Gemeinde / Kommune / Commun-Verband Ziegelheim
Als Gemeinde in kommunaler Selbstverwaltung existierte Ziegelheim von 20.Februar 1839 bis 5.Juli 2018.
Ziegelheim (inklusive Uhlmannsdorf) mit seinen Ortsteilen Niederarnsdorf und Gähsnitz galt als die größte Landwirtschaftsgemeinde des Kreises Altenburg (ohne Schmölln) mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 1024 ha. Von dieser Nutzfläche entfallen 85% auf Ackerland, davon wiederum sind 90% schwere Böden.
Die Gemeinde Ziegelheim erreichte ihre größte Ausdehnung ab dem 1.1.1973 mit der Eingemeindung von Engertsdorf.
Folgende Ortsteile umfasste die Gemeinde Ziegelheim zum Zeitpunkt der Eingemeindung in die Gemeinde Nobitz im Jahre 2018:
Ziegelheim - früher Cygilheim u.a. Schreibweisen. Am 23.3.1254 ersterwähnt - Hugo plebanus de cygilheim (Pfarrer Hugo) unterzeichnet eine Urkunde. Seit 20.02.1839 in kommunaler Selbstverwaltung. Seit 1.09.1952 inklusive seiner Ortsteile (ohne Hinteruhlmannsdorf und Heiersdorf) zum Kreis Altenburg gehörig. - Um das Jahr 1300 gelangt Ziegelheim (wie auch Uhlmannsdorf und Niederanrsdorf) in die Hände der Schönburger. Als Grund anzunehmen sind der Tod des Ritters Heinrich von Ziegelheim um eben diese Zeit. Aus dem Jahr 1289 datieren die beiden letzten urkundlichen Nachweise des Ritters Heinrich als Rittergutsbesitzer und Vasall des Burggrafen von Altenburg. Besagter Heinrich taucht bereits 1261,1273 und 1282 in Urkunden als Zeuge in unserer Region auf. Er wird in den Urkunden als "miles", also als Ritter bezeichnet, in der 1273er Urkunde sogar als "senior miles terrae", das heißt, als ältester oder in einem Vorrang stehender Ritter des Pleißener Landes. Mit dem Tod Heinrichs erlischt die Ziegelheimer Linie und das Rittergut fällt an den König als den Lehnsherren des Pleißnerlandes zurück, der vor Ort durch den Burggrafen von Altenburg vertreten wird. Mit dem 21.12.1299 datiert die letzte überlieferte Urkunde des "Theodicus dei gratia Burggraf de Aldenburc dms castro Rochsbc." - "Dietrich, Burggraf von Altenburg und Herr auf Rochsburg."- Die Burggrafschaft Altenburg geht in den Kriegswirren zwischen Königsmacht und den Wettinern als Territorialmacht unter. Die Wettiner setzen sich durch und mit ihnen die Schönburger, die fortan von den Wettinern mit der Grundherrschaft Ziegelheim (mit Uhlmannsdorf und Niederarnsdorf) belehnt werden. Das Geschlecht derer von Ziegelheim besteht in mehreren Linien außerhalb Ziegelheims fort, gibt seine Edelfreiheit auf und begibt sich als Ministeriale in Wettinische Dienste oder bekleidet kirchliche Ämter. - Ziegelheim ist seit 6.07.2018 Nobitzer Ortsteil.
Thiergarten – 1618 als selbständige Gemeinde gegründet, kommunale Selbstverwaltung seit 20.02.1839, am 1.3.1893 in Ziegelheim aufgegangen; bestand aus kleinen Handwerker-/Häusler-Grundstücken und zog sich entlang des Kirchbergs südwestlich beginnend und nördlich endend; der Ort umfasste in etwa die Grundstücke entlang des heutigen Thiergartens, der Schul-, Fleischer- und Kräutergasse; er wurde einst auf dem Gebiet eines abgeholzten Wäldchens angelegt, das den Guts-/Vorwerksbezirk auf dem Kirchberg räumlich vom Dorf Ziegelheim im Tal, entlang des Dorfbaches, trennte; als Dorf stellte Thiergarten dann die Verbindung Ziegelheims mit seinem Kirchbezirk (Kirche, Pfarre, Pfarrgut und Schule) her. Thiergarten war immer Teil der Parochie/Kirchgemeinde Ziegelheim und Teil des Gerichtsbezirks/Dingstuhls Ziegelheim. - Thiergarten ist heute nicht als Nobitzer Ortsteil anerkannt.
Uhlmannsdorf - Ähnliche Gründungszeit wie Ziegelheim. Seit 20.02.1839 in kommunaler Selbstverwaltung. Offiziell am 1.7.1950 nach Ziegelheim eingemeindet. Eingemeindung zum 15.08.1950 vollzogen. Früher Ulmsdorf und Ziegeluhlmannsdorf genannt, ursprünglich: Albrechtsdorf, Albersdorf, Almeßdorf, Ulms, dann Unter-Uwersdorf. Da Uhlmannsdorf bereits seit 1945 (Tod des letzten Uhlmannsdorfer Bürgermeisters Arno Eichler) durch den Ziegelheimer Bürgermeister und seine Gemeindeverwaltung mitverwaltet wurde und seit Ende 1948 regelmäßig die Uhlmannsdorfer und Ziegelheimer Gemeindevertreter zusammen tagten, ging Uhlmannsdorf schleichend bereits vor der DDR-Gründung 1949 in der Gesamtgemeinde auf. - Aus diesem Grunde ist Uhlmannsdorf ähnlich Thiergarten heute nicht als Nobitzer Ortsteil anerkannt.
Niederarnsdorf - Ähnliche Gründungszeit wie Ziegelheim. Seit 20.02.1839 in kommunaler Selbstverwaltung. Offiziell am 1.7.1950 nach Ziegelheim eingemeindet. Früher Nider Arnsdorf, Arnsdorff oder auch Arnoldsdorf, ursprünglich: Arnoldesdorp. Seit 6.07.2018 Nobitzer Ortsteil.
Gähsnitz - Ähnliche Gründungszeit wie Ziegelheim. Seit 20.02.1839 in kommunaler Selbstverwaltung. Offiziell am 1.1.1957 nach Ziegelheim eingemeindet. Tatsächlich ab 1.08.1952 Verwaltungsunion mit Ziegelheim. Ab 1.1.1956 keine Eigenständigkeit mehr. Früher auch Gäßnitz (öfter mit Gößnitz verwechselt), Gessenitz und Jesenitz genannt. - Seit 6.07.2018 Nobitzer Ortsteil.
Hinteruhlmannsdorf - offiziell am 1.7.1950 in Engertsdorf umbenannt. Am 23.3.1254 ersterwähnt - Hugold von Almsdorf (Alhamstorph) und Konrad von Almsdorf unterzeichnen eine Urkunde. Früher Uhlmsdorf, auch Almeßdorf. - Erklärung Namenswechsel von Ulm(ann)sdorf zu Hinteruhlmannsdorf: Um 1485 hieß dieser Ort nur Uhlm(ann)sdorf. Da er aber in diesem Jahr als Wolkenburger Besitz in die Hände der Herren von Ende kam und dort bereits ein Ullrichsberg, ein Uhlsdorf und auch ein Dürrenuhlsdorf existierten, setzte man das „Hinter-„ vor den Namen, da von Wolkenburg aus Hinteruhlmannsdorf weiter entfernt war, als Uhlsdorf. Im Jahre 1627 wurde Hinteruhlmannsdorf als Teil der Grundherrschaft Wolkenburg an die Herren von Einsiedel verkauft: "Verkauf der Grundherrschaft Wolkenburg mit allen Zugehörungen von Haubold von Ende auf Wolkenburg an Heinrich Hildebrand von Einsiedel auf Scharfenstein. Infolge totaler Verschuldung der Familie von Ende, die schon bis ins 16.Jh. zurückgeht, muß Haubold von Ende die Herrschaft aufgeben. Den Besitz übernimmt sein Hauptgläubiger H.H.von Einsiedel." Die Herren von Einsiedel bleiben bis 1945 Besitzer der Grundherrschaft Wolkenburg. - Schon im 15.Jh. besaßen die Herren von Helldorf als Vasallen / Dienstmannen den "Edelhof" (vormaliges Rittergut) Hinteruhlmannsdorf, waren aber dem Rittergut Wolkenburg gegenüber erbzinspflichtig. Die von Helldorfs scheinen diesen "Edelhof" im Jahre 1615 der finanzknappen Familie von Ende abgekauft zu haben, wurden so von Vasallen zu (Unter-)Lehnsnehmern und werteten den Edelhof Hinteruhlmannsdorf gewissermaßen wieder auf (in Richtung etwas Rittergut-Ähnlichem). Bereits 1644 verliert die Familie den Edelhof wieder, neuer Eigentümer wird ein Hans Grünwald. Auch dieser reicht ihn wenige Jahre später weiter: Um 1650 gelangt der Edelhof in den Besitz der Familie Trenkmann. Bis zum Kriegsende 1945 führen auschließlich "Trenkmänner" mit dem Vornamen "Gottfried" den Hof. Sowohl der Besitz durch die Familie Grünwald als auch durch die Familie Trenkmann zeigt, das es sich um kein Rittergut mehr gehandelt hat, da diese nur an Adlige verliehen wurden. Gewisse Freiheiten mag der Edelhof gegenüber der 1839 entstandenen politischen Gemeinde Hinteruhlmannsdorf genossen haben (genaueres unbekannt). Ab diesem Jahr erfolgte die Ablösung der Frondienste und sonstigen feudalen Lasten und folglich die Lösung der Abhängigkeit sowohl des Edelhofs als auch der gesamten Gemeinde Hinteruhlmannsdorf von der Grundherrschaft Wolkenburg und der Familie von Einsiedel als deren Besitzer. Der "Edelhof" wurde 1945 enteignet, da der Besitzer Gottfried Kurt Trenkmann Amtsträger des NS-Regimes (Bürgermeister) war. - Bis heute kommt es zu Verwechslungen zwischen Uhlsdorf, Dürrenuhlsdorf, Hinteruhlmannsdorf und Uhlmannsdorf. - Heute nicht als Nobitzer Ortsteil anerkannt, da Bestandteil des Ortsteiles Engertsdorf (mit Engertsdorf-Süd).
Heiersdorf - Ähnliche Gründungszeit wie Hinteruhlmannsdorf. Seit 1839 in kommunaler Selbstverwaltung. Offiziell am 1.7.1950 nach Engertsdorf eingemeindet. Auch Engertsdorf-Süd genannt. Früher Heyersdorf geschrieben, oft falsch als Hoyersdorf transkribiert. Heiersdorf hat eine fast identische Gründungs-Geschichte wie Hinteruhlmannsdorf, der größte Teil gehörte zur Grundherrschaft Wolkenburg. - Heute nicht als Nobitzer Ortsteil anerkannt, da Bestandteil des Ortsteiles Engertsdorf (mit Engertsdorf-Süd).
Engertsdorf (mit Engertsdorf-Süd) - Am 1.7.1950 aus der Zusammenlegung und Umbenennung der Gemeinden Hinteruhlmannsdorf und Heiersdorf (bei Niederwiera) entstanden. Offiziell am 1.1.1973 nach Ziegelheim eingemeindet. - Seit 6.07.2018 Nobitzer Ortsteil.
Zu bemerken sei noch, daß die Commun / der Communverband Ziegelheim aufgrund seiner schönburgisch-sächsischen Insellage inmitten altenburgischen Territoriums seit Jahrhunderten eng zusammenarbeitete. Er umfasste im Kern die eigentliche Kirchgemeinde Ziegelheim, bestehend aus Ziegelheim, Uhlmannsdorf, Thiergarten und Niederarnsdorf. Gähsnitz war in der Vergangenheit in die Verwaltungsstrukturen und auch kirchlich nach Oberwiera ausgerichtet. Heiersdorf (Engertsdorf-Süd) gehörte verwaltungstechnisch und kirchlich (bis heute) zum altenburgisch-thüringischen Niederwiera. Hinteruhlmannsdorf (Engertsdorf) gehörte verwaltungstechnisch zum altenburgischen-thüringischen Langenleuba-Niederhain, kirchlich bis heute nach Frohnsdorf.
Eine historische Beschreibung von Ziegelheim fand der Autor im Buch
"Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, enthaltend eine richtige und ausführliche geographische, topographische und historische Darstellung aller Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Höfe, Gebirge, Wälder, Seen, Flüsse, etc., gesammter Königl. und Fürstl. Sächsicher Lande, mit Einschluß der Fürstenthümer Schwarzburg und Erfurt, so wie der Reußischen und Schönburgischen Besitzungen; verfaßt von August Schumann."
Der Dreizehnte Band umfasst "Wiesenburg bis Zwutzsch" und unter "Z" befindet sich folgender Artikel, welcher Ziegelheim im Jahre 1826 beschreibt:
Ziegelheim, ein ansehnliches, wohlhabendes und meist schön gebautes Pfarrkirchdorf des königlich-sächsischen Amtes Zwickau im erzgebirgischen Kreise, bildete mit dem nördlich anstoßenden Uhlmannsdorf, dem mit Ziegelheim zusammengebauten und eine Commun ausmachenden Thiergarten, dem in Nordwest nahe gelegenen Dörfchen Niederarnsdorf, 11 Häusern von Gähsnitz (auf den Karten auch Jesenitz), einem Gute zu Frohnsdorf und 2 in Hoyersdorf (welche letzteren 3 Orte übrigens altenburgisch sind) ein altschriftsässiges Gericht, aber ohne Gutswirthschaft, da diese bis auf einen Teich unter die Unterthanen schon längst zerschlagen ist, so daß die Nutzungen nur in Gerichts-, Lehns- und Zinsemolumenten bestehen. Jetziger Besitzer dieses Gerichtes oder des Dingstuhles Ziegelheim ist der Fürst Otto Victor, Herr von Schönburg-Waldenburg. Ueberhaupt ist das Schönburgische Geschlecht schon seit dem 14.Jahrhunderte - wiewohl es das Gericht oft und noch bis 1761 verpfändet hatte - im Besitz von Ziegelheim gewesen, wie es denn 1373 schon Friedrich III. seiner Gemahlin Katharine (Burggr. v. d. Dohna) zum Leibgedinge aussetzte; auch verpfändeten die Gebrüder von Schönburg 1388 die Gefälle von Ziegelheim und Niederarnsdorf an ihren Neffen Wladislaw von Kolobrad oder Kollowrath, dem sie jährlich 200 Schock auszuzahlen hatten. Zur nämlichen Zeit und später gab es indessen auch ein Adelsgeschlecht von Ziegelheim, wie denn noch 1471 Dietrich von Czygelheim Jessen besaß und Voigt zu Schweinitz war. Nach langwieriger Verpfändung löste Graf Otto Ludwig Ziegelheim ein, und verband dessen Verwaltung anfangs mit jener von Waldenburg, schlug es aber 1701 zur Erbportion seines dritten Sohnes Ludwig Friedrich, also zu der der neugebildeten Herrschaft Stein. Letzterer verpfändete Ziegelheim abermals, bis es 1761 sein Sohn Albert Karl Friedrich, Großvater des jetzigen Besitzers, wieder einlöste. Jetzt ist der Amtmann oder ein Amtsactuar zu Waldenburg gewöhnlich zugleich Justitiar zu Ziegelheim, wo die Gerichtstage in einer der 7 Brauschänken (unter welchen der Gerichtshalter die Auswahl hat) gehalten werden müssen. Die Gerichtsschöppen leiden keinen besonderen Gerichtsdiener, sondern besorgen nach uralter Observanz dessen Verrichtungen selbst. Die erwähnten sieben Schenken können alle zugleich brauen. - Ziegelheim liegt (mit seinem Zubehör in der Größe einer Viertelquadtratmeile rundum vom Sachsen-Gothaischen Amte Altenburg umschlossen und die größte Exclave des Königreichs bildend) 1 3/4 Stunden nördlich von Waldenburg, 2 1/2 Stunden südöstlich von Altenburg, 2 1/4 Stunden von Penig, 6 1/2 Stunden von Zwickau, an einem Nebenwege von Waldenburg nach Altenburg, in einer sehr fruchtbaren, auch angenehmen und sehr hügeligen Gegend, längs einem Bache, der über Gähsnitz entspringt, meist nordwärts fließt und nach 1 1/4 Stunden langem Laufe bei Wiesebach das linke Ufer der Wiehra erreicht, die auch die hiesige Flur von der Frohnsdorfer trennt. Ein Theil des Ortes, nebst der großen, schön gebauten, hoch gethürmten, weit und breit sichtbaren und die Gegend zierenden Kirche, zieht sich vom linken Ufer die Höhe hinaus und ist, gegen die hiesige Landesart, wie eine Stadt in Gassen gebaut; auch soll Ziegelheim, wie Einige wollen, ehedem wirklich städtische Gerechtsame gehabt haben. Die Kirche - von den Leipziger Thürmen aus sowohl, als auf den böhmischen Gränzbergen sichtbar - steht unter gerichtsherrlicher Collatur. Dazu gepfarrt sind Niederarnsdorf, Thiergarten und Uhlmannsdorf und das Filial ist Franken, theils in die Herrschaft Waldenburg, theils ins Amt Zwickau gehörig und jetzt mit einem besondren Schulmeister versehen. In den 5 Jahren 1816 bis mit 1820 zählte man in der Parochie 203 Geburts- und 147 Todesfälle, woraus sich eine Seelenzahl von 1100 ergibt. So stark ist auch nur etwa die Seelenzahl im Dingstuhle oder doch nur gegen 1150 Köpfe stark, obgleich schon 1801 in ungefähr 200 Häusern 1029 Consumenten gezählt wurden. Der Ort hat einen Gasthof und Antheil an dem südwestlich von hier beginnenden, ansehnlichen Holze, das bis Niederwiehra reicht.