Heimatforschung Ziegelheim

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Kirchenumbau

Umbau und Renovierung der Kirche zu Ziegelheim 1903-04



Der Umbau / die Renovierung der Kirche zu Ziegelheim erfolgte 1903 -04. Die Planungen zogen sich viele Jahre hin, das erste Gutachten wurde 1896 erstellt. Obwohl im Gutachten anders beschrieben, herrschte Kostendruck und die Finanzierung mußte erst sichergestellt werden. Erst wenige Jahre zuvor, 1890,  war der (Kirch-)Schulneubau neben der Kirche fertiggestellt worden. Auch die daraus resultierenden langjährigen finanziellen Belastungen der Parochie-Gemeinden führten zur Auflösung der Gemeinde Thiergarten und dem Beitritt zur Gemeinde Ziegelheim am 1.03.1893. Wie das rechte Bild zeigt, erhielt Architekt Zeißig tatsächlich den Zuschlag - Sein Name ziert die Wand rechts neben dem südlichen Haupteingang. Wie die Bilder unterhalb des Gutachtens zeigen, sind die Schwerpunkte aus den Schramm`schen Gutachten und den Vorschlägen Zeißigs genauso umgesetzt worden.

Abschrift vom 2.Februar 1899.
Zufolge einer Bemerkung im letzten Jahresberichte
Der Superintendentur Glauchau haben wir bei dem Verein
für kirchliche Kunst eine Besichtigung und Begutach-
tung der Kirche zu Ziegelheim angeregt.
Das Ergebnis wolle die Kircheninspektion aus
Den Beilagen ersehen. Es ist nunmehr Entschließung
Des Kirchenvorstandes über die Instandsetzung der
Kirche herbeizuführen und sodann seiten der
Kircheninspektion gutachterlicher Bericht zu erstatten.

Dresden, am 10.Dezember 1896.
Evangelisch-lutherisches Landesconsistorium.
(gez.) von Jahn.

An
Die Kircheninspektion
für Ziegelheim.   Eingegangen 21.12.1896.

Abschrift

An
das hohe Directorium des
Vereins für kirchliche
Kunst
Dresden.


Ueber die Kirche in
Ziegelheim beehre ich mich, folgendes
zu berichten.
Dieses interessante Baudenk-
mal verdient, daß es einer
baldigen Renovation unterzogen

wird. Der massive Constructionsbau, die schön gegliederte
spätgotische Architektur und die Gewölbeflächen sind in
ihrer Urprünglichkeit wieder herzustellen und zu restaurieren.
Der Ausbau der Kirche stammt aus der Barock-
zeit und kann zum größten Theile erhalten bleiben.
Zu beseitigen sind die Emporeinbauten auf dem Altarplatz,
vor dem Orgelchor und die zweite Empore an der Nordseite.
Wie aus der beiliegenden Querschnittskizze
zu ersehen ist, wird der Spitzbogen und das schöne Gewölbe
der Turmhalle durch die vorgebaute Empore verdeckt.
Das eigentliche Schiff der Kirche ist aber so kurz
bemessen, daß die hohe geräumige Turmhalle die
fehlende Längenausdehnung des Schiffes ergänzt
und nach Wegfall des Emporvorbaues sehr gute Plätze gewährt.
Der Zugang von Westen ist bisher nur wenig
Benutzt worden und könnte ganz in Wegfall
kommen. Statt dessen ist zur Beleuchtung der
Thurmhalle eine schöne Rosette in der Längsare (?-achse?)
der Kirche anzubringen, welche zugleich einen passenden
Abschluß für das Innere der Kirche, nach dieser Seite zu, giebt.
Die beiden Hauptzugänge der Kirche, welche
an der Südseite liegen, können da bleiben, und sind
mit entsprechender Vorhalle und Windfang zu versehen.
Die Beibehaltung dieses am Altarplatz gelegenen
Zuganges ist deshalb zu empfehlen, weil der verhältniß-
mäßig sehr lange Chor noch für Gestühl nutzbar bleiben muß.
Zu verwehren sind die jetzt im Innern der
Kirche offen eingebauten, steilen Emporentreppen.
Die südliche Empore ist mit der Thurmtreppe, welche
hell und mit Zugang von Außen herzustellen ist,
in Verbindung zu bringen.
Für die nördliche
Empore ist ein Zugang von Außen an der
Sakristeiseite zu projektieren und danach
zu streben, über der Sakristei eine Logia zu
schaffen, in welcher zum Theil die wegfallenden

Emporenplätze Ergänzung finden.
Auf der Orgelempore muß noch mehr Platz für
die Sänger gewonnen werden.
Die Malerei im Schiffge-
wölbe, welche die Leiden des Heilandes darstellen soll, ist
entweder unter Benutzung der vorhandenen Motive künst-
lerisch und stylvoll neu zu verwirklichen oder durch
einfache, zur Architektur passende Malerei zu ersetzen.
Das Gleiche gilt von der Malerei im Chor,
welche ebenfalls in Farbe und Zeichnung wenig Kunstwerth besitzt.
Der Altar, welcher in verschiedenen Abtheilungen
das Abendmahl, die Geburt, die Kreuzigung, Himmelfarth
etc. darstellt, und in Holz und Gips in sehr großen Dimen-
sionen ausgeführt ist, bedarf einer gründlichen Renovation.
Dasselbe gilt von der gleichen Material(s) vor-
handenen Kanzel.   
Vor Ausführung vorstehender Ar-
beiten sind die Dachflächen zu untersuchen und in
Ordnung zu bringen.
Um die Baukosten festzustellen,
ist eine weitere Untersuchung des Baues und
Festsetzung der Pläne nothwendig. Schätzungsweise
dürfte je nach Durchführung eine Summe von
20 bis 30.000 Mark erforderlich sein.
In größter Hochachtung – Julius Zeißig.

Leipzig, den 19.Oktober 1896

Eingegangen den 23.November 1896.
An das Directorium
des Vereins für kirchliche Kunst hier.
------------
Kleine Notizen links:
(Kreishauptmann hieß von Bosse)
Am 12.Nov. 1896 ist Herr Architekt Schramm und Kreishauptmann aus Bautzen hier gewesen und haben unsere Kirche einer eingehenden Besichtigung unterzogen.
Die Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Dresden empfiehlt dem Kirchenvorstand die Ausarbeitung eines Planes und Kosten-Anschlages dem Architekt Zeißig zu übertragen jedoch mit dem Bemerken, diese Ausarbeitung nach dem hier nun folgenden Schrammschen Gutachten bewirken zu lassen.
------------
Die unterzeichnete Kommission
hat in Verfolg des gefälligen Schreibens des Directoriums
des Vereins für kirchliche Kunst vom 22. vorigen
Monats die Kirche zu Ziegelheim am 12. dieses Monats
einer eingehenden Besichtigung unterzogen.
Das Ergebnis der letzteren wolle das geehrte
Directorium aus dem in Abschrift beigefügten
Gutachten des Architekten Schramm ersehen.
Nach Ansicht der Kommission dürfte es
sich empfehlen, den Architekten Zeißig mit Aus-
arbeitung eines Planes und Kostenanschlages
nach Maßgabe des Schrammschen Gutachtens
zu beauftragen.
Wie die Kommission aus der
Mit dem Pfarrer Hoffmann und zwei Mitgliedern
des Kirchenvorstandes zu Ziegelheim gepflogenen
Rücksprache annehmen zu können glaubt, würde
Die Kirchgemeinde wohl in der Lage und auch bereit
sein, den auf höchstens 20.000 Mark veranschlagten
Kostenaufwand für Erhaltung ihres werthvollen
Gotteshauses aufzubringen.
Dresden, den 19.November 1896.
Die Kommission
zur Erhaltung der Kunstdenkmäler.
Gez. von Bosse.

Gutachten
betreffs der Kirche in Ziegelheim.

Die Kirche in Ziegelheim, welche
durch ihre sehr hohe Lage die ganze Gegend beherrscht, ist
nach Steche in den Jahren 1507-15 erbaut. Die
Formen und Bauweise entsprechen dieser Zeit.
Eine eingehende Beschreibung des Baues
kann ich unterlassen, da diese bei Steche Heft XIII
Seite 43-46 zu finden ist, nur ist zu erwähnen, daß
der Grundriß Seite 44 nicht ganz correct ist, da die
angegebenen beiden seitlichen Fenster der Thurmhalle
nicht vorhanden sind, und sich in der Westmauer
des Thurmes kein Fenster, sondern eine Thür befindet.
ferner ist der Zugang zur Thurmtreppe nicht
von der Thurmhalle aus, sondern von der südwestlichen
Ecke des Schiffes.
Dann fehlt im Grundriß eine an
der Nordseite des Schiffes westlich von der Sakristei,
hergestellte Halle, die früher offen war, jetzt aber geschlossen
ist und als Todtenhalle dient.
Diese Halle ist insofern
interessant, als sie aus der Zeit der Erbauung
der Kirche stammt, aber doch nicht zum ursprünglichen
Plan gehört, weil die betreffende Ecke der Sakristei
und die Fläche des Strebepfeilers ordnungs-
mäßig gequadert sind, an welche die Halle
ohne Verband anlehnen.
Die nördliche Oeffnung
der Halle hat reich profilierte Umrahmung aus

Rochlitzer Porphyr, die aber bei der Zumauer-
ung theilweise zeerstört ist. Ein schönes Kreuz-
gewölbe mit doppelt gekehlten Rippen über-
deckt die Halle.
Die ganze Kirche zeigt eine sehr
sorgfältige Ausführung, gehört zu den besten Ar-
beiten der Rochlitzer Bauhütte und den schönsten
Kirchen des Landes.
Mit Ausnahme der Dachdeckung ist das ganze
Gebäude tadellos erhalten, wenn es daher restauriert
werden soll, so hat dieses mit der größten Gewissenhaftig-
keit zu geschehen und sich in der Hauptsache auf die Beseitigung
späterer Zuthaten und würdigen Gestaltung des Innern
zu beschränken.
Da ich mit Herrn Zeißig in mehreren Punkten,
wie Herstellung der Loggia über der Sakristei, Anlage eines
Treppenhauses an der Westmauer derselben, Anbringung
einer Rosette in der Thurmhalle, nicht einverstanden bin,
sein Gutachten mir überhaupt viel zu summarisch gehalten
ist, so nehme ich auf dasselbe nicht weiter Rücksicht.
Wenn diese Kirche ordnungsgemäß restauriert
werden soll, so ist hierbei folgendes zu berücksichtigen.

A. Äußeres.

Hier ist sehr wenig zu thun, nöthigenfalls kann
diese Arbeit einer späteren Zeit vorbehalten werden.
Die Gesimse, die Ecken, der Strebepfeiler, Maaß-
werke, Fenster- und Thürumrahmungen etc., sind
aus Rochlitzer Porphyr hergestellt, und verhältniß-
mäßig sehr gut erhalten, wenn auch stellenweise
eine Ecke fehlt, so stört dieses durchaus nicht, und man
fuge nur die Steine neu aus, unter keinen Um-
ständen versuche man die Ecken durch Putz oder der-
gleichen wiederherzustellen. Die Mauerflächen sind

einfach mit einem groben Putz, sogenanntem Spritzbewurf zu über-
ziehen.
Die schadhafte Dachfläche soll schon im nächsten Jahr neu
gedeckt und mit Dachrinnen versehen werden.

B. Inneres.

Im Innern der Kirche befinden sich drei störende
Emporeneinbauten, eine an der Nordseite des Altarplatzes,
eine zweite an der Nordwand des Schiffes, und eine
westliche vor dem Orgelchor, deren Beseitigung unbedingt
erforderlich ist, ob diese aber mit Rücksicht auf die hierdurch
verloren gehenden Sitzplätze zulässig ist, da die jetzige Sitzplatz-
zahl nicht verringert werden darf, ist zunächst zu untersuchen.
Durch die Beseitigung der 3 Emporen würden folgende
Plätze verloren gehen.
Die Empore des Altarplatzes enthält 30 Sitze, die nördliche
2. Empore im Schiff 16, die westliche 17, in Summa 63 Plätze.
Es läßt sich nun in folgender Weise Ersatz schaffen.
Das an beiden Seiten des Altarplatzes befindliche Gestühl ist
durch sogenannte Halbmonde, in einzelne Sitze getheilt, hierdurch
geht nicht allein viel Platz verloren, sondern die Sitze werden
auch sehr unbequem.
Durch Beseitigung der Halbmonde werden
die Sitze bequemer und auf jeder Bank hat eine Person mehr
Platz, so daß 14 neue Plätze gewonnen werden.
Durch Erhöhung des hinteren Theiles der verbleiben-
den seitlichen Empore im Schiff wird die dort befindliche
hintere Bank benutzbar, wodurch wiederum 30 Plätze
gewonnen werden.
Durch Verlegung der Emporentreppen
aus dem Innern werden unten 8 und oben 6 Plätze ge-
wonnen.
Dann werden die 7 hintersten Bänke der

Thurmhalle, wegen Mangel an Licht gar nicht benutzt, wird
hier genügend Licht geschaffen und der Zugwind beseitigt, so
entstehen hier 49 sehr gute Plätze.
Es sind demnach 14+30+8+6+49=107 neue gute
Plätze geschaffen, während bei Beseitigung der 3 Emporen
nur 63 verloren gehen, diese Aenderung kann deshalb
unbedenklich ausgeführt werden, und die Herstellung
einer Loggia über der Sakristei wird überflüssig.
Wenn ich nun die Umgestaltung des
Inneren beschreibe, so will ich mit dem Altarplatze beginnen.

Altarplatz

Die schönen Gewölbe, deren reich profilierte
Rippen aus Rochlitzer Stein tadellos erhalten sind,
und die Flächen reizvoll überspannen, stehen unten
auf Consolen, die in der Form von Köpfen ausge-
bildet sind.
Die Kappenflächen sind geputzt und enthalten
Theilweise auf fast weißem Grund Darstellungen musi-
Cirender Engel, welche auf Wolken schweben. Diese Malereien
sind nicht uninteressant und werthlos, sie sind aber in
späterer Zeit durch Bemalung verdorben, so hat man mit
ganz dunkler Farbe den Engeln große Schnurbärte gemalt,
an anderer Stelle ist ein Gesicht, ein Gewand oder die
Wolken mit dieser Farbe angestrichen. So sehr die Er-
haltung derartiger Malereien zu befürworten ist, so wird sie
hier kaum möglich sein, denn mit der Entfernung
der entstellenden Zutaten werden die besten Theile der
Malerei beseitigt werden müssen.
Ich empfehle deshalb
die Rippen der Gewölbe zu reinigen, die Kappen neu
zu putzen und zu bemalen. Die Malerei muß aber
sehr einfach gemacht werden, es dürfen nur ver-

einzelt Ornamente Verwendung finden, da sonst die reizvolle
Wirkung der Gewölberippen beeinträchtigt werden könnte.
Die Wände sind ebenso wie die Gewölbe zu behandeln
und in der Färbung tiefer zu halten. Das Maaßwerk
und die Einfassungen der Fenster sind zu reinigen, die
jetzigen profanen Verglasungen mit ihren Holzrahmen
zu beseitigen und durch Bleiverglasungen in hellen Farben
mit einfacher Bemalung zu ersetzen.
Die Umänderung des Gestühls
ist schon vorher angegeben. Deren Bemalung kann belassen
werden und ist eventuell zu firiren.
Der Fußboden müßte einen
neuen Belag aus gebrannten Thonplatten erhalten.
Die südliche Eingangsthüre ist zu belassen, muß
aber entweder mit einem Windfang im Innern, oder
mit einer äußeren Vorhalle versehen werden.
Der ursprüngliche Altar steht nicht mehr in
der Kirche, Reste desselben befindn sich auf dem Dachboden,
sind aber unbrauchbar.
Der jetzige große Altar, aus Holz
geschnitten, dem 17.Jahrhundert entstammend, ist bemalt und
kann belassen werden, er ist aber zu ergänzen und
neu zu bemalen.
Die Kanzel, eine ähnliche Arbeit,
ist ebenso zu erhalten und an ihrem jetzigen Platz zu belassen.
Der Taufstein, eine Arbeit aus dem Anfang des
16.Jahrhunderts, aus Rochlitzer Stein, ist auch zu erhalten,
der untere Theil hat aber durch Feuchtigkeit gelitten, sie ist des-
halb auf eine Bleiplatte zu stellen, um sie gegen die
Grundfeuchtigkeit zu isolieren.

Schiff

Die Gewölbe und Wände sind in derselben Weise,

wie auf dem Altarplatz zu behandeln. Die Verglasung ist
ebenfalls in ähnlicher Weise, aber einfacher, herzustellen.
Die beiden seitlichen Emporen sind in ihrer jetzigen
Breite neu herzustellen, die hintere Sitzbank ist entsprechend
zu erhöhen. Die Vorderbrüstung ist unteer Beibehaltung der
Bilder, die zu reinigen sind, neu zu machen. Einzelne
Bilder, die beschädigt sind, oder sonst Mißfallen erregen,
können durch andere, aus den disponibel werdenden
Bildern der zu beseitigenden drei Emporen ersetzt werden.
Die Emporentreppen sind außen anzubahnen.
Für die südliche ist die jetzige Thurmtreppe, wenn sie
einen Zugang von Außen erhält, zu verwenden, da-
gegen ist es erforderlich, an die Nordseite ein neues
Treppenhaus, westlich von der Todtenhalle, zu erbauen.
Der sich hier befindliche kleine Anbau für
Geräthe muß beseitigt werden und wird überhaupt
Entbehrlich, da die Geräthe in einen Raum unter der
Neuen Treppe aufbewahrt werden können. Das Gestühl,
welches jetzt derartig aufgestellt ist, daß die Kirche keinen
Mittelgang, aber 2 Seitengänge hat, ist entweder in dieser
Art neu herzustellen, oder es wird ein breiter Mittelgang
gemacht. Letztere Anordnung hat ja große Vortheile, bringt
aber hier den Nachtheil, daß die seitlichen Bänke ver-
hältnismäßig lang werden und 9 Plätze aufnehmen müssen.
Eine andere Anordnung wäre aber noch die,
daß man einen Mittelgang machte, an den links
und rechts 3m lange Bänke stehen, und zwischen
diesen und den Umfassungsmauern Bänke der Länge
nach stellt, die von beiden Enden zugänglich sind.
Eine genaue Planung muß hierüber Aufschluß geben.
Der Fußboden unter den Bänken ist aus
Holz und der in den Gängen aus gebrannten Thon-

platten, einfacher wie auf dem Altarplatze, herzustellen.
Der südliche Eingang mit der interessanten Thüre
ist zu belassen und hat einen Windfang zu erhalten.
Die Thurmhalle, welche nach Beseitigung der westlichen
Empore mit zum Schiff gezogen wird, ist betreffs der Gewölbe,
Wände und Fußbodden, wie das Schiff zu behandeln, da
sie aber keine Fenster hat, so ist westlich ein solches herzustellen.
Die wenig benutzte Thür kann in ein Fenster um-
gewandelt werden, indem man unten eine Brüstung
und oben , in der Form der Thür, ein Fenster macht.
Nöthigenfalls kann das ganze Thürgerüst höher
Gestellt werden, damit das Fenster größer wird. Ein Rosetten-
fenster mache man nicht.
Die an der Nordseite befindliche
Sakristei ist hier zu belassen, nur der Kirche entsprechend
zu deroviren und mit Heizung zu versehen.
Auf dem Dachboden der Sakristei befindet sich ein wenig werth-
voller, fast lebensgroßer Christuskörper.
Ob die ganze
Kirche geheizt werden soll, wäre vom Kirchenvorstand
zu entscheiden.
Die Kosten einer derartigen sachgemäßen
Erneuerung des Innern werden kaum 20.000 Mark
betragen.
Wenn die Kirche in der vorbeschriebenen
Weise erneuert wird, so verspricht die Arbeit einen
ganz bedeutenden Erfolg, und wird zu den schönsten
Dorfkirchen Sachsens zählen.

Dresden am 17.November 1896.
Gezeichnet Chr. Schramm.

An das hohe Directorium
des Vereins für kirchliche Kunst Dresden.

Die Kirche zu Ziegelheim betreffend habe ich
von dem Vorschlag der Kommission zur Erhaltung der
Kunstdenkmäler, sowie von dem Gutachten des Herrn
Architekt Schramm Kenntniß genommen und kann
nur meine große Freude aussprechen über den
weiteren Verlauf und gegenwärtigen Stand dieser
Angelegenheit.
Das Gutachten ist sehr ausführlich und
sachlich gehalten.
Die Hauptanordnung entspricht der An-
schauung in meinem Bericht und ergänzt die von
mir nur angedeuteten Punkte in eingehender
Darlegung der einzelnen Objecte, so daß ich mich mit
dem Gesammt-Vorschlag des Herrn Schramm einver-
standen erkläre und gern bereit bin, danach die weitere
Ausarbeitung eines Planes und Kostenanschlages
vorzunehmen.
Die Herstellung der von mir ange-
deuteten Loggia kann (ent)fallen, nachdem der Nach-
weis der Platzbeschaffung auch ohne diese Erweiterung
bereits erbracht ist. Damit fällt auch die Anlage einer
Treppe an der Sakristei und empfehle ebenfalls
nunmehr diese Treppe bei dem Gerätheraum anzulegen.
Die Art der Beleuchtung der Thurmhalle, ob durch
Rosette oder ein anderes Fenster, dürfte bei der Bear-
beitung des Projects zur geeigneten Lösung führen.
Jedenfalls ist aber die Lichtfläche an dieser Stelle

möglichst groß und hoch anzulegen, damit die Leucht-
kraft bis in das Schiff hineinreicht.
Zur Erklärung dafür, daß mein Bericht
Summarisch gehalten ist, erlaube ich mir die Zuschrift des
Herrn Pastor Hoffmann beizulegen, welche ich 8 Tage nach
Besichtigung der Kirche erhalten habe und der zufolge für
rathsam hielt, alle weiteren Detailbesprechung erst mit
dem Auftrag zu einem Project und Kostenanschlag
in Erledigung zu bringen.

In größter Ehrerbietung
Julius Zeißig.

Leipzig, den 3.Dezember 1896.

1. Das Vordach der in Turmnähe befindlichen Süd-Tür wurde entfernt.
2. Die alten, in Holzrahmen befindlichen Fenster wurden gegen Bleiglasfenster ausgetauscht.
3. Die alte Tür wurde ausgetauscht. Der obere Teil der alten Tür enthält die Inschrift über die Grauen des 30jährigen Krieges und ist erhalten geblieben. Er hängt heute in der Sakristei.

Das auf dem alten Bild zu sehende, weiß verputzte Häuschen ist der im Gutachten erwähnte angebaute Geräteschuppen. Er wurde abgerissen. An seiner Stelle wurde im alten Stil ein neues Treppenhaus mit Außenzugang errichtet. Über dieses Treppenhaus gelangt man auf die Nordempore im Kirchenschiff. Unter der Treppe befindet sich, wie geplant, ein Geräteraum. Sowohl der abgerissene Geräteschuppen als auch das neue Treppenhaus schließen an die Leichenhalle an, in deren Verlängerung (nach dem Rundtor) sich die Sakristei anschließt, welche ebenfalls einen eigenen Außenzugang besitzt (nicht zu sehen, auf der Ostseite).

1. Das Vordach der südlichen Haupteingangs-Tür (Choreingang) wurde entfernt.
2. Die alten, in Holzrahmen befindlichen Fenster wurden gegen Bleiglasfenster ausgetauscht.
3. Die alte Tür wurde ausgetauscht.

1. Die der Sakristei vorgelagerte, im Altarbereich befindliche und auf dem alten Bild zu erkennende Empore wurde abgetragen.
2. Die von Architekt Zeißig favorisierte "Loggia" über der Sakristei wurde nicht verwirklicht, in diesem Bereich befinden sich heute die Malereien der Propheten.
3. Die einfachen, holzgerahmten Fenster hinter dem Altar wurden durch wertvolle, gestiftete, Bleiglasfenster ersetzt.

1. Die Orgel wurde von der Orgelempore weg etwas nach hinten in den Turm versetzt, um Platz für Chorsänger zu schaffen. Um diesen Orgel-Platz zu erhalten, mußte die Bälge-Tret-Anlage eine Turm-Etage nach oben, direkt über die Orgel umziehen.
2. Die der Orgelempore vorgelagerte Holz-Empore mußte samt Treppenaufgang weichen. Die an der Südseite, zwischen Kanzel und Turm verbliebene Empore erhielt einen neuen Zugang über das Turmtreppenhaus (auf dem rechten Bild gut zu erkennen).
3. Die auf der Nordseite befindliche Empore erhielt Zugang über das neu erbaute Treppenhaus mit Außenzugang.
4. Durch Abtragung der Empore wurde das Schiff "in die Turmhalle hinein verlängert". Dadurch konnten dort zusätzliche Sitzplätze entstehen. Das Lichtproblem in der Turmhalle (bis 1915 gab es kein elektrisches Licht in der Kirche) wurde durch Wegfall der nichtgenutzten Westtür und EInbau eines großzügigen Fensters samt Rosette gelöst.

Durch das Abtragen der Vordächer an den beiden Südtüren machte sich der Einbau von Wetterfängen erforderlich, die in Form von "Wetterkästen / Wetterschleusen") innen eingebaut wurden. Dies stellte an der in Turmnähe befindlichen Tür kein Problem dar. Wegen Platzmangels mußte man am Chor-Haupteingang aber die historische Kanzeltreppe einkürzen. Das alte Bild zeigt den ursprünglichen Aufgang und die Enge im Türbereich. Das rechte Bild zeigt hinter der Kanzel den Holzkasten der Wetterschleuse.
Das alte Bild zeigt im Hintergrund den Treppenaufgang zur alten Empore. Auch die Tür im Turm als Zugang zur verbliebenen Südempore fehlt noch.

Trotz der Kritik an fehlerhaften Übermalungen im Gutachten, zeigt das alte Bild bessere Farbqualitäten als heute. Besonders zu bemerken ist, daß die wichtigsten Symbole in den beiden Gewölbe-Abschlußsteinen - die Jahrezahl 1518 und das Wappen der Anna von Rieneck - noch deutlich farblich unterlegt zu sehen sind. Auch sonst scheint eine bessere Farbqualität genutzt worden zu sein. Überliefert ist, das sämtliche Gewölbebemalungen abgepaust wurden. Dem folgte ein Neuputz, auf den die abgepausten Bemalungen wieder neu aufgetragen wurden.
Auf dem rechten Bild ist der Taufstein im Vordergrund zu sehen. Dieser wurde im Zuge der Umbauarbeiten in den Altarraum umgesetzt. Bis dahin war sein Platz in der Turmhalle, mit ihm im Zusammenhang stehen dort Bemalungen und nicht mehr erkennbare Sprüche. Im Hinterkopf sei zu behalten, das man ursprünglich die Kirche durch die Turmhalle betrat. Am heutigen Standort des Taufbeckens befand sich jahrhundertelang das Grab des Pfarrers Zeitler. Dieses wurde entfernt, die Überreste wurden nach außen an die Südwand umgebettet, die in die Außenwand eingelassene Schiefertafel zeugt davon.

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü