmitglieder ihr Treuegelübde der Kirche und Kirchgemeinde gegenüber allzeit halten möchten. – Entschuldigt fehlt Herr Guido Mengel. Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Florus Winter / Arno Mahn / Paul Bauch / Florus Börnichen / Kurt Seifert
1942
> Eine seit ca. 1900 nicht mehr genutzte 26,5kg-schwere bronzene Uhrschlagglocke fällt der Metallspende zum Opfer und wird abgegeben. Sie befindet sich am 9.Januar 1942 auf dem Waldenburger Bauhof und soll beim nächsten Glockentransport weitergeleitet werden.
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12.Januar 1942 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, abends 8 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet teilt der Vorsitzende mit daß 1. das Ev.-luth. Landeskirchenamt den Bauer Albert Petzold in Uhlmannsdorf als Mitglied des Kirchenvorstandes zu Ziegelheim berufen hat. Herr Petzold, dessen politische Zuverlässigkeit hat nachgewiesen werden können, hat die Berufung angenommen und wird heute mit besten Segenswünschen für eine gesegnete Amtsführung in den Kirchenvorstand eingeführt und herzlich begrüßt. Punkt 2: Das Landeskirchenamt soll gebeten werden, noch Herrn Stellmachermeister Otto Kertzscher als Vertreter von Uhlmannsdorf in den Kirchenvorstand zu berufen. Punkt 3: An Stelle des ausgeschiedenen Bauers Paul Bauch in Uhlmannsdorf wird Herr Otto Wirth, Ziegelheim, zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes gewählt. Punkt 4: Der Kirchenvorstand nimmt Kenntnis von der Stellungnahme des zuständigen ev.-luth. Kreiskirchenamtes Chemnitz zum Rücktritt des bisherigen Kirchkassenverwalters und Kirchrechnungsführers Florus Winter. Punkt 6: Vom gegenwärtigen Stand der Glockenablieferungsangelegenheit wird Kenntnis genommen. Von der Ablieferung im Notfall sind die mittlere und die kleine befreit, die große grundsätzlich nicht.
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Vom 3.9.1942 datiert folgende Verordnung des Landeskirchenrates der Thüringer evangelischen Kirche aus Eisenach: Betrifft Verwendung nationalsozialistischer Symbole durch konfessionelle Gemeinschaften. – Wir veranlassen die Pfarrämter auf Grund eines Ersuchens der zuständigen staatlichen Stelle, Hakenkreuzfahnen, die sich im Inneren kichlicher Räume befinden, sofort aus diesen zu entfernen und in Zukunft nationalsozialistische Symbole in keiner Form mehr in Kirchenräumen zu zeigen. Es ist den Pfarrämtern auch nicht gestattet, Kränze mit Hakenkreuzschleifen in kirchlichen Räumen oder nationalsozialistische Symbole und Lieder bei Gottesdiensten und sonstigen zu verwenden. Eine Kanzelabkündigung der ergangenen Anweisung ist ausdrücklich verboten. Diese Anweisung richtet sich nur an die Pfarrer. Von jeder Erörterung der staatlicherseits getroffenen Maßnahme ist demnach selbstverständlich abzusehen. (Das die nationalsozialistischen Machthaber von der Anbiederung der Deutschen Christen, welche die besseren Nationalsozialisten sein wollten, gar nicht begeistert sind, zeigt oben genanntes Schreiben, das geheim zu halten ist..)
1943
> .. „in den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges“ kamen Katholiken aus Westfalen und dem Rheinland, die durch den Bombenkrieg ihre Wohnung verloren hatten, auch nach Waldenburg. Für sie wurde an jedem zweiten Sonntag in der Kapelle des Waldenburger Schlosses vom Glauchauer Pfarrer Gottesdienst gefeiert. Ab 1945 kam dann der große Zustrom von Menschen aus dem Osten, vor allem aus Schlesien, zunächst Flüchtlinge, dann Heimatvertriebene, so dass am nun regelmäßigen Sonntagsgottesdienst über 100 Gläubige teilnahmen. Als im Schloss die Kommandantur der sowjetischen Besatzungsmacht eingerichtet wurde (Juni ?), durfte dort der Gottesdienst nicht mehr stattfinden. Er wurde nun an den Sonn- und Feiertagen in der Friedhofskapelle der Oberstadt gefeiert. Weil die Zahl der katholischen Christen weiter angewachsen ist und die Friedhofskapelle zu klein ist, wird ab 1948 der Sonntagsgottesdienst in der St.Bartholomäus-Kirche gefeiert. Inzwischen ist auch auf den umliegenden Dörfern (Callenberg, Remse, Oberwiera und Ziegelheim) regelmäßiger Gottesdienst eingerichtet worden.
1944
> 13.02.1944 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, 15.30 Uhr im Pfarramt. Tagesordnungspunkt 2: Auf Benndorfs Dienstkündigung für 31.März 1944 hin, beschließt der Kirchenvorstand, in Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand von jetzt ab, bis sich bei Kriegsschluß ein voller Ersatz für Benndorf findet, das Grabmachen, das Benndorf in jedem Fall einem anderen Mann übertragen kann.. Punkt 3: Auf den Kirchboden .. soll aus Luftschutzgründen Sand geschafft werden. Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Kurt Seifert / Florus Börnichen / Guido Mengel / Albert Petzold / Otto Kertscher.
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17.03.1944 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung nachmittags 5 Uhr im Pfarramt. Nach Eröffnung der Sitzung auf Gebet, teilt der Vorsitzende mit, daß die Kirchenvorsteher Mengel und Kertscher entschuldigt sind. Punkt 3: Mit Genugtuung wird Kenntnis daran genommen, daß der Glöckner Benndorf sich bereit erklärt hat, seinen Dienst unter den ihm angekündigten günstigeren Bedingungen bis 30. September weiterzuführern. Es soll ihm in Ansehung seines Alters und seiner Schonungsbedürftigkeit dafür der Dank der Kirchgemeinde ausgesprochen werden.
> Mit Datum 23.Juni findet sich in den Kirchenunterlagen ein handschriftliches Konzept zum Meldebogen für Orgeln. Bis Kriegsende ist aber kein Versuch, Orgelpfeifen zu beschlagnahmen, nachweisbar.
Die Ursache mag sein, das die im 1.Weltkrieg abgegebenen und eingeschmolzenen Zinn-Pfeifen in den 1920er Jahren nur durch Zink-Pfeifen mit Alu-Bronze-Überzug ersetzt wurden und so für die Industrie (noch) uninteressant sind.
> Am Sonntag, 1.10.1944 Erntedankfest in Uhlmannsdorf, auf dem Hof des Bauern Ewald Hertzsch. Es ist das letzte Fest unter NSDAP-Führung ("Reichserntedankfest"). Der Hof ist reich geschmückt und mit uniformierten Menschen überfüllt. (Die Glauchauer Zeitung berichtet am Montag, 2.10.44: ..daß der gestrige Sonntag ganz im Zeichen des Erntedankes stand. Dieser jährliche Erntedanktag, der nun schon Tradition ist und an dem sich Altes und Neues aufs schönste verbindet, bewies auch im 6.Kriegsjahr seine tiefste Berechtigung. Nicht eine geräuschvolle Feier ist freilich im Kriege das äußere Merkmal dieses deutschen Feiertages, wohl aber das besinnliche Zusammensein der Menschen, die ein langes aber schweres Jahr dem Boden abgerungen haben, was er ihnen und damit dem deutschen Volke gab. So waren die örtlichen Erntedankfeiern auch im Kreis Glauchau bescheiden in ihrer äußeren Form, desto inniger aber in ihrer schlichten Art. In allen kam bewußt oder unbewußt der Dank zum Ausdruck, den ein ganzes Volk sich seinem Bauerntum schuldig weiß. Einen zweiten Bericht liefert folgende Notiz: Auf einem Gutshof. – Es war eine Erntefeier, die wieder eine besondere Note hatte. Die Teilnehmer hatten sich im Weberschen Gast- und Gutshof in Ziegelheim gesammelt. Von hier aus ging es im geschlossenen Zug mit schmetternder Musik nach dem Gutshof des Erbhofbauern Pg Hertzsch in Uhlmannsdorf, einem der ältesten Erbhöfe des Kreises Glauchau, der seit dem Jahre 1643 ohne Unterbrechung jeweils vom Vater auf den Sohn übergegangen ist. Hier war das Innere des Hofes festlich geschmückt. Das Rot der Hakenkreuzfahnen leuchtete rundum an den Mauern. In der Mitte des Hofes stand reifes Korn in gelben Bündeln und auf Tafeln lag in einer schönen Auswahl das Beste von dem, was die heimatliche Erde gegeben hatte. Dann erklang festliche Musik der Orchesterschüler. Ihr folgte das stille Gedenken an die Gefallenen, Worte des Bekenntnisses und gemeinsame Lieder. Dann ergriff der Kreisbauernführer, Pg Schumann, vom geschmückten Ernetwagen aus das Wort. Er sprach von der Mühe und Sorge des Landmannes um die Ernte, von seiner hohen Verpflichtung, die Volksernährung zu sichern, aber auch voll Stolz vom Wissen um den Fleiß des Bauern und den Erfolg seines Schaffens für Front und Heimat. Mit dem Versprechen namens der Bauern des Kreises Glauchau zu weiterem höchsten Einsatz, übergab der Kreisbauernführer schönem Brauche gemäß sodann die Erntekrone dem Kreisleiter. – Dann sprach Kreisleiter Oberreichsleiter Dr. Welcker. Er erinnerte daran, wie der Führer den alten Erntefestbrauch zu einer Sache des ganzen deutschen Volkes gemacht hat, und wie durch ihn Stadt und Land wieder näher zusammengerückt sind. Wohl sei dieser Tag unter den Kriegsverhältnissen in seine äußeren Rahmen bescheidener geworden, an Bedeutung aber habe er eher zugenommen, nachdem heute jedem klar ist, welche Aufgabe dem deutschen Landvolk im Schicksalskampf unseres Volkes gestellt ist. Vom Kampf des einzelnen deutschen Bauern um die Scholle zum großen Kampf des gesamten Volkes um seine äußere Freiheit, spannte sodann der Kreisleiter den Bogen. So wenig der kanadische Flieger, der deutsche Bauern bei friedlicher Arbeit auf dem Felde ermordet, vom Sinn deutschen Lebens, vom deutschen Herz un dvom deutschen Bauerntum weiß, so wenig weiß es der Feind der östlichen Steppe. Zwei Welten stehen sich gegenüber: in der unseren der Mensch als höchstes Gut, bei den anderen der Materialismus als Herrscher über Mensch und Boden! Und so geht es in diesem Kampf für den deutschen Bauern auch darum, wer über seine Ernte befinden soll – der Jude in Neuyork und London oder die Gemeinschaft des deutschen Volkes und damit letztlich er selbst. – Der Wert der Arbeit des deutschen Bauerntums gerade im gegenwärtigen Kampf um unsere Freiheit aber ist gekennzeichnet von der Anerkennung des Führers. Dieser Arbeit gilt der Dank des ganzen deutschen Volkes. Dieser Dank wurde gestern für das Landvolk des Kreises Glauchau durch den Kreisleiter symbolisch zusammengesetzt in einer Auszeichnung des Kreisbauernführers durch den Führer, die der Kreisleiter überreichte. – Für Treue in der Arbeit wurden am gestrigen Tage im Kreis Glauchau außerdem noch 47 Landarbeiter geehrt, von denen eine große Zahl mehr als 25 und einer sogar mehr als 40 Jahre ihre Pflicht beim gleichen Bauern erfüllten. Weiterhin wurden vier Leistungsurkunden für Erfolge im Leistungswettbewerb für Gemüse- und Obstbau verliehen. – Abschließend appelierte der Kreisleiter an alle zu höchstem und letzten Einsatz. Der deutsche Bauer müsse für Front und Heimat die Ernährung sichern, es gelte also wie nur möglich die Leistung noch zu steigern und die Ablieferungsmengen zu erhöhen. Besonders appelierte hierbei der Kreisleiter an jene Volksgenossen, die bei den Bauern unseres Kreises gastbereite Unterkunft gefunden haben, nach besten Kräften mitzuhelfen und mitzuarbeiten für das Wohl unseres Volkes und damit für ihr eigenes Wohl. Mit einem Blick auf die kämpfende Front und den Führer schloß der Kreisleiter seine Ausführungen. – In geschlossenem Zuge ging es nach der Feierstunde zum Ehrenmal Ziegelheim. Hier wurde die Erntekrone in sinnvoller Weise durch den Kreisleiter den gefallenen Helden übereignet.
1945
> 19.05. – Himmelfahrt läuten nach langer Zeit wieder mal die Glocken. Es ist wieder Kirche. – Tagebuch der Frieda Pobig.
> 4.11.1945 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung im Pfarramt. Tagesordnungspunkt 1: Rücktritt des Glöckners Benndorf aus Altersgründen. Punkt 2: Einrichtung eines kirchlichen Religionsunterrichtes in hiesiger Kirchgemeinde ab Januar 1946. Punkt 3: Kirchdachreparatur.
> Für Montag, den 5.11.45 wird zur „Großen Einwohnerversammlung“ um 20 Uhr in Webers Gasthof in Ziegelheim aufgerufen durch Pfarrer Ranft für die Kirchgemeinde, Bürgermeister Giehle (KPD) und W.Großmann für die Ortsgruppe der KPD. Im Gasthof sollen die Genossen Pyttlik (KPD) und Richter (SPD) zum Thema „Aktion der Volkssolidarität“ sprechen.
1946 > 13.01.1946 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, 3 Uhr nachmittags beim Kirchenvorsteher Otto Wirth. Punkt 1: Der kirchliche Religionsunterricht, den die hiesige Kirchgemeinde erteilen lassen muß, hat Frl. Margarete Ranft , wissenschaftliche Lehrerin a.D. aus Dresden, begonnen. Punkt 2: Frau Else Hertzsch wird das „Kirchliche Notopfer“, mindestens 3 Reichsmark von jedem Kirchenmitglied über 18 Jahre, im Auftrage der Kirchgemeinde einheben. (Eine weitere Sitzung ist am 31.März 1946 nachgewiesen, über den Inhalt ist nichts bekannt. Erst ab 28.09.1947 sind wieder Sitzungsinhalte überliefert.)
1947 > 28.09.1947 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, ½ 11 Uhr in der Sakristei. Sitzung des neugewählten Kirchenvorstandes. Nachdem am 17.August 7 weltliche Kirchenvorsteher von den Wahlberechtigten der Kirchgemeinde gewählt worden sind, treten sie heute zusammen, um die nach der Wahlordnung erforderliche, im hiesigen Regulativ vorgesehene Zuwahl von 2 Kirchgemeindegliedern vorzunehmen. Der Vorsitzende verliest die einschlagende Bestimmung und schlägt vor: Herrn Guido Mengel und Herrn Oskar Böhme, ersteren als bewährtes langjähriges Kirchenvorstandsmitglied, letzterer als Verteter der Angestellten der Kirchgemeinde. Beide haben für den Fall ihrer Wahl die erforderliche Erklärung unterschrieben und gelten als gewählt. Vorgelesen und unterschrieben. Ranft, Pfarrer / Florus Börnichen / Kurt Seifert / Paul Simon / Dr.Heinrich Seyler / Charlotte Fiedler / Heinz Müller
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27.12.1947 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung. Punkt 1: ..an Stelle des ausgeschiedenen Kirchenvorstehers Otto Wirth wird Herr Guido Mengel einstimmig gewählt.
1948 > 25.07.1948 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung. Punkt 1: Nach Eröffnung der Sitzung durch Gebet gibt der Vorsitzende Aufschluß über durch die Währungsreform entstandene schlimme Lage auch der hiesigen Kirchkasse. Danach müssen alle Bauvorhaben bis auf weiteres eingestellt werden. Nur der Pfarrlehnsgartenzaun soll aufs notdürftigste repariert werden. / Punkt 4: Dr.Seyler berichtete über das Kirchliche Männerwerk, wie es in den Kirchgemeinden ganz Deutschlands immer mehr aufkommt. Er weist auf die Monatszeitschrift „Kirche und Mann“ hin und verliest auf Bitte des Pfarrers den Brief der evangelischen Bischöfe der Ostzone an den Marschall der sowjetischen Militäradministration bezüglich der Unabhängigkeit der Kirche in politischen Fragen vom Staat.
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14.11.1948 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung. Tagesordnungspunkt 7: Der kürzlich geschehene Baumfrevel durch Kinder, die mit Beilen den Pfarrwald verwüstet haben, erfordert Melding an die Polizeibehörde, die gebilligt wird.
1949
> 3.03.1949 – Pfarrer Edmund Johannes Ranft stirbt in Ziegelheim nach 29 ½ jähriger Amtszeit. Sein Nachfolger im Amt wird ab 2.10.1949 (bis Ostern 1955) Theodor Friedrich Thermann.
> Im Juli wird der Kirchenvorstand Ziegelheim vom Landeskirchenamt Dresden angewiesen, sein Kircharchiv durch eine sachkundige Kraft, welche durch die Gemeinde zu entschädigen ist, einer Neuordnung zu unterziehen. Grund ist ein Mängelbericht des Archivpflegers Dr.Streller von der Superintendentur Glauchau, welcher nach Dresden gesandt wurde. (
Es ist ähnliches aus anderen Kirchgemeinden überliefert. Es ist anzunehmen, das zu diesem Zeitpunkt die Bestände „gesäubert“ wurden und Spuren aus der NS-Zeit, sowie der „Deutsche-Christen-Zeit“ beseitigt wurden. Im Waldenburger Pfarrarchiv, das mehrere ehemals selbstständige Kirchgemeinden umfasst, fehlen entsprechende Unterlagen heute völlig.)
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11.07.1949 – Gemeinsame Sitzung der Kirchenvorstände von Ziegelheim und Schlagwitz mit Franken unter Leitung des Waldenburger Pfarrers Lincke. Punkt 1: Für die erledigte Pfarrstelle hatte das Landeskirchenamt zwei Pfarrer vorgeschlagen. Ein Bewerber sagte seine Gastpredigt wegen Erkrankung seiner Frau kurzfrisitg ab. Pfarrer Thermann hielt seine Gastpredigt am 10.Juli in Ziegelheim und in Schlagwitz zugleich mit für Franken. Die Kirchenvorstände beschliessen einstimmig, Herrn Pfarrer Thermann zu wählen. / Punkt 2 a) Herr Pfarrer Thermann ist bereit, die Wahl anzunehmen. Es folgt daraus, das Frau Pfarrer Ranft (Witwe) und die Familie Seyler eine andere Wohnung bekommen. Die Kirchenvorstände stimmen dem einstimmig – bei Stimmenthaltung des Herrn Dr.Seyler – zu. / b) Herr Mengel wird beauftragt, sich mit der politischen Gemeinde in Verbindung zu setzten und diese zu veranlassen, für Frau Pfarrer Ranft baldigst eine Wohnung zu beschaffen. / c) Das Pfarrhaus soll renoviert werden, dabei sollen die Wünsche des neuen Pfarrers berücksichtigt werden.
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22.11.1949 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung, 17 Uhr, Sitzung im Pfarramt. Punkt 2: Pfarramtsübernahme. Pfarrer Thermann dankt dem Kirchenvorstand für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Er legt die Schwierigkeiten dar, die mit der Übernahme des Pfarramtes verbunden sind. Er verspricht seine Kraft für die Arbeit in der Gemeinde einzusetzen. Er bittet die Kirchenvorstände, ihn hierbei  - besonders was den inneren Aufbau betrifft (Kirchgang! Gebetsgemeinschaft!) – freudig zu unterstützen. Er dankt den Kirchenvorständen, die sich in der Vakanzzeit für Gemeinde und Pfarrhausrenovierung eingesetzt haben. Besonderer Dank gilt Herrn Guido Mengel für seine Worte zum Einweisungsgottesdienst.
1950
> 19.01.1950 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung – Punkt 6: Pfarrwald. Beim Holzverkauf möchten Flüchtlinge und alte Leute berücksichtigt werden. Die Aufforstung soll das Forstamt selbst vornehmen. Julius Benndorf legt sein Amt aus Altersgründen als Waldaufseher nieder. Als Nachfolger wird sein Sohn Max Benndorf vorgeschlagen.
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23.04.1950 – Niederschrift im Ziegelheimer Kirchenvorstands-Protokollbuch: Aus Anlass des vom Landeskirchenamt zur Verlesung bestimmten Hirtenbriefes – die „materialistische Weltanschauung betreffend“ – und der damit verbundenen Vorgänge (Erscheinen des Bürgermeisters Knöfler und eines Ziegelheimer Mitgliedes der „Nationalen Front“ in der Wohnung des Pfarrers am Sonntag, 23.4.50, früh 8.40 Uhr – also 20 Minuten vor Gottesdienstbeginn – bei der der Ortsgeistliche unter Vorlage eines amtlichen Schreibens „verwarnt“ wurde), wurden vom Unterzeichnetenam selben Tage die Kirchenvorstände zu einer vertraulichen Besprechung und brüderlichen Aussprache zusammengerufen. Es wurde der Hirtenbrief nochmals zur Kenntnis gebracht bzw. verlesen. Bei der offenen und im brüderlichen Geist verlaufenen Aussprache zeigte nicht nur Einmütigkeit, sondern innere Geschlossenheit. Mit Gebet wurde die 20.30 Uhr eröffnete Zusammenkunft gegen 22 Uhr geschlossen. Charlotte Fiedler / Paul Simon / Florus Börnichen / Kurt Seifert / Oskar Böhme / Heinz Müller / Guido Mengel / Thermann, Pfarrer.
1952
> Mit dem 1.September endet die Zugehörigkeit Ziegelheims zum Kreis Glauchau. Ab sofort gehört Ziegelheim zum Kreis Altenburg und damit nicht mehr zu Sachsen, sondern zu Thüringen. Mit dem 1.September werden die Dörfer Hinteruhlmannsdorf und Heiersdorf zusammengelegt und in Engertsdorf umbenannt. Hinteruhlmannsdorf gehörte bis dahin (seit 1553) behördlich zu Langenleuba-Niederhain und kirchlich zu Frohnsdorf, somit also zum Herzogtum Altenburg, bzw. später zu Thüringen. Heiersdorf gehörte bis dahin (seit 1553) behördlich und kirchlich zu Niederwiera, somit also ebenso zum Herzogtum Altenburg, bzw. zu Thüringen. Das externe Speck`sche Gut in Heiersdorf gehörte dagegen zu Ziegelheim und somit behördlich zu Glauchau, kirchlich zu Ziegelheim, also zu Sachsen. Kirchlich blieben sich die Engertsdorfer Bürger treu: die ehem. Heiersdorfer gehen noch heute in die Niederwieraer, bzw. heute in die Oberwieraer Kirche, die ehem. Hinteruhlmannsdorfer in die Frohnsdorfer Kirche. Eine Ausnahme sei erwähnt- die wenigen Katholiken aus Engertsdorf, sämtlich ehem. Kriegsvertriebene des 2. Weltkriegs, welche sich als Neubauern ansiedelten, nutzen bis in die 1970er Jahre die Ziegelheimer Kirche.
> 29.11.1952 – Ziegelheimer Kirchenvorstandssitzung – Punkt 4: Die politische Gemeinde (Blockausschuss) hat nunmehr endlich in die Verpachtung des an der Schule angrenzenden Gartens (zur Zeit in Nutzung Lehrer Kirschke) eingewilligt und damit nach mühsamen Verhandlungen das klare Eigentumsrecht der Kirche anerkannt. ..Unterschriften: Thermann, Pfarrer / Guido Mengel / Florus Börnichen / Paul Simon.
1953
> Im Dezember Ausführung der Elektro-Installationsarbeiten für das künftige Orgelgebläse durch Elektromeister Haas aus Ziegelheim und Anschluß der Kraftstromleitung durch die VEB Energieverteilung Zwickau, Betriebsstelle Glauchau, an das Netz.
1954
> Vom 24. bis 26.Mai wird durch die Firma Gebrüder Jehmlich, Dresden, ein Elektro-Ventilator für das Orgelwerk eingebaut. Am 18.Dezember kann nach dreiwöchiger Arbeit die Orgelinstandsetzung durch die Firma Gebrüder Jehmlich aus Dresden beendet werden.
1955
> Franz-Heinrich Brand ist bis 1964 Pfarrer zu Ziegelheim.
1958
> Die Große und die Mittlere Glocke erhalten einen Sprung.
1959
> Abnahme der Großen und der Mittleren Glocke. Beide werden zur Glockengießerei Schilling nach Apolda transportiert. Die Große Glocke wird geschweißt, springt erneut und wird daraufhin komplett neu gegossen. Das defekte Original kommt ins Apoldaer Museum und ist heut verschollen. Die Mittlere Glocke wird eingeschmolzen und aus dem Originalmaterial neugegossen. Sie galt als nicht reparabel.
1960
> Aufzug der Großen und der Kleinen Glocke mit anschließender Glockenweihe.
1964
> Erhard Schönfeld ist bis 1985 der letzte in Ziegelheim wohnhafte und nur für Ziegelheim (mit Filialkirchen Franken und Schlagwitz) zuständige Pfarrer. Zwischen 1975 und 1976 wird er krankheitsbedingt durch den Ephoralvikar Pfarrer Johannes Schindler aus Waldenburg vertreten.
1978
> Reparaturarbeiten am Kirchturm (Kirchturm komplett eingerüstet).
1986
> Nach Pfarrer Schönfeld`s Emeritierung wird die Kirchgemeinde Ziegelheim von Oberwiera aus durch Pfarrer Friedrich Lach (bis 1989) mitversorgt. Die Ziegelheimer Filialkirchen Franken und Schlagwitz kommen zur St.Bartholomäus-Kirchgemeinde Waldenburg (Pfarrer Matthias Brand).
1987
> Im Kirchturm wird unterhalb des Glockenbodens ein Stahlträger eingezogen.
1989
> Im Sommer Pfarrerwechsel in Oberwiera. Bis 1998 amtiert nun Pfarrer Theodor Dutschmann und ist auch für Ziegelheim zuständig.
1994
> Am 12.Oktober weilt Superintendent Böhme zu einer Visitation in der Kirchgemeinde Ziegelheim. In Folge dieser beschließt der Kirchenvorstand (Bekanntgabe im Gemeindeblatt Nr.3/1995 –April-), dass die Kirchgemeinde Ziegelheim weiterhin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens zugehörig bleibt. So bleibt die Mitverwaltung von Oberwiera aus bestehen. Alternative wäre ein Wechsel zur Landeskirche Thüringen mit pfarramtlicher Betreuung von Ehrenhain aus gewesen. In diesem Jahr tritt Pfarrer Ulrich Oertel sein Amt in der St.Bartholomäus-Kirchgemeinde Waldenburg an.
1995
> Im Herbst wird die Ziegelheimer Kirchturmuhr umgerüstet. Nun sorgt eine Funkzeituhr für hohe Ganggenauigkeit.
1997
> Ein Schreiben des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege vom 8.Juli beinhaltet die Eintragung „Wehranlage Burgberg Ziegelheim, betroffene Liegenschaft: Gemarkung Ziegelheim, Flur1, Flurstück 105/3“ (Flurstück der ehemaligen Pfarre, jetzt Gemeindezentrum) ins Denkmalbuch. Es handle sich um ein schutzwürdiges Denkmal, welches den Bestimmungen des Thüringer Denkmalschutzgesetzes unterliegt.
1998
> Die Kirchgemeinde Ziegelheim wird Teil des Kirchspiels Waldenburg. Die Kirchgemeinden Waldenburg St.Bartholomäus, Schwaben/Dürrenuhlsdorf, Schlagwitz/Franken und Ziegelheim sind weiter selbstständig, teilen sich aber einen Pfarrer. Im November werden die schon seit längerer Zeit notwendigen Dacharbeiten an der Ziegelheimer Kirche mit einer Teileindeckung beendet. Das Dach wurde gemäß Vorschrift der Denkmalschutzbehörde in einer altdeutschen Schiefereindeckung mit Thüringer Schiefer aus Lehesten von der Dachdeckerfirma Winter aus Ziegelheim eingedeckt. Ein vor Jahren aufgrund Baufälligkeit abgerissenes Türmchen am Nebeneingang unterhalb der Kirchturmuhr wurde von selbiger Firma originalgetreu wieder aufgebaut. Die Spitze erhielt zum Gedenken eine Kupferkugel aufgesetzt. In dieser befinden sich ein Schriftstück über die durchgeführten Dachdeckungsarbeiten an der Kirche, verschiedene Münzen der aktuellen Währung (DM) und eine Tageszeitung vom 6.November 1998.
1999
> Ab 1.Januar 1999 bis 31.Mai 2007 ist Pfarrer Ulrich Oertel auch für Ziegelheim zuständig.  Am 1.Juni beginnt der 2.Bauabschnitt zur Dachinstandsetzung der Ziegelheimer Kirche. Pfarrer Oertel weiht in diesem Jahr die neu angeschaffte wertvolle Vereinsfahne des Feuerwehrverein Ziegelheim 1901e.V. öffentlich.
2000
> Am 19.November, dem Volkstrauertag, wird im Rahmen einer von Pfarrer Oertel durchgeführten Gedenkfeier für die Opfer von Gewalt und Krieg eine Gedenktafel für die Gefallenen des 2.Weltkrieges an der Kirche enthüllt. Die Gedenktafel fertigte der Ehrenhainer Steinmetz Andreas Edel aus Porphyr für einen Betrag von 2.011,-DM, von denen 1000,-DM die Gemeinde Ziegelheim und den Rest die Kirchgemeinde spendeten.
2003
> Am 14.September wird anlässlich des Tages des offenen Denkmals zum Besuch der Kirche eingeladen. Anschließend kommt es in der ehemaligen Schule zu einer Versteigerung alter Schulutensilien.
2004
> Am 5.Juni lädt die Ziegelheimer Kirchgemeinde zum Sommerfest mit einer Versteigerung zugunsten der Kirche. Vom 24. bis 26.September lädt der Ziegelheimer Kirchenvorstand zu Musiktagen in die St.-Marien-Kirche. Neben Musik kommt es am Samstag, den 25.September zur Weihe der instandgesetzten Orgel. Am Sonntag, den 26.September wird außerdem Erntedankfest gefeiert.
2006
> Das Kirchspiel Waldenburg fusioniert zur vereinigten Kirchgemeinde Waldenburg St.Bartholomäus mit den Orten Waldenburg, Franken, Schlagwitz, Schwaben, Dürrenuhlsdorf und Ziegelheim. Gleichzeitig wird eine Schwesterkirchverbindung zwischen Waldenburg St.Bartholomäus, Waldenburg Luther und Langenchursdorf/Langenberg gegründet. Die dafür notwendige 2.Pfarrstelle besteht in Langenchursdorf.
2007
> Am 31.Mai endet eine 14jährige Dienstzeit des auch für Ziegelheim (seit Januar 1999) zuständigen Pfarrers Ulrich Oertel in Waldenburg. Es beginnt eine Zeit der Vakanz, ein neuer Pfarrer ist nicht in Sicht. Vakanzvertreter wird der Langenchursdorfer Pfarrer Wolfgang Strobel. Es ist nicht sicher, ob im Rahmen der Strukturveränderungen und Einsparungen innerhalb der Sächsischen Landeskirche die Stelle überhaupt wieder besetzt wird. Am Sonntag, dem 9.September, finden anlässlich des „Tages des offenen Denkmals 2007“ unter anderem auch in der Ziegelheimer St.-Marien-Kirche Führungen statt. Zudem wird ein Konzert veranstaltet. Am 13.Dezember findet um 19.00Uhr in der Ziegelheimer St.Marien Kirche ein Weihnachtskonzert statt. Unter der Leitung von Frau Dagmar Hanf musizieren der Gesangverein Lichtenstein e.V. und der Kammerchor des Europäischen Gymnasiums Waldenburg. Am 24.12. findet neben dem alljährlichen Krippenspiel zum ersten Mal die Aufführung eines Erwachsenen-Krippenspieles 23.00Uhr statt. Die Kirche platzt aus allen Nähten, ca. 270-280 Besucher lauschen den Worten von Pfarrer Schmiedel, Chemnitz (der die Weihnachtsgottesdienste übernommen hat) und der Laien-Schauspieler.
2008
> Am 9.November tritt Ulrich Becker sein Amt als Pfarrer der St.Bartholomäus-Kirchgemeinde Waldenburg an und beendet damit auch für Ziegelheim die Vakanzzeit. Am Donnertsag, dem 3.Juli kommt es nachmittags zu einem heftigen Gewitter, welches keine Wasserschäden bringt, trotz einiger wasserreicher Regen- und Hagelgüsse. Die Schäden verursachen an diesem Tag heftige Blitzeinschläge im Ortskern. 16.40 Uhr schlägt ein Blitz in den Kirchturm ein, die Uhr bleibt tagelang stehen, der Blitzableiter zeigt aus Richtung Nirkendorf kommend, eine Schieflage an. Mehrere Haushalte im Thiergarten haben Elektronikschäden (TV und PC) zu verzeichnen, selbst der im Tale wohnende Chronist hatte mehrere Stromströße aus leeren Steckdosen zu verzeichnen, das Telefon fiel kurzzeitig aus. Am 11.August wird auch das Zeigerwerk der Ziegelheimer Kirchturmuhr repariert, das seit dem 3.Juli (Blitzeinschlag) stand. Die Uhr und das Schlagwerk funktionierten schon eine Weile wieder, die Zeiger hingegen standen wochenlang auf 12.00Uhr. Am 14.September findet die Kirchenvorstandswahl 2008 der St.-Bartholomäus-Kirchgemeinde Waldenburg statt. Kandidaten der Gemeinde Ziegelheim sind dabei Frau Anke Wirth und Herr Heiko Rüger. Weiterhin finden im Rahmen des "Tages des offenen Denkmals" die "2.Ziegelheimer Begegnungen" in der Kirche und um die Alte Schule mit Konzert, Wein und Musik statt.
2009
> Am 29.Juni Abnahme des Turmknopfes samt Wetterfahne. Am 2.Juli öffentliche Öffnung des Turmknopfes vor der Kirche. Am 13.September Ausstellung des Knopfinhaltes und der vom Chronisten gefertigten Abschriften und Übersetzungen in der Kirche.
2015
> Im Herbst beginnen Sanierungsarbeiten an der südlichen Außenfassade der Kirche. Im Spätherbst werden die drei südseitigen Buntglas-Fenster des Chores ausgebaut und zur Instandsetzung nach Weimar gebracht. Die Fensteröffnungen werden zwischenzeitlich mit Hartfaserplatten verschlossen.
> Dezember:
Die gegenwärtig laufende Baumaßnahme an der Ziegelheimer Kirche umfasst die Fassadensanierung auf der Südseite und die Instandsetzung von drei Buntglasfenstern. Dazu wurde im September das Baugerüst errichtet und der Altputz abgeschlagen.
Besondere Aufmerksamkeit erfordern die schadhaften Porphyrteile an den Pfeilern. Die Steinrestaurierungsfirma Muth (Zwickau) hat die Schäden zunächst dokumentiert. Auf dieser Grundlage werden in der Werkstatt die Neuteile angefertigt. Schrittweise werden die Neuteile eingebaut. Solange die Wetterbedingungen es zulassen, soll auch im Winter weiter gearbeitet werden.
Beim Ausstemmen der schadhaften Teile fiel auf, dass einige Lagerfugen nicht sauber vermörtelt waren. Das kann zu Statikproblemen führen. Deshalb musste flüssiger Mörtel untergespritzt werden.
Die drei Buntglasfenster wurden ausgebaut und in eine Fachwerkstatt in Weimar transportiert, wo sie zur Zeit instandgesetzt werden. Die Fensteröffnungen wurden provisorisch mit Hartfaserplatten verschlossen.

2016
> In der zweiten Februarhälfte wurden durch die Firma Kraus die neuen Schutzverglasungen an der Südseite eingesetzt. Witterungsbedingt konnten diese allerdings noch nicht eingeputzt werden, es war einfach zu kalt. Durch die Schutzverglasung sollen die wertvollen Bleiglasfenster von 1903/04 künftig vor extremen Wetterschwankungen aber auch vor physischer Gewalt von außen geschützt werden.
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Am 29.März konnte die Weimarer Firma Kraus die äußeren Schutzverglasungen einputzen. Der Tag wurde außerdem für letzte Vorbereitungen für den Wiedereinbau der historischen Bleiglasfenster genutzt.
> April:
Am Montag, dem 4.April, war es dann so weit: Das historische Glas erreichte wieder Ziegelheim. Von früh bis spät wurden die alten Fenster nun Stück für Stück wieder zusammengesetzt. Die innen an der Schutzverglasung angebrachten Halterungen dienen als Aufnahmen für die Bleischienen, die wiederum die einzelnen Buntglasteile zusammenhalten. Abschließend wurden am Abend noch Schutzgitter von außen an die Schutzverglasung angebracht. Am 7.April erfolgte die Abnahme der Buntglasfenster durch die Architektin Frau Scholz. Am 8.April wurde das Gerüst im Inneren der Kirche komplett abgebaut. Die drei restaurierten Buntglasfenster können jetzt wieder ihre ganze Pracht entfalten. Nicht unerwähnt darf die fortschreitende Arbeit der Zwickauer Steinrestauratoren bleiben, die längst dabei sind, die im Winter gefertigten neuen Porphyrplatten an den Stützpfeilern einzusetzen. Noch kann man gut die neuen Teile erkennen, die mit kleinen Holzkeilen "auf Abstand" gehalten werden.
> Mai:
Die Arbeiten der Zwickauer Restaurierungsfirma schritten auch im Mai voran, viele neugefertigte Puzzleteile aus Porphyr wurden an den Stützpfeilern eingesetzt. In den kommenden Wochen sollen diese Arbeiten nun unterbrochen werden, um einer Putzfirma das Aufbringen von Außenputz, jeweils zwischen den Stützpfeilern zu ermöglichen.
> Juni:
Ab 27.6. wurden Fenster, Grabtafeln und Stützpfeiler abgeklebt.
> Juli:
Die Putzarbeiten gehen in großen Schritten voran. Der aufgebrachte Feinputz ist zu erkennen. Auch die Steinrestauratoren setzten ihre Arbeiten fort. Weitere Schadstellen wurden ausgebessert. Erkennbar sind auch die Verfugungen der neuen Porphyrteile an den Stützpfeilern.
> September:
Der Sommer 2016 brachte für die an den Bauarbeiten beteiligten Firmen eine dicke Überraschung: Geld alle - Einstellung der Bauarbeiten ! Am überraschtesten erschien die Putzfirma, welche nicht begreifen konnte, daß sie ihre Arbeit im eingerüsteten Bereich nicht beenden konnte. Am deutlichsten erkennbar ist dies am Südportal. Auf Nachfrage teilte Pfarrer U.Becker mit, das es selbst mit Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Vogel wieder nicht möglich war, im Förderprogramm berücksichtigt zu werden. Mit diesen Fördermitteln sollten die Baumaßnahmen fertiggestellt und der Kirchturm saniert werden. Nun muß wie schon in den letzten mind. 8 Jahren wieder ein neues Antragsverfahren durchlaufen werden - Ende und Ergebnis : Offen!
Meinung des Autors Michael Etzold dazu: Es ist eine Schande! Sollten der Anfangsbuchstabe "Z" und die Zugehörigkeit zur Sächsischen Landeskirche wie in all den vorherigen Jahren wieder dazu geführt haben, das die hiesige Kirchgemeinde ganz unten im Aktenstapel verschwindet? Bleibt festzuhalten - egal wer Eigentümer und Nutzer des Grundstückes oder des Kirchgebäudes ist - hier steht auf einem "Thüringer" Bodendenkmal ein "Thüringer" Kulturdenkmal, welches "Thüringer" Kulturschätze beinhaltet. Thüringer Politiker als auch Bundespolitiker - Schafft nicht nur neue Denkmäler - kümmert euch vorallem um den Erhalt der vorhandenen! Alles Spenden der Bürger ist ein Tropfen auf dem heißen Stein! Kirchgemeinden sind allein überfordert! Politiker, informiert euch über Preise und Kosten! Was nützt ein fünfstelliger Betrag, wenn davon gerade Gerüste gestellt und abgebaut werden können? An die Mitglieder des Gemeinderates richte ich den Appell: Zeigt Interesse für das Aushängeschild eurer Gemeinde! Auch in Zeiten knapper Kassen kann die Kommune aktiver Mittler zwischen kirchlichen und weltlichen Behörden sein. Erschwerend kommt hinzu, das im Ziegelheimer Fall sächsisches und thüringisches Recht, vor allem in Antragsverfahren verschieden ist.
Abschließend noch ein Wunsch: Es mögen sich doch Geldgeber finden, um auch im Innern der Kirche Rettungsarbeiten durchführen zu können. Wie am Bild des Deckengewölbes zu erkennen, ist zumindest eine Versiegelung bzw. eine Photogrammetrie dringend erforderlich, um die noch vorhandenen Bildinformationen der Decken- und Wandmalereien für eine künftige Restauration zu retten. Viele Bilder sind nur noch schwer erkennbar, Teile sind schon abgebröckelt. Schlimm ist es auch um die Apostelbilder an den Seitenwänden im Chor bestellt. Die Farbpikmente haben sich vom Putz gelöst (und könnten theoretisch bei Reinigungsarbeiten abgekehrt werden).
(Photogrammetrie - maßstabsgetreues, entzerrtes Fotografieren, um Bildvorlagen für Restaurationen zu sichern)










(Stand: Januar 2023)

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